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Hier einige Reise-Eindrücke aus Trinidad & Tobago

 

Trinidad Karte

 

Tobago Karte

Karte der Karibik

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Zauberhafter Blick vom Fort George
auf Port-of-Spain
Blühender Flamboyant im Queen’s
Park Savannah, dem „Central Park“
von Port-of-Spain
Das Queen’s Royal College an
der Maraval Road gehört zu
den “Magnificent Seven”
 

Trinidad & Tobago - "Heimat des Calypsos"

Das Meer funkelt in einem silbernen Blau, wenn die Sonne die Wellen streift. Entspannt stehen wir an der Reling des Containerschiffs „MV Husum“ und werden nie müde, dieses Schauspiel der Natur zu verfolgen, während wir auf Trinidad & Tobago zusteuern. Die Inselwelt der Karibik zu besuchen, war schon seit langem unser Traum. Wir freuen uns deshalb unheimlich, dass wir nun endlich auf dem Weg dazu sind. Noch wissen wir nicht, dass der Einstieg nicht ganz ohne Probleme ablaufen wird und geniessen im Moment noch in vollen Zügen das entspannte Leben auf hoher See, die guten Mahlzeiten und den Komfort unserer Kabine. Bedauerlicherweise dauert die Seereise nur drei Tage – bei weitem zu kurz. Wir wären gerne noch viel länger geblieben.

 

Monument von Christopher Columbus,
der Trinidad im Jahre 1498 entdeckte
Strassenschild aus der
guten, alten Zeit
Durch den Bambuswald des
Asa Wright Nature Centers
 

Noch ist es Nacht, als am 22. Mai, um 0400 Uhr, die „MV Husum“ im Hafen von Port-of-Spain in Trinidad einläuft. Schon kurz darauf klopft es an unserer Kabinentür - der Immigrationsbeamte ist zu dieser unmenschlichen Zeit bereits an Bord und wartet auf uns. Wenigstens ist es eine kurze Angelegenheit: Nach fünf Minuten können wir uns bereits wieder aufs Ohr legen. Wir haben eine Aufenthaltsdauer von drei Monaten gekriegt. Gottlob kam die Frage nach einem Weiter- oder Rückreisebillet gar nicht erst auf. Nun sind wir mehr als gespannt, wie es hier mit der temporären Einfuhr unseres LandCruisers klappen wird. Dass Inseln in dieser Hemisphäre diesbezüglich kein Zuckerlecken sind, wissen wir bereits von der Dominikanischen Republik, wo wir vier harte Tage gegen alle unmöglichen absurden Gesetze und weit verbreitete Korruption zu kämpfen hatten. Hier jedoch sind wir zuversichtlich, dass es einfach und „normal“ ablaufen wird, da Trinidad zu jenen Ländern gehört, welche das „Carnet de Passage“, das spezielle Autozolldokument, anerkennen. Aber was nützt ein Abkommen, wenn ein überheblicher Zollchef sich nicht darum kümmert, was eine Regierung vor ihm 1954 unterschrieben hat? Er besteht stur darauf, dass jetzt eben andere Bestimmungen herrschten und eine Garantie hinterlegt werden müsse, die er nach komplizierten Berechnungen auf US$ 5’000 festlegt. Wir sind total vor den Kopf gestossen, umsomehr, als wir mit Hilfe der Toyota Trinidad alle erforderlichen Bewilligungen für die Autoeinfuhr rechtzeitig eingeholt hatten. Auch der Trinidad-Automobilclub, bei dem wir auf Unterstützung hoffen, kann uns nicht helfen. Die ältere Dame verspricht uns lediglich, eine Beschwerde einzureichen und bietet uns gleichzeitig einen Gratisabschleppdienst an, sollten wir ihn je benötigen – falls wir die Zollhürden je schaffen! Glücklicherweise springt dann die Toyota Trinidad für diese saftige Garantie-Hinterlegung ein und stellt uns zugleich auch ihren Agenten für all die komplizierten Behördengänge zur Auslösung unseres LandCruisers zur Verfügung, eine ungeheuerliche Erleichterung für uns! Bis dann der ganze Papierkrieg erledigt ist, dauert es drei volle Tage. Einen Tag allein benötigen wir für das Strassenverkehrsamt. Denn wie zuvor in Ägypten und Libyen brauchen wir auch hier ein lokales Nummernschild. Wir kriegen V 419 zugewiesen und müssen das Schild – rote Zahl auf weissem Grund – selber bei einem Hersteller in Auftrag geben.

