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Bilder unserer Reise nach Bergkarabach  (Nagorno-Karabach)
- Vom 9. bis 17. Juli 2013 Armenien - Stepanakert - Gandzasar - Martakert - Tigranakert - Tnjri - Shoushi - Armenien
 
vorher:
Armenien Teil 1 2. bis 9. Juli 2013: Grenze Georgien - Akhtala - Haghpat - Dilijan - Lake Sevan - Selim - Arates - Bergkarabach
Georgien Teil 2a 24. Juni bis 2. Juli 2013: Grenze Aserbaidschan - Tiflis - Grenze Armenien
Aserbaidschan – 13. bis 24. Juni 2013: Georgien Grenze - Balakən - Şəki - Lahıç - Baku - Xınalıq - Quba - Laza - Baku - Gəncə - Georgien
Georgien Teil 1 4. bis 13. Juni 2013: rkische Grenze - Adscharien - Tiflis - Kakheti - Grenze Aserbaidschan
Türkei 28. Mai bis 4. Juni 2013: Iran Grenze - Esendere - Hakkari - Van - Doğubayazıt - Kars - Ardahan - Hopa - Georgien Grenze
nachher im Kaukasus:
Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013: Bergkarabach - Goris - Tatev - Noravank - Khor Virap - Echmiadzin - Geghard - Gyumri - Georgien
Georgien Teil 2b 22. bis 31. Juli 2013: Armenien - Ninotsminda - Tiflis - Mtskheta - Kazbegi - Kutaisi - Zugdidi
Georgien Teil 3a 31. Juli bis 5. August 2013:  Zugdidi - Swaneti - Zugdidi - Grenze Abchasien
Abchasien 5. bis 13. August 2013: Georgien - Sukhumi - Tsebelda - Novyy Aton - Lake Ritsa - Gagra - Pitsunda - Georgien
Georgien Teil 3b 13. bis 15. August 2013: Grenze Abchasien - Poti - Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine
 
 
Bergkarabach-Karte
 
 
   Karte Mittlerer Osten       Kaukasus-Karte
 

 
letzte Foto: 15. Juli 2013
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Bemerkungen zu Bergkarabach:
 
Bergkarabach gehört zu den sogenannten “nicht anerkannten Staaten”, wie u.a. Abchasien, Kosovo, Nord-Zypern, Palästina, Somaliland, Süd-Ossetien, Taiwan, Transnistrien, Westsahara, Krim, Donezk und Luhansk. Sie alle werden von irgend einem anderen Land “beansprucht” oder “besetzt”.
 
So wird Bergkarabach von Aserbaidschan beansprucht, hat sich aber 1992 als unabhängig erklärt und wird von Armenien darin unterstützt. Für Touristen heisst das, dass sie – mit ganz wenigen Ausnahmen – von ihrem Heimatland keine “Unterstützung” erwarten können, sollte irgend etwas passieren. Aserbaidschan verbietet jeglichen Besuch der aus ihrer Sicht abtrünningen Provinz Bergkarabach. Sie kann jedoch von Armenien her problemlos besucht werden. Die Grenze von Bergkarabach zu Iran ist geschlossen.
 
 
 
 
 
 
001  Von Armenien kommend weist ein
Schild auf armenisch, englisch, russisch
und französisch darauf hin, dass wir nun
die selbsternannte Republik Bergkarabach
betreten, das von der internationalen
Staatengemeinschaft nicht
anerkannt wird .....
002  ..... es liegt hinter diesen Bergzügen.
International wird es Aserbaidschan zuge-
ordnet, obwohl sich das Volk ethnisch-
bedingt Armenien zugehörig fühlt. Beides
sind Christen (Armenisch Apostolische
Kirche), während Aserbaidschan’s
Mehrheit dem schiitischen Islam folgt
003  Bergkarabach besitzt zwar eine
eigene Flagge und Pässe, jedoch weder
eigene Autokennzeichen noch eigenes
Geld. Beides haben sie von Armenien
übernommen, das sie bei der Loslösung von
Aserbaidschan während der verschiedenen
Kriege von 1988 bis 1994 auch unterstützte
„In Bergkarabach können wir Ihnen keine konsularischen Dienste bieten, da das Land international nicht anerkannt wird”. Dies sind die unmissverständlichen Worte unseres Konsulats in Tiflis in Georgien. Trotz dieser klaren Darlegung sind wir am 9. Juli 2013 auf dem Weg zu diesem seit dem 2. September 1991 selbsternannten unabhängigen Land, das weltpolitisch immer noch Aserbaidschan zugeordnet wird. Gottseidank brauchten wir in unseren bald 29 Reisejahren nie die Hilfe einer Schweizer-Vertretung. So hoffen wir, dass uns auch in unserem 176. Reiseland das Glück nicht im Stich lassen wird.
 
