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Bildbericht unserer Papua Neuguinea-Reise
(Teil 1a bis Bild Nr. 51: Milne Bay – (Port Moresby) – Mount Hagen  - ohne unser Auto)
(Teil 1b ab Bild Nr. 52: Lae  -  wo wir unser Auto erhielten)
 
Teil 2: Mount Hagen Cultural Show 13.-15.8.2010
Teil 3: Lae – Madang – Goroka
Teil 4: Goroka Cultural Show 17.-19.9.2010
Teil 5: Goroka – Mount Hagen – Kumul Pass – Mount Hagen – Goroka – Lae
 
 
PNG-Karte
 
 
       Pazifik-Karte
 

                                         

 
letzte Foto: 27. August 2010
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Sind wir eventuell mit unserem Unterfangen doch ein bisschen verrückt, wie es ein Freund von uns bezeichnet? Denn genau am Tag unseres Abflugs nach Papua Neuguinea (kurz PNG genannt) geht eine weitere ernste Warnung betreffend der dortigen Sicherheit bei uns ein, diesmal von Herrn Botschafter Daniel Walker – stationiert in Australien und für PNG zuständig. Wir hatten die Ehre, ihn mit seiner Gemahlin am 14.7.06 im Sultanat Brunei bei einem Nachtessen mit der dortigen kleinen Schweizer Gemeinde kennenzulernen. Aber auch sie kann uns nun nicht mehr von dieser „last remaining frontier of the world“ abhalten, wo im Hochland nach wie vor Stammesfehden ausgetragen werden. Zu lange und zu hart haben wir in den letzten Monaten an den Auto-Einreisebewilligungen gearbeitet und zu gross ist nun die Verlockung auf dieses Abenteuer! Um 22.30 Uhr am 26. Juli  2010 sind wir unwiderruflich auf dem Weg: Wir besteigen in Singapur die Air Niugini und fliegen der östlichen Hälfte der zweitgrössten Insel der Welt entgegen (nach Grönland): Neuguinea, 160km nördlich von Australien gelegen, dessen Fläche sich der unabhängige Staat Papua Neuguinea mit der indonesischen Provinz von West Papua teilt.
 
Während unseres 6-stündigen Nachtflugs mit einer alten, jedoch überholten und voll besetzten Maschine nach der Hauptstadt Port Moresby geht uns unweigerlich manches durch den Kopf: Wird uns die betagte Boeing 767 heil zu unserem Reiseziel bringen? Ist das Land tatsächlich so gefährlich wie der schlechte Ruf, der ihm aus den vielen Reisehinweisen vorausgeht? Wird sich das Schiff aus Jakarta/Indonesien mit unserem Container noch mehr verspäten? Wird die Auslösung unseres LandCruisers im Hafen von Lae problemlos vor sich gehen? Von den beiden letzten Punkten hängt schliesslich alles ab, ob wir es zeitlich mit dem Auto zum berühmten Mount Hagen Sing Sing schaffen werden, das am 13. August beginnt – einer Show – ähnlich derjenigen von Goroka, wo 80 verschiedene Stämme in ihrer traditionellen Aufmachung und dekorativer Bemalung sich ein Stelldichein geben werden. Mt. Hagen liegt im Westlichen Hochland und ist 445km von der Hafenstadt Lae entfernt. Es tagt und die weissen Wolkenbauschungen werden von der aufgehenden Sonne wunderbar angestrahlt, als das Flugzeug um 6 Uhr zur Landung auf dem Flugplatz der Hauptstadt ansetzt. In welche Himmelsrichtung wir auch blicken – die Landschaft unter dem sonnigen Himmel präsentiert sich steppenartig wie in Afrika, trocken und gelb, nicht sattgrün, wie wir uns PNG nach dem Ende der Regenzeit Ende Mai eigentlich vorgestellt hatten.
 
 
 
 
 
 
01  Farbenfrohe Bote säumen das
Ufer des pittoresken Hafens von
Alotau in der Milne Bay Provinz,
am südwestlichsten Zipfel der
Insel Neuguinea gelegen
 02  Die Australische Kriegsgedenkstätte
zur Erinnerung an die Schlacht in Alotau
in der Milne Bay, welche die Australier mit
Hilfe der Einheimischen im 2. Weltkrieg
gegen die Japaner ausgetragen haben
03  Rund um Alotau’s Supermarkt
ist es immer geschäftig. Es ist auch
der Ort, um den neuesten Klatsch
auszutauschen
 
Während wir in einer der langen Warteschlangen langsam zum Immigrationsschalter vorrücken, bleibt unser Blick an der exotischen Wandbemalung der Empfangshalle hängen: Aus einer Dschungel-Kulisse blicken uns charakteristische Gesichter aus verschiedenen ethnischen Gruppen entgegen. Sie wirken offen und wohlwollend und verscheuchen vorerst mal unsere Bedenken, ob wir wohl in PNG „russisch Roulette“ spielen. Als uns dann der Immigrations- wie auch der Zollbeamte – wir dürfen sogar unseren (deklarierten) Käse behalten – das Gefühl des Willkommenseins vermitteln, ist uns dieses Volk mit dem krausen schwarzen Haar, den dunklen Gesichtern und dem Ausdruck der Wohlgesinntheit auf Anhieb sympathisch. Wir legen unsere letzten Zweifel ab und freuen uns nun auf deren spezielles Land. Erst einmal decken wir uns beim ATM bei der ANZ-Bank am Flugplatz mit Kina, der Landeswährung, ein und sind erleichtert, dass wir zweimal hintereinander je K 2‘000 (= €555) beziehen können. Dann kaufen wir bei Digicel eine neue Sim-Karte für unser Handy, blättern im Touristenbüro in den verlockenden Bildbänden und trinken unsere erste Tasse des Hochland-Kaffees, bis es Zeit wird, unseren Anschlussflug in einer lärmigen, zweimotorigen Propeller-Maschine der Airlines PNG nach Alotau im südöstlichen Zipfel der Insel zu besteigen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
04  Die Marktstände gegenüber dem
Supermarkt an der palmenbestückten
Küste mit den farbenfrohen Schirmen,
welche die Verkäufer gegen Sonne
und Regen schützen, tragen zum
reizvollen Dorfbild bei
 05  Die junge Früchte-Vekäuferin
im Markt von Alotau hält die
Bananen, während Liliana 1 Kina
(= € 0.30) dafür hervor kramt
06  Ein grosser Teil des Angebots
auf dem offenen Markt von Alotau
besteht aus Betelnüssen. Sie sind in
langen Linien am Boden ausgelegt.
Das Kauen dieses stimulierenden
Mittels gehört zur PNG-Kultur
 
