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- Hier einige Reise-Eindrücke aus Sabah, der ostmalaysischen Provinz
auf Borneo
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Sabah-Karte |
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Karte von Südostasien |
- klicken Sie auf ein Bild,
- um es grösser zu sehen
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Sabah
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Malaysia
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Weitere Seiten aus Borneo:
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- Selamat Datang ein verheissungsvolles
- Mount Kinabalu-Plakat begrüsst uns bei
- unserem Eintritt in die ziemlich autonome
- ostmalaysische Provinz Sabah
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- Viele blühende Topfpflanzen
- schmücken die Umgebung
- dieses Sabah Hauses
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- Palmölplantagen soweit das Auge
- reicht. Bald gibt es keinen Urwald
- mehr in Sabah!
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- Sabah - "Land unter dem Wind"
Wohlwollend strahlt uns das Gesicht des freundlichen Beamten am Sabah Provinzzollposten
entgegen, als wir anhalten und ihm unsere Pässe überreichen. Noch während er einen
roten Stempel auf unser Einreiseformular drückt, wünscht er uns auch schon eine gute
Fahrt in der für uns neuen, ziemlich autonomen Provinz Ost-Malaysias. Selamat
Datang Willkommen in Sabah begrüsst uns gleich darauf um die Ecke mit
einem riesigen Wandplakat verheissungsvoll ein wolkenloser Mount Kinabalu mit
4'095m Höhe der höchste Berg Südostasiens, genau genommen zwischen dem Himalaya und der
Insel Neuguinea. Wir freuen uns auf den Nordzipfel Borneos, auf ein seit langem nicht mehr
erlebtes Bergpanorama, dann aber auch auf noch jungfräulichen Regenwald mit der
Rafflesia-Blume der grössten Blüte der Welt. Am meisten aber freuen
wir uns auf unsere erste Begegnung mit den am Aussterben bedrohten Orang Utan und den
Proboscis-Langnasenaffen, die zurzeit hier zwar geschützt noch überleben, aber in einen
verschwindend kleinen Teil ihres ursprünglichen Lebensraums zurückgedrängt wurden und
immer noch werden. Wie viele unserer aufgestauten Erwartungen werden für uns in Sabah
wohl in Erfüllung gehen? Voll motiviert steuern wir der Hauptstadt Kota Kinabalu (kurz KK
genannt) entgegen. Ohne Klimaanlage ist es sehr heiss im Auto und wir sehnen uns
mindestens nach einem Baum, der uns bei unserer Mittagsrast etwas Schatten spendet. Doch
Bäume sind rar gesät, zumindest in Strassennähe, und von der einzigen
Süd-Nord-Verkehrsader kommt man einfach nicht weg. So gibt es verspätet nur kurz ein
hastiges Picknick am lärmigen Strassenrand. Unwillkürlich taucht dabei bereits auch
schon die immer wiederkehrende Frage nach einem geeigneten Nachtplatz auf: Werden
wir heute etwas Passendes finden?, grübeln wir, als die Bevölkerungsdichte
weiterhin zunimmt. Als dann in Kinarut, rund 18km vor KK, die "Seaside Travellers
Inn", direkt am südchinesischen Meer gelegen, auftaucht, können wir nicht
widerstehen. Zwar ist der Preis von RM 66 (etwa US$20) inklusive Frühstück
allerdings für unser schmales Budget hoch, doch in einem klimatisierten Raum
unsere aufgestaute Hitze abkühlen zu dürfen, ist einfach zu verlockend. Das Zimmer ist
kühl, hell, mit einer Warmwasserdusche und WC. Während Emil sich gleich mit dem Computer
häuslich niederlässt, spaziere ich dem Sandstrand entlang, bin aber gleich
in doppelter Hinsicht enttäuscht: Es gibt keine Muscheln und überall liegt massenhaft
Unrat herum.
