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Bilder unserer Reise nach Aserbaidschan
- Vom 13. bis 24. Juni 2013 Georgien-Balakən-Şəki-Lahıç-Baku-Xınalıq-Quba-Laza-Baku-Gəncə-Georgien Grenze
 
vorher:
Georgien Teil 1 4. - 13. Juni 2013: rkische Grenze - Adscharien - Tiflis - Kakheti - Grenze Aserbaidschan
Türkei 28. Mai bis 4. Juni 2013: Iran Grenze - Esendere - Hakkari - Van - Doğubayazıt - Kars - Ardahan - Hopa - Georgien Grenze
nachher im Kaukasus:
Georgien Teil 2a 24. Juni bis 2. Juli 2013: Grenze Aserbaidschan - Tiflis - Grenze Armenien
Armenien Teil 1 2. bis 9. Juli 2013: Grenze Georgien - Akhtala - Haghpat - Dilijan - Lake Sevan - Selim - Arates - Bergkarabach
Bergkarabach 9. bis 17. Juli 2013: Armenien - Stepanakert - Gandzasar - Martakert - Tigranakert - Tnjri - Shoushi - Armenien
Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013: Bergkarabach - Goris - Tatev - Noravank - Khor Virap - Echmiadzin - Geghard - Gyumri - Georgien
Georgien Teil 2b 22. bis 31. Juli 2013: Armenien - Ninotsminda - Tiflis - Mtskheta - Kazbegi - Kutaisi - Zugdidi
Georgien Teil 3a 31. Juli bis 5. August 2013:  Zugdidi - Swaneti - Zugdidi - Grenze Abchasien
Abchasien 5. bis 13. August 2013: Georgien - Sukhumi - Tsebelda - Novyy Aton - Lake Ritsa - Gagra - Pitsunda - Georgien
Georgien Teil 3b 13. bis 15. August 2013: Grenze Abchasien - Poti - Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine
 
 
Aserbaidschan-Karte
 
 
   Karte Mittlerer Osten       Kaukasus-Karte
 

 
letzte Foto: 23. Juni 2013
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001  Der Personenkult des früheren
Präsidenten Heydər Əliyev (Heydar Aliyev)
[= Vater des amtierenden Präsidenten
İlham Əliyev (Ilham Aliyev)] ist allgegen-
wärtig – hier vor dem Shaki Palace Hotel
in Şəki (Shäki). Şəki gilt als
Aserbaidschan`s schönste Stadt
002  Die Omar Əfəndiyev (Efendiyev)
Moschee ist eines der attraktiven
Gebäude von Şəki (Shäki)
003  Die fein restaurierten Gebäude von
Şəki (Shäki) glänzen in ihrer speziellen
Architektur. Die alten Steinhäuser an der
„Mirzə Fətəli Axundzadə“-Strasse mit
ihren Ziegelstein-Dächern sind Teil von
Aserbaidschan`s Touristenattraktion
13.6.2013:
Der Grenzbeamte am Lagodekhi-Zollposten lӓchelt: „Ich wurde geboren, als Sie in Mexiko waren”, sagt er zu Emil. Er ist einer der vier Uniformierten, die aufmerksam unser Lӓnderband studieren. Dann ist er 28, rechnet Emil schnell aus. Die andern drei mit drei und vier Sternen auf den Schultern sind fortgeschrittenerem Alters. Überraschend sprechen alle relativ gut Englisch und sie plaudern locker, stellen aber auch die prӓzise Frage, wie man eine solch lange Reise finanzieren kann. Noch nie zuvor in den bisher bereisten 173 Lӓndern hat das ein Zӧllner so genau gefragt. Jede Tür des LandCruisers wird dann geӧffnet. Die einzige Frage ist dann aber nach Wein. Wir haben nur zwei Liter und die darf man einführen. €30 werden für die Strassengebühr abgenommen. Niemand erwӓhnt eine Haftpflichtversicherung. Dies alles erzӓhlt mir Emil im nachhinein, denn ich wurde vom jungen Militaristen, der immer nur vier Autos auf einmal durch das Zolltor lӓsst, aufgefordert auszusteigen und den Passagierkanal zu benutzen. Es dauert für mich keine fünf Minuten, dann stehe ich schon am Grenz-Ausgangstor und warte auf Emil und unseren LandCruiser.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
004  Das Karavansaray-Hotel in Şəki
(Shäki) mit seinen feinen gewölbten Decken
aus Ziegelsteinen erinnert uns an Iran (Bilder
Nr. 43-45). Nur läuft dort echtes Leben ab,
hier ist es eher ein Schaustück. Ein Zimmer
kostet AZN 30 (€ 29)
005  Die gewölbten traditionellen
Ziegelstein-Gänge im Karavansaray-
Hotel in Şəki (Shäki) schirmen
die Tageshitze ab
006  Im Dorf Kiş bei Şəki (Shäki) befindet
sich eine ehemalige Kaukasisch-Albanische
Kirche (hat nichts mit dem Staat Albanien zu
tun) mit einem runden Turm. Heute ist sie zu
einem Museum umfunktioniert worden
Als wir unsere ersten Meter auf aserbaidschanischen Strassen fahren, ist es schon Mitte Nachmittag und es ist immer noch heiss, rd. 8 Grad wӓrmer als in Tbilisi/Georgien. Beim ersten Schattenbaum halten wir für ein kurzes Picknick und werden gleich von Horden fetter Bremsen begrüsst. Es ist vor allem das Blau unseres LandCruisers, das sie anlockt. Blau zieht anscheinend auch Bienen an. Warum sonst sind die vielen Bienenstӧcke entlang der Strasse meistens blau? Ein Strassenverkäufer von nebenan schaut vorbei und schenkt uns einige super aromatische Tomaten.
 
 
 
 
 
 
007  Babuschka-Puppen (Matrjoschka-
Puppen) sind ein Teil der Souvenirs, die
im Areal des Khan-Palastes in Şəki
(Shäki) verkauft werden
008  Das junge Paar des Souvenir-
Standes in Şəki (Shäki)
lächelt für ein Foto
009  Wer die Wahl hat, hat die Qual:
Wundervoll dekorierte Feze werden
in den Souvenirläden beim Khan-
Palast in Şəki (Shäki) verkauft
Die dicht bewaldeten Hügel, die uns an der Georgien-Aserbaidschan-Grenze empfangen haben, werden von gelben Weizenfeldern abgelӧst. In Zaqatala, der nächsten Stadt, benӧtigen wir erst einmal Geld für Benzin, denn der Tank lӓuft leer. Die Wӓhrung ist Manat (AZN). Bei allen Banken, die wir ausprobieren, spuckt der ATM nur 200 aus (€195). Doch vorerst reicht es. Denn das Benzin kostet hier weniger als in Georgien, rd. €0.57 der Liter. Wir checken im Hotel Zaqatala für AZN 25 (€25) ein. In unserem kleinen, sauberen Zimmer stossen wir mit der letzten Fünfliterflasche eiskaltem Bier aus Georgien aus unserem Engel-Kühlschrank auf die Einreise in unser 174. Land an und sind kurz darnach bettreif.
 