Dorthin führt keine Strasse, so ist es für uns ein ideales Ziel, um die Zeit zu überbrücken, bis unser Auto eintreffen wird. Es hat ja offenbar erst heute Indonesien verlassen, und das Schiff macht ja noch zwei Zwischenhalte auf dem Weg nach Lae. Es regnet in Strömen, als wir auf dem kleinen tropischen Flugplatz von Alotau landen und in den wartenden Bus der Napatana Lodge einsteigen, die wir via Internet buchten. In den Palmöl-Wäldern und auf den Wiesen liegt überall Wasser, welches die dunklen Wolken anscheinend schon seit Wochen ununterbrochen ausschütteten. Unser Fahrer sagt uns, dass man hier schon seit langer Zeit keinen einzigen Sonnenstrahl mehr gesehen hat. Zwar war uns bekannt, dass nebst der Hafenstadt Lae auch diese Region klimatisch umgekehrt ist als der Rest des Landes, wo jetzt ab Mai Trockenzeit herrscht. Da ja heutzutage das Klima oft verrückt spielt, nahmen wir es nicht allzu ernst. Na ja, jetzt umgibt uns wirklich sattes Urwaldgrün und triefender Regenwald – ein bisschen mehr als uns eigentlich lieb ist! In der Napatana Lodge sind wir im „Flashpackers“-Teil untergebracht, d.h. in einem der fünf Budget-Zimmer mit angeschlossenem WC/Dusche, Kühlschrank und gemeinsamer Veranda. „Budget“ heisst hier Kina 176 die Nacht (= €49). Unterkünfte sind extrem teuer in PNG.
 
 
 
 
 
 
07  Der zahme Hornbill ist einer der
zwei Vögel, die zum kleinen Tiergehege
der Napatana-Lodge in Alotau gehören.
Er ist neugierig und liebt es, bei Menschen
zu sein. Sein bevorzugter Ort ist die Bar .....
 08  ….. sein gefiederter Nachbar,
der Papagei, stiehlt die Papaya-
Stücke aus der Hornbill-Essschale
09  Emil bewundert eine der riesigen
Riesenmuscheln (Tridacninae), die
den gepflegten Garten der Napatana-
Lodge in Alotau schmücken
 
Langsam realisieren wir, dass wir uns nicht nur auf ein kulturelles, sondern auch auf ein finanzielles Abenteuer eingelassen haben, denn wild campen wird hier unmöglich sein, erstens von der Sicherheitslage her, und zweitens weil jegliches Land wie auf den meisten Pazifik-Inseln in privaten oder Stammes-Händen ist. Abgesehen davon lässt es die Kultur der Bewohner einfach nicht zu, dass jemand – dazu noch ein Weisser – in einem Auto schläft; ein Westerner hat ja genügend Geld um in einem ihm angepassten Hotel zu übernachten! Sehr angetan sind wir sofort von der kleinen Menagerie, die zur Lodge gehört: Vom Känguruh, das auf der Wiese herum hoppst, vom Papagei, der die Papaya-Schnitze aus der Futterschale der Hornvögel stiehlt, vor allem aber auch von den zwei zahmen Hornbill-Vögeln, die sehr menschenbezogen sind. Mit ihrem Schnabel drücken sie mit Vorliebe an meinem Finger, setzen sich auf die Mähmaschine wenn der Gärtner das Gras schneidet, oder halten sich in der Bar bei den Gästen auf. Am Ende des Tages ist die Bar im ersten Stock der aus Naturmaterialien gebauten Lodge auch unser bevorzugter Ort, wo wir bei einem lokalen Bier unseren Blick gerne auf die beleuchteten majestätischen Palmen am Strand wandern lassen und uns mit Einheimischen unterhalten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
10  Durch einen nassen Waldweg
wandern wir zusammen mit Grace
und Toto von der „Ulumani -
Treetops Rainforest Lodge“ zum
Dorf Wagawaga, 56km südlich
von Alotau auf der anderen
Seite der Milne Bay gelegen
 11  Ein einsames Ausleger-Kanu
rastet am Ufer der friedlichen
Wagawaga-Bucht
12  Die einfachen Gebäude der
Wagawaga Dorfschule haben
einen privilegierten Platz unter einem
riesigen, schattenspendenden Baum
 
Nachts hören wir das ununterbrochene Rauschen des Regens, und auch tagsüber prasseln die Niederschläge frisch und munter weiter nieder. Es gibt kaum eine Trockenphase. So ist es am ersten Tag, so ist es am zweiten und so ist es auch am dritten. Wir kaufen einen grossen Regenschirm, aber auch der nützt wenig; wir werden von Kopf bis Fuss einfach klatschnass, wenn wir ins zehn Minuten entfernte Dorf laufen. Immer wieder überrascht es uns, wie freundlich uns die Menschen grüssen, die vorwiegend auch zu Fuss unterwegs sind wie wir. Überall gibt es kleine Stände der Strasse entlang, die Betel-Nüsse verkaufen. Gemischt mit grünen Senfstengeln und getünkt in Kalksteinpulver erzeugen sie ein mildes Stimulierungsmittel – ähnlich der Kat-Blätter im Jemen. Der rot gefärbte Speichel, der durch das ständige Kauen erzeugt und kontinuierlich ausgespuckt wird, befleckt an allen Ecken und Enden den Boden. Betel-Nüsse machen einen Drittel des Marktangebots aus. Dann gibt es Tabak – sorgfältig zu Zöpfen geflochten, Bananen, Wurzelgemüse und Trockenfisch.

PNG ist übersät mit Relikten und Gedenkstätten aus dem zweiten Weltkrieg. Eines davon, das gut dokumentierte australische Kriegsmemorial, liegt auf unserem Weg zum Hafen, als am vierten Tag endlich die Sonne durchsickert. Es markiert den Ort, wo Australier zusammen mit Einheimischen die blutige Schlacht von Milne Bay gegen die Japaner fochten. Die Plattform ist heute von zwei Souvenir-Verkäufern belegt, die Schnitzereien verkaufen. Überraschenderweise machen sie aber keinerlei Anstalten, uns was aufdrehen zu wollen – eine absolute Neuigkeit und Rarität. Vom Hafen mit seinen farbenfroh bemalten Einmann-Kanus, Insel- und Passagierbooten, den mit bunten Sonnenschirmen überdachten Ständen und den Grüppchen Menschen, die betelnusskauend zusammensitzen, fühlen wir uns sofort angezogen. Warum nicht den Hügel zum Spital hinauf kraxeln und die Sicht von der Vogelperspektive aus bewundern? Noch wissen wir nicht, dass wir den Spital wiedersehen werden. Auf unserem Rückmarsch hält ein Pick-up Fahrer neben uns und nimmt uns bis zum gut bestückten Supermarkt mit, gerade noch rechtzeitig, bevor um 17Uhr das massive Eisengittertor für die Nachtstunden geschlossen wird.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
13  Wagawaga’s Kirche ist dem
einfachen Baustil der Behausungen
angepasst
 14  Im Einklang mit der Natur:
Bescheidene Hütte aus
Buschmaterial in der tropischen
Umgebung von Wagawaga
15  In Warren Dipole’s Dorf – dem
Eigentümer der „Ulumani - Treetops
Rainforest Lodge“ – ist die Welt
noch in Ordnung. Umgeben von
Natur pur, möchte seine Familie
um nichts in der Welt mit dem
Stadtleben tauschen
 