 
 
 
 
 
004  Das pyramiden-geformte „Eingangs-
Monument“ von Bergkarabach zwischen
Grenzschild und Grenzposten. Eigentlich
steht das Monument auf Aserbaidschan-
Boden, denn Bergkarabach fängt erst
hinter dem Dorf Berdzor an
005  Nach der Kontrollstelle beim
Aghavno-Fluss ist das schmucke Kirchlein
von Berdzor in hügeliger Landschaft eines
unserer ersten Fotomotive auf der 40km
langen Passstrasse nach der Hauptstadt
Stepanakert
006  Stepanakert, die Hauptstadt mit
seinen 60'000 Einwohnern, liegt auf 813m
Höhe und ist von Wald, Weideland,
Hügeln und Bergen umgeben. Sie ist
sauber und mutet europäisch an
Schon vor der Grenzstation taucht am Strassenrand ein Schild mit der Aufschrift „Republic of Mountainous Karabakh” auf. Es ist auf Armenisch, Englisch, Russisch und Französisch geschrieben und erinnert uns daran, dass wir Neuland betreten. Wenig später markiert auch schon ein unauffälliges Gebäude die Zollstation der selbsternannten Republik Bergkarabach. Die neue Flagge flattert im Wind. Wir begeben uns mit unseren Pässen zum einzigen Schalter. Es gibt keinen Stempel. Man notiert lediglich unsere Personalien und schiebt uns die Adresse ihres Auswärtigen Amtes in der 40km entfernten Hauptstadt Stepanakert zu. Dort müssen wir unser Visum einholen. „Und das Auto” fragen wir besorgt. „Überhaupt kein Problem”, beruhigt uns der freundliche Beamte sofort.
 
 
 
 
 
 
007  Das ist unser 10-tägiges Visum auf
einem Blatt Papier (nicht im Pass), welches
wir vom Auswärtigen Amt Bergkarabach's
in der Hauptstadt erhalten (€6). Darauf wird
auch unsere angegebene Reiseroute vemerkt
(am Grenzposten notiert man lediglich die
Personalien)
008  Die wichtigsten Gebäude gruppieren
sich alle um denselben Platz. (Parlament,
Präsidentenpalast, Ministerien und
Nationalmuseum, usw.) .....
009  ..... Präsidenten-Palast
(Präsident Bako S. Sahakyan) .....
Bergkarabach besitzt zwar eine eigene Flagge und eigene Pässe, eigene Briefmarken, aber weder eigene Autokennzeichen noch eigenes Geld und keine eigene Internet Domain. Alles haben sie von Armenien übernommen, zu dessen Land sie sich auch zugehörig fühlen. Die Menschen stammen von derselben ethnischen Gruppe ab; beide sind Christen. Es sind denn auch die Armenier, welche das von Aserbaidschan abtrünnige Gebiet nach dem Kollaps der Sowiet Union und den darnach folgenden Kriegen unterstützen. Sogar der Strassenbau wird von Armenien gesponsert.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
010  ..... Vallex-Garden Hotel
011  Sogar über ein Jahr später, am
11.7.2013 – unserem Besuchstag in
Stepanakert – wird immer noch der
“Befreiung von Shushi” vor 20 Jahren
gedacht: Am 8.5.1992 vertrieben die
Armenier die Aserbaidschanis aus Shushi
012  Parlaments-Gebäude
Es herrscht kaum Verkehr, als wir auf der in vielen Kurven und Kehren verlaufenden Bergstrasse der Hauptstadt Stepanakert entgegen rollen. Auf der Passhöhe von Lisagor (1’825m) finden wir für unsere Mittagsrast ein ebenes Plätzchen mit schönem Ausblick. Während ich das Essen – Rösti, gekochter Schinken und grünen Salat – zubereite, bockt Emil das hintere linke Rad auf und dreht es. Schon seit ein paar Tagen macht ihm nämlich ein nur allzu bekanntes Geräusch Sorgen. Jetzt will er Gewissheit haben. Und schon höre ich ihn fluchen und weiss sofort, dass er sich nicht getäuscht hat, dass es wieder die verflixte Achswelle ist – kein Wunder nach all den harten Schlägen der vergangenen Wochen auf den miserablen armenischen Strassen.
 