 
 
 
 
 
010  Imker ziehen mit ihren Bienenstöcken
durch die Lande. Blau scheint eine bevor-
zugte Farbe für gewisse Insekten zu sein –
auch zum Nachteil unseres LandCruiser’s,
die u.E. Hornissen und Pferdefliegen anzieht
011  Auf dem Hügel oberhalb von Şəki
(Shäki) treiben drei Hirten ihr Vieh ins Tal
012  Etwa 15km östlich von Şəki (Shäki)
an der Strasse nach İsmayıllı kontrastieren
langstielige gelbe Blumenteppiche wunder-
bar gegen das Grün des Waldes
14.6.2013:
Das Frühstück am nächsten Morgen ist wie im Iran: Butter, Kӓse, Schlagrahm, Honig und Fladenbrot. Obschon der Mann an der Reception gestern Abend bestätigte, es sei inklusiv, ist es nicht. Wir bezahlen 5 Manat. Uns ärgert nicht der Betrag, sondern die „Verarschung“, wie Emil es nennt. Unsere gute Laune ist aber wieder hergestellt, als wir in der Stadt den „Gros Markt“ – einen grossen gepflegten Supermarkt – entdecken. Dort gibt es endlich auch wieder „Whitener“ für unseren Morgenkaffee, der in Georgien nicht erhältlich war. Wir kaufen Kirschen für Manat 1.80 das Kilo, Äpfel, Mineralwasser und Sauerkirschen-Konfitüre aus Deutschland. Wie auch zuvor in Georgien, gibt es auch hier viele Produkte aus Europa. Ebenso aus Deutschland stammen auch die meisten Büsslein; oft sind sie noch mit deutschen Namen angeschrieben.
 
 
 
 
 
 
Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Landschaftsbildern – Seite an Seite
013  Der Fluss Daşağil, der vom
Kaukasus kommt
014  Die Viertausender, die im Kaukasus
die Grenze zum russischen Dagestan bilden
015  Aserbaidschan gegen Süden
mit seinen riesigen Anbauflächen
Am Mittag verlassen wir Zaqatala und setzen unsere Fahrt auf der M5 südostwӓrts fort. Irgendwie machten wir uns von den Strassen des Öllandes Aserbaidschan eine andere, positivere Vorstellung. Zumindest ist die M5 nicht besser als die Strassen im Nachbarland Georgien. Was uns auch auffӓllt, ist der Personenkult des Prӓsidenten Ilham Aliyev. Er ist überall auf teils riesigen Strassenplakaten verewigt. Den Text dazu kӧnnen wir nicht entziffern – zu fremdartig ist die Sprache. Sie gehӧrt zur Turk-Sprachfamilie. Dass das Land eine ausgesprochene „Mӓnnergesellschaft” ist, fӓllt uns richtig auf. Sehr selten sehen wir eine Frau unter ihnen, sei es auf der Strasse, in Cafes, in Autos, auf Parkbӓnken oder in Gartenrestaurants. Und dass das Land vor 1991 zu UdSSR gehӧrte, ist auch offensichtlich. Vieles trӓgt noch den Stempel der damaligen Sowjetunion.
 
 
 
 
 
 
016  Eine kurze Begegnung mit den
Lindauern Ingrid und Klaus entlang der
Strasse. Sie sind mit ihrem LandCruiser
auf dem Weg über die Seidenstrasse
nach China. Emil ist an Details interessiert
017  Die Strasse ist für alle da:
Eine Schafherde bewegt sich in
der gleichen Richtung wie wir
018  Liliana kauft frisch gebackenes,
noch warmes Fladenbrot von einer Frau
am Strassenrand. An Wochenenden,
wenn Ausflugsverkehr herrscht, ist es für
sie eine zusätzliche kleine Einnahme
Wir erreichen Shӓki (Şəki), im Lonely Planet als Aserbaidschans „lieblichste Stadt“ beschrieben, Mitte Nachmittag. Die Stadt liegt wunderbar zwischen tief bewaldete Hӓnge eingebettet, ihre angepriesene Hauptattraktion sind die schӧnen restaurierten Steinhӓuser mit ihrer speziellen Architektur. Mir gefallen sie. Emil kann sich jedoch nicht begeistern. Sie sind ihm zu unnatürlich – zu „geschleckt”. Das Karawanserei-Hotel mit seinen fein gewӧlbten Decken aus Ziegelsteinen, dem gepflegten Garten mit Rosen und blühenden Strӓuchern, erinnert uns an Iran, nur mit dem Unterschied, dass dort echtes Leben herrschte, hier ist es eher ein Schaustück – ein schӧnes zwar. Dass wir am Abend dann in diesem legendӓren Hotel für 30 Manat (€30) nӓchtigen, liegt darin, dass wir keinen wilden Nachtplatz fanden, wo wir uns sicher fühlten. Es ist Samstag, wo dem Alkohol stark zugesprochen wird, so dass wir den gewӓhlten Platz kurz vor der Hunting Lodge wieder verlassen, als grölende Saufbrüder an uns vorbeifahren. Diese Gegend ist an Wochenenden ein Tummelplatz. Es gibt ein Restaurant nach dem andern mit den hier beliebten Esspavillions. Auch ein Vergnügungspark fehlt nicht.
 