„Are you looking for something?” (suchst Du etwas?) – fragt mich ein junger Mann am nächsten Tag vor dem Markt. „Nein, ich schaue mich nur ein bisschen um“, entgegne ich. „Wenn Du einen weisshaarigen Mann suchst, dann habe ich ihn gerade zum Supermarkt laufen sehen“, lacht er mich an! Wenig später, als wir uns das Hotel International mal anschauen, hält ein Auto neben uns. „Seid Ihr Liliana und Emil“, fragt uns eine Dame durch das Autofenster? Ist ja schon fast unheimlich. Woher kennt sie uns? Sie stellt sich als Ronah vom lokalen Touristenbüro vor. Sie hat von ihrem Chef in Port Moresby, Mr. Peter Vincent, den Auftrag gekriegt, sich um uns zu kümmern. Zwei Tage später – wir sitzen gerade gemütlich auf unserer Veranda beim Frühstück – steht sie mit Warren, dem Eigentümer der Treetops Eco Lodge vor uns. Bei einer Tasse Kaffee erfahren wir, dass ein Ausflug zur abgelegenen Treetops Eco Lodge und ein dortiger dreitägiger Aufenthalt auf Kosten des Touristenministeriums ginge – was für eine unerwartete Überraschung!
 
Zusammen mit Grace, die für die Universität ein einjähriges Studium über Eco Tourismus in ihrem Land durchführt, chauffiert uns Warren anderntags in seinem LandCruiser zu seiner 56km entfernten Lodge. Alles, was wir während der ersten 25km entlang einer guten Asphaltstrasse sehen, sind Palmöl-Plantagen. Dass nun nach Malaysia und Indonesien auch hier in PNG Urwald und Sago-Palmen dem profitableren Palmöl weichen müssen, enttäuscht uns schon etwas. Sobald wir jedoch auf eine Erdstrasse abzweigen, sind wir von Urwand umgeben. Einfache Holzhäuser aus Naturmaterialien stehen verstreut in kleinen Lichtungen, mal nur eines, mal zwei, mal mehrere, je nachdem, wie gross die Sippe ist. Braune Urwaldflüsse, nach den vielen Regenfällen auch viel Wasser führend, kreuzen die Piste – total fünfmal. Gottlob weiss Warren genau, wo er sie überqueren muss. Es gibt aber auch Tage, wo er warten muss, bis sich der Pegel senkt, erklärt er uns. Als wir zu einer massiven Steigung kommen, schalte er Allrad und Differentialsperre zu. Beide sind unerlässlich, um auf dem schlüpfrigen Untergrund zu seiner Lodge zu gelangen. Wo der Pfad endet, sind wir am Ziel: Bei unserem Cottage über den Baumkronen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
16  Emil geniesst sein Frühstück
in der „Ulumani - Treetops
Rainforest Lodge“
 17  Stephanie, Warren’s 7-jährige
Nichte, erscheint in der „Ulumani -
Treetops Rainforest Lodge“ im
traditionellen Dorfkostüm und
unterhält uns mit einer niedlichen
Tanzvorstellung. Der grosse
schwarze Kreis auf ihren Backen
stellt ein Spinnennetz dar
18  Emil auf dem Balkon unseres
Häuschens in der „Ulumani - Treetops
Rainforest Lodge“ zwischen Bäumen
und Blumen. Vogelgezwitscher ist das
einzige ‚Geräusch’ in diesem kleinen
Naturparadies
 
Die Umgebung ist überwältigend: Nichts als Wald und blühende Blumen, wo immer wir hinblicken, und in der Ferne eine stille Meeresbucht. Das Kreischen der Papageien, das zarte Gezwitscher uns fremder Vögel und ab und zu der Flügelschlag eines kreisenden Seeadlers sind nebst dem Rauschen des Windes die einzigen Geräusche. Schillernde königsblaue Schmetterlinge flattern am Balkon unseres komfortablen Bungalows vorbei. In den nächsten drei Tagen saugen wir diese Nähe zur Natur und die absolute Stille förmlich in uns auf. So schnell wird uns dies nicht mehr geboten werden. Der Waldweg, den wir am Nachmittag zum Dorf Wagawaga nehmen, ist vom vielen Regen der vergangenen Tage noch schlammig. Wasserstellen müssen überquert werden, und die Wanderung dauert viel länger als erwartet, weil wir auf die Abkürzung verzichten. Wir haben weder Lust, barfuss durch tiefen Schlamm zu waten, noch mit Wasser und Dreck in unseren Schuhen. So wird es Mitte Nachmittag, bis wir das friedliche Dorf an der langgezogenen Bucht mit seinen Häusern aus Buschmaterialien erreichen. Am Ufer sind einfache Auslegerbote geparkt, ein Kriegsrelikt ragt aus dem Wasser. Gegenüber der Bucht liegt Alotau. Bei ruhigem Seegang ist die Anreise auf dem Meer schneller und einfacher als auf dem Landweg.