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- Vom Signal Hill Aussichtspunkt
- geniessen wir einen schönen Blick
- auf die Dächer von Kota Kinabalu,
- der Hauptstadt von Sabah
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- Der 15.7m hohe hölzerne Atkinson
- Clock Tower in Kota Kinabalu soll als
- einzige Gebäudestruktur die alliierten
- Bombenangriffe von 1945 auf das
- damalige Jesselton überlebt haben
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- Die Staatsmoschee mit ihrem
- golddurchzogenen Dom ist
- ein Blickfang in Kota Kinabalu
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- Donner und Blitz und Blitz und Donner schrecken uns die ganze Nacht hindurch aus dem
unruhigen Schlaf. Dazwischen prasseln heftige Tropenregen auf das Blechdach. Die starke
Brandung des Meeres nimmt stündlich zu und ist bald nicht mehr zu überhören, wenn sich
die hohen Wellen mit starkem Getöse am nahen Ufer brechen hoffentlich kein
Tsunami?. Wenigstens steht unser treuer LandCruiser, dessen Frontscheibe seit seiner
kürzlichen Verjüngungskur in
Miri/Sarawak leckt und beträchtliche Überschwemmungen im Innern verursacht, diese Nacht
gut geschützt unter Dach, denken wir beruhigt. Zeigten sich gestern am Abend noch die
Konturen der kleinen vorgelagerten Inseln, so versteckt sich heute Morgen beim Frühstück
die ganze Umgebung um uns herum in einer grauen, undurchdringlichen Dunstdecke. Gegen
Mittag lichtet sich dann der Himmel ein bisschen und wir machen uns sofort auf den
weiteren Weg. Doch schon beim ersten Supermarkt vor an KK fegt erneut ein Sturm über das
Land und die Schleusen öffnen sich wieder in voller Stärke. An eine Weiterfahrt ist im
Moment nicht mehr zu denken. Wie schon oft auf unserer langen Reise, flüchten wir uns in
einen der auch hier an verschiedenen Ecken vertretenen McDonalds, wo uns ein Cheeseburger
immer schmeckt und wo wir einige Stunden im Trockenen verbringen. Im weitläufigen
Einkaufszentrum gegenüber und im Internet im 2. Stock vertrödeln wir weitere kostbare
Zeit. Dann, gegen Abend, klärt sich der Himmel endlich ein bisschen auf und wir
schlendern zur nahen Wasserfront gerade rechtzeitig, um dem eben erst begonnenen
Aufbau des farbenprächtigen Abendmarktes beiwohnen zu können. Gemüse, Früchte, Fisch,
Huhn alles wird sorgfältig zur Schau gestellt, und alles im Übermass. Von den
vielen zu kunstvollen Pyramiden und Maulwurfhügeln aufgeschichteten Früchten kaufen wir
rotgrüne, fleischige Mangos die uns von den vielen tropischen Früchten nebst
Papayas am meisten schmecken. Grosser Andrang herrscht bei einem kleinen Fischstand, wo
ein riesiges Exemplar mit starren Augen an einem schweren Haken hängt und wo Stück um
Stück davon abgeschnitten und verkauft wird. In Sachen Fische können wir nicht gross
mitreden, aber es muss wohl eine spezielle Delikatesse sein. An einer Ecke sitzen Kinder
auf einem grossen, hellblauen Servierbrett am Boden und sind in ein Spiel mit Münzen
vertieft. Diesem lebendigen, bunten Treiben könnte ich stundenlang zusehen.
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- Der Abendmarkt an der Wasserfront
- Kota Kinabalus bietet alles, was das
- Herz begehrt: Tropische Früchte .....
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- ..... frischer Fisch .....
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- ..... und Huhn
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- Doch irgendwann drängt Emil zum Tapetenwechsel. Wir fahren zum Signal Hill
Aussichtspunkt hoch und geniessen dort im Abendlicht das schöne Panorama auf die bunten
Dächer der Stadt, besuchen anschliessend die imposante Staatsmoschee mit ihrem
golddurchzogenen Dom und haben damit praktisch auch schon alle Sehenswürdigkeiten von KK,
der Hauptstadt Sabah's, gesehen. Für die nächste Nacht kehren wir nochmals zur
"Seaside Travellers Inn" zurück. Am nächsten Morgen gibt es zum Frühstück
überraschend zusätzlich zu Toast, Butter und Marmelade noch Rühreier mit Schinken
ein Privileg, das wir wie wir herausfinden einer australischen
Touristengruppe im abenteuerlichen Fjällräven-Look zu verdanken haben, die
gestern Abend eingetroffen ist. Die Aussicht von unserem Tisch auf der Holzveranda aus ist
heute einfach herrlich: Die Sonne zeigt sich wieder und umspielt die kleinen vorgelagerten
Inseln, das Meer ist wieder blau und ruhig, und die Wellen plätschern sanft vor sich hin.