 
 
 
 
 
Der Aufstieg zum Bergdorf von Lahıc, nordöstlich von İsmayıllı, ist spektakulär. Lahıc gilt als eines der malerischsten Dörfer von
Aserbaidschan. Die erste Hälfte im „Flachland“ ist asphaltiert, aber wenn es zur Schlucht geht, beginnt der Staub
019  Wagemutige überqueren den
Girdimançay-Fluss über die Hängebrücke
etwas nördlich von Qaraqaya
020  Zwischen Namazgah und Lahıc
steigen vom Girdimançay-Flussbett
senkrechte hohe Felswände empor.
Dazwischen verläuft die enge,
einspurige Schotter-Bergstrasse
021  Das silbrige Band des Girdimançay-
Flusses schlängelt sich durch
eine dramatische Schlucht
15.6.2013:
Unser Zimmer im Karawanserei-Hotel ist uns zu dunkel, um zu frühstücken. Es zieht uns ans Licht und an die Sonne. Kaum liegt Shӓki (Şəki) hinter uns, tauchen beidseits der Strasse langstielige goldgelbe Blumenteppiche auf – ganze Wiesen davon. Perfekt für unser Morgenessen. Es sind solche unerwarteten Momente, welche die Freude an unserem Reiseleben immer wieder so richtig entfachen. Weiter Richtung Ismayilli (İsmayıllı) fahren wir dem Grossen Kaukasus entlang, wo die hohen Bergspitzen teils noch schneebedeckt sind. Es ist eine herrliche Landschaft: goldgelbe Weizenfelder, grüne Wälder und dahinter die Schneeberge. Wir sind gerade am Fotografieren, als ein beiger LandCruiser mit deutschem Kennzeichen hinter uns hӓlt. „Es kӧnnen nur Europӓer sein, die hier anhalten um zu fotografieren“, begrüsst uns Ingrid. Sie und Klaus sind auf dem Weg nach China. Am 15. Juli 2013 werden sie in Kirgistan am Torurgart-Pass vom chinesischen Führer erwartet. Sie haben es deshalb eilig, wollen heute noch Baku, die Hauptstadt, erreichen.
 
 
 
 
 
 
022  Die Bergstrasse zum Dorf Lahıc
verläuft entlang des Girdimançay-Fluss-
bettes mit schönen Ausblicken –
hier einige Kilometer vor dem Ziel
023  Wenn das kein Glück bringt: Ein
Marienkäferchen auf einer weissen Blüte
024  Mal wird das Flussbett nach
Lahıc offener, mal zwängt es sich
durch eine enge Schlucht
Wir hingegen haben genügend Zeit. Unser Tagesziel ist das Dorf Lahic (Lahıc), nordӧstlich von Ismayilli gelegen. Es soll eines der malerischsten Bergdӧrfer sein. Nach der Erfahrung von Shӓki (Şəki) sind wir etwas skeptisch. Doch was uns auf 1’211m erwartet, ist tatsӓchlich wunderschӧn. Allein schon die Bergfahrt mit dem wuchtigen Landschaftsbild ist abenteuerlich. Tief unter uns bahnt sich rechts der Strasse das silbrige Band des Girdimançay-Flusses durch eine dramatische Schlucht den Weg ins Tal. Links ragen senkrechte hohe Felswӓnde gegen den blauen Himmel und dazwischen ist die in den Fels gehauene schmale einspurige Schotter-Bergstrasse. Es geht schon gegen Abend, als wir das Bergdorf erreichen. Noch sind einige Touristengruppen anwesend, sie ziehen aber bald ab und wir haben die Dorfstrasse mit ihren traditionell aus Stein- und Holzlagen gebauten Hӓusern und Holzbalkons für uns allein. In einem Laden schauen wir dem Kupferschmied bei der Arbeit zu, in einem andern riechen wir an den verschiedenen Gewürzen. In vielen Läden werden Kupferwaren und andere Souvenirs angeboten. Als wir gegen 18 Uhr vom Ende der Strasse wieder zum Parkplatz zurückkehren, sind einige Ladentüren bereits geschlossen.
 
 
 
 
 
 
025  Der Touristenort Lahıc liegt auf
1’200m Höhe und gilt als das am zugäng-
lichsten Bergdorf. Sogar Tourbusse
schaffen den Aufstieg, obwohl das
Dorf sehr knapp an Parkfläche ist
026  Die Hauptstrasse von Lahıc ist
holprig mit Flusssteinen gepflastert.
Häuser sind traditionell mit Stein-
und Holzlagen gebaut,was sie
erdbebensicherer macht
027  Es glitzert und glänzt im Kupferladen
von Lahıc. Der Eigentümer und sein
Sohn stellen sich stolz für ein Foto
Wir suchen einen Übernachtungsplatz. Eine steile und steinige Piste führt zum Bachbett runter. Sie wird von grӧsseren Fahrzeugen benutzt, für welche die schmale Dorfdurchfahrt gesperrt ist. Unsere erste Wahl ist gleich neben der Brücke. Ein Reiter, der seine Kuhherde an uns vorbei treibt, lӓdt uns mit Zeichensprache ein, bei sich zu Hause zu übernachten. Er spricht nur Russisch – ein Grund für uns hӧflich abzulehnen. Bald sind wir die Attraktion des halben Dorfes. Immer mehr Neugierige erscheinen auf der Brücke – Zeit, den Platz zu wechseln. Kaum haben wir uns wieder installiert, dreht der Wind und ein grӓsslicher Geruch von verwestem Getier lӓsst uns nochmals umziehen. Doch um 23 Uhr stimmt es einigermassen und wir legen uns schlafen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
028  Wir schauen einem Kupferschmied
bei seiner Arbeit zu. Traditionell ist Lahıc
für seine Handwerksstätten bekannt. Die
meisten sind heute durch kleine
Boutiquen abgelöst worden
029  Eine Touristin probiert ein
exotisches traditionelles Gewand,
das im Laden hinter ihr verkauft wird
030  Verschiedene Gewürzarten gehören
zum Verkaufsangebot in Lahıc, beliebt bei
einheimischen Touristen
16.6.2013:
Das Dorf schlӓft noch, als wir aufstehen und feststellen, dass der hintere rechte Reifen Luft verliert. Wir pumpen ihn auf und hoffen, dass wir bis zur nӓchsten Reifen-Reparatur-Bude über die Runden kommen werden. Ein Hirte hoch zu Pferd treibt seine Rinderherde bereits wieder auf die Weide, als wir den steinigen Allrad-Aufstieg vom Flussbett zurück zur Strasse in Angriff nehmen. Nur jetzt keinen ganzen Plattfuss! Wir haben keinen, doch die Luft entweicht stetig, aber langsam. Am schӧnsten Aussichtspunkt mit Blick auf den Canyon und den tosenden Fluss unter uns frühstücken wir. Bald wird es in Lahic wieder von Touristen wimmeln. Der Sonntags-Ausflugsverkehr ist schon auf der Anfahrt.
 
