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Bildbericht unserer Madagaskar-Reise –
Teil 3: Ambalavao-Isalo N.P.-Tuléar-Ranomafana (Lemuren)-R.N.7-Antananarivo
 
Madagaskar Teil 1: Tamatave-Andasibe (Lemuren)-Antananarivo-Antsirabe-Miandrivazo
Madagaskar Teil 2: Miandrivazo-Morondava (Baobabs)-Antsirabe-Fianarantsoa-Ambalavao (Lemuren)
Madagaskar Teil 4: Antananarivo-Ankadibe (Lemuren)-Andasibe-Manambato-Foulpointe-Tamatave
 
 
 
Madagaskar-Karte
 
   
 
         Karte vom indischen Ozean

                                         

 
letzte Foto: 2. November 2011
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151  Auf dem Hochplateau ist alles
braun und trocken. Dort, wo die
Wasserwege noch nicht ganz versiegt
sind, bauen die fleissigen Bauern Reis
an. Hier in der Nähe von Ankaramena
zwischen Ambalavao und Ihosy
152  Zebu-Herden des Bara-Stammes
werden bis zum Schlachthof der Hauptstadt
Antananarivo getrieben. Der Wert eines
Bara-Mannes wird an der Zahl seiner Zebus
gemessen. Diesen wird oft einen höheren
Stellenwert eingeräumt als ihren Frauen
153  Wir sind auf dem Weg von
Ambalavao zum Isalo Nationalpark
bei Ranohira, westlich von Ambalavao
gelegen. Urplötzlich taucht bei
Mahasoa ein mächtiger eindrucks-
voller Granitfelsen vor uns auf
 
Abrupt tauchen die ersten bizarren Felsen auf. Wir haben das Tagesziel erreicht: Ranohira, beim Sandsteinmassiv des Isalo NP. Fast landen wir in der neuen Isalo Rock Lodge, wunderschön in die Felstürme eingebettet. Emil schreibt sich an der Reception ein und ich lege das exakte Geld auf den Tisch. Der Herr zählt nach und guckt mich irritiert an. “Ist etwas nicht in Ordnung?” frage ich. “Das Zimmer kostet € 114” und nicht Aria 114’000” (= € 40), wie wir verstanden. Oft werden die Tausender beim Aria gar nicht mehr ausgesprochen; und an den “mehr-besseren” Orten wird ohnehin nur noch mit Euros gehandelt. “Ihr dürft aber die Gegend hier trotzdem erkunden”, räumt er ein, als er unsere enttäuschten Gesichter sieht.
 
 
 
 
 
 
154  Die Dörfer, die zwischen öden
Bergrücken eingebettet sind, muten
auf unserer Ost-West-Durchquerung
wie kleine Oasen an: Ihosy
155  Ab und zu kommen uns Zebu-
Herden (madagassische Kühe) mitten
auf der Strasse entgegen. Sie sind
eines der erkennbarsten Symbole
Madagaskars. Normalerweise
halten wir an, was die Hirten schätzen
156  Nach der Überquerung des Ihosy-
Flusses bei Ihosy steigt die Strasse zum
Horombe-Plateau – eine endlose Prärie
mit goldgelbem Gras im „Wilden
Westens” Madagaskars – das am
Isalo-Massiv bei Ranohira endet
 
In der Isalo Ranch sind wir dann auf dem Boden der Realität zurück. Für 60’000 Aria (€ 21) kriegen wir den Bungalow Nr. 20 mit gemeinsamen sanitären Anlagen, die jedoch sonst niemand benutzt. Er liegt am Ende der Anlage und vor uns ist nur noch Natur pur. Während die Tourgruppen – und auf diesem südlichen Haupttouristenpfad treffen wir überraschend viele an, vor allem Franzosen – sich um das Restaurant und das Schwimmbad scharen, haben wir abseits eine kleine Welt für uns alleine, blicken auf die Felsen, die beim Sonnenuntergang in einem warmen goldenen Braun erstrahlen, auf den mit Sternen übersäten Nachthimmel und geniessen die wunderbare Stille um uns herum.
 