Der Ort macht einen verschlafenen Eindruck. An einer Waschstelle ist eine junge Mutter mit ihren Kindern beschäftigt; eine handvoll Menschen laufen der Strasse entlang, sonst bewegt sich nichts. Es gibt eine Schule und eine einfache Kirche, aber keinen Sanitätsposten. Der ist im nächsten Dorf. Immerhin gibt es EIN Auto, das notfalls auch für den Patiententransport eingesetzt wird. Von Grace erfahren wir, dass in den schwerer zugänglichen Bergdörfern die Menschen ohne jegliche medizinische Versorgung leben müssen. „Und was passiert, wenn jemand ernsthaft erkrankt?“, fragen wir sie. „Meistens haben sie keine Überlebenschance“, ist die brutale Antwort. Ein Blick in die nahen Berge warnt uns, den Rückweg anzutreten – geisterhafte Wolken ballen sich zusammen. Bald werden auch die Mücken aktiv sein und ohne Mückenspray mitgenommen zu haben ist es ratsam, uns zu beeilen. Denn PNG ist für die weitverbreitete Malaria bekannt. Mit weichen Knien, aber glücklich über den Nachmittag, erreichen wir unser „Heim“ doch noch trocken. Es ist übrigens der 1. August, der Schweizer Nationalfeiertag. Erinnerungen aus Apia in Samoa tauchen auf, als wir den 1. August 2009 im Rahmen von dortigen Schweizer Freunden verbrachten, bevor wir in der gleichen Nacht über die Cook-Inseln nach Tahiti weiterflogen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Begegnungen mit der Natur:
19  Ein Schmetterling holt sich
den Nektar einer Blume .....
20  ….. Betelnüsse, die in PNG
praktisch von jedermann
gekaut werden .....
21  ….. eine Kröte auf
ihrem Nacht-Ausflug
 
Am zweiten Abend, als wir auf der Terrasse der Hauptlodge beim Schlaftrunk sitzen, erscheint Stephanie, die 7-jährige Nichte von Warren, in traditioneller Dorfaufmachung: Sie gehört zu einer kleinen Tanzgruppe, wird uns aber heute alleine unterhalten. Mit ihrem Kopfschmuck aus weissen Vogelfedern, ihrem Halsschmuck aus wertvollen roten Korallen (früher ein begehrtes Zahlungsmittel) und ihrem Röckchen aus zweifarbigen Kokosnuss-Fasern, sieht sie süss aus. Auf jede Backe ist ein grosser schwarzer Kreis mit weissen Punkten gemalt. Er stellt ein Spinnennetz dar. Anmutig zeigt sie uns erst den langsamen Tanz, mit dem die Männer vom Dorf verabschiedet werden, wenn sie in den Krieg ziehen. Dann einen lebhafteren für einen Sieg und ihre unversehrte Rückkehr, wenn sie in ihre Kriegskanus steigen und davon segeln.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
22  Eine junge Mutter beim Waschen
ihrer Kleider an der Wasserstelle
ihres Dorfes Wagawaga
 23  Rauch dringt durch das
Grassdach einer Busch-Küche.
Es hat keinen Kamin
24  Der Vater vor dem Supermarkt
in Alotau ist stolz, dass wir seine
kleine Tochter forografieren
 
Im Nu sind die zwei Tage an diesem naturverbundenen Ort vorbei. Am letzten Abend werde ich von heftigen Bauchkrämpfen befallen. Was brüte ich aus? Nach einer schlechten Nacht fährt uns Warren anderntags zur Napatana Lodge nach Alotau zurück. Vom ersten Moment an spüren wir den frappanten Unterschied: Die wohltuende Stille ist vorbei, der Lärm hat uns wieder! Am Nachmittag fühle ich mich zunehmend schlapper. Die Körpertemperatur steigt, und um 23 Uhr werde ich von einem heftigen Schüttelfrost befallen. Der Fiebermesser zeigt fast 40°C. Luana von der Lodge ist sich sicher: „Es ist Malaria“. Ich werde in den Lodgebus verfrachtet und zum Spital gefahren. Dort kriege ich Chloroquin und Fansidar-Tabletten – sie sind gratis. Für die Konsultation bezahlen wir 10 Kina (= €3). Jetzt rächt es sich, dass wir uns entschlossen, keine Malaria-Prophylaxe zu nehmen! Denn gerade im regenreichen Alotau grassiert die Malaria Tropica, die tödlich enden kann. So sind dann die restlichen Tage am Südostzipfel für uns geritzt: Wir sind ans Hotelzimmer gebunden und müssen die Fahrt zum East Cape, das uns das Touristenministerium freundlicherweise noch offerierte, leider absagen.
 
 
 
 
 
 
25  Air Niuguini mit dem Logo des
Paradiesvogels auf dem Seitenruder
hebt vom kleinen exotischen Alotau
Flugplatz ab
 26  Es gibt keinen Zeitungsstand am
Flugplatz der Hauptstadt Port Moresby.
Eine Frau verkauft die Tageszeitungen
draussen auf dem Boden
27  Auf unserem Flug von Port Moresby
nach Mount Hagen in den Highlands offen-
baren sich uns die Bergketten. Sie zeugen
von der Unzugänglichkeit dieses Gebiets
 
Ist es die kräftige Hühnersuppe, die mir die Lodge zubereitete? – übrigens mit Kina 28 (= €8) die teuerste Suppe, die ich je ass! Oder sind es die „neuen“ Malariatabletten auf der Artesunate-Basis aus Vietnam und China, die wir in der Dorfapotheke kauften? Auf jeden Fall bin ich am Sonntag wieder soweit hergestellt, dass wir den Flug zurück nach Port Moresby antreten können. Dort haben wir für drei Tage im „Comfort Inn“ ein Zimmer mit gemeinsamer Dusche/WC gebucht. Eigentlich entspricht es einer Backpacker-Absteige, doch nicht vom Preis her: Es kostet pro Tag 305 Kina (= €85)!! Kunststück, dass es keine Rucksackreisenden gibt. Seit im südlichen Hochland von PNG Öl und LPG-Gas entdeckt wurde, sind die Preise, speziell in der Hauptstadt Port Moresby, ausser Rand und Band geraten. Jetzt logieren sogar Geschäftsleute im „Comfort Inn“.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
28  Eine Szene wie in Afrika: Mutter,
Sohn und ein Schwein vor einer stroh-
bedeckten Hütte in Nem, einem kleinen
Dorf ausserhalb von Mt. Hagen .....
 29  ….. die Mutter ruht sich am
Eingang zu ihrer Buschhütte aus. Die
Wände sind aus Pit-Pit-Gras (miscanthus
floridulus) geflochten .....
30  ….. Familienangehörige sitzen
in der „Wohnung“ um ein Feuer und
braten süsse Kartoffeln, die
Hauptdiät der Hochländer
 
Auf jeden Fall sind wir die einzigen Weissen, auch als wir im nahen Boroko-Stadtteil herumwandern und mit gewisser Vorsicht unsere Fühler betreffend Sicherheit ausstrecken. Die Rollen von Stacheldraht, die überall auf den ohnehin schon überhöhten Zäunen angebracht sind, sowie die Sicherheitswächter vor Banken, Geschäften und Läden, oft mit abgerichteten Rottweiler-Hunden an der Leine, sprechen eine deutliche Sprache. Doch unser erster Abstecher bei Tageslicht verläuft gut, wir fühlen uns in keiner Weise bedroht, die Menschen nicken uns wohlwollend zu. Auch in Downtown erleben wir nichts Negatives. So blicken wir mit Zuversicht der nächsten, ebenfalls berüchtigten Stadt entgegen – Mount Hagen, der Provinzhauptstadt der Western Highlands. Leider schaukelt aber unser LandCruiser immer noch irgendwo auf hoher See zwischen Indonesien und PNG.
 