 
 
 
 
 
031  Weitschweifende Sicht von
unserem Nachtplatz in der Nähe des
Pirqulu Astronomischen Observatoriums
aus der Sowjetzeit, 28km nördlich von
Şamaxı gelegen. Das Kaukasusgebirge
flacht hier gegen Osten ab
032  Kleiner Strassenmarkt in
Şamaxı. Angeboten werden vor
allem Obst und Honig
033  Bei einer Reifen-Reparaturstätte
in Şamaxı: Emil überwacht die Arbeit.
Es ist unser 172. Plattfuss
Langsam machen wir uns auf den Rückweg zur M4. In Shamaki (Şamaxı), dem ersten grӧsseren Ort, gibt es neben einer Tankstelle auch eine Reifen-Reparaturwerkstӓtte. Da der Schlauch jedoch immer noch nur wenig Luft verliert, sind wir optimistisch und verschieben die Reparatur auf Morgen und fahren zuerst die 28km zum Shamaki-Astronomischen-Observatorium aus der Sowjetzeit in Pirkuli weiter. Einige Imker, die neben ihren Bienenstӧcken nӓchtigen, bieten am Strassenrand Honig an. Für ein kleineres Glas will man rd. €10, für ein grӧsseres das Doppelte. Uns scheint es zu teuer. Die silbrigen Dome des Observatoriums leuchten uns schon von weitem entgegen. Es ist leider in Renovation und für Besucher geschlossen. Wir befinden uns wiederum auf 1’435m Hӧhe und beschliessen, hier oben in der Kühle der Berge zu übernachten. Auf einerm überwucherten Nebenpfad, der immer schlechter und schlechter wird und wo wir kein Auto mehr erwarten, schlagen wir unser Nachtlager auf. Als die Sonne hinter dem Hügelkamm verschwindet und ein starker Wind auftritt, wird es empfindlich kalt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
034  Die dekorative Mauer aus Natur-
steinen zeigt den früheren Baustil und
die Begabung für Besonderheit
035  In Quba, der Stadt im Nordosten
– 160km nordwestlich der Hauptstadt
Baku – beginnt unsere Bergtour mit einer
schönen Baumallee zum Xınalıq-Dorf am
nördlichen Fuss des Grossen Kaukasus
036  Wir stocken unsere Energien auf:
Unser Mittagsplatz vor unserem Aufstieg
zur Grossen Kaukasus-Bergkette, der
beim Dorf Xınalıq endet
Gestern Abend war es Wunschdenken, mal ohne Störung zu schlafen. Irgendwann nach Mitternacht werden wir brüsk von Autoscheinwerfern aus dem Schlaf gerissen. Schlagartig sind wir hellwach und alarmiert. Doch wir haben Glück, das Auto fӓhrt an uns vorbei. Als wir frühmorgens aus dem Auto steigen, weht uns ein eisiger Wind um die Ohren, der uns zum frühstücken im LandCruiser zwingt. Gleich darauf fahren wir zur Reifenreparaturbude in Shamaki. Das Team ist freundlich, das kleine Lӧchlein im Schlauch ist schnell gestopft und innerhalb einer halben Stunde sind wir unterwegs zur Hauptstadt Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans mit über 2.1 Millionen Einwohnern. Dort checken wir im Araz-Hotel mit eigenem Parkplatz für teure AZN 60 (€60)! ein, wobei nicht einmal das Wifi richtig funktioniert.
 
 
 
 
 
 
037
038
039
Die Quba-Xınalıq Bergstrasse ist zwar asphaltiert, aber sehr schmal, teilweise extrem steil – bis zu 40% (~22°) –
und an einigen Stellen prekär. Sie schlängelt sich durch dramatische Schluchten des Quruçay-Flusses
17.6.2013:
Auf dem Hotel-Parplatz ist der englische Motorradfahrer Graham, dessen Maschine uns bereits vor einem Motel in Shӓki (Şəki) auffiel, beim Reparieren seines Motorrads. Wir können ihm mit einigen Werkzeugen aushelfen. Er wartet auf sein Turkmenistan-Transit-Visum und jammert, dass es nur drei Tage ab Ausstelldatum gültig ist (Anm.: Im 2016 kriegte man 5 Tage beim Transit-Visa). Für lӓngere Aufenthaltszeit herrscht in Turkmenistan nun Führerzwang. Und die Fӓhre von Baku nach Turkmembaschi soll nur sehr unzuverlӓssig verkehren, fügt er hinzu (Anm.: Die Fӓhre von Baku nach Aktau in Kasachstan schien 2016 zuverlӓssiger zu sein - www.acsc.az). Im Moment hat er ein absolutes Tief erreicht: „Als ich letzte Nacht mit den schmusigen Hotelkӓtzchen spielte, dachte ich: Warum gehe ich nicht einfach nach Hause und spiele dort mit Kӓtzchen“ drückt er seine momentane Gemütsverfassung aus. Wir können es sehr gut nachfühlen, denn das Reiseleben ist nicht immer einfach. Am nächsten Morgen checken beide aus, beiden ist das Hotel zu teuer. Er fährt gegen Süden zu einem der Häfen von Baku oder Alat, und wir gegen Norden in Richtung Dagestan/Russland.
 
 
 
 
 
 
040  Wir nähern uns einem rund 1’600m
hohen Plateau bei Cek am Fusse des
Grossen Kaukasus mit seinen gras-
und buschbewachsenen Abhängen .....
041  ..... es wird offener .....
042  ..... der kleine Weiler von Cek –
mehrheitlich Schafhirten-Familien –
tritt in Erscheinung
Auf der schnellen Autobahn sind es rd. 160km bis Quba, der letzten grӧsseren Stadt 40km vor der Russland-Grenze im Norden. Von dort wollen wir eine 58km lange Bergtour zum abgelegenen Weiler von Xinaliq unternehmen. Sobald wir die in der Stadt beliebten „İstirahət zonaları“, die „ländlichen Bungalow Resorts“ welche die Strasse sӓumen, hinter uns lassen, so wird es Natur pur. Nie hӓtten wir erwartet, dass wir in Aserbaidschan noch eine solch wilde und spektakulӓre Landschaft finden werden: Dramatische Schluchten, bizarre Felswӓnde und Türme, und auf dem Hochplateau weites, grünes Weideland, eingerahmt von schneebedeckten Berggipfeln. Oft müssen wir den Allrad zuschalten, um die bis zu 35% steilen prekären Passagen zu bewӓltigen. Aber unser LandCruiser zeigt sich von seiner besten Seite und schafft es locker bis zum Endziel Xinaliq auf 2’350m Hӧhe gelegen. Was für eine unvergesslich herrliche Fahrt bei stahlblauem Himmel und sanftem Abendlicht!
 