Es ist Ebbe. Weisse Reiher suchen regungslos nach Fressbarem und widerspiegeln sich im
seichten Wasser eine zauberhafte Stimmung, die nur durch das laute Geschwätz der
australischen Reisegruppe gestört wird, die angeblich für diesen magischen Moment nicht
dasselbe Empfinden wie wir haben. Nach Emils viertem Morgenkaffee (normalerweise
genügen ihm drei!), lässt er sich endlich zum Aufbruch erweichen. Es tut uns echt leid,
die beiden süssen Kätzchen, die schon die zweite Nacht ihren Lieblingsplatz auf den
Kanistern unseres LandCruiser's entdeckt haben und noch friedlich schlafen, abrupt stören
zu müssen. Das rote versteht die Welt überhaupt nicht mehr, als sich das Auto in
Bewegung setzt und fährt erst noch eine zeitlang auf dem Dach mit, bevor es endlich
begreift, was vor sich geht und sich dann mit einem einzigen, riesigen Satz auf den
nackten Boden rettet.
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- Wir geniessen die Stille und Ruhe
- des noch vorhandenen Regenwaldes
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- Der Mt. Kinabalu, mit 4'095m der
- höchste Berg Südostasiens, erlaubt uns
- durch die Wolken und Nebelfelder nur
- einen vagen Blick auf seine Spitzen
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- Bolzengerade strebt dieser
- «Kugelbaum» himmelwärts
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- Bevor wir das ewig verstopfte KK verlassen, erkundigen wir uns beim Touristenbüro, beim
Nationalpark-Service und beim Forstamt noch, ob zurzeit die rare Rafflesia die
grösste Blume der Welt blüht. Die Antwort ist eine herbe Enttäuschung. Die
hiesige Saison sei Ende September eben zu Ende gegangen. Kommt im April
wieder, heisst es lakonisch! Eigentlich ist diese Auskunft gegensätzlich zu allen
anderen Informationen, dass diese seltene Wunderpflanze das ganze Jahr hindurch zu sehen
ist. Aber haben wir eine andere Wahl, als diesen spezialisierten Institutionen Glauben zu
schenken? Nicht ohne Frust streichen wir aber damit schon die erste Erwartung unserer
Sabah-Reise. Dann zweigen wir in die Berge ab. Die Strasse windet sich friedlich durch die
dschungelbedeckten Hügel. Auf den Anhöhen offenbart sich ums immer mal wieder ein neues
Bergpanorama, das wir aber leider nur andeutungsweise sehen, denn alles um uns herum ist
grau-in-grau. Die illegalen Brandrodungen, nicht nur vor allem im benachbarten Indonesien,
deren hohe Rauchwolken den Himmel in ein düsteres Grau verfärben, wirken sich bis nach
dem malaysischen Borneo aus. Und jährlich passiert dasselbe immer wieder, und jährlich
tut niemand etwas dagegen. Der Oktober gilt in dieser Hinsicht als der schlimmste Monat
wir schreiben heute den 5. Oktober! Vom verheissungsvollen Mt. Kinabalu ist absolut
keine Spur zu sehen. Er versteckt sich hartnäckig hinter einer kompakten Wolkendecke.
Emil ist echt frustriert, denn die stille Bergwelt bedeutet ihm etliches mehr als das
laute Marktleben. Aber vielleicht geschieht ja noch ein Wunder. Unsere angeknackte
Stimmung verbessern wir mit einer friedlichen Mittagspause bei einer hügelwärts
verlaufenden steinigen kleinen Piste neben der Strasse. Wir stellen die Stühle raus, und
nebst unserem neuen Lieblingsapéro einem Gin-Tonic gibt es heute
hartgekochte Eier, Gurken- und Tomatensalat, dazu natürlich wie immer ausreichend Käse.
Als Nachspeise locken Datteln und Bananenkuchen, und auch einige Bierchen dürfen dabei
nicht fehlen. Erst sehen wir nur lange, schwarze Ohren, dann eine scheue Hündin, die sich
in respektvollem Abstand hinlegt und uns nicht aus den Augen lässt. Es ist immer wieder
erstaunlich, wie wir urplötzlich aus dem Nichts Besuch kriegen! Als wir uns erheben und
ihr etwas von unserem Mittagsmahl abgeben wollen, erschrickt sie dermassen, dass sie so
rasch wieder verschwindet, wie sie aufgetaucht ist.
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- Im grünen Tal von Ranau wird
- Reis angepflanzt .....
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- ..... Wasserbüffel werden gehalten .....