 
 
 
 
 
31  Ein traditionell gekleidetes Paar
sitzt Seite an Seite. Gelegentlich reiben
sie heftig ihre Köpfe aneinander. Es
zeigt die Zeremonie der Werbung .....
 32  ….. werden sie sich einig, so
wird der Brautpreis ausgehandelt:
Schweine, Muschelgeld, Bananen-
stauden. Wird dieser von den Clan-
mitgliedern des Mannes akzeptiert,
tritt die Frau sofort zu seiner Sippe über.
Hier zeigt es die Übergabezeremonie
33  Ein kleiner Friedhof. Die Gräber
der Verstorbenen sind überdacht,
damit sie von Wind und
Wetter geschützt sind
 
Das Schiff ist nun schon 16 Tage verspätet und soll erst am 16. August 2010 im Hafen von Lae eintreffen – also erst nach dem berühmten Hochland-Festival in Mount Hagen – der kulturellen Schau, die 1961 initialisiert wurde, um kriegerische Stämme zusammenzubringen und eine Atmosphäre des Friedens zu schaffen. Über die Jahre hingweg wurde dieser Anlass aufrechterhalten und ist heute zu einer der grössten Touristen-Attraktionen des Pazifik geworden. Und diese wollen wir natürlich unter keinen Umständen verpassen. Und da gibt es jetzt nur noch eine Möglichkeit: Fliegen! Wir kriegen noch einen Flug am 11. August nach Mt. Hagen and sechs Tage später weiter nach Lae, aber mit den Hotels haben wir weniger Glück. Alle sind ausgebucht! Was nun? Der CEO der Tourist Promotion Authority, Mr. Peter Vincent, hilft uns aus der Patsche. Ein Telefon mit Bob Bates, dem Eigentümer der Trans Niugini Tours in Mt. Hagen, reicht um uns glücklich zu machen: Wir dürfen während des Festivals in seinem Angestellten-Haus gratis wohnen – ein Volltreffer, wie es sich herausstellt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
34  Eine Buschhütte in Pogla
ausserhalb von Mt. Hagen,
versteckt in der luxuriösen
tropischen Vegetation
 35  Diese Frau aus Pogla mit
ihren vielen Muschelketten um
den Hals und ihrem Röckchen
aus Blättern versetzt uns in
eine andere Welt.
„Oben-ohne“ ist hier normal
36  „Mudmen” – Krieger mit grauer Erde
beschmiert und eine furchterregende Maske
tragend – nähern sich dem Feind, der sie
aus ihrem Land vertrieb. Diese glauben
Geister zu sehen und rennen zu Tode
erschrocken davon. Die Szene wurde in
Pogla gespielt.Die „Original“-Mudmen
kommen aus Asaro bei Goroka
 
Einmal mehr besteigen wir daher am Mittwoch eine Propeller Maschine der Airlines PNG und fliegen erwartungsvoll dem Hochland entgegen. Die Airlines PNG ist übrigens die „Billig-Fluglinie“ von Papua Neuguinea, wenn man von „günstig“ überhaupt sprechen kann. Das Wetter ist jedoch wunderbar, ebenso der einstündige Flug durch die schroffe Bergwelt mit den vielen dunklen Bergkämmen, eingerahmt von leuchtend weissen Wolkenflocken. Wir sind froh, dass die Sicht klar ist, denn Mt. Hagen besitzt kein „Instrument Landing System“. Es braucht ortskundige und erfahrene Piloten für den Anflug – vielfach sind es Australier. Noch kurz vor der Landung fliegen wir durch einen Bergschlucht und geradewegs auf eine Bergspitze zu. Unmittelbar nach dem Berg tauchen wir ab und setzen etwas holprig auf Mt. Hagens Landepiste auf. Wie muss erst das Gefühl in einem Jet der Air Niugini sein, wenn die Wolken tief hängen? Ein Fahrer der Trans Niugini Tours wartet auf uns und führt uns zum rd. 10km entfernten Stadtbüro, wo wir von Shirley aus Südafrika, Pauline aus Kanada und Dwayne aus Swasiland herzlich begrüsst werden.
 
 
 
 
 
 
37  „Mudmen”, mit Pfeilen
ausgerüstet, nähern sich dem
Lagerfeuer ihres Feindes .....
 38  ….. wer würde bei
diesem furchterregenden Anblick
nicht davon rennen …..
39  ….. ein „Mudman”
ergreift Liliana!
 
Bereits zwei Stunden nach unserer Ankunft sitzen wir zusammen mit Azusa und Kazuto, einem reisefreudigen Paar in den Vierzigern aus Japan, das schon drei Jahre unterwegs ist und sich zum Ziel gesetzt hat, alle unabhängigen Staaten der Welt zu besuchen, in einem Tourbus. Drei Dörfer stehen auf dem Programm. Der erste Ort ist Nem. Durch einen schattigen Dschungel-Garten gelangen wir zu einer alleinstehenden strohbedeckten Hütte. Ein Junge kauert neben zwei Schweinen, die an Pfählen festgebunden sind, während seine Mutter eine grosse Bananenstaude zur Hütte schleppt. Im Innern sitzen Familienmitglieder um ein loderndes kleines Feuer und essen Süsskartoffeln – die Hauptdiät der Hochländer. Es stellt eine Szene des Alltags dar. In einer andern Hütte treffen wir ein zeremoniell gekleidetes Paar, das uns die Rituale der Werbung vorführt. Im Schneidersitz sitzt es Seite an Seite und reibt gelegentlich heftig die Gesichter aneinander. Diese Zusammenkünfte fanden jeweils in einem Longhouse statt. Mochten sich die jungen Leute und wurden sich einig, kam der Brautpreis zur Sprache, der vor allem aus Schweinen – sind auch heute noch sehr wertvoll und gelten als Symbol des Reichtums – aber auch aus Kauri-Muscheln, Bargeld und Lebensmittel wie Bananen- oder Zuckerrohr-Bündeln bestand. Waren die Sippenmitglieder der Frau mit dem angebotenen Brautpreis einverstanden, so fand gleich die offizielle Übergabe statt. Daraufhin verliess die Braut dann ihren Clan und zog zur Familie ihres Mannes.
 