 
 
 
 
 
043  Auf dem Plateau folgt die Strasse
nach Xınalıq weiterhin dem Flussbett
durch kitschig-grüne und fast
senkrechte Abhänge .....
044  ..... und windet sich durch ein
atemberaubendes Bergpanorama
045  Schafft es unser überladener Land-
Cruiser oder schafft er es nicht? Es folgt
eine Steigung von rund 18 bis 19°, was
ungefähr 35% entspricht. Er schafft es
mit Bravour (und Anlauf)!
Kurz vor dem Dorf steht ein einfaches Hӓuschen mit einer offenen Barriere. Niemand ist da, um die Zufahrt zum Dorf von 4 Manat (€4) Besuchsgebühr pro Person zu kassieren. Sobald das Dorf auftaucht, das auf der Kuppe eines Hügels liegt, sind auch schon Kinder zur Stelle. Nicht dass sie betteln, sie heften sich einfach an unsere Fersen und plappern munter darauf los, obschon wir kein einziges Wort verstehen. Khinalig ist ein Bergdorf, das noch einen unglaublich lӓndlichen Charme ausstrahlt. Packesel sind vor Hӓusern angebunden, Kӓlbchen und Kühe wandern frei herum, Gӓnsefamilien tummeln sich auf der Wiese, eine Mutter wӓscht mit ihrem kleinen Sohn Gemüse am Dorfbrunnen. Getrocknete Kuhfladen sind zu Zӓunen aufgeschichtet – Heizmaterial für die langen und kalten Wintermonate. Inzwischen gibt es drei Familien, wo man übernachten kann. Wir ziehen ein stilles Buschcamp vor und da wir das Ende der Strasse erreicht haben, machen wir uns bei schӧnster Abendstimmung auf den Abstieg. Wir haben keine Eile, es wird erst gegen 22h dunkel. Auf einer Wiese auf 1’200m Hӧhe finden wir einen perfekten Nachtplatz.
 
 
 
 
 
 
046  Je mehr wir uns dem Dorf Xınalıq
nähern, desto grandioser wird das
Bergpanorama – im Hintergrund der
4’191m hohe Tufandağ .....
047 ..... ein näheres Bild der Land-
schaft, die uns durch und durch begeistert
048  Endlich: Das sind die ersten bzw.
letzten paar Häuser von Xınalıq wo
die Strasse nach 58km endet
18.6.2013:
„Hörst Du ihn? Der Kuckuck ruft aus dem Wald?“ fragt mich Emil beim Frühstück. Nein, ich hӧre ihn nicht. Seit ich ein Hӧrgerӓt tragen muss, hapert es leider mit meiner Hӧrschӓrfe. Einige Frequenzen erreichen mich besser als andere. Trotzdem freue ich mich am Beginn des neuen Tages im Grünen und lausche den zwitschernden Vӧgeln um uns herum. Um 9 Uhr sind wir bereits zu unserer zweiten Bergtour unterwegs: Zum Dӧrfchen Laza im Qusar-Tal nebenan, dessen Lage im Lonely Planet auch als spektakulӓr bezeichnet wird. Für den Bau des Shahdag (Şahdağ) Skiresorts ist die zuvor abenteuerliche Piste dorthin einer Teerstrasse gewichen, eingeweiht im Dezember 2012 durch den Staatsprӓsidenten. So zumindest steht es im Internet.
 
 
 
 
 
 
049  Nach 58 Kilometern grandioser
Bergfahrt erreichen wir Xınalıq auf 2’100m
Höhe. Laut gewissen Definitionen gilt es
als Aserbaidschan’s höchstes Dorf; es
hat knapp 2'000 Einwohner
050  Traditionelle Steinhäuser bilden
immer noch den Hauptteil des Xınalıq-
Dorfes, obschon die neue Strasse nun
den lokalen Familien erlaubt, Metall-
dächer hochzubringen
051  Während der kalten Wintermonate
können wir uns gut vorstellen, hinter den
vielen kleinen Fenstern bei einer Tasse
Kaffee zu sitzen und auf die schnee-
bedeckte Landschaft zu blicken
Was wir zu sehen bekommen, ist eine Ernüchterung bis auf die Knochen. Keine Spur von Teerstrasse, nur eine einzige staubige, wenn auch breite Piste und eine einzige Baustelle. Ganze Hügel werden für den Bau des überdimensionalen Skigebiets abgetragen, um Baumaterial zu gewinnen. Schwere Lastwagen kriechen pausenlos hügelauf und hügelab. Sogar ein türkischer 40-Tonner wird mit einem Trax hochgezogen. Die ganze Umgebung ist mit Bauschutt verschandet – der absoluter Antiklimax. Die Skilift-Station ist schon fertig, aber drei riesige, noch unfertige Bauten zeugen vom Grӧssenwahnsinn des Projektes.
 
 
 
 
 
 
052  Xınalıq mit seinem ländlichen Charme
ist für uns der Umkehrpunkt. Die Strasse
geht noch einige hundert Meter weiter und
dann ist „nur zu Fuss“ angesagt
053  Eine Gruppe von alten Häusern
in Xınalıq ist noch traditionell ganz aus
grauen Natursteinen gebaut
054  Von fern sieht es aus wir eine
schwungvolle Linie am grünen Abhang; von
nah entpuppt sie sich als eine Formation
von Schafen, die sich „vorwärts frisst“
Wir begegnen einer Rinderherde, angetrieben von zwei Reitern. Einer der Reiter traktiert ein Schaf mit heftigen Fusstritten und zieht es dann an den Beinen aufs Pferd. Minuten spӓter kommt eine riesige Schafherde – es müssen Hunderte von Tieren sein – aufgeschlossen den Hang runter. Emil beobachtet, wie der Reiter und der Schafhirte anfangen sich zu streiten mit dem Resultat, dass der Reiter dem Schafhirten das maltraitierte Schaf vor die Füsse wirft. Diese ergreifende Begebenheit beschäftigt uns noch für lange Zeit. Schlussendlich kommt das „verherrlichte” Laza ins Blickfeld – eine Enttäuschung mehr! Es liegt zwar nett im Tal, eingebettet zwischen hohen Kaukasus-Bergen, z.B. Mount Shadagh 4’243m oder Heydar Peak 3’751m, lohnt aber den langen Hin- bzw. Umweg im Vergleich zum zuvor besuchten Khinalig in keiner Weise.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
055  Es steht fest: Für uns ist das
Bergpanorama der Region Xınalıq das
grandioseste von Aserbaidschan
056  Wir beginnen mit dem Abstieg
von Xınalıq – von 2’100m Höhe hinunter
in die Ebene am Kaspischen Meer
057  Die Hochland Terrassen-Felder
sind mit gelben Blumen gespickt
Enttӓuscht und deprimiert treten wir den Rückweg nach Quba an und diskutieren über den Fall des Schafes. Mit dem Bau des Shahdag Ski Resorts stossen nun zwei Welten aufeinander: Diejenige der Hirten, die seit eh und je ihre Herden hier weiden liessen und die Welt des Profits, der Geldgier. Zur Krӧnung dieses Antiklimax-Tages kriegen wir bei unserem Mittagessen am Fluss den Besuch eines Vierstern-Polizisten. „Die Mappe, die er unter den Arm geklemmt hat, enthӓlt wohl Strafzettel“, murmelt Emil. Ohne ein freundliches Wort verlangt er die Pӓsse und blӓttert dann lange darin herum wӓhrend wir abwaschen. Immer noch ohne ein Wort zu sagen, gibt er sie uns zurück und marschiert von dannen. Am Abend landen wir im Terrace-Hotel in Quba, nachdem wir den Preis auf AZN 50 (€50) heruntergehandelt haben und schlafen seit langem wieder einmal neun Stunden ohne Unterbruch.
 