 

Durch den Blumengarten des
Asa Wright Nature Centers
Wo der Marianne River bei
Blanchisseuse ins Meer mündet
An dieser Hängebrücke in Blanchisseuse endet die Autostrasse gegen Osten
 

Der Empfang bei Toyota Trinidad ist herzlich und voller Überraschungen. Donna, unsere hilfsbereite Ansprechpartnerin verrät uns gleich, dass wir auf Firmakosten für sieben Nächte in ein kleines, sympathisches Gästehaus, dem „Simple Escape“, einziehen dürfen. Gleichzeitig bestätigt sie, dass die Werkstatt sich um unser Getriebe kümmern will, das schon seit Brasilien komische Geräusche von sich gibt. Die Arbeit ist gratis, die Ersatzteile gehen zu unseren Lasten. Schwierig ist nun vor allem deren Beschaffung, denn die Möglichkeiten für unser Altertum sind inzwischen ziemlich geschrumpft. Sollten wir nicht auch unsere eigenen Kontakte spielen lassen, fragen wir uns. Gesagt, getan. Und siehe, ein Email an Suresh Rampersad, dem General Manager der Toyota in Georgetown/Guyana reicht schon, um unsere Sorgen zu verscheuchen. Er hat tatsächlich alle erforderlichen Ersatzteile an Lager. Erstaunlicherweise scheint dieser kleine Staat im Nordostzipfel Südamerikas ein unerschöpfliches Lager für unseren Typ zu haben! Jetzt heisst es nur noch warten, bis sie den Weg nach Trinidad finden.

 

Mittagsrast unter gekrümmten
Palmen am Blanchisseuse Strand
Eine Glaubensgemeinschaft mit ihren
Täuflingen an der Cangrejos Bucht
Eine delikate Tropenblume
 

In der Zwischenzeit haben wir genügend Zeit, um durch das 350'000 Einwohner zählende Port-of-Spain zu streifen. Diese kosmopolitische Stadt am Golf von Paria, eingebettet in tropische Hügel, gewinnt auf Anhieb unsere Sympathie. Ein unglaublich vielfältiges Völkergemisch drängt sich durch die von Leben überschäumenden Strassen. Viel karibisches Flair verbreiten die vielen Rastafarians mit ihrer eigenwilligen Haartracht und Kopfbedeckung, die bedauerlicherweise aber auch die Mehrheit an Bettlern, Drogenabhängigen und Obdachlosen stellen. Ausser einigen Chinesen und Europäern setzen sich die ethnischen Gruppen der 1.3 Mio. zählenden Einwohner von Trinidad & Tobago folgendermassen zusammen: Afrikaner 40%, Inder 40%, und Mischlinge 18%, alles Nachkommen von eingeführten Sklaven zur Bestellung der Zuckerrohrplantagen. Die Kriminalität ist sehr hoch, meistens drogenbedingt. Viele Gebiete sind ganz zu meiden, wie es auch in Guyana und Jamaika der Fall ist. Um diese missliche Situation mehr unter Kontrolle zu bringen, hat die Regierung von Trinidad kürzlich der Polizei erlaubt „shoot to kill“ anzuwenden, d.h. Kriminelle, die zu flüchten versuchen oder Widerstand leisten, können an Ort und Stelle erschossen werden. Trotz allem fühlen wir uns in dieser Stadt in keiner Weise unwohl oder bedrängt. Die Bevölkerung begegnet uns offen, interessiert und freundlich. Speziell, nachdem Fernsehen und Zeitungen über uns berichtet haben, können wir uns vor Aufmerksamkeiten kaum mehr wehren: Es ist ein ständiges Hupen, Winken, Rufen, Händeschütteln und uns willkommen heissen. Besonderen Gefallen finden wir am Gebiet rund um den Queen’s Park Savannah – dem „Central Park“ von Port-of-Spain. Zurzeit stehen dort alle Flamboyant Bäume in voller Blüte und leuchten in ihrem tiefen Rot um die Wette. Gleich gegenüber, an der Maraval Strasse, können wir die sich konkurrenzierenden „Magnificent Seven“ bestaunen, die sieben herrlichen Herrschaftshäuser mit ihrer aparten, einzigartig nostalgischen Architektur.