 
 
 
 
 
157  Von unserem Bungalow bei der
Isalo Ranch in Ranohira – an der Grenze
des Isalo-Nationalparkes gelegen –
geniessen wir den Sonnenuntergang …..
158  ….. die untergehende Sonne
zaubert einen warmen rötlichen
Schimmer auf den Berg …..
159  ….. und die langstieligen Blumen
stechen wunderbar gegen das
Glühen des Himmels ab
 
Nach den über 30 tropischen Inseln der letzten fünf Jahre in der Karibik, im Pazifik und neuerlich im Indischen Ozean sind wir so richtig “ausgehungert” nach Felsen, Türmen, Domen, Canyons und skurrilen geologischen Formationen, wie wir sie aus dem "Wilden Westen" der USA kennen. Nur eines wollen wir nicht: Einem obligatorischen Führer auf den mit Tourgruppen überlaufenen Wanderpfaden des Parks folgen – der Isalo Nationalpark mit seinen 815km² gilt als einer der meistbesuchten Parks in Madagaskar Am nächsten Tag finden wir unsere eigenen Pfade.
 
 
 
 
 
 
160  Gespenstisch ragen die Felsen
des Sandsteinmassivs vom Isalo-
Nationalpark gegen den blauen
Himmel. Sie erinnern uns an den
„Wilden Westen” der USA
161  Im Isalo Nationalpark ist der
endemische Mini-Baobab (Pachypodium
rosulatum) mit seinen gelben Blüten zu
Hause. Sein erweiterter Stamm dient
ihm in der Trockenheit als selbstver-
sorgender Wasserspeicher
162  Fantastische geologische
Formationen formen verschiedene
Landschaften innerhalb des 815 km²
umfassenden Isalo Nationalparks
 
“Kann die Natur schöner sein” fragen wir uns immer wieder. Die weissen Wolkentupfer am tiefblauen Himmel sind zum Greifen nah, als wir im eigenen Rhythmus durch die Abgeschiedenheit des Labyrinths der Sandsteinformationen wandern. Wir entdecken den eigenartigen Miniatur-Baobab mit seinen gelben Blüten und seinem erweiterten Stamm, der ihm in dieser Trockenheit als selbstversorgender Wasserspeicher dient; Äste mit gelbschwarz gestreiften Käfern, dicht aneinander gedrängt; weisse dekorative Käfer an einem andern Ast; Büsche vollbehängt mit kleinen zartrosa Blattwanzen, die auf den ersten Blick wie zarte Blüten aussehen.
 
 
 
 
 
 
163  Das Dach einer traditionellen
Hütte wird neu mit Stroh gedeckt
164  Emil geniesst die Ruhe vor
unserem Bungalow bei der Isalo-
Ranch in Ranohira
165  Liliana geniesst es, im „Canyon-
land“ des Isalo Nationalparks zwischen
den Felsspitzen zu wandern
 
Und aus dem sandigen Boden spriessen zaghaft Blumen – rote, gelbe und blaue. Spontan wies uns die französische Eigentümerin des Hotel 'Relais de la Reine' – eines der ältesten Hotels in Madagascar – den Weg ins Reich der Schluchten von ihrem Hotel aus. Mit ihr unterhalten wir uns auch über die politische Lage der Insel und über den Tourismus. “Seit dem letzten Jahr ist die Besucherzahl wieder angestiegen”, erzählt sie uns. Aber das Volumen vor dem 2009-Putsch ist noch nicht erreicht worden. Die Regierung muss sich wirklich Mühe geben, die Touristen nach Madagaskar zu locken, bevor die letzten Lemure ausgestorben, die letzten Schildkröten aufgegessen, die letzten Rosenholzstämme (Palisander) und die letzten Affenbrotbäume (Baobab) abgeholzt sind.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
166  Wir entdecken die farbenfrohe
Madagaskar-Heuschrecke
(Phymateus saxosus), die einen
dornigen Ast hoch krabbelt …..
167  ….. oben angekommen, späht
sie zwischen den Blättern hervor
168  In Madagaskar sind auch
viele Chamäleon-Arten heimisch:
Madagaskar-Riesenchamäleon
(Furcifer oustaleti)
 
