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Abschied von der Karibik

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                                                                                                     Karte der Karibik


Martinique

24.12.04:
Es herrscht über 40 Grad in den Blechwänden unseres 20-Fuss-Containers, als Emil unseren Landcruiser sorgfältig nach allen Seiten verzurrt, nachdem er als zusätzliche Sicherheitsmassnahme vorne noch unsere beiden Reservereifen plaziert hatte. Dann bringen wir das Siegel an. Toi, toi, toi wünschen wir unserem „besten Partner“ auf seiner alleinigen Seefahrt nach Georgetown/Guyana. Dann schlendern wir zu Fuss der Küste entlang zur Stadt zurück und bummeln durch die weihnächtlich dekorierten Ladenstrassen von Philipsburg. Inzwischen kennen wir sie wie unsere eigene Hosentasche. Es gibt kaum einen Laden, Kiosk, Souvenirstand, keine Ecke, fast wagen wir zu sagen kaum einen Stein, der uns nicht vertraut ist, haben wir doch in unseren vier Reiseetappen auf dieser Insel insgesamt 133 entspannte Tage verbracht.

 

 
Umgekehrt sind wir mit unserem auffallenden Auto inzwischen auch fast jedermann bekannt, so bekannt, dass wir bei den Duck-Island-Tours bereits als „Sehenswürdigkeit“ gelten. Jeden Tag, wenn sie mit ihrem Amphibienfahrzeug am Kim Sha Strand anrauschten - wo wir uns meistens über Mittag aufhielten, - erklärten sie ihren Gästen vor dem Einfahren in das kristallklare Wasser die Umgebung. Dann zeigte der Führer zu uns und wir hörten ihn jeweils sagen .....und dieses Auto ist schon um die ganze Welt gereist und war schon in 150 Ländern etc., etc...... Die Touristen wandten sich uns zu und winkten! Es war wirklich amüsant. Weniger amüsant ist es hingegen, dass sich genau um 20 Uhr an diesem Heiligabend unser IBM Laptop verabschiedet und zu den Computer-Engeln zieht – Absturz nach über 5½ Jahren intensiven Gebrauchs. Damit ist unsere ganze Weihnachtsstimmung auf einen einzigen Schlag weggewischt.

Sint Maarten
Niederländische Antillen

 

 


Grenada

25.12.04:
Der Computer-Absturz beschäftigt uns die ganze Nacht. Beim Aufwachen kommt Emil mit der Idee, wir müssten mit allen Mitteln versuchen, durch unseren Agenten nochmals Zugang zu unserem Container zu erwirken. Er hegt noch einen winzigen Funken Hoffnung, den Laptop mit dem „Rebooting“-Floppy nochmals zum Leben zu erwecken. Doch dieser liegt im Auto und jetzt ist Weihnachten. Eine kleine Chance, jemand von unserem Agenten zu erwischen, haben wir jedoch, weil gerade ein grosses Kreuzschiff einläuft und unser Agent Maduro auch diese Luxus-Cruiser vertritt. Wir haben Glück. Um 10 Uhr taucht Cyril auf. Zuerst schüttelt er verneinend den Kopf, als wir ihn bitten, uns die Telefonnummer von Marc, der uns betreut hat, zu verraten. „Es ist Weihnachten, ich kann ihn nicht stören“ entgegnet er. Am Ende rückt er die Nummer aber dennoch zögernd heraus. Wir erreichen Marc um 11 Uhr und atmen auf, als er positiv reagiert und uns helfen will. Er fordert Cyril auf, uns beim Hafenzutritt behilflich zu sein. Aber es ist alles andere als leicht, die beiden Burschen am Eingangstor davon zu überzeugen, dass wir erstens den Siegel eines Containers aufbrechen und zweitens Ware aus einem Auto herausnehmen wollen. Doch schlussendlich siegen wir. Um es gleich vorwegzunehmen: Es war die Mühe nicht wert. Unser Laptot konnte nicht mehr zum Leben erweckt werden.
 
Einen weiteren traurigen Moment - der Abschied von unserem adoptierten, anhänglichen und trächtigen Büsi im Toyota Areal - haben wir bereits am Morgen hinter uns gebracht. Es war nicht leicht, wir haben es richtig ins Herz geschlossen. Allzugerne hätten wir auch ihre Jungen gesehen. Aber das sind nun mal die Kehrseiten unseres Nomadenleben. Am Mittag sitzen wir auf der Veranda von Marietta und Han’s schönem Haus bei Kaffee, Weihnachtsstollen, Käse-, Schinken- und Eierhäppchen. Lang, lang ist es her, seit wir uns das erste Mal trafen: Es war 1986 auf einem Campingplatz südlich von Valparaiso an Chile’s Küste. Die beiden Holländer waren mit einem Mitsubishi und Dachzelt auf Südamerika-Tour. Seither hatten wir den Kontakt verloren.


