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Hier einige Reise-Eindrücke aus Dominica

 
 
Dominica Karte

 

 

Karte der Karibik

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Kranauslad unseres LandCruiser's
unter einem blauen Himmel
nach Erreichen von Dominica
Hauptstrasse in der Hauptstadt Roseau
Thomas Gerber filmt Liliana beim Einkaufen auf dem Markt in Roseau
 

Dominica - Die karibische Naturinsel

"In zehn Minuten werden wir im Frachthafen von Roseau einen speziellen Halt einschalten, um ein Fahrzeug zu entladen. Wir bitten die Passagiere um Verständnis", tönt es aus dem Lautsprecher der Hochgeschwindigkeitsfähre "MV Incat K3". Uns läuft es bei dieser Ankündigung kalt über den Rücken, denn es ist unser Auto, unser LandCruiser! Die sattgrünen, unbebauten Hügel der Naturinsel Dominica sind schon sehr nah. Bereits können wir die tiefen Schluchten ausmachen, die sie durchziehen. Wir freuen uns auf diese Insel, die uns jedermann wärmstens empfohlen hat und von der so geschwärmt wird.

 

Blick vom Aerial Tram in
Laudat in tiefe Schlucht und
undurchdringlichen Dschungel
Riesiges "Lady"-Farn im
Regenwald von Dominica
Gummibaum - ein beeindruckender Anblick im Regenwald
 

Bis anhin war jede einzelne Einreise in die anglophonen Karibikinseln ein kleines bis grosses Abenteuer für sich. Was wird sich hier wohl wieder alles abspielen, fragen wir uns. Denn hier kommt neben der zermürbenden englischen Bürokratie für uns noch eine weitere Nervenzerreissprobe dazu: Die Entladung unseres LandCruisers per Kran. Obwohl wir in unserer schon bald 20-jährigen Weltreise auch schon einige Male vor derselben nicht sehr geschätzten Situation standen, bangen wir jedes Mal erneut um unseren treuen Reisegefährten. Auch heute halten wir den Atem an, als er bei tiefblauem Himmel durch die Lüfte schwebt und als erster von uns Dreien wohlbehalten im neuen, 145. Land landet.

 

Silhouette eines Feuerbaumes
beim Sonnenuntergang
Rast am unberührten Palmenstrand
bei Melville an der Nordostküste
Farbenfrohe Fischerbote in Salisbury
 

Dominica überrascht uns mit einem ganz speziellen Empfang: Der Bürgermeister von Roseau und die Direktoren des Touristenministeriums und der Hafenbehörden haben sich am Hafen eingefunden, um uns in Anwesenheit der Presse, TV und Radio mit speziellen Reden herzlich willkommen zu heissen. Wir sind echt gerührt ob der grossen Ehre und dem warmen Empfang. Als sich das Empfangskomitee schliesslich wieder entfernt, sind wir wieder allein. Dann beginnt für uns der inoffizielle, ernstere Teil - die Auslösung unseres LandCruisers. In den letzten Monaten haben wir schon viele Lektionen gelernt und rechnen heute eigentlich mit einem ziemlich reibungslosen Ablauf, umsomehr, als wir ja schon seit Monaten deswegen mit dem Touristenministerium in Verbindung standen. Und vor unserer Ankunft telefonierten wir fast täglich, um sicherzustellen, dass uns keine unliebsamen Überraschungen erwarten. Es schien alles "im Butter" zu sein - aber eben nur schien: Schon bei der ersten Anlaufstelle im Zollgebäude stellt sich eine wohlbeleibte, schwarze Beamtin in den Mittelpunkt und besteht lächelnd darauf, dass wir eine Umweltschutztaxe von umgerechnet Fr. 1'250.- bezahlen müssen, weil unser Auto älter als Jahrgang 1997 ist. So sei das Gesetz! Das darf ja wohl nicht wahr sein! Irgendwie können wir ja solche Gesetze für normale, definitive Autoimporte allenfalls noch verstehen, wenn man das Land von schrottreifen Gebrauchtwagen verschonen will - aber für einen kurzfristigen, temporären Aufenthalt für touristische Zwecke? Damit sind wir nicht einverstanden. Mindestens hätte man uns über diese Zusatztaxe aufmerksam machen müssen, nicht einfach vor Tatsachen stellen. In einem entschlossenen Ton teilen wir ihnen mit, dass wir am Abend mit derselben Fähre gleich wieder nach Guadeloupe abreisen, falls uns diese Gebühr nicht erlassen wird. Dem Touristenministerium ist unsere "Drohung" nach dem offiziellen Empfang aber gar nicht recht. Es werden daher alle Hebel in Bewegung gesetzt, um noch eine Lösung zu finden. Mal haben wir Hoffnung, dass es klappen wird, mal zweifeln wir wieder daran und sehen uns schon wieder zurück in Guadeloupe - es ist ein ständiges auf und ab!