 

Goldgelb leuchten die blühenden „Poui“-Bäume aus dem üppigen
Grün des Tropenwaldes
Die Maracas Bay, eingebettet
zwischen Regenwald und Meer
Römisch-katholische
Kathedrale im geschäftigen
Stadtzentrum von Port-of-Spain
 

Die Arbeit an unserem Getriebe geht nur sehr harzig voran. Aus einer Woche werden zwei, dann vier, dann sechs - genau solange dauert es nämlich, bis unser aufgebockter LandCruiser wieder auf eigenen Rädern steht. Bei der Reparatur stellte sich leider heraus, dass der eigentliche Hauptlärm nicht nur vom Getriebe selbst, sondern auch vom Differential stammt. Die beiden Lager zur Kardanwelle sind total ausgeleiert, und die kleinen Zahnräder haben schon fast keine Zähne mehr – Kunststück nach 582’000 km (anscheinend fallen dem Differential im Alter auch die Zähne raus!). So müssen weitere Ersatzteile gesucht und eingeflogen werden, was natürlich die Sache immer wieder weiter verzögert. Das Verrückte an der Sache ist, dass uns die Toyota während all dieser Zeit das Hotelzimmer weiterhin bezahlt – total für 47 Tage – was wir zu Beginn so richtig geniessen. Doch mit der Zeit fällt uns doch langsam das „Dach auf den Kopf“, denn ohne Auto können wir nicht viel unternehmen. Tagsüber ist es zum herumlaufen zu heiss, und in den kühleren Abendstunden zu gefährlich.

 

Der Waterloo Hindu Tempel
wurde von einem „Sadhi“ gebaut
Indisches Hochzeitspaar im Park
des Waterloo Hindu Tempels
Farbige Gebetsflaggen der Hindus
wehen auf Bambusstangen im Wind
 

Was machten wir in all den vielen autolosen Tagen? Viel Zeit, etwa 80%, haben wir in die Logistik für unsere geplante „Kreuzfahrt“ durch die Karibik-Inseln investiert. Es war ein ständiges Auf und Ab. Oft standen wir mit all unseren umfassenden Abklärungen vor einer undurchdringlichen Wand, wenn Touristenministerien und Schifffahrtslinien, die wir anschrieben, weder auf Emails noch auf Fax reagierten und wir einfach keine Fortschritte erzielten. Zwar gab es zwischendurch wieder mal kleine Durchbrüche; doch dann tauchten wieder neue Probleme auf und das ganze Projekt hing erneut in der Luft. Es war frustrierend. Erschwerend und umständlich war auch, immer auf öffentliche Telefonkabinen angewiesen zu sein, denn schlussendlich läuft ohne telefonieren gar nichts. Und die Telefonkabinen liegen entweder an verkehrsreichen, lärmigen Strassen, wo man kaum etwas versteht, oder sind defekt. Doch nach hartnäckigem Kampf, viel Geduld, Ausdauer und Initiative nimmt nun unsere „Cruise“ mit dem LandCruiser durch die Karibik doch noch Form an: Die Touristenministerien von Grenada, St. Vincent, Barbados, St. Lucia, Dominica, St. Kitts und Jamaika wollen uns nun die temporäre Einfuhr des Autos erleichtern und auf die Hinterlegung einer sonst unumgänglichen Garantie verzichten. Denn jede noch so kleine Karibikinsel verlangt einen „Bond“, um sicherzustellen, dass das Auto die Insel auch wieder verlässt. Auch mit einigen Fähren und kleinen Bananen-Frachtern sind wir für gewisse Teilabschnitte ein Stück weiter gekommen. Noch fehlt uns die Verbindung von St. Lucia nach Martinique. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir an Ort und Stelle auch dafür noch eine passable Lösung finden werden. Es zeigte sich immer wieder, dass sich vor Ort meistens neue Möglichkeiten öffnen.

 

Die berühmte Bilderbuch-Bucht
von Pigeon Point in Tobago
Wenn die Sonnenkugel am Pigeon
Point in Tobago im Meer versinkt
Einsam unter Palmen an
der Ostküste in Trinidad
 