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- ..... und Gemüsegärtchen werden
- gehegt und gepflegt
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- Ein dünner Nieselregen hat eingesetzt, als wir beim Mt. Kinabalu-Nationalpark
eintreffen. Sobald wir aus dem Auto steigen, bläst uns ein kalter Wind um die Ohren und
wir spüren eine Kälte, die bis auf die Knochen dringt. Es dauert keine fünf Minuten,
und unsere nackten Füsse stecken in warmen Socken; wir ziehen unsere Wollpullover über
den Kopf und sehnen uns nach einer Tasse dampfenden Kaffees, während wir in der Ebene
noch vor wenigen Stunden nach einem eisgekühlten Cola lechzten. Beim Tagebuchschreiben
ziehe ich die dünne Hotelsteppdecke bis über beide Knie. Ja, entgegen unserem festen
Vorhaben, unter einem klaren Sternenhimmel am Fusse des mächtigen Mt. Kinabalu unser Camp
zu errichten, flüchten wir uns bei diesem unwirtlichen Wetter eiligst in die
Kinabalu Rose Cabin Lodge. Unser Zimmer liegt bergwärts und hat eine kleine
Holzterrasse. Schon bald heult ein heftiger Sturm um alle Ecken und bringt Dächer und
Türen zum Klappern und wir sind froh, vier schützende Wände um uns zu haben. Unter zwei
wärmenden Decken schlafen wir beide in einem schmalen Bett dicht aneinandergekuschelt, um
nicht zu frieren. Muss ich nachts mal raus aufs Klo, blicke ich automatisch aus dem
Fenster; doch die graue Nebeldecke dringt weiterhin direkt bis zu unserem Zimmer vor. Am
Morgen frühstücken wir mit offener Verandatür, um ja nichts zu verpassen und behalten
die dunklen Wolkenschwaden ständig im Auge, die ununterbrochen im Schnelltempo am
bekannten Berg vorbeisegeln. Wir kommen uns vor wie eine Katze vor dem Mausloch, doch die
Maus zeigt nur ganz kurz mal ihre spitzen Ohren, als sich für einige allzu
kurze Sekunden die Nebelwand lichtet. Von den tiefbewaldeten Abhängen beginnen nun
überall Nebelschwaden hervorzuquellen, die sich zu bizarren Türmen kräuseln und sich
langsam himmelwärts schlängeln. Es ist ein ständig wechselndes, bezauberndes
Naturschauspiel. Als eine neue, kompakte Wolkenwand im Anmarsch ist, tut sich nichts mehr.
Zusätzlich beginnt es wieder wie aus Kübeln zu regnen, am meisten, als wir um 11 Uhr
auschecken müssen. Die freundliche Familie der Lodge schenkt uns zum Abschied einen
ganzen Karton mit Mineralwasser, zwei Schlüsselanhänger und einen Mt. Kinabalu-Kleber
eine nette Geste für ein paar hastige Fotos im Regen mit unserem Auto vor der Tür
ihrer Berglodge. Wie viele Male haben wir schon für Fotos posiert? Wir wissen es nicht
mehr, hätten aber bestimmt schon ein rechtes Sümmchen beisammen, wenn wir für jedes
Knipsen ein paar Münzen gekriegt hätten. Deshalb freut uns diese nette Geste der
Kinabalu Rose Cabin Lodge doppelt.
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Im Rainforest
Discovery Center in Sepilok bei Sandakan finden wir eine Fülle einzigartiger
Orchideen und Blumen |
- Als wir im Regen und Nebel gegen das grüne Tal von Ranau fahren, hadern wir mit dem
Wettergott, der uns um das erhoffte Erlebnis gebracht hat, in der freien Natur zu
campieren und am Morgen mit der klaren Bergkulisse vor unseren Augen zu erwachen. Damit
begraben wir schon in den ersten Tagen auch schon die zweite Erwartung auf unserer
Sabah-Reise. Immerhin ist uns doch noch ein Erfolgserlebnis vergönnt: Als wir langsam
durch das nasse Städtchen Ranau fahren, entdecken wir eine grosse Shell Station mit einem
gedeckten Lift, der sogar unseren schweren LandCruiser heben kann, was sehr selten
vorkommt. Sie kommt uns mehr als gelegen, denn 1'000km nach der ersten Motorenrevision ist
ein Ölwechsel fällig bis jetzt sind wir aber bereits 1'100km gefahren, weil Emil
verständlicherweise keine Lust hatte, im Regen irgendwo im Dreck unter das Auto zu
liegen. In diesem Land macht es auch absolut keinen Sinn mehr, wenn die Arbeit gerade mal
RM8 = rund 2US$ kostet. Mit diesem Ölwechsel kehrt auch langsam das alte Vertrauen in
unseren robusten LandCruiser wieder zurück. Hügelrauf und -runter fahren wir weiter
durch eine ländliche Szene mit einfachen Holzlattenbehausungen auf Pfählen, wo überall
bunte Wäsche zum Trocknen hängt und wo rundherum exotische Blumen aller Art in