 
 
 
 
 
40  Im Dorf Tokua ausserhalb
von Mt. Hagen beschwört der
Medizinmann die Geister. Trotz
Christentum spielt Animismus
immer noch eine wichtige Rolle
 41  In Tokua wird für uns die„Moka“-
Zeremonie inszeniert. „Moka“ wird
gefeiert, um Probleme zu lösen und
befeindete Stämme zu befrieden und
findet rund um ein Feuer in einem
Tambaran, einem Geisterhaus, statt .....
42  ….. Schlussszene der
“Moka”-Zeremonie
 
In Pogla, dem zweiten Dorf auf unserer Tour, wird die Legende der „Mudmen“ nachvollzogen – der Krieger, die sich einfallsreich mit grauer Erde bestrichen und eine riesige, furchterregende Erdmaske schufen – bis zu 10kg schwer – um den Feind von ihrem besetzten Land zu vertreiben. Während gesagt wird, dass die "Original-Mudmen" von Asaro bei Goroka kämen, kann man heute in den Highlands einige "Kopien" davon finden. Die Überlieferung berichtet: Vor vielen Jahren bearbeitete ein Farmer eines kleinen Clans friedlich sein Land. Plötzlich tauchten Männer aus einer anderen, grösseren Sippe auf, die behaupteten, das besagte Land gehöre ihnen. Ein heftiger Streit entfachte. Der Feind siegte und die Geschlagenen wurden vertrieben und flüchteten in die Berge. Rache und einen Weg suchend, ihr Land zurück zu gewinnen, hatten sie die einfallsreiche Idee, sich in „Lehmmänner“ zu verwandeln. In dieser geisterhaften Erscheinung überraschten sie ihren Feind. Dieser glaubte, Geister der Verstorbenen kämen zurück und ergriff panikartig die Flucht, und der kleine Clan kehrte glücklich auf sein Land zurück.
 
 
 
 
 
 
 
 
43  Der charismatische “Bigman”,
der Dorfchef, posiert für ein Bild.
An seinem Hals hängt ein langes Band
mit dicht aneinandergereihten Bambus-
stengeln Jeder einzelne soll 10 Schweine
bedeuten, die er weggegeben hat
 44  Der Dorfchef und ein
Dorfältester im Gespräch mit Emil
45  Einer der Schausteller in
Tokua trägt einen eindrucksvollen
Kopfschmuck mit Kasuare-
Federn (einer Art Emu)
 
In Tokua, dem dritten Dorf – umgeben von einem herrlichen Orchideen-Garten – lernen wir auch den charismatischen „Bigman“ – den Dorfchef – in seiner vollen traditionellen Montur kennen. An seinem Hals hängt ein langes Band mit dicht aneinandergereihten Bambusstäbchen. Jedes einzelne soll 10 Schweine bedeuten, die er in einer der wichtigsten Feiern, der Moka-Zeremonie (Schweine-Austausch-Zeremonie), weggegeben bzw. geschlachtet hat. Im Hochland spielt das „Weggeben“ eine Schlüsselrolle: Es erhöht den Status und Einfluss; seinen Reichtum folglich zur Schau stellend ist deshalb von grosser Bedeutung. „Moka“ wird gefeiert, um Probleme zu lösen und befeindete Stämme zu befrieden und findet rund um ein Feuer in einem Tambaran, einem Geisterhaus, statt. Die Zeremonie wird für uns inszeniert und gibt uns einen weiteren Einblick in die uns fremd scheinenden Traditionen dieses trotz Christianisierung immer noch mit der Geisterwelt verbundenen Landes.
 
 
 
 
 
 
46  PNG ist berühmt für seinen im
Hochland wachsenden Kaffee. Sind
die Bohnen rot, werden sie gepflückt
und während fünf Tagen zum
Trocknen an der Sonne ausgelegt
 47  Eine einfache Behausung in den
Western Highlands bei Mount Hagen
– ein typisches Hochland-Bild
48  Die „Hochländer“ sind sofort
zur Stelle, wenn sie einen Weissen
sichten. Sie sind sehr neugierig,
aber auch sehr interessiert
 
Am Abend sind wir vom Trans Niugini Team, zusammen mit dem Japaner-Paar, das durch Couch-Surfing mit Dwayne als Gastgeber hier gelandet ist, zu einem reichhaltigen Barbeque eingeladen. Ein riesiger Fisch, in einer Alufolie auf der Glut gegart, Reis, Salate, Biskuits, Pralinen, Wein und Bier sind aufgetischt. Trotz der bei uns seit Jahren eingebürgerten Gewohnheit, auf das Abendessen zu verzichten, können wir nicht widerstehen und geniessen das Angebot. Auch Bob, der Eigentümer, gesellt sich dazu. Somit haben wir Gelegenheit, uns für seine Beherbergung, für die Tour und spezielle Betreuung persönlich zu bedanken. Noch wissen wir nicht, dass später die Trans Niugini Tours nochmals während zweieinhalb Wochen unser „Heim“ werden wird und dabei Türen zu neuen Freundschaften öffnet.
Die Zeit vom 12. bis 16. August 2010 ist auf folgender Seite zu finden: Mount Hagen Cultural Show
 
 
 
 
 
 
49  Die gute Sicht auf unserem Flug
von Mount Hagen im Hochland nach Lae
an der Küste zeigt die Abgeschiedenheit
und die Zerklüftheit dieser Region .....
 50  ….. es gibt nicht viele Zeichen
von Leben, nur eine einsame Piste, die
sich durch die Berge schlängelt .....
51  ….. unten in der Ebene, bahnt
sich der Markham-Fluss einen
Weg durch fruchtbares Gebiet
 
Unsere Köpfe sind noch prall voll von all dem Erlebten, als wir am 17. August die rollenden Hügel des Hochlands, das Kaffee- und Tee-Gebiet und das angenehme Klima des auf 1’670m gelegenen Mount Hagen verlassen und in die tropische Hitze der regenreichen Hafenstadt Lae fliegen. Unser LandCruiser wartet dort in seinem 19. Containerkäfig bereits auf uns. Im Lutheran Guesthouse finden wir ein geräumiges Zimmer mit fünf Betten für uns allein. Von einem tropischen Garten umgeben und 200m von der Strasse entfernt, ist es eine Oase des Friedens in dieser staubigen, unattraktiven und kriminellen Stadt mit seinen unglaublich verlöcherten Strassen. Tags darauf sitzen wir im Büro unseres Agenten Herrn Dotty von der East West Transport gegenüber und machen ein langes Gesicht, als er uns erst mal die Rechnung für Hafengebühren, Quarantäne, Agentenspesen, usw. präsentiert. Umgerechnet €656 kostet uns dieser Spass – nach Neukaledonien bisher der zweitteuerste Hafen, den wir auf unserer Reise ansteuerten (Anm.: die dem PNG-Abenteuer folgenden Philippinen überstiegen alles!). Aber wir sind uns bewusst: Daran gibt es nichts zu Rütteln, wenn wir das Land bereisen wollen!
 