Ranohira-Tuléar (Toliara) = 230km; 5 Std.
Am dritten Tag, am 21. Oktober 2011, (am Tag als Gadaffi in Sirte erschossen wurde), reissen wir uns von diesem bizarren Felsengebiet los. Auf dem fast schnurgeraden schwarzen Asphaltband rollen wir durch den “wilden Westen Madagaskar’s” zum zweiten Mal der Westküste entgegen, diesmal etwas südlicher. Schon bald erreichen wir Ilakaka – ein Dorf mitten in der endlosen goldgelben Prairie. In den frühen 90-er Jahren entdeckte man dort grosse Sapphir-Vorkommen. Kilometerweit klaffen uns dem Fluss entlang noch die offenen Gruben der Minen entgegen. Seither wurde aus dem einfachen Hüttendorf ein florierender Ort.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wunder der Natur in den Schluchten des Isalo National Parks:
169  Kolonien von ausgewachsenen
winzigen zart rosa Blattwanzen
(Phromnia rosea). Auf den ersten Blick
sehen sie wie Blütentrauben aus
170  Orange-braune Käfer
(Libyaspis coccinelloides) –
ausgewachsen – dicht aneinander
gedrängt an einem Baumast klebend
171  Flache weisse Käfer
(Libyaspis coccinelloides) – junge,
eine Art Larven der links stehenden
Käfer – die wie Spitzen aussehen
 
Moderne Verkaufsläden mit kostbaren Edelsteinen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Auch die vor schmucken Villen geparkten Limousinen zeugen vom schnellverdienten Geld. Trotzdem: Auch hier lebt die Bevölkerung immer noch ohne Elektrizität und Wasseranschluss. Wir bezweifeln, dass die nun kürzlich entdeckten riesigen Öl- und Gas-Vorkommen im Morondava-Becken und bei Tuléar der Gesamtbevölkerung schlussendlich ein besseres Leben bescheren werden. Über 70% soll immer noch mit einem Dollar pro Tag auskommen müssen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Auch in den unwirtlichen Canyons des Isalo Nationalparks spriessen zarte Blumen in vielen Farben
172
173
174
 
In Tuléar, beim Wendekreis des Steinbocks haben wir mit den im 2008-Lonely Planet angepriesenen Motels kein Glück: Im “Le Capricorne” landen wir vor geschlossenen Toren. Es hat den Betrieb bereits im Jahre 2009 eingestellt. Und das “Sax’Aphone” liegt in einer wenig vertrauenserweckenden Lage, eingekeilt in ein Fast-Slum-Quartier mit einfachen Zimmern, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Aber Bar und Restaurant sind heimelig und das Essen ist gut. Seit 2010 wird es von einem älteren Franzosen geführt. Eine Nacht werden wir wohl überleben, denken wir.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
175  Ausserhalb des bizarren Isalo
Nationalparks ist wieder die schier
endlose Graslandschaft mit ihren
Bismarckpalmen (Bismarckia nobilis)
176  Wir lieben es, mit unserem Land
Cruiser auf den kleinen sandigen Busch-
pfaden um den Isalo NP herum zu
kurven. Im Park selbst herrscht
immer Führerobligatorium
177  Beim Isalo Nationalpark ragen
bizarre Felsengebilde gespenstisch
aus der Grasebene
 
Ja, wir überleben – aber wie! Nebenan wird die ganze Nacht hindurch gefeiert und das rhytmische afrikanische Trommeln und Singen hält uns bis in die Morgenstunden wach. Es tönt wie im tiefsten afrikanischen Busch. Nach dem Frühstück ziehen wir um, kommen aber im Hotel “Le Palétuvier” vom Regen in die Traufe. Erst findet eine Party bis 23 Uhr statt und nachher geht es mit einer Disko nebenan gleich bis zum Tagesbeginn weiter, die wir leider übersehen haben. Als sich dann am folgenden Tag die 25km lange Löcherpiste nach dem nördlichen Ifate, einem lokalen Touristenort mit einem zwar schönen Palmen-Sandstrand, für unseren bald 30-jährigen LandCruiser und seinen Fahrer als Albtraum erweist, hält uns in dieser staubigen Küstenregion nichts mehr und wir treten unsere Rückfahrt nach Fianarantsoa, kurz auch Fiana genannt, an.
 