gepflegten Töpfen blühen. Reisfelder kommen wieder ins Blickfeld und breiten sich in
einem leuchtenden Grün vor uns aus. Vor einer Hütte stampfen zwei einheimische Frauen
abwechslungsweise in einem bestimmten Rhythmus Mais, andere laufen mit bis zum Rand
gefüllten Körben, die sie sich mit einem Tuch an den Rücken gebunden haben, der Strasse
entlang. Ein mächtiger Urwaldfluss windet sich durch ein noch verbleibendes Stück
üppigen Regenwaldes, bevor wir endgültig in die Ebene kommen. Es ist der breite Fluss
Sungai Liwagu, dem wir bei Telupid einige Zeit folgen. Was darnach folgt, zerstört auf
einen Schlag brutal eine weitere Illusion bereits unsere dritte in Sabah: Wo immer
wir hinblicken, gerade aus oder rechts oder links, breiten sich endlose Palmölfelder vor
uns aus von Horizont zu Horizont, für mehr als Hundert Kilometer. Das raubt uns
noch unsere allerletzte Vision, hier doch noch ein breitflächiges Dschungelparadies
vorzufinden. Seit der Rohölpreis auf fast US$80 pro Fass angestiegen ist, lohnt es sich,
den verbleibenden Urwald abzuroden, abzuholzen oder abzubrennen, um billigeres Palmöl
anzupflanzen, das dem Treibstoff beigefügt werden kann ein gewinnbringendes
Verfahren mit katastrophalen Auswirkungen. In Sepilok kurz vor Sandakan, konnte gerade
noch eine Fläche von 40km2 geschützt werden, um den vom Aussterben bedrohten Orang Utan
Menschenaffen in einem Rehabilitationszentrum noch einen winzigen natürlichen Lebensraum
zu sichern ihren eigenen Urwald.
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- Im Hafen von Sandakan gibt es noch
- nostalgische Ecken. Von hier ging
- früher eine Autofähre nach Mindanao
- in den Philippinen
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Kinder spielen mit Münzen |
- Ein Mahnmal der 1945 von den
- Japanern befohlenen Zwangsmärsche
- von Sandakan nach Ranau, wo rund
- 500 Gefangene ihr Leben verloren
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- Um 08.45 Uhr am nächsten Morgen, als wir auf dem Parkplatz des Rehabilitationszentrums
eintreffen, reiht sich schon Touristenbus an Touristenbus und Minibus an Minibus
aneinander. Vor dem Billetschalter stehen die Besucher in Linien, die bereit sind, einen
doch relativ hohen Eintrittspreis von RM 30 = rund US10 zu bezahlen. Diesmal reut uns aber
kein Cent, wenn damit das Fortbestehen dieser Sanctuary finanziert wird. Der
Film, der uns um 9 Uhr gezeigt wird, ist sehr gefühlsvoll, und es ist schwierig, sich
emotionell nicht zu engagieren und mitreissen zu lassen, wenn man sieht, wieweit es der
Mensch bis heute in seiner grenzenlosen Profitgier gebracht hat: Der Lebensraum dieser
menschenähnlichen Geschöpfe wird immer noch weiter eingeengt. Pessimisten sagen sogar
voraus, dass es sie in 15 bis 20 Jahren nicht mehr gibt, weil sich die Palmöl-Barone dann
auch noch die letzten Quadratmeter Dschungel an sich gerissen haben. Im
Rehabilitationszentrum werden Waisenkinder aufgenommen und aufgezogen und solche, die von
ihrem angeketteten, traurigen Dasein als Haustiere befreit werden konnten. Von ihren
Betreuern werden sie liebevoll gehegt und gepflegt wenn sie noch die Milchflasche
kriegen, rund um die Uhr. Ziel dieser Auffangstation ist es, diese Menschenaffen nach und
nach wieder auf das freie Dschungelleben vorzubereiten, was Jahre dauern kann. Denn die
Kleinen müssen alles von Grund auf erlernen, was es zum Überleben in der Wildnis
braucht: Wie man auf einen Baum klettert, wie man sich von Ast zu Ast schwingt, was für
Früchte, Baumrinden und Kerne essbar sind, etc. Eine angegliederte Klinik sorgt für ihre
Gesundheit und ihr Wohlergehen. Wenn Spielstunde ist, werden sie in Gruppen auf eine
Schubkarre verladen und spazieren geführt absolut niedlich und herzerfrischend!
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- Bei der Besucherplattform im Orang Utan
- Rehabilitationszentrum in Sepilok geht es
- heiter zu und her, wenn Fütterungszeit ist
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- Ich habe keine Lust zum teilen,
- am besten verziehe ich mich!
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- Zeigen wir noch eine Nummer?