Nach der wochenlangen Immobilität können wir es kaum erwarten, unseren aufgestauten Tatendrang ausleben zu können. Unsere erste Rundreise nach der Reparatur unseres LandCruisers führt nach Nordwesten, wo sich entlang des ganzen Küstenabschnittes von Maracas bis Blanchisseuse der Urwald bis zu den tropischen Sandbuchten hinzieht. Schon die Passfahrt alleine von Port-of-Spain durch die urwaldbedeckte Küstenkette nach Maracas ist sehr eindrucksvoll, aber von Arima nach Blanchisseuse weiter nördlich ist es noch viel schöner. Bereits als wir in die Berge abzweigen, stechen überall die goldgelb leuchtenden „Poui“-Bäume aus dem tiefen grün hervor. Eine enge, einspurige Asphaltstrasse führt uns dann in vielen steilen Kurven in die Höhe und durch das Asa Wright Nature Center, einer atemberaubend schönen Tropenwelt mit Bambuswäldern. Baumgiganten, Schlingpflanzen, Moosen, Lobelien und einer Vielfalt an farbenprächtigen Pflanzen und Blumen, wie wir sie in solch einer Fülle und Konzentration selten gesehen haben. Und immer umgibt uns ein nie endendes exotischesVogelgezwitscher – weit ausgeprägter als im dichten Feucht-Regenwald der drei Guyanas. Für die 35 km bis zur Küste nach Blanchisseuse brauchen wir volle vier Stunden, weil wir immer wieder anhalten, um die prachtvolle Blumenwelt zu bestaunen. Blanchisseuse mit dem idyllischen Marianne River und dem schönen Strand mit vom Wind gekrümmten Palmen ist die nördlichste per Auto erreichbare Bucht– und für uns auch die schönste und ruhigste. Hier endet die Strasse gegen Osten (bis Matelot) abrupt. Doch gerade diese wilde Nordostküste gilt als sehr ursprünglich.

 

Rastafarians sind für das Auge
immer ein exotischer Anblick
Ein typisches Stelzenhaus im
tiefen Grün in Basse Terre
Schulmädchen wartet auf den Bus
 

Deshalb entschliessen wir uns anderntags, sie von Nordosten her in Angriff zu nehmen. Und wir bedauern es nicht. Es ist wirklich eine einsame Gegend mit unberührten Ufern. Wir geniessen es, alleine auf dem Fels beim weissen Leuchtturm von Galera Point in Toco zu sitzen und dem ewigen Brechen der Wellen zuzuhören. Und wir geniessen es auch, der verlassenen schmalen Inselstrasse bis Matelot entlang zu fahren. Manchmal folgt sie der Küste, dann verläuft sie wieder landeinwärts durch dichten Regenwald, wo einige wenig vertrauenserweckenden Brücken zu überqueren sind. Ab und zu sichten wir im tiefen Unterholz ein einfaches Stelzenhaus mit einigen dekorativen Blumentöpfen davor. Sonst ist nichts als undurchdringlicher Urwald, soweit das Auge reicht. Grand Riviere, eine kleine Küstensiedlung, ist der Ort, wo die „Leatherback“ Riesenschildkröten regelmässig an Land kommen. Wir sehen einige frisch ausgebuddelte tiefe Löcher im Sand und überall verstreut zerbrochene Eierschalen - das Werk von wilden Hunden? Da wir vor kurzem schon in Französisch Guyana diese Schildkröten beobachten durften, die aus den dunklen atlantischen Wellen am Strand auftauchten und sich mühsam durch den Sand vom Meer weg hievten, um ihre Eier zu legen, verzichten wir darauf, die Nacht allein in dieser Einsamkeit zu verbringen und ziehen weiter, bis die Strasse an einem breiten Fluss endet. Dort fühlen wir uns wirklich am „Ende der Welt“ und hätten nie erwartet, ausgerechnet hier einen Landsmann aus Basel zu treffen. Er erzählt uns, dass er seit 10 Jahren mit einer Trinidaderin verheiratet ist und ganz in der Nähe zwei Ferienhäuser vermietet. Bei einem kalten Bier schwatzen wir solange, bis uns dunkle Wolken am Himmel zur Rückkehr mahnen. Und es dauert nicht lange, da beginnt es wie aus Kübeln zu regnen und das Wasser kommt in Sturzbächen daher. Wir sind dann sehr froh, als wir auf dem grossen Parkplatz einer bewachten Dorfschule auf stabilem Boden einen sicheren Nachtplatz finden und sogar noch die Duschen benützen dürfen.