 
 
 
 
 
Der Samstagsmarkt in Stepanakert lässt keinen Wunsch offen, sei es an Früchten oder Gemüse.
Zudem ist auch die Auswahl an Dörrfrüchten und Nüssen gross. Und selbstgemachten Honig und Marmelade gehören auch zum Angebot
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Stepanakert – auf aserbaidschanisch Xankəndi – die Hauptstadt mit rd. 60‘000 Einwohnern, macht einen sauberen Eindruck und mutet europäisch an. Unser erster Schritt gilt dem Auswärtigen Amt, um unseren Visa-Antrag auszufüllen. Verlangt wird auch die Angabe der Orte, die wir besuchen wollen – genau wie es früher die ‚Marschroute’ in Russland war. Sie sind auch im 10 Tage gültigen Visum enthalten, das auf einem separaten Blatt ausgehändigt wird. Von unserer Wunschliste wird nichts beanstandet ausser Agdam – eine Stadt mit 150‘000 Einwohnern, die im Krieg mit Aserbaidschan 1994 vollständig ausradiert wurde und die auf der immer noch als sensibel geltenden Waffenstillstandslinie liegt. Dieser Ort ist tabu für Touristen. Das Prozedere dauert weniger als eine Viertelstunde und nachdem wir je AMD 3’000 (€6) pro Person bezahlt haben, sind wir nun frei, herumzureisen.
 
 
 
 
 
 
016  Auf einem Plateau, 9km südlich
von Stepanakert, liegt Shushi, die „Stadt
der sprechenden Steine", mit ihrer 2.5km
langen Festungsmauer, gebaut 1750. Im
19. Jh. war es eine der grössten Städte
des Süd-Kaukasus .....
017  ..... während des wiederholten
Kriegs mit Aserbaidschan entstand
grosser Schaden. Im März 1920 wurde
⅔ von Sushi in nur drei Tagen dem
Erdboden gleich gemacht .....
018  ..... die Ashaghi Govhar Agha-
Moschee mit ihren zwei hohen Ziegelstein-
Minaretten, gebaut 1883, wird nun
restauriert. Sie wurde während der Kriege
nicht demoliert. Im Gegenzug wurde auch
die armenische Kirche in Baku toleriert,
wenngleich auch nur als Bibliothek
Wir machen uns auf Hotelsuche. Die Zimmer in Stepanakert sind uns zu teuer (rd. €48). Aber 9km südlicher, in Shushi (4’450 Einw.), das auf einem Plateau liegt und von hohen Festungsmauern, gebaut 1750, umgeben ist, finden wir im Hotel Shushi ein sehr komfortables und helles Zimmer. Es kostet nur die Hälfte und bietet Wi-Fi und Frühstück. Der Ort hat unter dem Karabach Krieg stark gelitten, doch der Wiederaufbau ist im Gange. Der beste Beweis ist die wieder instand gesetzte Ghazanchetsots Kathedrale gegenüber unserem Hotel. Das architektonische Meisterwerk wurde 1888 gebaut und dominiert das Stadtbild.
 
 
 
 
 