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- Ein Männchen erhält die sexuelle Reife mit 15, ein Weibchen mit 7 Jahren. 60% ihrer
Tagesaktivität verbringen sie mit Nahrungssuche. Zum Ausruhen bauen sie sich eine weiche
Liege aus Blättern, hoch auf den Bäumen jeden Tag eine neue, am liebsten in
Astgabelungen. Arbeitsaufwand: Einige Minuten bis zu 20 Minuten. Das alles erfahren wir
vom reichbebilderten und informativen Museum. Ein ganz neues und auch faszinierendes
Erlebnis ist es jedoch, Auge um Auge mit diesen intelligenten Menschenaffen zu sein
für uns ist es die erste Begegnung. Ihre grossen Brüder allerdings, die afrikanischen
Gorillas, sind uns nicht mehr fremd. Im August 1991 haben wir sie in Ost-Zaire, in der
heutigen Demokratischen Republik Kongo, nach einem stundenlangen, harten Marsch im tiefen
Dschungel bei einem Trekken aufgespürt. Wir erinnern uns noch gut daran, wie das bullige
Männchen plötzlich einen beängstigenden Scheinangriff auf Emil machte, der dann samt
seiner kostbaren Kamera den Hügel runter rollte, dabei gottlob aber unverletzt und die
Kamera intakt blieb. Das war damals eindeutig mehr Abenteuer als heute, wo wir mit
x-Dutzenden anderer erwartungsvoller Besucher dem Aufseher 15 Minuten zur
Fütterungsplattform folgen. Dafür ist es heute eindeutig unterhaltsamer. Es ist
spannend, als nach und nach aus dem dichten Blätterwerk immer mehr Orang Utan auftauchen
zuletzt zählen wir zehn. Sie schwingen sich gewandt auf dem dicken, gespannten
Seil zur Fütterungsplattform, wo zwei Wärter mit einem vollen Milchkübel und einer
Menge goldgelber Bananenstauden aufwarten zwei wertvolle Nahrungszusätze zu ihrer
normalen Urwald-Diät. Sofort geht das Hamstern los. Als erster stopft sich ein kräftiges
Männchen eine ganze Bananenstaude ins Maul und klemmt sich zugleich noch je eine weitere
zwischen beide Zehenreihen. Dann schwingt es sich agil und gelassen zu einem andern Baum
und lässt sich dort beim Fressen nicht mehr stören. Demonstrativ kehrt es uns dabei
sogar den Rücken zu! Inzwischen haben sich auch die scheueren Weibchen und die
Jungmannschaft zur Plattform gewagt, um ihre Portion zu ergattern. Und unter der Plattform
und auf einem Baum gegenüber lauern bereits die Makaken, die grauen Langschwanzaffen, auf
ihren Moment. Sie sind beim Seilwandern jedoch nicht so gewandt wie die Orang
Utan mit ihren extrem langen Armen und verlieren dabei oft ihr Gleichgewicht. Es ist ein
herzerfrischendes Schauspiel, und wir kosten es voll aus bis zum Moment, wo sich auch der
letzte wilde Mann von Borneo wieder im Dickicht verzogen hat. Dann erst
wandern wir zum Parkplatz zurück und wissen schon jetzt, dass diese einzigartige
Begegnung ganz speziell in unserer Erinnerung haften bleiben wird.
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- Ein kleiner Klatsch unter sich
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- Wer hat mehr Spass?
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- Der Pascha lässt es sich gut gehen
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- Vor unserem LandCruiser wartet ein junges Paar auf uns. Die beiden stellen sich als
Sid und Junky aus den Vereinigten Arabischen Emiraten vor. Ihre
Begeisterung ist nicht zu übersehen, als sie uns eröffnen, dass sie uns schon seit
einiger Zeit von der Webseite des Dubai 4x4-Clubs her kennen, es jedoch nie erwartet
hätten, uns eines Tages persönlich zu begegnen. Wir unterhalten uns angeregt und schon
bald schwelgen wir wieder ein bisschen in Erinnerungen an einsame Wüstentouren und
traditionelle Kamelrennen. Dubai ist inzwischen sehr gewachsen und leider auch sehr
teuer geworden, versuchen sie, unseren aufgeflammten Enthusiasmus ein bisschen zu
dämpfen. Trotzdem: Dieses Land würden wir jederzeit auch noch ein viertes Mal besuchen,
denn nach wie vor gehört die arabische Halbinsel zu einem unserer Lieblingsgebiete. Noch
lange, nachdem wir uns von den beiden sympathischen jungen Leuten verabschiedet haben,
hält uns Arabien in Gedanken immer noch fest. Irgendwann schieben wir unsere Träume
beiseite und kehren in die Gegenwart zurück. Obschon die definitiven Autopapiere für die
Philippinen noch nicht vorliegen, beschliessen wir, nach dem nur 22km entfernten Hafen von
Sandakan am Sulu-Meer zu fahren, von wo uns die Autofähre nach dem philippinischen
Mindanao mitnehmen würde. Am frühen Nachmittag melden wir uns beim Agenten, der
Timmarine an der Jalan Leila 112, für letzte Abklärungen und parkieren unmittelbar vor
ihrem Büro. Schon als wir eintreten, schüttelt man die Köpfe. Was soll das bedeuten?
Schon bald erfahren wir zu unserem Erstaunen, dass es diese Linie als Autofähre gar nicht
mehr gibt und jetzt nur noch eine Passagierfähre nach den Philippinen in Betrieb ist. In
diesem Moment fällt unser ganzes Kartenhaus zusammen und irgendwie sind wir
den philippinischen Behörden schon fast dankbar, dass wir all die
Autobewilligungen immer noch nicht schwarz auf weiss vor uns haben. Jetzt stünden wir
nämlich in einem richtigen Dilemma. So begraben wir in den wenigen Tagen unserer
Sabah-Reise schon unseren vierten Traum.
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- Wir staunen immer wieder, was die Natur alles hervorzaubert. Hier im Rainforest
Discovery Center in Sepilok bei Sandakan
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- Und der fünfte folgt zugleich: Vom Touristenbüro erfahren wir, dass unsere geplanten
Ausflüge nach Sukau (für die Kinabatangan-Flussfahrt mit reichem Tierleben wie die
Proboscis Langnasenaffen) und dem Danum-Valley (mit dem fast letzten Primär-Urwald) wegen
unpassierbarer Strassen zurzeit nicht realisierbar sind. Die schweren Stürme und
Regenfälle der letzten Nacht, die u.a. auch die Fütterungsplattform beim Orang Utan
Rehabilitationszentrum zerstört haben, verwandelten auch diese Erdstrassen in ein böses
Schlammbad. Zurzeit sollen sogar noch Touristen- und Allradfahrzeuge auf Bergung warten.
Sabah scheint für uns wirklich unter keinem guten Stern zu stehen und unsere nächste
Besichtigung hebt unsere angeknackte Stimmung auch nicht gerade: Wir besuchen nämlich
Nord Borneos "Sandakan Memorial Park", der zu Ehren der australischen und
englischen Kriegsgefangenen errichtet wurden, die im 2. Weltkrieg in dieser Gegend ihr
Leben verloren. In ergreifender Weise, die uns nicht unberührt lässt, wird von den
japanischen Gräueltaten berichtet, welche die 2700 Gefangenen ausrottete, die nach
der Kapitulation der Alliierten in Singapur gefangen genommen und nach Sandakan
transferiert wurden, um in Zwangsarbeit eine militärische Flugpiste zu bauen. Als diese
dann gegen Ende 1944 von den Alliierten bombardiert und zerstört wurde während sie im
Pazifik vordrangen, beschlossen die Japaner anfangs 1945, die Kriegsgefangenen 260km
westwärts in die Berge in das kleine Dorf Ranau zu verlegen. Auf drei Zwangsmärschen
zwischen Januar und Juni starben rund 500 Gefangene, die andern in den Lagern von Ranau
und Sandakan. Einzig sechs Australiern gelang die Flucht mit Hilfe der einheimischen
Bevölkerung. Krankheiten, Unterernährung, Schlagen, Bestrafungen und Überarbeitung
waren die Hauptfolgen dieser Tragödie, und wer zu schwach war, um mitzuhalten, wurde
einfach erschossen.
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- Vor an Telupid begleitet uns der
- breite Sungai Liwagu Dschungelfluss
- ein Stück auf unserem Weg nach
- Sandakan im nordöstlichen Sabah
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- Die Strasse ist unterbrochen.
- Es heisst warten!