 
 
 
 
 
178  Auf Entdeckungstour beim
Isalo National Park. Kann die
Natur schöner sein?
179  Lila Blüten eines Jakaranda
Baumes kontrastieren wunderbar
gegen das graue Gestein des Isalo NP
180  Die weissen Wolken, zum Greifen
nah, intensivieren unser Naturerlebnis.
„Freie“ Pisten, wiederum ausserhalb
des Isalo National Parks
 
Fianarantsoa- Ranomafana 72km; 2.7 Std.
Dort landen wir zum zweiten Mal im sympathischen griechischen "Hotel Cotsoyannis" und erholen uns im kleinen Gartenrestaurant mit einigen Biers und einer köstlichen Pizza – die Spezialität des Hauses. 52 km östlich von Fiana liegt an der RN45 auf dem Weg zur Ostküste der Ranomafana Nationalpark. Dort entdeckte der deutsche Primatologe Bernhard Meier 1986 die goldenen Bambus-Lemuren, die wiederum nur auf Madagaskar vorkommen (NB: es soll sonst noch einige wenige andere Lemurenarten auf den Komoren bzw. Mayotte geben). Zu ihrem Schutz wurde 1990 dieser Park gegründet. Es ist der viertgrösste Nationalpark in Madagaskar.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
181  Ilakaka – ein Dorf mitten in der
endlosen Prairie zwischen Ranohira und
Tuléar. Seit man dort in den frühen 90er-
Jahren grosse Saphir-Vorkommen
entdeckte, wurde aus dem unschein-
baren Weiler eine florierende Stadt
182  Ausserhalb der Stadt Ilakaka
findet man entlang des Flusses
kilometerweit die aufgeschürfte
Erde der offenen Saphir-Minen,
wo der Sand gewaschen wird
183  Die Echse bleibt regungslos
als wir uns nähern. Kaum ziehen wir
uns jedoch zurück, gibt sie Gas und
verschwindet im Gebüsch
 
In der Hoffnung, dass wir diese Lemuren-Art auch noch zu Gesicht bekommen werden, entschliessen wir uns zu diesem Abstecher. Einmal mehr geht es durch eine reizvolle Landschaft mit leuchtenden Reisfeldern, eingerahmt von einer imposanten Bergkette. Auf diesem Abschnitt fangen wir auch unseren zweiten Plattfuss in Madagaskar ein, den 168. auf unserer Weltreise. Hier verwenden wir den zuvor in Morondava sicherheitshalber gekauften zweiten neuen Schlauch.
 
 
 
 
 
 
184  Durch den Saphir-Boom entstanden:
Eine moderne Siedlung mitten in der
Graslandschaft ausserhalb von Ilakaka – es
sind meistens luxuriöse Häuser der Händler
185  Fern der modernen Welt: Ein
traditionelles und verarmtes
Strohhüttendorf östlich von Tuléar
186  Die Dorfkirche von Andranohinaly,
umrahmt von friedlicher Natur
 
Es ist Mittag, als wir im verschlafenen Dörfchen Ranomafana eintreffen und uns im “Manja Hotel” am Ende des Dorfes auf Anhieb wohl fühlen. Mit Blick auf das satte Grün des feuchten Regenwalds stillen wir auf der Restaurant-Terrasse erst mal unseren Hunger mit schmackhaften Käsespaghetti und Käseomelette und unseren Durst mit ein-zwei lokalen THB-Bierchen. Mit grossen Erwartungen geht es dann zum Parkeingang, wo wir den Eintritt von Aria 25’000 (€ 9) pro Person und den obligatorischen Führer von Aria 15’000 für zwei Stunden bezahlen.
 
 
 
 
 
 
187  Ein “Camion Brousse” – ein
4x4-Buschcamion – wird am Busbahn-
hof in Tuléar beladen. Er fährt Strecken,
wo es für ein normales Buschtaxi kein
Durchkommen mehr gibt
188  Busbahnhofe sind immer faszinierend.
Es ist unglaublich, wieviel und was alles
auf das Dach des Buschcamions gehievt
und noch auf allen Seiten festgebunden
wird; aber es ist die Versorgung für die
unzulänglichsten Gebiete
189  Langsam aber stetig kommen
auch diese Jugendlichen
irgendwann zum Ziel
 
Ohne Führer geht hier nichts; wir müssen uns den Regeln beugen! Mit ihm stiefeln wir kreuz und quer, bergauf- bergrunter durch einen Sekundär-Regenwald, ohne viel von der Tierwelt, dafür umsomehr von Medizinalpflanzen zu sehen. Einmal kreuzt eine kleine Familie der Braunen Lemuren kurz unseren Weg, ein anderes Mal können wir zwei andere Arten beim Fressen und Klettern beobachten. Zwei Vogelarten, eine Ratte und ein Frosch runden unsere kargen Beobachtungen ab.
 