 
 
 
 
 
52  Im Hafen von Lae: Emil diskutiert
mit der Zöllnerin Joanne, während
Dotty und Alfred von „East-West
Transport“ uns Schützenhilfe leisten .....
 53  ….. endlich ist unser LandCruiser
von seinem 19. Käfig befreit. Emil
versorgt unseren Ersatzreifen auf dem
Dach, der als zusätzlicher Schutz vor
das rechte Vorderrad gelegt kommt,
bevor das Auto verzurrt wird .....
54  ….. Geschafft! Unser LandCruiser
steht auf dem Parkplatz des Lae Yacht-
Club, während wir dort die geglückte
Einreise in unser l67. Land mit einem
grossen Burger und eiskaltem Bier feiern
 
Nach Bezahlung der Rechnung werden wir in Begleitung von Joanne, einer jungen Zöllnerin, zu unserem Container geführt. Beim Brechen des Siegels stutzt Emil plötzlich. Er schaut zweimal auf die Nummer und weiss sofort, dass es nicht das in Indonesien in unserem Beisein angebrachte Originalsiegel ist. Zudem fehlt auch unser persönliches Vorhängeschloss, das wir kontrollhalber an jedem Container anbringen. Es ist eindeutig: Der Container wurde irgendwo auf der Strecke wieder geöffnet. Es stellt sich dann heraus, dass es noch in Jakarta aus unerfindlichen Zollgründen geschah. Als sich die Türen des Containers endlich öffnen, schauen wir uns vorsichtig um. Unser Vorhängeschloss liegt kaputt am Boden, sonst können wir auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches feststellen und sind einfach glücklich, nach sechs Wochen unseren LandCruiser wohlbehalten vor uns zu sehen. In solchen Belangen sind wir einfach sehr vorsichtig; denn es liegt voll drin, dass „unser“ Container nach unserer Beladung für andere, allenfalls sogar dubiose Transporte benutzt werden könnte. Es beginnt zu regnen, und die Autoseitentüren für eine Inspektion zu öffnen, ist in diesem engen Container schlicht unmöglich. Aber bei ihrem kurzer Blick durch die Hinterklappe ins Autoinnere realisiert Joanne bereits, dass sie in unserem Fall nicht kompetent genug zum Entscheiden ist. Ein solches Auto mit solchem Inhalt habe sie noch nie gesehen und sie will erst mit ihrer Vorgesetzten darüber sprechen. Entschuldigend meint sie dann aber gleich, dass ihre Chefin leider zurzeit ausser Haus sei. Ja, das war’s also dann für heute – vielleicht morgen?!

Um die Mittagszeit anderntags überbringt uns Dotty die gute Nachricht, dass die Zollfreigabe unterschrieben sei. Gleichzeitig teilt er uns mit, dass er am Nachmittag wegen eines Notfalles nicht mehr anwesend sein werde. Alfred, sein Assistent, würde sich um uns kümmern. Heute geht es um die Quarantäne. Zusammen mit Alfred und der Inspektorin fahren wir erneut in den Hafen zum Container. Auch diesmal regnet es; aber auch diesmal ist der Regen auf unserer Seite, so dass der Inspektorin ein Blick auf unser in Jakarta wirklich sauber gewaschenes Auto – immer noch im Container – genügt. Das Innere interessiert sie überhaupt nicht. Wichtig ist, dass wir in ihrem Büro dafür gleich die Inspektionsspesen begleichen – Kina 135 (= €38)! Dann endlich darf unser Begleiter seine Box verlassen. Wegfahren können wir allerdings noch nicht, weil rundherum noch Ware aufgestappelt ist und erst noch weggeschafft werden muss. Im Nu sind wir von Hafenarbeitern umringt. Deren Begeisterung ist gross, als wir vor ihren Augen unsere Länderliste an beiden Seiten des LandCruisers mit dem neuen Papua Neuguinea-Kleber ergänzen. Dann ist Kaffeepause, und es tut sich nichts mehr. Alfred von der Agentur will nicht mehr länger warten. Er drückt uns die Papiere in die Hand, die wir am Hafenausgang abliefern müssen, und fort ist er. Gibt es einen gewissen Grund für seine plötzliche Eile?

Es scheint fast so, denn am Hafenausgang beginnen sich Probleme zu entwickeln, was den Inhalt unseres Autos betrifft. Hilfe kriegen wir keine: Dotty ist abwesend, sein Handy ist abgeschaltet, und Alfred hat sich in Luft aufgelöst. Hatten die beiden eine Vorahnung? Will man allenfalls geschmiert werden? Noch während wir rätseln, was wir tun sollen, gibt es ganz unerwartet eine abrupte Kehrtwendung: Die Barriere wird geöffnet und wir sind draussen. Wir haben es geschafft! Welch eine Freude. Wie offiziell wir in PNG eingereist sind, wird sich allerdings noch weisen, denn wir haben keinerlei Papiere in Händen, die besagen, dass wir mit unserem linksgesteuerten Auto und unserem fremden Nummernschild auf PNG’s Strassen zirkulieren dürfen. Was geschieht, wenn wir von der Polizei aufgehalten und darnach gefragt werden? Es wäre nicht unser erster Fall: Wir erlebten es in Japan, mit gutem Ausgang (weil die Japaner keine Probeme „suchen“), und erst kürzlich auch in Tonga, wo man uns den LandCruiser konfiszieren wollte und wir ihn erst nach zwei Wochen Stilllegung wieder fahren durften. Mal sehen, wie wir uns allenfalls diesmal aus der Schlinge ziehen können!
 
 
 
 
 
 
Besuch im „Rainforest Habitat“, 10km ausserhalb von Lae – einem Gebiet von 3‘000m2 wiederhergestellten Regenwaldes
55  Eine Victoria-Krontaube (Goura
victoria) – bis zu 2.5kg schwer –
nisted auf einem Baum .....
 56  ….. Liliana bewundert den wunder-
schönen Paradiesvogel (Raggiana-
Vogel), das Wahrzeichen von PNG …..
57  ….. und einen der weissen
Schmetterlinge, die zahlreich
herumflattern
 
Unsere erste Fahrt in unserem neuen Land ist kurz: Vom Hafen zum Jacht Club, wo wir mit einigen Biers vom Fass und einem reichlich mit Beef, Speck, Käse, Ei, Salat, rote Beete und Tomaten aufgestockten Burger die geglückte Einreise in unser 167. Land feiern. Wir blicken aufs Meer, eine kühlende Meeresbrise bläst uns um die Ohren – wir sich rundum zufrieden – endlich haben wir es geschafft! Plötzlich steht ein Mann vor uns und überreicht uns seine Visitenkarte. Er ist Journalist bei der „National“ Tageszeitung. „Wer schickt Sie?“ – fragen wir ihn und sind nicht wenig überrascht, dass es der Zoll war, den wir erst vor kurzem verliessen. Am nächsten Tag, als wir durch die kaputten Strassen von Lae schaukeln, winken uns die Einheimischen schon begeistert zu, Bus- und Lastwagenfahrer hupen. Das Telefon klingelt: Joanna, unsere Zöllnerin, erkundigt sich nach unserem Wohlergehen. Jedermann scheint von unserer Ankunft gelesen zu haben. Was für ein gutes Gefühl; was für ein freundliches Volk!