 

Perlweisser Sandstrand und
Palmenhaine an der Ostküste
Junge Schönheit am
Emancipation Day
„Sphingid“-Raupe
 

Von ganz anderen Erlebnissen geprägt ist die Westküste. Dort fühlen wir uns oft nach Indien versetzt, denn überall wehen farbige Gebetsflaggen der Hindus im Wind – vor Häusern und gruppenweise auf Bambusstöcken dem Meeresufer entlang. Einzigartig ist der Anblick des Waterloo Hindu Tempel, dessen zwei weissen Zwiebeltürme uns schon von weitem ins Auge stechen. Ins Wasser gebaut und von einem gepflegten Park umgeben, ist es eine wunderschöne Gebetsstätte. Auf dem Vorplatz steht das Monument des Erbauers, eines „Sadhi“, eingeweiht im Jahre 1995 aus Anlass des 150-jaehrigen Jubiläums der indischen Einwanderer. Eine Hochzeitsgesellschaft auf dem Weg zum Haupttempel verleiht diesem religiösen Ort noch einen speziellen Glanz. Weiter südlich, an der Cangrejos Bay, wo wir uns für die Mittagspause niederlassen, werden wir dann plötzlich nach Afrika entführt. Erst sehen wir nur eine Gruppe von Menschen in traditionellen afrikanischen Kostümen. Erst später beobachten wir, dass sie hierher gekommen sind, um einige Glaubensbrüder im Meer zu taufen. Dieses religiöse Zeremoniell erleben wir übrigens später auch an andern Karibik-Stränden immer wieder. Trinidad selbst ist sonst keine eigentliche Touristendestination. Man lebt vom Öl und vom Asphalt, und beides ist im Süden und Südwesten zu finden. Das Phänomen, welches die „Trinis“ zu den sieben Weltwundern zählen, heisst „Pitch Lake“. Er ist 41 Meter tief und liefert ununterbrochen schwarzen Asphalt. Viele Strassen wurden und werden immer noch von dieser nie versiegenden Quelle gebaut. Für das Auge ist er eine totale Enttäuschung. Der Teich ist nicht grösser als ein mittlerer Fussballplatz und jetzt, in der Regenzeit, wo er mit Wasser bedeckt ist, weist gar nichts auf diese Besonderheit hin. Dass Trinidad keine Touristendestination ist, reflektiert sich auch in vielen unsauberen Stränden. Überall liegen Berge von Müll herum, als wir Richtung Manzanilla der schönen Ostküste entlang fahren und uns kilometerlange Sandstrände und Palmenhaine begleiten. Es ist so schade, dass damit die ganze Idylle und Romantik verdorben wird. Wie sich Menschen in solch einer Umgebung überhaupt wohl fühlen können, wird für uns immer ein grosses Fragezeichen bleiben.

 

Kostümierte Gruppe
am Emancipation Day
Afrikanische Schönheit
am Emancipation Day
Schwingende Röcke
am Emancipation Day
 

Dafür stimmt im Ferienparadies Tobago, der Robinson Crusoe-Insel und Geburtsort von Harry Belafonte alles. Ganz anders als in Trinidad, spielt sich das Leben auf dieser 300 km2 kleinen Insel viel ruhiger, entspannter, sauberer und vor allem auch sicherer ab. Vom ersten Moment an, wo wir mit der „MV Beauport“ – eine der zwei täglich verkehrenden Autofähren - im Hafen von Scarborough anlanden, wissen wir, dass wir es hier viel länger als nur wie geplant ein paar Tage aushalten könnten. Der Legende nach soll die Schweizer Familie Robinson nach einem Schiffbruch hier gestrandet sein. An welcher der vielen Bilderbuch-Buchten wohl, fragen wir uns, als wir der pittoresken Atlantik Küste entlangfahren. Sie sind alle schön und meistens einsam. Einen Volltreffer, wo wir mit dem Auto direkt zum Strand fahren können, landen wir bei den abgelegenen King Peter’s und Culloden Buchten. Nur kreischende Möwen teilen den Sandstrand mit uns – fast wie zu Robinsons Zeiten! Sehr schön ist auch die Englishman’s Bucht, die sich wie eine perlweisse Sichel zwischen Dschungel und Meer schmiegt. Dort werden wir allerdings schon von Souvenir-Händlern begrüsst – etwas, was wir nicht so schätzen. Tobago ist glücklicherweise vom Massentourismus noch nicht überrannt worden, was uns eigentlich überrascht. Die grossen Hotelresorts konzentrieren sich um den Südwestzipfel bei Crown Point, neben dem berühmten Strand am Pigeon Point, welchem wir den Spitznamen „Weisses Ghetto“ geben, weil er mehrheitlich von Weissen besucht wird, denen es nichts ausmacht, für Strände Eintritt zu bezahlen. Es gibt aber auch persönliche kleine Hotels über die ganze hügelige Tropenlandschaft verstreut. Wir selber verbringen unsere Nächte im Areal der Toyota-Vertretung in Scarborough in grüner Umgebung, wo jeden Abend wie auf Kommando ein ohrenbetäubendes Froschkonzert los geht und bis zum Morgengrauen dauert.