 
 
 
 
 
190  Nicht nur in Morondava, auch
in Tuléar sehen wir die Baobabs,
die Flaschenbäume, die bis zu
1’200 Jahre alt werden
191  Nach den trockenen und öden
Ebenen ist die grüne Flusslandschaft
wohltuend für die Augen
192  Noch ein Bild von einer unserer
Lieblingsgegenden, dem Isalo National-
park, auf unserer Rückreise von
Tuléar nach Fianarantsoa
 
Unsere zwei vereinbarten Stunden sind schon längst überschritten, aber unser Führer gibt noch nicht auf. Plötzlich winkt er aufgeregt und zeigt auf eine hohe Baumkrone. Halb verdeckt vom Blätterwerk turnt einer dieser Goldenen Bambus Gesellen von Ast zu Ast. Leider ist er für uns viel zu weit weg, um ihn als solchen zu identifizieren. Naja, das war’s denn, und man realisiert den Unterschied zwischen Nationalpark und privatem Schutzgebiet: Im Nationalpark leben die Tiere, wie sie eben in der Wildnis leben – im privaten Schutzgebiet versucht man sie dem Besucher näher zu bringen, was vielfach mittels Futter erfolgt. Das Resultat kann man sich in beiden Fällen selbst ausmalen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
193  Einsam und verlassen: Ein paar
strohbedeckte Hütten im „Niemands-
land“, ohne fliessendes Wasser – ohne
Elektrisch. In dieser Gegend von Mada-
gaskar hungern die Leute noch oft
194  Überall wo ein Teich ist,
hoffen die Leute, dass mal ein paar
Fische im Netz hängen bleiben
195  Das glühende Morgenrot läutet
einen neuen Tag mit neuen
Begegnungen und Abenteuern ein
 
Als wir beim Parkhäuschen zurück sind, blickt er auf die Uhr. Natürlich bekommt er die Extrastunde von uns bezahlt! Nassgeschwitzt und müde fahren wir die paar Kilometer zu unserem Hotel zurück. Es wird schon langsam dunkel. An drei Stellen lodern weitflächige Feuer; auf drei Hügeln werden bald nur noch verkohlte Baumstrünke geisterhaft in den Himmel ragen – und das gleich an der Nationalpark-Grenze! Niemand interveniert, niemand kümmert sich darum!
 
 
 
 
 
 
196  Eine junge Frau presst in der Papier-
fabrik Antaimoro in Ambalavao frische
Blumen in das aus der Rinde des Avoha-
Busches hergestellte noch feuchte Papier.
Wenn von der Sonne getrocknet,
wird es zu Karten verarbeitet
197  Bei Fianarantsoa zieren kunstvoll
angelegte Reisfelder ein Flusstal,
kultiviert vom Stamm der Betsileo,
dem drittgrössten Stamm der Insel
Madagaskars
198  Die pittoresken traditionellen Dörfer
des Hochlandvolkes sind klein und kompakt;
hier nördlich von Alak-Ambohimaha, etwa
30km nördlich von Fianarantsoa an der
RN7. Vielfach sind die Menschen in
gewisser Weise miteinander verwandt
 
Dasselbe schockierende Bild bietet sich uns anderntags auch auf der Rückfahrt nach dem nördlich gelegenen Antsirabe – brennende Wälder, aufsteigende Rauchtürme und abgebrannte Hügel. Der kontinuierliche Raubbau an der Natur schlägt uns aufs Gemüt. Auch schöne, gesunde Föhrenbestände werden nebst den schneller wachsenden, aber eingeführten Eukalyptus-Bäumen gnadenlos abgebrannt. Balsam aufs Auge sind daher die nun durch die kürzlichen Regenfälle in allen Grünschattierungen leuchtenden Meisterwerke von Reisterassen, die noch vor drei Wochen brach lagen.
 