 

Die Trafalgar Wasserfälle sind
von dichtem Urwald umgeben
Brotfrucht ist immer noch ein wichtiges Grundnahrungsmittel in der Karibik
Liliana bewundert eine der vielen faszinierenden Tropenblumen
 

Während wir uns ziemlich niedergeschlagen in eine schattige Ecke zwischen Containern setzen und auf eine Antwort warten, taucht plötzlich auch die Quarantäne auf und beginnt herumzunörgeln, dass unser Auto nicht einwandfrei sauber ist und wir mit der an den Reifen noch anhaftenden Erde ihr Inselreich verseuchen könnten. Nun sind wir schon in unserem 11. Karibikland angelangt, und noch niemand hat sich bis anhin an einem bisschen Staub gestört. Aber hier in Dominica sind sie offensichtlich strikt, vielleicht vergleichbar mit Australien. Wir seien doch auch in Afrika gewesen, meint jemand. Dachte er denn, wir hätten noch dieselben Reifen wie 1993 in Afrika?! Schlussendlich kommt eine Dreierdelegation des Gesundheitsdepartmentes angerauscht und entschliesst nach langer, heftiger Diskussion, dass die Reifen desinfiziert werden müssten. Damit hätten wir kein Problem, meint Emil ruhig, denn auch im ehemals britischen Guyana wäre dies der Fall gewesen - sogar kostenlos. So kommt es dann, dass kurze Zeit später die Luft derart (gratis) verpestet wird, dass sogar unsere Maus, die sich in Guadeloupe im Auto eingenistet hatte und die wir trotz Mausefalle nicht mehr los brachten, weg war. Wenn das die Gesundheitsbehörden gewusst hätten.....

 

Palmen spiegeln sich
im stillen Fluss
"Club La Dominique" in Calibishie - das Hotelprojekt von Sandra und Stephen
Auch Hühner lieben Strand- spaziergänge bei Sonnenuntergang
 

Unterdessen rückt der Uhrzeiger auf 16 Uhr - die Hafenschliessung droht - und wir wissen immer noch nicht, was sich abspielt. Plötzlich sickert durch, der stellvertretende Premierminister (der wirkliche ist abwesend an einer Caricom-Sitzung in St. Kitts) hätte zu unseren Gunsten entschieden. Zusammen mit Martha vom Touristenministerium, die uns während der ganzen Zeit hilfreich zur Seite gestanden hat, schaffen wir dann den Papierkrieg und die Auslösung unseres LandCruisers doch noch, wenn auch erst nach der offiziellen Arbeitszeit. Den Einreisestempel im Pass können wir nachträglich noch am Flughafen erledigen. Und all das Theater kann von Thomas Gerber vom Schweizer Fernsehen mitgefilmt werden, der uns von Guadeloupe her für die in den Sommermonaten ausgestrahlte Sendereihe "Fernweh - La Strada" ein paar Tage begleitet. Für ihn ist es Reiseleben und -erleben pur! Nach all der Aufregung sind wir froh, als wir endlich beim Hotel Tamarind-Tree eintreffen, das von den Schweizern Annette und Stephan geleitet wird. Das Timing ist absolut perfekt: Als wir durch das Hoteltor treten, ist die Abendstimmung einfach traumhaft. Der Himmel leuchtet lila. Davor die Silhouetten der Pelikane, die sich auf einem Baum zur Ruhe niedergelassen haben. Dieser einmalige Anblick allein reicht schon, um uns all die Aufregung der vergangenen Stunden vergessen zu lassen. Und als dann später noch einige schaumgekrönte "Kubuli" - Dominica-Bier vom Fass - fliessen, ist die Welt wieder in Ordnung. Glücklicherweise haben wir keinen langen "Nachhauseweg". Wir dürfen auf dem Parkplatz im Auto schlafen. Auch später, als wir unser Hauptlager im Nordwesten der Insel aufschlagen, wird das Tamarind-Tree immer zu unserer Zwischenstation, wenn wir zur Hauptstadt Roseau fahren.