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- Ein Schmetterling zeigt uns
- seine zauberhaften Farben
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- Heute steht in Sandakan am ursprünglichen Ort des Gefangenlagers ein friedlicher Park
mit viel Grün und einem schönen Seerosenteich. Einige Überreste der von den Gefangenen
gebrauchten Relikte sind noch verstreut sichtbar. Mitte Nachmittag sind wir dann froh,
wieder in unserem friedlichen Bungalow der "Sepilok B&B Lodge" zurück zu
sein, wo wir für zwei Nächte einen nigelnagelneuen Bungalow gemietet haben, da der
Campingplatz zurzeit noch im Bau ist und wohl noch einige weitere Monate sein wird. Ausser
uns gibt es im Moment keine anderen Gäste. Am meisten geniessen wir den Blick ins Grüne
und die Ruhe, besonders beim Frühstück im nur vier Tische fassenden
Restaurant der Lodge, wo es nebst Kaffee, Toast, Margarine, Marmelade auch
frisch gepflückte Bananen und Papaya vom eigenen Garten gibt. Als spezielle Zugabe lässt
sich zu unserer Freude am zweiten Morgen ganz in der Nähe rund ein Dutzend der
majestätischen Hornvögel auf einer hohen Baumkrone nieder. Obschon sie nur kurz
pausieren und darauf wieder hintereinander weg fliegen, ist es ein fabelhafter Moment. Die
einzige Seele, die wir hier in der Lodge je treffen, ist eine junge Schweizerin namens
Julia, die hier im verbleibenden Urwald Borneos für ihren Universitätsabschuss
ihre Doktorarbeit in Botanik macht und Bäumchen anpflanzt, deren Wachstum sie unter
verschiedenen Bedingungen studiert. Sie spricht von Generalisten und Spezialisten und muss
nun herausfinden, weshalb die Spezialisten die Generalisten nicht verdrängen können. Wir
unterhalten uns angeregt und bewundern den Willen dieser jungen Frau, die bei jedem Wetter
jeden Morgen mit ihren einheimischen Helfern in den nassen Regenwald zu ihren Pflänzchen
vordringt und dabei die oft kaum zu ertragende Hitze, Feuchtigkeit und jegliche Art von
kriechendem und fliegendem Ungeziefer in Kauf nehmen muss!
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- Ein Sturm fegt über das Land. In der
- "Sepilok B&B Lodge" finden wir Unterschlupf
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- Diese zwei süssen Kätzchen machen
- es sich auf unseren Kanistern gemütlich
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- Die Morgenstimmung vom Balkon der
- "Seaside Travellers Inn" in Kinarut
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- Es ist Julia, die uns das Rainforest Discovery Center empfiehlt, das sich
gleich um die Ecke der "Sepilok B&B Lodge" befindet. Es übertrifft bei
weitem unsere Erwartungen. In einem sehr schön angelegten Park mit gewundenen Pfaden,
kleinen Teichen und verspielten Brücken bietet sich uns eine wunderbare Auswahl an
exotischen Blumen, Pflanzen, Bäumen und Sträuchern. Eine besondere Augenweide sind die
vielen prächtigen Orchideen. Jede einzelne vermittelt diesem Ort einen speziellen
Farbtupfer, eine spezielle Form, eine spezielle Anmut und einen speziellen Hauch von
Exotik. Wunderschön sind auch die dunkelgrünen, fleischigen Seerosenteller, die einen
stolzen Durchmesser von über einem Meter aufweisen. Obschon wir schon welche gesehen
haben, staunen wir erneut über deren beeindruckende Grösse. Auch staunen wir immer
wieder darüber, was die Natur alles an Wunderbarem hervorzaubert! Dieser tropische
Blumengarten bildet für uns einen erinnerungsreichen Abschluss unserer eher kurzen
Sabah-Reise. Am nächsten Morgen geht es auf uns altbekannten Pfaden wieder zügig nach
Sarawak zurück vorbei am sich immer noch in einer dicken Nebelkappe versteckenden
Mt. Kinabalu und entlang der endlosen Palmölplantagen. Haben sich unsere in Sabah
gesetzten Erwartungen erfüllt? Leider müssen wir ein klares Nein anbringen, zum
Teil sicher auch wetterbedingt. Vor allem sind wir aber zutiefst darüber enttäuscht,
dass in dieser Ecke Borneos unsere Illusionen, noch einige beträchtliche Flächen
intakter Natur vorzufinden, gänzlich zunichte gemacht wurden. Als wir nach nur zehn Tagen
Sabah wieder verlassen, taucht unwillkürlich ein Schild vor unseren Augen auf, das wir im
Jahre 2000 bei unserer zweiten West-Ost Durchquerung der USA irgendwo am Wegrand gelesen
und uns fest eingeprägt haben. Darauf stand: Die Welt kann sich nicht
so schnell regenerieren, wie sie der Mensch zu zerstören vermag!
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- Im tropischen Blumengarten des "Rainforest Discovery Centers" in Sepilok,
ausserhalb von Sandakan
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- Weitere Webseiten aus Indonesien und
Timor-Leste:
Weitere Webseiten aus Ost-Malaysia und
Brunei:
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