 

Karibikidylle bei Mayaro
an der Ostküste Trinidads
Ankunft mit der Autofähre in
Scarborough auf Tobago
Die ruhige Pirate’s Bay in
Charlotteville auf Tobago
 

Wir sind gerade wieder rechtzeitig in Trinidad zurück - diesmal mit der „MV Panorama“ -, um am 1. August den „Emancipation Day“ zu erleben, der uns gleich ins tiefste Afrika entführt. An diesem Datum des Jahres 1834 hat das Britische Parlament die Sklaverei abgeschafft. Dieser historische Moment wird nun jedes Jahr von den Nachfahren afrikanischer Sklaven mit einem traditionellen Umzug durch den Independence Square gefeiert. Zu Tausenden strömen sie von jeder Ecke der Insel in die Hauptstadt. Nicht einmal auf dem schwarzen Kontinent selber haben wir eine so grosse Vielfalt an farbenprächtigen und traditionellen Kostümen gesehen, als die tanzende und singende Menge den magischen Trommelschlägen der Pan-Bands – dem Inbegriff der Karibik - folgt. Eine Steelband besteht übrigens aus rund 100 Trommlern. Jeder spielt auf bis zu 6 Ölfässern (Pans). Dieses unvergessliche Erlebnis entschädigt uns ein bisschen für den nur um ein Haar verpassten Trinidader Karneval, neben Rio de Janeiro der wichtigste der Welt. Am selben Tag - später am Abend - sind wir bei unserer Honorarkonsulin zu Gast, denn die Schweiz feiert heute ihren Nationalfeiertag. Im blumenreichen Garten ihrer Villa vereinigen sich an die 70 Landsleute, meistens Mischehen. Der interessanteste Gast für uns ist ein Walliser Erzbischof, welcher den Papst John Paul II auf 45 seiner vielen Reisen begleitete und zuletzt einige Jahre im afrikanischen Burundi verbrachte. Wir haben endlosen Gesprächsstoff, um uns über Gott und die Welt zu unterhalten. Der herzlichste ist Trudi, eine Schweizerin von Barbados, die uns spontan einlädt, sollten wir es je zu ihrer Insel schaffen (wir schafften es und verbrachten viele glückliche Stunden in ihrer Gesellschaft). Der wichtigste ist der trinidadische Immigrationschef, der uns spontan offeriert, unsere Aufenthaltsbewilligung zu verlängern. Nein, elf Wochen reichen uns nun wirklich, obschon wir uns unter diesen gastfreundlichen und liebenswürdigen Menschen durchwegs wohl fühlen. Als dann unsere Nationalhymne ertönt und die 1. August-Rede von Bundespräsident Couchepin übertragen wird, tritt auf einen Schlag Stille ein. Wir können nicht leugnen, dass auch wir als „Weltbürger“ in unseren Herzen immer noch ein bisschen Patriotismus spüren...

 

Strandidylle an der Culloden Bay Blick auf Maracas Bay Einsamkeit an der King Peter's Bucht
Acht Tage später borden wir die komfortable Autofähre „MV Panorama“ erneut, die diesmal nicht nach Tobago, sondern nach Grenada fährt, dank Patrick Arnold, Chef der Pan-Trinbago Fastnachtsorganisation. Spontan hat er eingewilligt, unseren LandCruiser und uns auf der gecharterten „Partyfähre“ am 9. August zum Karneval in Grenada mitzunehmen. Wir sind alle drei in bester Gesellschaft, als wir Port-of-Spain - die Stadt, die niemals schläft - verlassen: Unser LandCruiser unter den Ölfässern der Steelbands, und wir unter den 600 frohgelaunten, immer karnevalverrückten „Trinis“. Die Flagge auf Fort George, wo wir so manches Frühstück und die schöne Stadtaussicht genossen haben, weht heute besonders kräftig im Wind, als wollte sie uns „Good-bye“ zuwinken.

Möwen beim Morgenputz an
einem einsamen Strand in Tobago
Die perlweisse Sichel der Englishman’s
Bay zwischen Urwald und Meer
Port-of-Spain bei Sonnenuntergang
 
Zeitungsartikel über uns in Trinidad: