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Bilder aus Las Vegas: Dezember 1999 - Februar 2000
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LAS VEGAS
- ein Rausch der Sinne an Lichterspielen, Architektur, Phantasie und Farben Ein
eisiger Wüstenwind fegt beim Morgengrauen durch die trockene Ebene des Red Rock Canyon,
Windhosen wirbeln wie kleine Zyklone himmelwärts. Dann tritt auf einen Schlag magische
Stille ein und die ersten Sonnenstrahlen tauchen die rotgrauen, majestätischen
Wüstenberge und den wilden Kakteengarten in ein bezaubernd sanftes Licht. In diesem
Wüstenland vor den Toren von Las Vegas geniessen wir unser letztes Frühstück vor dem
Beginn des neuen Millenniums. In der Ferne kündigt eine graubraune Dunstglocke bereits
die sagenhafte Wüstenstadt der Spielkasinos, des schnellen Geldes und schnellen
Trauscheins an. Einst eine kleine Mormonen-Siedlung und verschlafene Oase auf der Route
nach Kalifornien, erlangte Las Vegas 1931 Weltruhm, als das Glücksspiel im Staat Nevada
legalisiert wurde. Luxuriöse Spielkasinos sprossen dann sozusagen über Nacht wie
Edelpilze aus der staubigen Erde und die Stadt wurde von Glücksuchenden überflutet. Die
rasselnden, geldspeienden Spielautomaten, die Welt der Varietés und Shows mit
weltberühmten Künstlern, Zirkusvorstellungen und Schiessbuden lockten immer mehr
Besucher an. Das Wachstum von Las Vegas begann. |
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Lichterglanz auf dem Las Vegas Strip |
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| Ist es Tag
oder Nacht draussen? In den eleganten, klimatisierten Hallen mit künstlichem Licht rund
um die Uhr verlieren wir jegliches Zeitgefühl. Das Spielfieber packt wohl jeden, wenn bei
den einarmigen Banditen plötzlich irgendwo das Rotlicht aufflammt, die
vielversprechende Sirene schrillt und das faszinierende Gerassel klirrender Münzen den
Raum erfüllt. Eine grosse Ausnahme bildet Emil, der gelassen der grossen Versuchung des
Glücksspiels widerstehen kann! Nicht aber ich. Meine Hoffnung und Illusion, dass das
Glück mir vielleicht als Nächste lacht, wächst mit jeder Münze, die ich in die
geldgierigen Spielautomaten stecke. Irgendwann muss Emil dann doch die Notbremse ziehen.
Wir wollen ja noch weiterreisen, argumentiert er. Als es dunkel wird und die
unzähligen Lichter und farbigen Neonreklamen sinnverwirrend um die Wette funkeln,
schlendern wir durch den hellerleuchteten Las Vegas Boulevard, The Strip
genannt, und werden in eine unvorstellbare Märchenwelt exotischer Architektur, ferner
Länder, Lichter- und Farbenspiele entführt. Der Ideenreichtum und die Pracht der
Sehenswürdigkeiten nehmen kein Ende. An jeder Ecke winken neue, berauschende Attraktionen
und Abenteuer. |
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| Inmitten des idyllischen, künstlichen Sees vor dem modernen Bellagio Kasino zaubert ein Springbrunnen aus unzähligen Düsen zu Pavarotti- und Sinatra-Klängen phantasievolle, elegante Wasserspiele hervor. Der Eingang des neu eröffneten MGM Grand Hotels angeblich mit über 5000 Zimmern das grösste Hotel der Welt - wird von zwei bronzenen Löwen bewacht. Im Innern räkelt und tummelt sich hinter einer exotischen Glaskulisse eine verspielte Löwenfamilie. Gegen Bezahlung einiger Dollars kann man sich mit einem Löwenbaby sogar fotografieren lassen. Eine weitere künstliche Lagune mit rauschenden Kaskaden und exotischen Palmen ist der zauberhafte Vordergrund des Mirage-Kasinos. Dort speit bei Einbruch der Dunkelheit bis Mitternacht in 15-minütigen Intervallen ein künstlicher Vulkan Feuer und Blitze hoch gegen den schwarzen Nachthimmel. In den prunkvollen Hallen wuchert ein üppiger Dschungelgarten mit sprudelnden Wasserfällen, blühenden Orchideen und einer Fülle von leuchtenden Pflanzen des tropischen Regenwalds. Und mitten in diesem Urwaldzauber lädt ein stilvolles Restaurant zum Geniessen und Verweilen ein. Auch die vielfältige Unterwasserwelt mit schillernden Fischen, farbigen Korallen und kleinen Haien ist in einem 76 m3 grossen Aquarium vertreten. Es ist ein unvorstellbare Massierung an überwältigenden Eindrücken. Wir glauben zu träumen. |
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| Aber Las Vegas bietet noch mehr. Mit grenzenloser Verblüffung bestaunen wir auf dem rund zehn Kilometer langen Strip immer wieder die fabelhaften, wahrheitsgetreuen Nachahmungen weltbekannter Sehenswürdigkeiten. Sie folgen auf Schritt und Tritt und überbieten sich in Schönheit und Attraktivität: Frankreich zaubert mit seinem himmelwärts strebenden Eiffelturm, dem reich dekorierten Triumphbogen und der Musikakademie eine Pariser Ambiance hervor. New York grüsst mit 12 gigantischen Wolkenkratzern der imposanten Manhattan Skyline, einer Nachahmung der Freiheitsstatue und der 90 Meter langen Brooklyn-Brücke. Eine turbulente Achterbahn rast in schwindelerregender Höhe der Skyline entlang. Nach dem alten Ägypten entrückt uns das markante, pyramidenförmige Luxor Hotel mit der zehnstöckigen Sphinx als Eingangstor und dem Obelisken von Luxor. Im Mandarin Bay Kasino am unteren Ende des Strip - bezaubern verspielte Pagoden aus Burma. Abenteuerlust und Fernweh erweckt die nostalgische Hafenkulisse des Treasure Island Hotels mit seinem englischen, massgetreuen Piratensegelschiff. Der Monte Carlo-Komplex zeigt klassische Eleganz und eine prunkvolle Architektur mit viel Stuck und imposanten Marmorstatuen. Schlossähnlich und märchenhaft erstrahlt das Excalibur Kasino mit seinen vier steinernen Türmen und 14 roten, blauen und goldigen Turmspitzen. |
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| Sehr angetan sind wir von Italiens Kleinod Venedig: Nicht nur der St. Markusplatz ist einzigartig, sondern vor allem auch der Canale Grande mit den romantischen kleinen Brücken. Verliebte, frisch getraute Brautpaare und Familien mit Kindern lassen sich von singenden Gondolieri mit begabten Tenorstimmen in traditionellen, dunkelroten Gondeln durch den Kanal rudern. Es ist einfach irr, wenn man sich vorstellt, dass diese enormen Wassermassen nicht im Erdgeschoss, sondern im 1. Stock direkt über den geschäftigen Spielhallen liegen! Angenehm klimatisierte Einkaufsstrassen mit attraktiven Gartenrestaurants, Souvenir- und Spezialitätenläden unter einem künstlichen blauen Tageshimmel oder einem mit Sternen übersäten Nachtfirmament laden mancherorts zu jeder Tages- oder Nachtzeit zum Bummeln ein. Die Vergnügungs- und Unterhaltungsindustrie von Las Vegas kennt keine Grenzen. Las Vegas Bekanntheitsgrad gehört aber nicht nur der Spiel- und Glitterwelt, sondern auch den romantischen Heiratskapellen, die sich zwischen die luxuriösen Kasinos schmiegen. Sie bieten eine der wenigen Möglichkeiten, sich in kürzester Zeit trauen zu lassen und sind Anziehungspunkt