 
 
 
 
 
 
 
199  Westlich von Fianarantsoa,
im Ranomafana-Nationalpark,
rauscht der Namorana-Fluss
über die Andriamamovoka-Fälle
200  Der Namorana-Fluss bahnt sich
seinen Weg durch das steinige Bachbett
des Ranomafana Nationalparks. Der Park
wurde 1990 zum Schutz der goldenen
Bambus-Lemuren (Hapalemur aureus)
gegründet, die nur hier vorkommen
201  Ein Brauner Lemur (Eulemur fulvus)
beaugapfelt uns neugierig auf unserer
geführten Tour durch den Ranomafana
Nationalpark. Er bleibt der einzige Nah-
kontakt. Die andern Arten tummeln
sich hoch oben auf den Baumkronen
 
In Antsirabe begrüsst uns ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner. Kommt die Regenzeit etwa verfrüht? Im Hotel “Le Retrait” finden wir ein Zimmer mit Bad für Aria 45’000 (knapp € 16) die Nacht mit einem geschlossenen bewachten Parkplatz für unseren LandCruiser. Nachdem wir parkiert haben, fällt unser Blick auf eine grosse Wasserlache unter dem Auto: “Ist sie von uns?” wundern wir uns. Emil schaut umgehend nach. “Ein Gummipfropfen-Verbindungssück des Radiators krümelt”, ist seine Diagnose. Ersatz haben wir keinen, also heisst es improvisieren.
 
 
 
 
 
 
Auf unserer Tour durch den Ranomafana Nationalpark entdecken wir:
202  Eine fleischfressende Pflanze
(Drosera capensis). Das Insekt wird
durch das duftende Sekret angelockt
und bleibt daran haften
203  Ein Vogel ruht auf einem Ast –
wie mag er wohl heissen?
204  Zarte weisse Blumen
spriessen in der feuchten Erde
 
Während all unserer Reisejahre ist er ein wahrer Meister von Notreparaturen geworden. Bald findet er auch hier eine Lösung: Eine alte Zündkerze, umwickelt mit viel Dichtungsband. “Sollte es nicht dicht halten und sollte uns unterwegs das ganze Kühlwasser auslaufen, haben wir ja immer noch unsere 20 Liter Duschwasser auf dem Dach”, beruhigt er mich. Aber erstaunlicherweise bewährt es sich – und zwar noch für viele Monate und viele Kilometer!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
205  Unser LandCruiser fährt im
Ranomafana Nationalpark an einem
“Baum des Reisenden” (Ravenala
madagascariensis) vorbei, der
seinen Namen dem Wasserspeicher
in den Blättern verdankt
206  Leuchtend grüne Reisfelder und
verstreute braune Lehmhütten vor
einem grauen Bergrücken geben
dem Tal 30km nördlich von
Fianarantsoa einen besonderen Reiz
207  Weitere eindrucksvolle Reisfelder,
angelegt von Farmern des Betsileo-
Stammes bei Fianarantsoa
 
Seit beinahe einem Monat sind wir nun täglich um die acht Stunden auf der Piste. Jetzt sind wir reif für ein paar Ruhetage. Zudem braucht unser LandCruiser auch etwas Aufmerksamkeit: Ein Ölwechsel, den wir so nach 8’000km machen, ist fällig – wir gönnen ihm sehr teueres Öl aus Südafrika. Wir messen die Kompression (sie ist gut), reinigen die Kerzen und stellen die Ventile neu ein. Dann heisst es Wäsche waschen, Emails beantworten, für unsere Webseite die Oktober-News schreiben, unsere ersten Bilder aus Madagaskar aufs Netz stellen, und und und ......
 