 
 
 
 
 
058  Eine Frau des Bergvolks von
Xınalıq lächelt uns freundlich zu. Dort
sprechen die Menschen eine eigene
Sprache, genannt „Khinalug"
059  Reiter folgen mit ihren Hunden
ihrer Kuhherde. Bergler der Region
Xınalıq verbringen einen grossen Teil
ihres Lebens auf dem Pferderücken
060  Mit Wollmütze und im Stechschritt:
Ein Kind vom Dorf Xınalıq
19.6.2013:
Beim Frühstückstisch erkundigen wir uns nochmals, ob es wirklich inbegriffen ist. Ein Gast, der etwas Englisch spricht bestätigt uns „Free Price!“ Umso überraschter sind wir, als Viktor, der Kellner, uns nachrennt als wir am Packen sind. Das einzige was wir verstehen ist „Kaffee!“. Er wird doch wohl nicht den Kaffee extra kassieren wollen, weil üblicherweise immer Tee zum Frühstück serviert wird? Wir stellen uns dumm und fahren weg.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
061  Im Laza-Bergtal südwestlich von
Qusar – einem Paralell-Tal von Xınalıq –
stossen zwei Welten aufeinander: Diejenige
der Hirten, die seit eh und je ihre Schafe
hier weiden liessen und jene des „Profits“,
die seit dem Baubeginn des überdimensio-
nalen „Şahdağ Ski Resort“ übernimmt
062  Unweit von Laza sprudelt ein
Wasserfall von weit oben über
Felskanten hinunter ins Qusarçay-Tal
063  Etwas abseits: Das (noch etwas)
abgelegene Schafhirten Dorf von Laza
mit seinen 150 Einwohnern – wenn
jedoch das „Şahdağ Ski Resort“ in
2019 eröffnet sein wird, ist es mit der
Abgelegenheit definitiv vorbei
Rund 160 monotone Kilometer zurück zur Hauptstadt Baku stehen uns bevor. Einzig etwa 16km westlich von Giläzi (Giləzi) an der Strasse nach Khizi (Xızı) gibt es noch eine Sehenswürdigkeit: Die kleinen konischen, in rosa-weiss gestreiften farbigen Erdhügel, „Candy Cane Mountains“ genannt. Es ist eine verlassene, windgepeitschte Gegend, genau wie wir es mögen. Wenn wir denken, die schönsten gesehen zu haben, tauchen wieder neue auf. Das Gebiet zieht sich über einige Kilometer hinweg. Unser Rösti-Mittagessen müssen wir auslassen, zu sturmartig bläst der Wind. An ein Kochen im Freien, wie es bei uns der Fall ist, ist nicht zu denken. So kommen wir erst am späten Nachmittag in unserem Zimmer im sehr teuren Araz-Hotel in Baku dazu, einen Bissen zu essen.
 
 
 
 
 
 
064  Im Laza-Bergtal oberhalb der
„Şahdağ Ski Resort“-Baustelle: Emil
stoppt, um die Schafherde vorbeiziehen
zu lassen und sie zu fotografieren .....
065  ..... weiter unten gruppieren sie
sich – wohin sollen sie sich wenden?
066  Hirten zu Pferd treiben ihre
Kuhherde vom Qusarçay-Bergtal
bei Laza talwärts
20.6.2013:
Nachdem ich am Morgen auf dem Hotelparkplatz unseren LandCruiser sauber gewaschen habe – eine Arbeit, die zu meinen selbst auferlegten Pflichten gehört, die ich gerne verrichte – checken wir wieder aus und suchen uns eine günstigere Bleibe in der Nähe der Altstadt. Durch den ewig verstopften Stadtverkehr erreichen wir schlussendlich das Zentrum. Im Herzen der Altstadt, im Horizon-Hotel, werden wir fündig. Unser LandCruiser findet ausserhalb der Altstadtmauern einen sicheren Parkplatz für AZN 1 (€1) den Tag. Einige Minuten später sind wir schon zu Fuss auf unserer Besichtigungs-Tour.
 
 
 
 
 
 
067  Die rosa und weiss gestreiften
Erdhügel werden „Candycane Mountains"
genannt. Sie treten nach etwa 15km an der
Strasse westlich von Giləzi nach Xızı auf
068  Diese blaue Distel (Eryngium
ovinum) wächst am Fusse der „Candycane
Mountains" und ist dort weit verbreitet
069  Das Gebiet der „Candycane
Mountains" westlich von Giləzi breitet
sich über einige Kilometer aus
Mit Emil und dem Lonely Planet als Führer flanieren wir während Stunden durch die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und durch das moderne Baku mit den Boutique-gesäumten Fussgängerzonen und Gartenrestaurants. Wir bestaunen reichverzierte Gebäude aus der Sowjetzeit wie das Opernhaus, das Präsidium der Nationalen Akademie der Wissenschaften und das Nizami-Museum und enden dann am Seafront-Boulevard, einem Treffpunkt für verliebte junge Paare. Keine paar Meter voneinander entfernt, kleben sie tief umschlungen aneinander. Nachdem wir für längere Zeit Arabien bereisten, wo diese Art von Zuneigung in der Öffentlichkeit verpönt ist, sind wir in diesem mehrheitlich moslemischen Land darüber erstaunt.
 
 
 
 
 
 
070  Baku, die Hauptstadt von
Azerbaidschan mit über 2.1 Millionen
Einwohnern, ist eine Mischung
aus Ost und West .....
071  ..... ihre Glas- oder „Flammentürme”
erheben sich 190m hoch über der Stadt.
Nachts bieten sie ein wechselndes Farben-
spiel: Flammend purpurrot und gelb, um
schliesslich zu den Farben der
Landesflagge zu wechseln
072  Alt und neu gehen ineinander
über: Autofreies Altstadt-Quartier
und moderne Glastürme in Baku
Das Wahrzeichen von Baku, der 29m hohe „Maiden”-Turm, aus Steinen gebaut, liegt auf unserem Rückweg zum Hotel. Er steht im Gerüst, so dass man nicht hoch steigen kann. Eine der Legenden besagt, dass ein reicher Herrscher sich in seine Tochter verliebte und sie bat, ihn zu heiraten. Schockiert über den Antrag, aber des Ungehorsams unfähig, befahl die Tochter ihrem Vater, ihr einen Turm zu bauen, so hoch, dass sie all seine Ländereien überblicken kann. Erst dann werde sie sich entscheiden. Als der Turm fertig war, stieg sie aufs Dach und warf sich runter.
 