vieler Paare aus der ganzen Welt geworden. Fast in Vergessenheit geraten ist die Altstadt von Las Vegas. Der mit überreichlichem Luxus lockende Strip hat heute dieser überdachten Fussgänger-Kasino-Zone den Rang abgelaufen. Mit uns finden sich an diesem kalten Abend des Jahreswechsels nur noch wenige Touristen ein, um dem spektakulären, stündlichen Schauspiel an der Fremont Street beizuwohnen. Für uns ist es ein unvergessliches Erlebnis, als plötzlich die funkelnden Lichter der Kasinos ausgeschaltet werden und das Gewölbe der Überdachung mit über zwei Millionen Lichtern erstrahlt und uns ein faszinierendes computergesteuertes sechsminütiges Lichter- und Musikspiel in die Geschichte Amerikas entrückt. |
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DAS NEUE
MILLENNIUM Bereits
Stunden vor Mitternacht drängen sich immer mehr gutgelaunte Menschen erwartungsvoll zum
funkelnden Las Vegas Boulevard, wo am Nachmittag in aller Windeseile
noch hohe Drahtzäune zum Schutz der glanzvollen Spielhöllen, Hotels und seinen illustren
Gästen errichtet wurden, die nun einen grossen Teil der Strasse versperren. Der Autoverkehr ist auf dem südlichen
Strip gänzlich untersagt worden, und für die Fussgänger bleibt nur noch ein
schmaler Streifen übrig, nachdem die Ordnungshüter den stillgelegten Mittelstreifen nun
für sich beanspruchen. Sie haben sich in voller Kampfmontur ebenfalls hinter hohen
Drahtgittern verschanzt. Gleichzeitig werden auch sämtliche Glas- und
Metall-Getränkebehälter unter einer massiven Bussenandrohung untersagt - folglich wird
nur mit Champagner in Plastikbechern angestossen. Grund für diese vielleicht
übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen ist die Ungewissheit des Jahrtausendwechsels und
die kürzlich stattgefundenen Ausschreitungen bei der WTO-Konferenz in Seattle. Dort
hatten Randalierer wüste Zerstörungen an Geschäften verursacht. Man will ähnliche
Auswüchse in der Stadt des schnellen Geldes und Glücks mit allen Mitteln vermeiden.
Angeheiterte Jugendliche versuchen zwar ab und zu mal die Polizei zu provozieren, sonst
bleibt aber alles ruhig. |
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| Dann
rückt der Uhrzeiger gegen Mitternacht und beschliesst das alte Jahrtausend. Der magische,
hochstilisierte Moment des Millenniumswechsels erweckt auch in uns gewisse Erwartungen und
Illusionen. In dieser Stadt der Superlativen wünschen wir uns etwas Besonderes, etwas
Phantasievolles - ein buntes Feuerwerk, irgend etwas Ausgefallenes. Doch nichts
dergleichen geschieht, rein gar nichts. Nicht einmal die vielen flimmernden Reklametafeln
machen auf den Jahrtausendwechsel aufmerksam. Die bunte Menschenmenge - 300000 an
der Zahl - löst sich ohne grosse Emotionen und Freudesausbrüche ganz unspektakulär
wieder auf. Eine grosse Enttäuschung macht sich in uns breit, als auch wir zu unserem
Wüstennachtplatz vor den Toren der Stadt zurückfahren. Das Lichtermeer von Las Vegas
wird immer schwächer, entfernt sich immer mehr. Dann umgibt uns wieder die magische
Stille der Wüste. Die Sterne und der hochstehende Mond funkeln zauberhaft, als wir
unseren Champagner-Korken knallen lassen und mit Gläsern auf das Neue Jahr anstossen. In
der Ferne schwillt Kojoten-Geheul an ein magischer Augenblick! Dann verziehen wir
uns in unsere warmen Schlafsäcke. 2000 hat begonnen! |
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