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Auf der MS "Figaro" der schwedischen Schiffahrtslinie Wallenius nach dem Fernen Osten

Erster Teil: (--> Zweiter Teil)                   Zu den Bildern des 1. Teils: (--> Erster Teil Bilder)

Die unbarmherzige Sonne Arabiens brennt erbarmungslos vom Himmel, der Schweiss tropft uns bei über 40 Grad ununterbrochen von der Stirn. Es ist l5.55 Uhr des 20. Mai - fünf Minuten vor Ablegen des Schiffes. Die Zollformalitäten im Hafen von Port Rashid in Dubai sind endlich erledigt und wir folgen aufgeregt dem Auto-Konvoi unserer "Lotsen" zur Rampe des auslaufbereiten Autotransporters "Figaro" der schwedischen Wallenius-Schiffahrtslinie, der uns in drei Wochen in eine andere Welt entrücken wird. "Ich zweifelte, dass Ihr es schaffen werdet", begrüsst uns erleichtert der zuständige Repräsentant für den Mittleren Osten, der sich massgeblich für unsere Mitreise eingesetzt hat. Auch der verständnisvolle Stellvertreter des Zollchefs und die hilfreichen Angestellten der Gulf Agency Company lassen es sich nicht nehmen, uns zum Abschied noch wohlwollend die Hände zu schütteln - alle freuen sich mit uns, dass es geklappt hat, den dem Strassenzoll gegenüber bürokratischeren Papierkrieg so kurzfristig zu organisieren. Denn der erfreuliche Entscheid, dass wir an Bord des "Figaro" mitreisen können, erreichte uns erst anderthalb Tage vor Abfahrt.

Dann tuckert die "Figaro" langsam aus dem Hafen, über dem eine bleierne Hitze schwebt, und lässt die attraktive Skyline von Dubai im Dunst zurück. Es ist ein wehmütiger und emotionaler Abschied von dieser für uns speziellen Ecke der Welt, die uns so fasziniert und und bei jedem Besuch mehr ans Herz gewachsen ist, nicht zuletzt, weil wir dieses Mal besonders kostbare freundschaftliche Kontakte geknüpft haben.

Der Empfang auf der 5400 Autos fassenden "Figaro" ist überwältigend, der Standard der Unterkünfte ist hoch. Der bärtige, schwedische Kapitän und die zusammengewürfelte Crew aus Schweden, Finnland, Singapur, Malaysia, Burma und den Philippinen ist uns sofort sympathisch und wir fühlen uns ohne Vorbehalt wohl in ihrem Kreise.

Dass wir erwartet werden und willkommen sind, zeigen viele kleine Aufmerksamkeiten, über die wir uns sehr freuen: Persönlich angeschriebene Kabine, eine erlesene Früchteschale, und Schweizer Nuss-Schokolade im mit erfrischenden Getränken gefüllten eigenen Kühlschrank. Schwimmbad, Sauna, Gymnastik- un Squashhalle, Computerraum, Bibliothek und Video stehen uns zur Verfügung. Was können wir uns mehr wünschen?

Das Aufregendste ist für uns aber jeden Tag das hervorragende, abwechslungsreiche Essen. Wir staunen immer wieder aufs neue, wenn mal frischer Lachs, mal süsse Erdbeeren mit Sahne oder ein frischgebackener Kuchen etc. die ohnehin schon wunderbare Küche erweitern. Wir fühlen uns wie im Paradies, geniessen alles und jegliches und lassen uns so richtig verwöhnen. Die See im Arabischen Golf ist ruhig - nichts verdirbt uns die Freude an dieser besonderen Seereise.

Der erste Abend an Deck ist lau. Wir lassen uns den starken, salzigen Wind um die Ohren wehen und betrachten die sich nähernden, funkelnden Lichter Abu Dhabis, als wir durch den 15 km langen, sandigen, ausgebaggerten Kanal langsam dem Hafen zuschippern. Es ist ein einziges, leuchtendes Lichtermeer, das die Nacht erhellt. Traditionelle arabische Dhows auf Fischfang schauken wie kleine Nussschalen auf den sanften Wellen vor der Küste.

Jeder Hafen, den wir im Arabischen Golf anlaufen, weckt nostalgische Erinnerungen an 1996 verbrachte abenteuerliche Zeiten mit dem eigenen Auto in diesen Ländern. In Kuwait grüssen bei der ruhigen Einfahrt die markanten Wassertürme, die Wahrzeichen dieses kleinen Golfstaates. In Qatar werden beim Anblick des pyramidenförmigen Sheraton Hotels unsere Campingfrühstücke nur einige Meter von diesem Luxushotel entfernt wieder präsent, und in Dammam/Saudiarabien wird die abendliche Szene mit der strengen Polizeiobrigkeit wieder wach, die uns bei Dunkelheit auf der Strasse gestoppt und unsere Papiere sorgfältig studiert hat.