 
019  Ein architektonisches Prachtstück,
welches das Stadtbild dominiert, ist die
1888 gegründete 50m hohe renovierte
Ghazanchetsots-Kathedrale in Sushi.
Unser „Hotel Shushi" liegt gleich gegen-
über, mit kleinem „Parkplatz" für
unseren LandCruiser .....
020  ..... auf diesem kleinen Platz muss
Emil einmal mehr die hintere Achswelle
ersetzen. Obschon wir darin viel Übung
haben, läuft es nicht rund. Anstatt
normalerweise vier dauert es
diesmal sechs Stunden
021  Einfach genial: Wäschetrocknen
mit einem Seilzug zwischen
Wohnhäusern in Shushi
Als wir aufstehen fliegen Schwärme von Schwalben am Zimmerfenster vorbei. Um 7h sitzen wir als einzige Gäste bereits am Frühstückstisch. Was aufgetischt wird, ist eine wahre Cholesterin-Bombe: Je zwei Eier, Käse, Butter, der in Russland übliche Schlagrahm, Marmelade, Brot und Tee. In Tee-Ländern wie diesem hat es sich bei uns eingebürgert, dass wir unseren Nestcafe mitnehmen und heisses Wasser verlangen. Ohne drei Tassen Kaffee am Morgen geht bei Emil nämlich rein gar nichts.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
022  „Papik u Tatik“ (d.h. „wir sind
unsere Berge“) – so heisst das 1967
errichtete Tuffstein-Monument eines
bärtigen alten Mannes und einer Frau mit
Gesichtsschleier. Es steht am Ausgang
von Stepanakert Richtung Askeran
023  Beim Hauptplatz in Stepanakert
versteckt sich die kleine Schwester
scheu hinter ihrem „grossen" Bruder
024  Der futuristische und voll ausgebaute
Flugplatz in Stepanakert ist (noch) nicht in
Funktion, da Aserbaidschan drohte, sie
könnte auch zivile Flugzeuge von der nur
40km entfernten Waffenstillstandslinie
aus beschiessen
Am folgenden Morgen besichtigen wir das durch den wiederholten Krieg mit Aserbaidschan schwer beschädigte Shushi. Allein im März 1920 wurden in nur drei Tagen ⅔ des Orts dem Erdboden gleich niedergebrannt. Erst als 1920 die Bolschewiken (später Sowiet Union) in Aserbaidschan und Armenien einmarschierten kehrte in der Gegend Ruhe ein. Bald haben wir genug von den deprimierenden Eindrücken. Um uns aufzuheitern, fahren wir die 9km hügelab zur Hauptstadt und schauen uns um. Die wichtigsten Gebäude wie das Parlament, der Präsidentenpalast, die Ministerien und das Nationalmuseum gruppieren sich alle um denselben Platz. Und jedes ist architektonisch auf seine Weise eindrucksvoll. Ja, und es gibt eine Pizzeria, wo Emil eine seiner heiss geliebten Käsespeisen bestellt und ich Risotto mit Pilzen esse.
 
 
 
 
 
 
025  Löwenzahn (Taraxacum) oder
doch nicht? In unserer Kindheit bliesen
wir immer ihre Samen weg
026  Das Landschaftsbild auf dem Weg
von Stepanakert zum Gandzasar-Kloster
bei Vank im Norden ist geprägt von
Wald, Weideland und rollenden Hügeln
027  Ein Busch von rosa Nelken
(Dianthus orientalis) wächst
aus einer Felsspalte
Der Risotto löst eine ganze Kettenreaktion aus. Er ist schuld, dass Emil mit dem linken Bein aufsteht. Nachts kriege ich Durchfall und pendle ständig zwischen Klo und Bett hin und her. Dadurch schlief er schlecht. Er nimmt es gleich zum Anlass, mehr Dampf abzulassen. Er beschwert sich über das verhasste Windows 8-Systems, mit dem unser neuer Lenovo-Laptop ausgerüstet ist, über die Achswelle, die er beim LandCruiser demnächst auswechseln muss, ist sauer wegen unserer Webseite, die aus Zeitgründen brach liegt, wegen der vielen schlechten Strassen und einmal mehr wegen meines lauten Schnarchens. Ja, der Tag hat auch schon besser begonnen.
 
 
 
 
 
 
028  Rund 55km nördlich von Stepanakert
liegt bei Vank in schöner Hügellage das
Gandzasar-Kloster aus dem 13. Jahrhundert
mit wunderbarer armenischer Architektur,
schönen Reliefs und prächtigen Details .....
029  ..... gut erhaltene Inschriften
schmücken eine Wand von Gandzasar’s
Kathedrale „Johannes’ des Täufers“ .....
030  ..... der Zentraldom ist mit hervor-
ragenden Hochreliefs (Friesen) bestückt.
Leider erlitt das Gandzasar-Kloster im
armenisch-aserbaidschanischen Bergkara-
bach-Konflikt Beschädigungen, wobei
ein Gebäude ganz zerstört wurde
Gegen Mittag checken wir im Hotel Shushi aus und fahren in nördlicher Richtung zum Gandzasar-Kloster aus dem 13. Jahrhundert. Es thront in lieblicher Hügellage in der Nähe von Vank, 55km von Stepanakert entfernt. Trotzdem wir schon einige Klöster besuchten, können uns seine exquisiten Schnitzereien, schönen Reliefs, fein bearbeiteten „Khachkars” (mittelalterliche Kreuzsteine), gut erhaltenen Inschriften und wunderbaren Details immer noch begeistern. Obschon es ein Wochentag ist, ist die Besucherzahl gross – die Ferien-Hauptsaison hat begonnen! Wir verziehen uns und halten an einem lauschigen Bächlein im Tal unsere Mittagsrast.
 