 
 
 
 
 
073  Blick auf das moderne Baku mit
seinem alten Riesenrad (20 Gondeln –
Ø 30m) am 3.75km langen Boulevard
(Bakı bulvarı), dem Meeresfront-Park.
Das neue Riesenrad, das Ende 2013
eröffnet wird, wird mit 30 Gondeln
einen Ø von 60m haben
074  Die Legende des historischen 29m
hohen Maiden`s Turm: Ein reicher
Herrscher verliebte sich in seine Tochter
und bat sie, ihn zu heiraten. Des Ungehor-
sams unfähig bat sie ihn ihr erst einen Turm
zu bauen, der all seine Ländereien überblickt.
Als er fertig war, stürzte sie sich vom Dach
075  Das Regierungsgebäude von
Baku (Hökumət evi). Der grosse Platz
davor (Freiheitsplatz - Azadlıq meydanı)
passt bestens für Militärparaden und
Grossveranstaltungen. Die Neftchılar-
Avenue führt da durch
Abends, als wir müde, aber zufrieden die vielen Treppen zu unserem Zimmer im dritten Stock hochkraxeln, sind wir uns beide einig: Baku, mit ihrer Mischung aus Ost und West sowie alt und neu ist eine interessante Stadt. Als sich die Nacht über die Stadt senkt, flammt direkt vor unserem Zimmerfenster das Farbenspiel der drei Glastürme auf, gebaut in Flammen-Form – deshalb auch Flammentürme genannt. Sie erheben sich 190m über die Stadt, und verfärben sich von purpurrot und gelb bis hin zu den Farben der Landesflagge. Von unserer Bettkante aus bestaunen wir diese wunderbare Show solange, bis uns die Augen zufallen.
 
 
 
 
 
 
076  Das Präsidium der Nationalen
Akademie der Wissenschaften von
Aserbaidschan ist eines der prächtigen
Gebäude von Baku
077  Baku’s Nizami Museum der
Aserbaidschanischen Literatur imponiert
durch seine gewölbten Nischen mit den
Statuen nationaler „Grössen der Literatur“
078  Das fein dekorierte Opernhaus
von Baku (Aserbaidschanische Staas-
Akademie für Oper und Ballettheater),
ebenfalls aus der Sowjet-Zeit
21.6.2013:
Kein Strassenlärm störte unseren Schlaf. Es war totale Ruhe. Was für ein Privileg für die Altstadtbewohner! Bei blauem Himmel verlassen wir gegen zehn Uhr Baku in südwestlicher Richtung. Nach etwa 54km zweigen wir ca. 15km südlich von Qobustan auf eine wüste, ausgewaschene Erdpiste ab und folgen ihr für rd. drei Kilometer. Dann taucht das Natur-Phänomen auf – die kleinen konischen Erdhaufen auf dem Dasgil-Hügel (Daşgil), auch „Baby Mud Volcanoes“ genannt. Sie brodeln, blubbern und spucken ab und zu eine graue Erdmasse aus. Überall sind noch kleine flüssige, noch nicht erstarrte Bahnen zu sehen. Das Wissen, dass sie immer noch aktiv und unberechenbar sind, vemittelt doch ein etwas prickelndes Gefühl.
 
 
 
 
 
 
079  Die Freitags-Moschee (Cümə
məscidi) innerhalb Baku`s Altstadt. Die Alt-
stadt ist eine Welt in sich. Menschen haben
das Privileg in einer Area ohne Strassen-
verkehr und in kompletter Ruhe zu leben
080  Einmalig in ihrer Skulptur ist die Büste
des in Baku geborenen Poeten Aliagha
Vahid (Əliağa Vahid) (der Einmalige) im
gleichnamigen Garten der Altstadt. Sie stellt
Charakteren aus seinen Werken dar
081  Auch einmalig in Aserbaidschan:
Die armenische Kirche „St. Gregory the
Illuminator's” in Baku, die zwar heute
nicht mehr als Kirche sondern als
Staats-Bibliothek dient
„Pass auf”, rufe ich deshalb Emil entsetzt zu, als er einen Finger in die brodelnde Masse steckt. Er grinst: „Die Masse ist kalt, nicht heiss”. Sobald die anderen beiden Fahrzeuge weg sind, suchen wir uns einen schönen Mittagsplatz und finden ihn. Die Lage ist herrlich: Auf beide Seiten blicken wir auf das heute tiefblau schimmernde Kaspische Meer. Sollen wir hier campen? Da es jedoch erst 14 Uhr ist und es erst um 22 Uhr dunkel wird, beschliessen wir, in Richtung Georgien-Grenze weiterzufahren.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
082  Baku`s Fussgängerzone an der
Nizami-Strasse ist gesäumt mit Boutiquen
und Cafes. Bänke laden zum Verweilen ein
083  Passen die zwei nicht gut zusammen?
In Baku`s Nizami-Fussgängerzone
084  Im Restaurant L’Aparté etwas ausser-
halb (nördlich) der Altstadt in Baku. Liliana
strahlt – sie lässt heute anderweitig kochen
In Älät (Ələt) zweigen wir nach Westen ab. Von da an geht es durch eine monotone sumpfige Ebene. Schön ist einzig unser Mittagsplätzchen unter einem schattenspendenden Baum in einer Blumenwiese. Hier kann sich Emil vom starken Lkw-Verkehr, der kriminellen Fahrweise und den tiefen Löchern und Gräben beim Bier erholen. Ebenso ist unserem LandCruiser eine Ruhepause gegönnt. Er hat doch einige harte Schläge und Bodenwellen in Kauf nehmen müssen. Als Emil später auf dem Karawanserei-Hotelplatz in Ganja (Gəncə), der zweitgrössten Stadt Aserbaidschans, unter das Auto liegt, sieht er die Bescherung: Das Hauptfederblatt vorne rechts ist gebrochen. Müde von der mehrstündigen Fahrt verschiebt er die Reparatur auf Morgen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
085  Die Eurovision 2012-Werbung hat
im Meeresfront Park in Baku überlebt
086  Der 75m hohe Fallschirmsprung-Turm
in Baku, gebaut 1936 und in Funktion bis
1960, als es einen tödlichen Unfall gab
087  Am südwestlichen Stadtende von
Baku steht die Bibi-Heybat Moschee
(Bibiheybət məscidi) an bevorzugter
Meereslage, etwa 8km südlich der Altstadt
22.6.2013:
Die Nächte in Hotels an Samstagen sind selten ruhig. Um 2 Uhr morgens springt eine Gruppe betrunkener Männer grölend ins Schwimmbad direkt unter unserem Fenster. Unausgeschlafen stehen wir früh auf. Nach einer halben Stunde Arbeit hat Emil die Schäckelklemmen beim Federblattpaket angebracht und wir können weiter ziehen. Es wird nur eine kurze Fahrt. Beim AZ Petroleom Hotel an der gleichnamigen Tankstelle etwa 40km vor dem Aserbaidschan-Georgien Grenzposten „Red Bridge” (Qırmızı Körpü) in Ikindzhi-Shikhly (İkinci Şıxlı) vermieten sie kleine Zimmer. Weil wir erst morgen früh die Grenze überqueren wollen, bleiben wir hier. Dies wird unsere letzte Nacht in Aserbaidschan.
 