Es ist mitten in der Nacht, als wir durch die enge Strasse von Hormus in den Golf von Oman schwenken. Ein letzter Blick auf die schroffe Bergwelt Omans bei Mussandam bleibt uns daher leider versagt. Für die Mannschaft, die im Arabischen Golf mit dem täglichen Anlaufen all der schwierigen Häfen kaum zur Ruhe kam, beginnt nun eine weniger hektische Zeit. Das ist ein Grund zum Feiern - mit einem kameradschaftlichen Barbecue auf der Schiffsbrücke! Während sich die Sonne mit einem fahlen, gelben Ball verabschiedet, kursieren an Deck verschiedenste Räubergeschichten. Jeder weiss aus seinem fernen Land interessante Erlebnisse zu erzählen, lässt Sehnsüchte aufkommen. Und für das leibliche Wohl sorgt einmal mehr eine reichliche Auswahl an köstlichen Grillspezialitäten.

Die spiegelglatte See geht in unangenehmen "Swell" über, als wir Indien zusteuern. Unseren nächsten Stopp, Singapur, werden wir in neun Tagen erreichen.

 

Zweiter Teil:                                               Zu den Bildern des 2. Teils: (--> Zweiter Teil Bilder)

Als wir uns Sumatra nähern, wird es zunehmend schwüler, und dunkle, phantasievolle Wolkenballungen türmen sich über dem Indischen Ozean. Kurze Zeit später prasselt der dichte Regen eines heftigen Tropengewitters auf das Deck - das erste Anzeichen des bevorstehenden Südostmonsuns.

'Piratenwarnung vom 1. bis 9. Juni'! Es ist der 31. Mai, als wir diese Meldung auf dem weissen Anschlagbrett lesen, und zwar in grossen roten Buchstaben, um der Wichtigkeit Nachdruck zu verleihen. Für uns flammt damit plötzlich eine Spur von prickelndem 'Seemannsabenteuer' auf, je mehr wir uns dem berüchtigten Piratengebiet zwischen Sumatra und Malaysia, der Strasse von Malakka, nähern. Dass die Warnung durchaus ernst zu nehmen ist, zeigt eine alarmierende Statistik von zehn Seeräuber-Ueberfällen allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Einige konnten von der wachsamen Crew erfolgreich abgewehrt werden, andere hatten grössere Geldverluste zu beklagen. Es ist aber auch keine Ausnahme, dass ganze Frachter und Tanker verschwinden, die Crew getötet und der Name des Schiffes noch auf See umgewandelt wird und dann auf Nimmerwiedersehn verschwindet. Auch an Bord der 'Figaro', die mit ihrer 55m Höhe kaum ein leichtes Ziel ist, werden entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Die Türen zum Deck sind während dieser Zeitspanne rund um die Uhr abgeschlossen.

Dann zeichnet sich bereits die erste Inselkulisse Sumatra's im Dunst ab. Kleine, kanuähnliche Fischerbote haben sich über 30 km vom Festland entfernt, kommen schaukelnd auf uns zu und bewegen sich oft in beängstigender Nähe unserer Wasserstrasse. Sie lassen sich von ihrem Standort nicht vertreiben, wenn es darum geht, ihre mit weissen Bojen und gelben Wimpeln markierten Fischernetze zu schützen und beziehen mitten drin Stellung - wie eine Glucke auf ihren Eiern. Dann hilft nur noch die kräftige Schiffssirene, oder die schwerfällige 'Figaro' muss ausweichen!

Zwei Tage später grüsst das unendliche Wolkenkratzer-Meer des kleinen, sauberen Inselstaates Singapur. Wir fahren direkt dem Flugplatz entlang, dessen Gebiet in den untiefen Ufergewässern zurzeit durch eine weitläufige Landaufschüttung ausgeweitet wird. Welch ein Unterschied zu Arabien, wo endlose Wüste als Bauland zur Verfügung steht! Wir steuern den Hafen Sembawang im Nordosten der kleinen Insel an. Jenseits des Zufahrtkanals schmiegen sich kleine Häuser in üppiggrüne Tropenvegetation. 'So hat Singapur noch vor 100 Jahren ausgesehen', meint ein Offizier, der uns bei der langsamen Einfahrt stolz sein Land erklärt. Er freut sich ungemein auf den Besuch seiner Familie und seiner Freunde, die er seit vielen Wochen nicht mehr gesehen hat.

Als die 'Figaro' ankert, kommt Leben in die gemischte Crew; es geht wie in einem Bienenhaus zu und her. Obwohl es bereits dämmert, wollen viele der Seeleute den kurzen Landaufenthalt in dieser Weltmetropole für günstige Einkäufe nutzen. Wir wollen in einem Cyber-Cafe unsere Hotmail-Box leeren, Lonely Planet Reiseführer für die kommenden Länder besorgen und Filme nach Hause senden. Die saubere U-Bahn funktioniert tadellos, und in Rekordzeit sind wir im Herzen der Stadt.