Dominica


Anguilla

 
 
Und jetzt - 18 Jahre später - gab es auf Sint Maarten, ihrer neuen Heimat, ein unerwartetes Wiedersehen. Dies dank unserem unverwechselbaren blauen Landcruisers, den Han eines Tages am Kim Sha Strand sichtete – was für eine wunderbare Überraschung! Ihre Bilder brachten uns viele kostbare Erinnerungen zurück. Am frühen Nachmittag fahren uns nun Marietta und Han zum Flughafen. Am Eincheckschalter der BWIA West Indies Airways – einfach nur Bee-Wee genannt - warten nur wenige Passagiere. Den Grund erfahren wir sehr schnell: Der Flug über Barbados nach Guyana wurde annulliert, der nächste geht erst morgen Mittag über Trinidad. Wegen Routenänderung muss unser Billet umgeschrieben werden, was gute eineinhalb Stunden dauert. Immerhin steckt uns die Fluglinie für die kommende Nacht ins „Carl’s Unique Inn“ - ein gepflegtes kleines Hotel, das wir bis zur letzten Minute voll auskosten.

 

 
26.12:04:
Um 8 Uhr steht ein kleines Frühstücksbuffet bereit, am Mittag wird ein Sweet und Sour Lunch vom Chinesen serviert. Dann erhalten wir die Nachricht, dass unser Flug auf 23 Uhr verschoben wurde. Um 20 Uhr holt uns das Taxi ab und von da an heisst es weiter warten und nochmals warten, bis 02.30 Uhr am nächsten Morgen in einer unterkühlten Abflughalle, ohne irgend eine Möglichkeit zu haben, etwas zu trinken oder zu essen. Als das Flugzeug endlich in der stockdunklen Nacht abhebt und die vielen Lichter von Sint Maarten für kurze Zeit unter uns funkeln, wissen wir, dass diese Inselwelt, die wir so gut kennen und lieben gelernt haben, in vielen Belangen einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen einnehmen wird. Vor 20 Monaten waren diese Inseln für uns nichts mehr als unscheinbare Punkte auf der Amerika-Landkarte. Und jetzt sind sie für uns zu einer bekannten Welt geworden, einer wundervollen Welt mit einzigartigen Menschen, neuen Freunden, leuchtenden Farben und unzähligen Erlebnissen, die wir ein Leben lang nicht vergessen werden.

St. John
Amerikanische Jungferninseln


St. Vincent

 

 

27.12.04:
Um 03.30 Uhr landen wir auf dem Flugplatz von Bridgetown in Barbados. Der Kapitän informiert uns, dass er Treibstoff auftanken muss. Die zuständige Person sei aber zuhause. Also heisst es erneut warten. Endlich, um 05.15 Uhr geht es weiter zu unserem nächsten Zwischenstop – Trinidad. Ankunft um 06.00 Uhr. Dort müssen wir aussteigen. Erstmals seit Abflug in Sint Maarten wird im Flughafen etwas offeriert: Ein kleines Frühstück – und dabei bleibt es. Der Weiterflug nach Guyana wird zuerst auf 08.35 Uhr angekündigt, dann aber auf 11.40 Uhr verschoben, als wir dann endlich starten. Ich sitze neben einer mittelalterlichen blonden amerikanischen Missionarin, die während des ganzen einstündigen Fluges unaufhörlich mit sanfter, leiser, aber eindringlicher Stimme auf ihren andern Sitznachbarn, einem „Afro-Barbadian“, einredet und frage mich, ob ihre Bemühungen auf fruchtbaren Boden stossen.

 

 

St. Lucia
 

Als wir in der strahlenden Nachmittagssonne kurz nach 13 Uhr endlich auf dem Flugplatz Timehri in Guyana - diesem kleinen Land im Nordostzipfel des Südamerikanischen Kontinentes - landen, können wir es kaum erwarten, die Eigenheiten dieses „vergessenen“ Landes erneut zu entdecken: Die prächtigen Kolonialbauten, die Geheimnisse des jungfräulichen Regenwaldes und die Weiten der Rupununi Savanne
Tobago
Trinidad & Tobago