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Sandsturm in Saudiarabien

Eine grosse Kamelkarawane mit vielen Jungtieren, begleitet von zwei berittenen Viehtreibern, zieht langsam an markanten Zeugenfelsen vorbei, die spektakulär aus der unendlichen Wüste ragen. Der stolze Eigentümer dieser ansehnlichen Herde folgt seinen kostbaren 'Wüstenschiffen' in einem angenehm klimatisierten Allradfahrzeug im Schritttempo auf guter Asphaltstrasse. Diese unerwartete, faszinierende Wüstenbegegnung bringt unsere Stimmung auf Hochtouren und beflügelt unser Wüstengefühl entlang der TAP-Line (= Trans-Arabien-Ölrohres) durch die Einsamkeit der grossen Sandwüste Saudiarabiens.

Es ist ein diesiger Tag, und die Wetterlage verspricht Regen - doch wer glaubt hier in der Wüste schon daran! Dann, wie durch die Hand einer plötzlichen Urmacht, verfinstert sich der Himmel abrupt und eine dunkle, braune Wolke nähert sich uns wie eine rollende Walze in beängstigendem Tempo. Massive Sturmböen rütteln unseren schweren Toyota LandCruiser förmlich durch. Enorme Sandschwaden und Steine werden durch die Luft, über die Strasse und an unser Auto geschleudert. Es herrscht Weltuntergangsstimmung. An eine Weiterfahrt ist im Moment nicht mehr zu denken. Wir parken am Strassenrand und stellen den Toyota so, dass die Sandkörner und kleinen Steine des Wüstensandes der Windschutzscheibe nichts anhaben können. Gespenstisch tauchen hin und wieder glühende Scheinwerfer von LKW's aus der undurchdringlichen Sandwolke auf.

Fasziniert beobachten wir den Sand, der mal wie Wolken auf der Strasse tanzt, mal wie Gischt von den Dünenkämmen stiebt. Nach und nach bilden sich kleine Sanddünen mitten auf der Strasse. Als der tobende Sandsturm auch nach Stunden nicht nachlässt, beschliessen wir, vorsichtig weiterzufahren. Wir haben das Gefühl, uns durch eine dicke, weisse Nebelschicht vorwärts zu tasten. Die Sicht beträgt kaum 30 m. Die sich auf der Strasse angehäuften Sanddünen wirken wie 'Hemmschwellen', und immer noch fegen ununterbrochen Massen von Wüstensand über die Fahrbahn. Überall dringt der feine Sand ins Fahrzeug und bildet sogar dort kleine 'Minidünen'. Der Wüstensturm pfeift und tobt den ganzen Tag und gibt uns keine Gelegenheit, draussen etwas zum Essen zuzubereiten. Wir lechzen nach dem kühlen Bier und der würzigen Wurst, die wir in Jordanien vor der saudiarabischen Grenze mit einer Vielfalt an frischem Gemüse eingetauscht haben, weil die Einfuhr von Alkohol und Schweinefleisch strikte verboten ist.

Als dann am Abend die heftigen Böen endlich etwas nachlassen, inspizieren wir unseren Toyota und sind sprachlos: Unsere Autokennzeichen sind kaum mehr lesbar, die blaue Farbe ist stellenweise weg, die Sandstrahlung hat auch den unschönen Rost sowie Öl- und Fettreste zum Verschwinden gebracht. Der ganze Rahmen ist sandgestrahlt und blank. Es ist überwältigend, was solche Kräfte der Natur bewirken können. Intensiver hätten wir die weite Wüste Arabiens nicht erleben können. Und als sich abends dann der Himmel klärt und Hunderte von Sternen am Himmel funkeln, von fern heiseres Hundegebell von einer lagernden Schafherde bis zu unserem Nachtplatz dringt, haben wir einmal mehr einen Höhepunkt in unserem Nomadendasein erlebt.

 
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