Die dicht aneinander gereihten Freiluftlokale am Boat Quai des Singapur Rivers erstrahlen bereits in kunstvollem Lichterglanz, als wir Ausschau nach dem 'Coffee Bean' Cyber-Cafe halten. Scharen von Menschen aus dem nahen Bankenquartier geniessen diesen schönen Sommerabend an der Wasserfront. Ein Abendessen beim Inder, Thai oder Chinesen? Ueberall sind charmant lächelnde Mädchen mit riesigen Menükarten auf Kundenfang. Auch im 'Coffee Bean' am Ende des Quai's ist jeder Tisch mit glücklichen Gesichtern belegt, die sich von der Hetze des Tages mit einem kühlen Bier entspannen. Lediglich einige Stühle für den Internet-Zugang sind unbesetzt. Für wenig Geld leeren wir unsere Hotmail-Box, und einmal mehr sind wir von all den liebenswerten Freundesbriefen aus aller Welt überwältigt. Dann bringt uns die zuverlässige U-Bahn wieder pünktlich zum Hafen zurück.

Das monotone Motorengeräusch mitten in der Nacht kündigt die Abfahrt an, und kurze Zeit später sind wir bereits wieder auf offener See. Es ist der 3. Juni, als uns plötzlich eine weitere Meldung in Aufruhr bringt: In der Südchina-See hat sich ein Taifun namens 'Maggie' gebildet und vergrössert sich dramatisch. Er wandert aus dem Raum der Philippinen gegen Taiwan, und wir bewegen uns von Südosten geradewegs darauf zu. Ob wir uns treffen werden? Wir verfolgen in den nächsten Tagen jedes übermittelte Satellitenbild mit grosser Spannung. Mal intensiviert sich der Orkan, dann bleibt er wieder stationär. Inzwischen ist der Seegang auch im Golf von Thailand kräftiger geworden, und die Windgeschwindigkeiten erreichen jetzt bis zu 70 km/h.

Plötzlich ist wieder Land in Sicht: die bewaldeten, unbewohnten Inseln mit unberührten weissen Sandstränden gehören zu Thailand. Und schon tauchen die ersten hohen Wolkenkratzer Pattaya's, dem Paradies für pensionierte Männer, auf. Wir steuern die vielen Lichter des Hafens von Laem Chabang gegen 20 Uhr an. Das Laden in diesem geschäftigen Hafen wird bis zum nächsten Morgen dauern. Für viele, die ein ausschweifendes Nachtleben geniessen wollen, ist jetzt die grosse Chance gekommen!

Sechs Tage nach dem beängstigenden Taifun-Alarm kommt die erlösende Entwarnung: Bye-Bye 'Maggie'! Der Taifun hat sich aufs Festland verzogen.

Es ist ein klarer und kühler Morgen, als wir uns dem gebirgigen Taiwan nähern. Ein beeindruckendes Bergpanorama mit Spitzen bis zu 4000m Höhe und tiefen Schluchten ziehen langsam an uns vorbei. Schon von weitem sticht der grosse, weisse Buddha ins Auge, der hoch auf einem der grünen Hügel über den Hafenbuchten Keelung's thront. Exotische Pavillons, verspielte Pagoden mit geschwungenen roten Dächern und reichverzierte Tempel verbreiten ein fernöstliches Flair. 'Welcome to Republic of China!' Wir ankern mitten in Downtown, umgeben vom Geruch von Räucherstäbchen, vom Trommelschlag einer vorbeifahrenden, reich dekorierten Beerdigungsprozession und einem Dschungel farbiger Strassenschilder. Es ist eine neue, faszinierende Welt!

Zwei Tage später, nach einem heftigen Sturm, laufen wir das Trockendock von Ulsan in Südkorea an. Ein Land so unendlich grün, wo die sanften, dichtbewaldeten tiefgrünen Hügel mit den leuchtenden Reisfeldern verschmelzen, wo der Reichtum an Tempelanlagen unermesslich und dessen Schönheit überwältigend ist. Diese religiösen Stätten sind friedliche Oasen weg vom Betondschungel der sich wie Pilze ausbreitenden Millionenstädte. Mit Hilfe des Wallenius-Agenten erhielten wir für unseren Landcruiser eine Spezialbewilligung, die Werft zu verlassen und somit die Gelegenheit, den südöstlichen Teil dieser kulturell reichen Insel zu erkunden.

Als wir zu unserer letzten Etappe nach Japan auslaufen, sind all die liebenswerten Erinnerungen wieder präsent - die freundlichen, hilfsbereiten Menschen, die trotz ihrer Verständigungsschwierigkeiten immer versucht haben, uns den Weg zu zeigen, uns zu einer Tasse Tee einzuladen oder uns einfach freudig zugewinkt haben. Nach zwei regenreichen Nächten, am Nachmittag des 25. Juni, legen wir im Hafen von Kobe in Japan an. Hier endet für uns eine unvergessliche Seereise - und das Tor in eine Neue Welt öffnet sich!

 

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