 
 
 
 
 
088
089
090
Ca. 15km südlich von Qobustan (welches seinerseits etwa 54km südwestlich der Altstadt von Baku liegt) führt eine 3km lange
ausgewaschene Erdpiste zu den „Baby Mud Volcanoes" auf dem Daşgil-Hügel. Die Abzweigung zu den „Vulkanen“ ist genau an der
Hauptstrassen-Kreuzung von M2/M3. Sie gurgeln, brodeln, blubbern und spucken eine dicke kalte graue Erdmasse aus,
die in Bahnen die konischen Hügel hinunter fliesst. Überall sind noch nicht erstarrte Bahnen zu sehen
23.6.2013:
Um 9 Uhr stehen wir am Ausgangszoll von Aserbaidschan bereits hinter einer Reihe von Personenautos an. Lkw’s haben ihre eigene Spur. Der erste, der sich um uns kümmert, ist ein junger Militarist, der gut Englisch spricht. Er horcht uns über dieses und jenes aus. Dann zeigt er aufs Länderband. „Warum steht mein Land nicht drauf?“ will er wissen. Dass es wegen Armenien ist, unserem nächsten Reiseziel, das mit Aserbaidschan wegen dem Bergkarabach-Konflikt immer noch nicht Frieden geschlossen hat, wollen wir ihm nicht unter die Nase reiben. „Es wurde von jemandem wieder abgelöst“, rechtfertigt sich Emil. Dann kommt wie bei der Einreise wieder die Frage nach dem Geld. Erst als wir sagen, dass wir die Staatsrente erhalten, ist er zufrieden. Wir kriegen die abgestempelten Pässe zurück und verabschieden uns von Aserbaidschan, einem Land, das uns positiv empfing und einige unvorhergesehene Überraschungen auf Lager hatte.
 
 
 
 
 
 
091  Ein kleiner See und dahinter das türkis
schimmernde Kaspische Meer. Das ist die
Sicht von unserem Mittagsplatz bei den
„Baby Mud Volcanoes" auf dem
Daşgil-Hügel bei Qobustan
092  Mittagsrast vor Gəncə (Gäncä),
der zweitgrössten Stadt von Aserbaidschan.
Emil studiert den Reiseführer und entspannt
mit einem Bier vom starken LKW-Verkehr,
der kriminellen Fahrweise und den tiefen
Löchern und Gräben auf der Hauptstrasse
093  Ein Andenken aus Aserbaidschan:
Emil fixiert das gebrochene Hauptfederblatt
mit Klemmen, bevor wir am 23.6.2013 das
Land am Grenzposten von İkinci Şıxlı nach
11 Tagen und 1’711km zum zweiten
Georgien-Besuch verlassen
 
Die "Grössere" Mittlerer-Osten-Reise 2012/13:
Sharjah/Dubai/1st Traveler's Festival/Emirates National Auto Museum - V.A.E. mit Fahrzeug Nov. 2012 - Jan. 2013 - Teil 1
West-V.A.E. - Liwa - Vereinigte Arabische Emirate mit unserem Fahrzeug im Januar 2013 - Teil 2
Oman 2013 - Teil 1 - Februar 2013: Halbinsel Musandam
Oman 2013 - Teil 2 - Februar 2013: Sohar - Muskat - Rustaq - Nizwa
Oman 2013 - Teil 3 - März 2013: Sur - Ostküste - Insel Masirah - Dhofar
Oman 2013 - Teil 4 - März 2013: Salalah & Umgebung (Dhofar) - Nizwa
Oman 2013 - Teil 5 - März 2013: Westliches Hajar-Gebirge
Al Ain, Ostküste & Ras al Khaima - Vereinigte Arabische Emirate - mit unserem Fahrzeug im April 2013 - Teil 3
Iran - Teil 1: Fährhafen Bandar Abbas-Shiraz-Persepolis-Pasargad (zwischen Persepolis und Yazd) Mai 2013
Iran - Teil 2: Pasargad (exkl.)-Yazd-Esfahan Mai 2013
Iran - Teil 3: Esfahan (exkl.)-Chelgerd-Hamadan-Sanandaj-Orumiyeh-Türkische Grenze Mai 2013
Türkei: Iran Grenze-Esendere-Hakkari-Van-Doğubayazıt-Kars-Ardahan-Hopa-Georgien Grenze Mai/Juni 2013
Georgien - Teil 1: Türkische Grenze-Adscharien-Gori-Tiflis-Kakheti-Aserbaidschan Grenze Juni 2013
Georgien - Teil 2a: Grenze Aserbaidschan-Tiflis-Grenze Armenien Juni/Juli 2013
Armenien - Teil 1: Georgien Grenze-Haghpat-Dilijan-Sevan-Tatev-Goris-Bergkarabach Juli 2013
Bergkarabach: Armenien-Stepanakert-Gandzasar-Martakert-Tigranakert-Tnjri-Shoushi-Armenien Juli 2013
Armenien - Teil 2: Bergkarabach-Goris-Tatev-Noravank-Khor Virap-Echmiadzin-Eriwan-Geghard-Gyumri-Georgien Grenze – Juli 2013
Georgien - Teil 2b: Grenze Armenien-Ninotsminda-Tiflis-Mtskheta-Kazbegi-Kutaisi-Zugdidi Juli 2013
Georgien - Teil 3a: Zugdidi-Swaneti-Zugdidi-Grenze Abchasien – Juli/August 2013
Abchasien: Georgien-Sukhumi-Tsebelda-Novyy Aton-Lake Ritsa-Gagra-Pitsunda-Georgien August 2013
Georgien - Teil 3b: Grenze Abchasien-Poti-Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine – August 2013