 
 
 
 
 
208  Immer wieder bewundern wir von
neuem die friedlichen Weiler des
Betsileo-Stammes auf unserem Rückweg
von Fianarantsoa nach Antananarivo
209  Eine Ladung Gras wird auf einem
einfachsten Holzkarren von Hand der
Strasse entlang geschoben. Dieses
„arme Menschen-Transportmittel” trifft
man auf Madagaskar’s Strassen oft an
210  Autos, hergestellt aus Holz
und in jeder Grösse werden
entlang der Strasse angeboten
 
Gleich um die Ecke ist das Zandina-Restaurant mit madagassischen und europäischen Speisen, belagert von Strassenhändlern, die gestickte Tischtücher, Vanillestengel, Halsketten, Sonnenbrillen, exotische Pflanzen und dergleichen anbieten. Blutjunge Mädchen mit Babies auf den Rücken gebunden fixieren die essenden Gäste durch die Fensterfronten und warten geduldig, bis diese das Lokal verlassen, um sie mit eingeübtem “Hunger-Zeichen” anzubetteln – ein bisschen bedrückend und irritierend.
 
 
 
 
 
 
211  Ochsen werden im Kreis herum
getrieben, um den Boden für ein neu zu
bepflanzendes Reisfeld aufzulockern
212  Drei Frauen müssen die nicht
ungefährliche Strömung meistern, um
mit ihren geernteten Möhren auf die
andere Flussseite zu kommen .....
213  ..... wo sie auf einen
Holzkarren geladen werden
 
Nach sechs Nächten, um 8 Uhr morgens, sind wir wieder “on the road”, Richtung Norden, Richtung Tana, dem “Monster”. Nach den erneuten Regenfällen der letzten Tage werden nun überall die Reisfelder mit Ochsengespannen und altertümlichen Holzpflügen bearbeitet, neue Setzlinge werden in mühevoller Arbeit von Hand gesteckt.
 
 
 
 
 
 
214  Der Wald wird kontinuierlich abge-
brannt, um Holz zum Kochen, Brennstoff
für das Herstellen von Bauziegeln und
Holzkohle zu gewinnen. 80% sind schon
unwiderruflich verloren. Folge: Kein Wald
mehr – keine Lemuren mehr – keine
Touristen mehr – kein Einkommen mehr!
215  Ein trauriger und besorgnis-
erregender Anblick: Verkohlte
Baumstrünke ragen geisterhaft
gegen den Himmel
216  Vor Dörfern säumen Säcke mit
Holzkohle haufenweise die Strasse,
um abtransportiert zu werden
 
In der fruchtbaren Ebene wachsen junge Karotten, Kartoffeln und Kohl. Das schon geerntete Gemüse wird am Strassenrand angeboten. Ab und zu winkt am Strassenrand jemand mit einer baumelnden Ente, einem Huhn oder einem Hasen in der Hand. Man hofft auf ein Geschäft. Und immer und überall laufen Scharen von Menschen mit Kind und Kegel der Strasse entlang – wohin wohl?
 
 
 
 
 
 
217  Typische Ziegelbrennereien zwischen
Fianarantsoa und der Hauptstadt
Antananarivo, wo mit dem ohnehin schon
dahin schwindenden Holz Unmengen von
Ziegelsteinen zum Häuserbau gebrannt werden
218  Warten auf Kundschaft: Bauern
verkaufen ihre dicken Möhren
entlang der Strasse
219  Markttreiben auf einer alten
Brücke. Läden gibt es auf dem Land
wenige. Das meiste wird auf
lokalen Märkten gehandelt
 
Nach vielen Kurven und 4½ Stunden Fahrt erreichen wir die Tore der Hauptstadt. Was für ein anderer Anblick als noch vor einem Monat. War die Sicht damals noch klar und der Himmel blau, so ist es heute diesig und grau, Vorzeichen der kommenden Regenzeit. Erneut stocken wir in den Supermärkten Jumbo-Score und Leader-Price ausserhalb des Stadtzentrums unsere Vorräte auf und essen gleich auf dem Parkplatz Käse und ein Stück des eben im Score zum reduzierten Preis gekauften scharfen Salami. Am Abend, in der Auberge du Cheval Blanc beim Flugplatz kriege ich einen bösen Durchfall und Emil liegt nach einer schlechten Nacht für volle drei Tage mit Bauchkrämpfen und Fieber flach. War es der reduzierte Salami?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Persönliche Ausschmückung ist wichtig für die Madagassen. Grosse Sorgfalt wird auf den Hut gelegt.
Vom Baby bis zum Grossvater, praktisch jeder trägt ihn in allen möglichen Variationen
 
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