 

Liliana und Emil mit
Thomas Gerber
- ein fröhliches Trio
Küste bei Calibishie im Nordosten
Schulkinder von Salibia im
Reservat der Carib-Indianer
posieren für ein Foto
 

Gottseidank sind wir nicht gezwungen worden, wieder abzureisen, denn diese 751 km2 grosse Karibik-Insel ist paradiesisch schön und im Vergleich zu den andern noch um rund 20 Jahre zurückversetzt - oder sagt man voraus? Das Leben ist noch sehr gemächlich und ursprünglich: Auf den kurvenreichen, engen Inselstrassen begegnen wir Männern mit Buschmessern auf dem Weg zu ihren Feldern, Kindern auf dem Weg zur Schule, Menschen, die ihre Last auf dem Kopf tragen und Hühner und Ziegen, die die Strasse ebenfalls benützen - alles mutet ziemlich afrikanisch an. Die Vegetation ist tief tropisch und palmenumsät, und die Insel ist unwahrscheinlich hügelig, zerklüftet und wild und glücklicherweise (noch) sehr wenig überbaut. 365 Flüsse tosen durch tiefen Dschungel - für jeden Tag im Jahr einen! Die Menschen haben ein goldiges Gemüt, sind einfach und herzlich und das Interesse an unserer Reise ist unheimlich gross. Die uns in Guadeloupe offerierte Länderbeschriftung am Landcruiser hilft zusätzlich, dass wir ständig von Menschentrauben umzingelt sind, die ihre Neugierde stillen oder uns einfach ihre Bewunderung ausdrücken wollen. Es macht uns Spass, all diesen netten Leuten Auskunft zu geben und wir freuen uns an ihrem herzlichen, ehrlich gemeinten "Welcome to Dominica".

 

Pittoreske Steinkirche in Castle Bruce
Neugierige Kinder haben uns entdeckt
Emerald Pool - eine der Hauptattraktionen von Dominica
 

Wir haben sämtliche Inselstrassen befahren, und um jede Kurve wuchs unsere Begeisterung für die Schönheiten dieser Tropeninsel. Es ist schwierig zu sagen, wo es uns am besten gefallen hat. Überall war es schön: An der ruhigen Karibikküste, wo das Meer oft spiegelglatt ist und die Sonnenuntergänge tief rot sind, oder an der rauhen Atlantikküste mit der wilden Felsenküste und den kleinen schwarzen Sandbuchten vulkanischen Ursprungs, oder durch das Landesinnere mit seiner extrem tropischen Vegetation und exotischen, farbigen Blumenwelt, oder durch die vielen Bananen- und Palmenhaine, wilden Urwaldflüsse und versteckten, idyllischen Wasserfällen wie Emerald Pool und Trafalgar-Falls. Oft steigt die Strasse schnurgerade himmelwärts, um ebenso steil wieder ins nächste Tal abzusteigen, was natürlich immer wunderschöne Aussichten offenbart. Speziell interessant ist auch das Territorium der Carib-Indianer an der steilabfallenden Nordostküste des Landes, wo heute noch rd. 3000 Nachfahren der ersten Inselbewohner leben. Die steilen Küsten und engen Schluchten boten den Indianern Schutz gegen europäische Eindringliche. Schon beim Betreten des Reservates fällt uns sofort auf, dass die Menschen dort anders sind: Ihre Hautfarbe ist heller als diejenige der schwarzen Bevölkerung, ihre Gesichtszüge zeigen asiatischen Einfluss, sie sind kleinwüchsiger und schmal. Und die Behausungen scheinen uns hier sogar noch eine Spur einfacher. Nach St. Vincent ist es nun das zweite Mal, wo wir noch Nachfahren der "Carib-Indians" antreffen.