In Lae, zurecht „Pothole-City“ – „Löcherstadt“ wegen den extrem löcherigen Strassen – genannt, bleiben wir etwas länger als gewollt hängen. Der Grund ist zur Abwechslung unser guter alter Buddy. Kaum aus seiner Kiste befreit, stellt plötzlich der Motor während der vollen Fahrt ohne Vorwarnung mitten in der Stadt ab – und das nicht nur einmal. Erstaunlicherweise startet er aber jeweils nach einigen Minuten wieder. Trotzdem: Irgendwo auf offener Strecke stecken zu bleiben, ist kein gutes Gefühl in einem Land, wo immer wieder vor Überfällen von „Raskols“ (Strassenbanditen) gewarnt wird. Vor noch nicht allzulanger Zeit hatten wir in Sumatra dasselbe Problem. Dort wechselten wir Unterbrecher und Kondensator aus und dann hatten wir (zufällig) bis zur Verschiffung Ruhe. Was ist nun diesmal der Grund? Wir müssen der Sache unbedingt auf den Grund gehen. Auf dem Parkplatz des Lutheran Gästehauses mühen wir uns während Stunden durch den unglaublichen Kabelsalat unter dem Armaturenbrett und finden nach langem, mühsamen Suchen endlich die Ursache: Einen losen, vom Wackelkontakt leicht angesengten Kabelschuh im Hauptstromkabel, welches zum Ampere-Meter führt. Damit man ihn nicht gleich auf Anhieb findet, war er sehr gut mit Isolierband umwickelt.

Nach der Reparatur unternehmen wir die Testfahrt zum 10km entfernten „Rainforest Habitat“ – der Nachahmung eines natürlichen Regenwalds mit einem kleinen See und tropischen Pflanzen, vielen Vögeln in einer grossen Voliere und einem angeschlossenen Mini-Zoo. Um 9.20 Uhr stehen wir bereits vor dem Eingang, haben aber übersehen, dass erst um 10Uhr geöffnet wird. Aber wir befinden uns in Papua Neuguinea – im Land der Überraschungen. Kaum haben wir uns auf die Wartezeit eingestellt und uns einen Schattenplatz unter einem Baum gesucht, kommen schon zwei lächelnde Parkangestellte auf uns zu gelaufen. „Ihr könnt reinfahren, wir haben das Tor für Euch geöffnet“, melden sie uns strahlend.. Es ist ein weiteres Beispiel echter Hilfsbereitschaft dieses gastfreundlichen Volkes, das in der Welt einen vernichtend schlechten Ruf geniesst, den es gar nicht verdient.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
58  Ein Parkranger zeigt uns eine
zahme grüne Baum-Python
(Morelia Viridis) …..
 59  ….. ein süsses Baumkänguru
(Dendrolagus) mit einem zweimonate
alten Baby in seinem Beutel
60  Eine schönes Erlebnis: Ausserhalb
des “Rainforest Habitat”, stopt uns ein
Einheimischer und überreicht Liliana freudig
einen exotischen Blumenstrauss, den er eben
von seinem Garten für uns gepflückt hat
 
Viel Zeit verbringen wir im überdachten, exotischen Vogelhaus – es erinnert uns an den Edward Youde Park in Hong Kong – und spähen in die hohen, dunklen Baumkronen, um deren Bewohner ausfindig zu machen. Es braucht ein scharfes Auge, um sie im dichten Blätterwerk zu entdecken, ausser den bunten Papageien, die schon mit ihrem schrillen Gekrächze auf sich aufmerksam machen. Einfacher machen es uns die Viktoria-Krontauben, die furchtlos herumstolzieren und ihre wunderschönen Federnkämme zur Schau tragen. Dass wir auch einen farbenprächtigen Paradies-Vogel (Raggiana), das Wappentier PNG’s, ganz nah zu Gesicht bekommen, ist reiner Zufall. Eingefangen im Hochland, wurde er heute Morgen dem Tierpark verkauft. Für wieviel Geld wissen wir nicht. Es ist gerade Fütterungszeit. Wir staunen nicht schlecht, als der Wärter die Teller mit dem Futter verteilt: Papayaschnitze und andere Früchte sind dekorativ schichtweise mit weissem Reis angeordnet. Und mittendrin steckt eine rote Gingerblüte, so nach dem Motto: Man isst auch mit dem Auge! Im angegliederten Mini-Zoo leben eingezäunte Kasuare (eine Emu-Art) , Raubvögel, Baumkänguruhs, Oppossum und „Argo“, ein 30-jähriges unaktives Salzwasser-Krokodil in einem allzu kleinen Tümpel. Salzwasser-Krokodile können übrigens bis zu 7m lang werden und bis zu 1‘000kg wiegen.

Auf der Rückfahrt zur Stadt hält ein Auto. Der Fahrer steigt aus, begrüsst uns mit einem „Willkommen in PNG“ und schüttelt uns begeistert die Hände. Kurz darauf wartet ein Mann am Strassenrand und winkt freudig. Sollen wir anhalten? Spontan tun wir es. Er bittet uns schnell zu warten und eilt weg – anscheinend zu seinem Garten. Denn kurz darauf erscheint er mit einem exotischen Blumenstrauss, den er mir strahlend in die Hände drückt. Zusätzlich dekoriert er unseren LandCruiser mit vier wunderschönen Helikonien. Was für eine rührende Geste! Immer wieder sind wir von der aufrichtigen Herzlichkeit der Menschen PNG’s überwältigt.
 
Weitere Webseiten aus Papua Neuguinea:
 
Zeitungsartikel über uns in Papua Neuguinea:
Artikel: "26-year journey around the world", Tageszeitung "The National" -  20. August 2010
Artikel: "Travelling the world none-stop for 26 years", Tageszeitung "The National" - 21. Oktober 2010