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Unser
30-jähriges Reisejubiläum
in Angola
15.10.2014: Vortag unseres 30-jährigen
Reisejubiläums –
Um ein Haar hätten wir es nicht erlebt!
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- Wir rollen friedlich auf der guten
Asphaltstrasse von Huambo in Richtung Benguela. Es ist Mittag und ein
schattenspendender Baum unterhalb einer kleinen Böschung
lädt zu einer Mittagspause ein. Ich will Emil rückwärts einweisen, da
ruft er: „Beim Schalten tut sich nichts mehr. Weder vorwärts noch
rückwärts, weder im normalen Gang noch in der Untersetzung“. Panikartig
kommt der Gedanke auf: Irgendetwas ist mit dem Getriebe oder dem
Nebengetriebe nicht mehr in Ordnung. Nach allen möglichen Versuchen
gelingt es mit dem Zuschalten der vorderen Freilaufnaben, die
Vorderräder wieder in Bewegung zu setzen. Damit schaffen wir es zurück
auf die Strasse. Mit etwas mulmigem Gefühl setzen wir im 50-60km Tempo
unsere Weiterfahrt fort. Kaum einen Kilometer später kracht es
fürchterlich. Der LandCruiser bricht nach rechts aus, kracht die
Strassenböschung hinunter, kippt erst nach rechts und dann nach links,
überschlägt sich dabei um ein Haar, kommt dann aber in der roten Erde
aufrecht zum Stillstand. Unsere „Schutzengel“ haben offenbar
entschieden, dass es noch nicht Zeit ist! Das sich beim Krachen
selbständig gemachte, rechte hintere Rad zieht direkt auf eine Rundhüttensiedlung
zu, wo es dann mittendrin liegen bleibt. Der Schock sitzt tief. Würde
nämlich in Angola auch auf der linken Strassenseite gefahren wie sonst
im ganzen südlichen
Afrika, so wäre ein Frontalzusammenstoss unausweichbar gewesen.
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- In unserer 30-jährigen
Reisegeschichte ist es nun das vierte Mal, dass wir ein Rad verlieren:
Das erste Mal war es am 23.2.1995 in einer staubigen Kurve zwischen
Chennai (Madras) und Puducherry (Pondicherry) in Südost-Indien, das zweite Mal am 10.4.2000 in den USA auf der stark befahrenen
‚Interstate 5’-Autobahn durch Ost-Los Angeles und das dritte Mal am
2.3.2008 auf einem Feldweg in Abbotsford bei Dunedin auf der Südinsel
von Neuseeland. Und hier in Angola sitzen
wir nun auf weichem, unstabilem Untergrund gleich neben der Strasse.
Erst gilt es, unser schweres Gefährt sicher aufzubocken. Seit Urzeiten
kommt unser Hi-Lift wieder einmal zum Einsatz. Nach Sicherung mit zwei
weiteren Wagenhebern, einem Stellbock und einem grossen Steinbrocken
unter dem Federnpacket, wagt sich Emil vorsichtig unter das Auto, um
zuerst das Reststück der abgebrochenen
Achse zu entfernen und dann die
Reserve-Welle einzubauen. Nur noch allzugut erinnern wir uns daran, wie
1985 in Morongo Valley in Kalifornien ein Nachbar unserer Freundin Lucy
bei eben einer solchen Übung tödlich
erdrückt wurde. Für uns beide ist es eine totale Nervensache – für
die anwesenden „Zuschauer“ rundum eine spannende Unterhaltung.
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- Umringt von einer Kinderschar,
einem jungen Glatzkopf und seinem Freund aus dem nahen Dorf, die Hand
anlegen wollen, macht sich Emil an die Arbeit. Es dunkelt bereits, als
er endlich fertig ist. „Bist Du mit Kwanza 5’000 (rd. € 40) für Dich und
Deinen Freund zufrieden”, frage ich den Glatzkopf auf Portugiesisch. Er
bejaht und ich drücke ihm die fünf Geldscheine in die Hand bevor die
beiden ins Dorf zurück laufen. Emil macht jedoch noch nicht Feierabend.
Er biegt noch die Bremstrommel zurecht, die nicht mehr richtig sitzen
will und montiert dann noch das Rad, damit wir gesicherter im Auto
übernachten können. Ohne Nahrung seit dem Frühstück, aber mit einigen
angolanischen Cuca-Biers zur Beruhigung unserer blankliegenden Nerven,
legen wir uns gegen 22 Uhr erschöpft schlafen, glücklich, überlebt zu
haben.