 

Blick auf Roseau vom Morne Bruce
Eine Tropenlandschaft wie im Bilderbuch
Scotts Head an der Südküste
 

Und unser Camping Platz in Calibishie ist nicht weit von ihnen entfernt. Wir sind Gäste bei Sandra und Stephen - sie Kanadierin, er Neuseeländer. Zusammen mit ihren beiden rhodesischen Ridgeback Hündinnen Kariba und Zuma und ihren zwei Katzen wohnen sie in einem vom Meereswind stark in Mitleidenschaft gezogenen Wohnwagen direkt an einem Kliff mit traumhaftem Ausblick. Ihr Projekt nebenan, das Club-Dominique-Hotel, ist wegen Todesfall eines Partners zurzeit stillgelegt und wartet nun auf einen neuen Investor. Wir dürfen bei ihnen im Hintergarten im Auto schlafen. Dusche in einem Holzverschlag ist vorhanden, ein türloses Plumpsklo im Busch mit Vogelgezwitscher und Meeresrauschen ebenfalls. Waschmaschine gibt es nicht. Seit langem schrubbe ich unsere Wäsche wieder einmal wie viele Einheimische auf grossen, blankgescheuerten Steinen an einem wildrauschenden Urwaldfluss. Es passt zu dieser naturbezogenen Insel.

 

Mittagsrast an einer traumhaft
unberührten Ecke bei Pointe Mulâtre
Blick auf das kleine Hamlet
Soufrière vom Tête Morne
Einsamer Küstenabschnitt
bei Melville
 

Das einzige, was wir bemängeln könnten, sind die vielen durchlöcherten Asphaltstrassen an der Westküste. Dafür hat es aber auch keine Leitplanken, Abschrankungen, Rotlichter, Parkuhren und all diese Erstweltverkehrsregelungsanlagen. Aber das könnte sich ändern, wenn jetzt die Festland-Chinesen mit ihrem Millionenkredit eine neue Küstenstrasse bauen werden. Über dreissig Jahre lang waren bis anhin die Taiwanesen mit verschiedenen Projekten am Werk, haben nicht nur Geld investiert, sondern der Bevölkerung auch vieles beigebracht - und jetzt müssen sie - wie wir hören - innert vier Tagen das Feld zugunsten der finanzkräftigeren Chinesen räumen. Nicht jedermann ist darüber glücklich, denn man sagt den Chinesen nach, dass sie alles mitbringen, vom Material bis zu den Arbeitskräften, so dass eigentlich die Lokalbevölkerung recht wenig davon profitieren kann, ausser eben einer neuen Strasse. Politik beiseite: Wir mögen diese Insel so, wie sie ist, und wünschen uns, dass sie noch lange so bleiben wird: Ursprünglich, exotisch, wenig verbaut und verschlafen - einfach paradiesisch schön!

 

Traditionelles Haus in
der Tropenlandschaft
Einsamer Küstenabschnitt bei Thibaud
Emil geniesst sein Mittagessen
in Thibaud
 

Der Horizont hinter den Palmen verfärbt sich in zauberhaften Gold- und Rottönen, als wir am 25. April mit dem wenig vertrauenswürdigen Kahn "MV Pride la Dominique" die "Caribbean Island of Nature" verlassen. Zwischen Bananenschachteln und Gemüsekisten tuckern wir einer unruhigen Nacht und einer neuen Destination entgegen - St. Kitts & Nevis "the best place in the world". Wir wissen es bereits: Sollten wir je auf eine Karibik-Insel zurückkehren, dann wird es Dominica sein! Der Wunsch zur Wiederkehr greift schon beim Abschied von uns Besitz.

 

Eine Kuh beobachtet die
Schoner in Portsmouth
Der Himmel verfärbt sich goldrot
bei unserem Abschied von Dominica
Auf dem Bananenboot "MV Pride
la Dominique" nach St. Kitts
 
Zeitungsartikel über uns in Dominica:
Presseinformation: "Swiss Record-Breaking Car Driver to visit Dominica", 23. März 2004
Artikel: "Guinness record holders visit Dominica", 2. April 2004
Artikel: "AT&T answered NDC call", 16. April 2004
Artikel: "Dominica Rated # 1", 5. Mai 2004