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- Um 22.30h erscheint der Glatzkopf
wieder an unserem Fenster und wiederholt mit aufgeregter Stimme
fortwährend das Wort „Gatunos”. Nichtwissend was es heisst, rufen wir
Yudo, den Besitzer der Erdbeerenfarm „Jamba“ in Lubango an, der uns
freundlicherweise seine Telefonnummer gab, falls wir in Schwierigkeiten
geraten sollten. „Das Wort heisst „Diebe”, übersetzt er. Wir werden
nervös. Was sollen wir tun? Die Polizei rufen? Macht keinen grossen
Sinn. Also harren wir der Dinge, die da kommen könnten und horchen in die
Nacht hinaus. Nichts passiert, aber an Schlaf ist natürlich nicht mehr
zu denken. Immerhin ist es etwas beruhigend, dass wir Handyempfang
haben, was in Angola noch lange nicht
überall
der Fall ist.
Am 24.1.2015 in Clanwilliam in
Südafrika,
3'720km weiter verlieren wir das
nächste Rad!
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Ein weiterer Meilenstein: Unser ungewöhnliches 30-jähriges
Reisejubiläum |
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16.10.2014:
30-jähriges Reisejubiläum bei km 47
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vor Longonjo zwischen Huambo und Benguela:
Es ist Mitternacht und unser
30-jähriges Reisejubiläum „läutet ein“. Vor genau 30 Jahren sind wir im
LandCruiser von unserem Wohnort Wallisellen nach Zürich
gefahren und haben ihn dort im Güterbahnhof
in seinen ersten Container gestellt (kürzlich
war es der 28.), der ihn
über
Antwerpen nach Montreal in Kanada brachte. Wir sind hellwach. Lastwagen
donnern an uns vorbei und erfassen uns mit ihren grellen Scheinwerfern.
Um 5h sind wir wieder auf. Kurz darauf tauchen unsere beiden Helfer auf.
Es wäre nicht Afrika, wenn sie nicht versuchten, uns noch mehr Geld zu
entlocken. Aber wir bleiben hart, schenken ihnen lediglich noch drei
neue Baseball-Mützen und eine grosse Dose Nesquick (eine Art
Schokoladen-Drink). Daraufhin
verschwinden sie auf Nimmerwiedersehn! Im Ungewissen, warum die Welle
überhaupt
brach, demontiert Emil vorsorglicherweise noch die hintere Kardanwelle und
legt sie auf den Dachträger. Bevor wir unseren sonderbaren
„Jubiläumsort” verlassen, muss noch etwas sein: Ich hänge meinem
demoralisierten, abgekämpften und mit Öl, Fett und roter Erde
verschmierten Emil noch die Girlande um den Hals, die ich in Lubango
kaufte, um unserem LandCruiser für diese Meilenstein-Feier damit
festlich zu schmücken und mache ein Foto von ihm und dem Auto.
Dann, um 11h, machen wir unseren
ersten vorsichtigen Versuch, auf die Asphaltstrasse hochzufahren. Wird
es unser LandCruiser mit dem jetzt nur noch funktionierenden
Vorderrad-Antrieb im H4 die Böschung hinauf schaffen? Es klappt, dem
Himmel sei dank. Wie auf Eiern fahren wir weiter, wiederum mit nur
50-60km/h. Keiner spricht, zu angespannt sind unsere strapazierten
Nerven. Wie anders, wie glücklich verliefen doch unsere beiden letzten
Reise-Jubiläen: Das 20-jährige unter der karibischen Sonne unter
wehenden Palmen an einem Strand in Sint Maarten und unser
25-jähriges
silbernes unter der pazifischen Sonne in Tahiti. Die afrikanische Sonne
brachte uns kein Glück an diesem speziellen Tag. Um ein Haar hätte es
das Ende unserer „ewigen” Reise bedeutet – also hatten wir doch Glück!
Zwei Tage später „läuten für uns
auf der Erdbeeren-Farm ‚Jamba’ in Lubango die Jubiläumsglocken” doch
noch: Wir sitzen mit Yudo’s Familie und seinen Freunden unter einem
schattenspendenden Baum in seinem Garten. Als grosse Überraschung haben
Yudo und seine Frau Tania für uns heimlich eine kleine Nachfeier
organisiert. Sogar die Jubiläums-Torte, von Tania gebacken, fehlt nicht.
Wir sind echt gerührt! Als wir die einzige Kerze – symbolisch für unser
181. Reiseland Angola – unter Beifall und guten Wünschen
ausblasen, wissen wir, dass wir diese Stunden mit neuen Freunden hegen
werden. Sie haben unserem 30. Reisejubiläum doch noch den Glanz
verliehen, den es verdient!
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- Zwei Tage später feiern wir
unser verspätetes
- Meilenstein-Jubiläum doch noch
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- Zeitsprung zurück zum 20. Reisejubiläum auf der Insel
Saint Martin/Sint Maarten in den nördlichen Antillen/Karibik
- Zeitsprung zurück zum 25.
Reisejubiläum in Tahiti/Französisch
Polynesien/Pazifik
- Vorwärts zum 35. Reisejubiläum
in Brasilien/Südamerika
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- Angola Teil 1
26. September bis
4. Oktober 2014
- Angola Teil 2
4. bis 22. Oktober 2014
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