 
 
 
 
 
031  Chilingaryan Familien-Baum in einer
Ecke des Gandzasar-Klosters
032  Es gibt kein Kloster ohne die fein
bearbeiteten „Khachkars", die mittel-
alterlichen Kreuzsteine. Dieser steht
beim Gandzasar-Kloster .....
033  ..... daneben steht ein weiteres
Schmuckstück mit einem Vogel-Motiv
In der Nähe gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit: Das Dadivank-Kloster. Verpassen wir etwas, wenn wir auf dessen Besuch verzichten? Es ist unglaublich, aber auch nach 29 Reisejahren stellen wir uns diese Frage immer noch. Diesmal siegt jedoch die Vernunft. Die Strasse soll schlecht sein. Und von schlechten Strassen haben wir die Nase mehr als voll. Stattdessen nehmen wir daher die Route über Drombon nach Martakert und gelangen sozusagen ‚vom Regen in die Traufe’. Kilometer um Kilometer quälen wir uns auf miserabelster Löcherstrasse vorwärts. Zu allem Elend führt sie grösstenteils durch ein dichtes Waldgebiet. Nur ein einziges Mal ist uns ein kurzer Blick auf den Sarsang-Stausee vergönnt, mit ein Grund weswegen wir uns eigentlich für diese Strecke entschieden haben.
 
 
 
 
 
 
034  Das hügelige bewaldete Land mutet
ein bisschen schweizerisch an: Aussicht
vom Gandzasar-Kloster gegen den
Westteil des Khachen-Tals
035  Eine blaue Libelle (Odonata)
ruht auf einem Schilfgras
036  Den kurzen Blick auf den Sarsang-
Stausee, der zwischen Drmbon und
Martakert liegt, müssen wir uns redlich
verdienen. Die Strasse ist in einem
miserablen Zustand
Im Dorf Martakert zweigen wir Richtung Süden ab und folgen der mit dem Kriegsnachbarn Aserbaidschan vereinbarten Waffenstillstandslinie. Was sich unseren Augen bietet, ist ein dramatisches Bild der Zerstörung. Für viele Kilometer sehen wir nichts als bombardierte Häuser, ausgebrannte oder verrostete Kriegsrelikte und Zweimann-Erdbunker – stumme Zeugen des zwischen 1990 und 1994 ausgefochtenen Kriegs. Auch viele Jahre nach Kriegsende haben sich die Menschen in dieser sensiblen Region nicht mehr angesiedelt. Nur Büsche und Bäume fühlen sich wieder heimisch. Umsomehr freuen wir uns, als im warmen Abendlicht die Festung Tigranakert, auch Shahbulag genannt, vor uns auftaucht. Sie stammt aus dem 18. Jh. und wurde im Jahre 2010 restauriert. Das Eingangstor steht noch offen. Doch schnell sehen wir, dass der Burghof heute in festen Händen einer Gruppe ist. Man übt für eine Opernaufführung. Eine weibliche Musikkapelle ist am Einstimmen und Akteure mit farbigen Kostümen machen sich für den Auftritt bereit. Wir dürfen kurz schnuppern. Dann verabschieden wir uns. Es ist Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden.
 
 
 
 
 
 
037  Zwischen Martakert und Aghdam
fahren wir der Waffenstillstandslinie entlang.
Für viele Kilometer sehen wir nichts als
bombardierte Dörfer
038  Ein weiteres Memorial des
dramatischen Bergkarabach-Kriegs von
1990 bis 1994: Das Tank-Monument in
Chldran am Nord-Süd-Highway
(nebst Panzern von Shushi und Askeran)
039  Auch viele Jahre nach Kriegsende
haben sich die Menschen in dieser
sensiblen Region entlang der östlichen
Waffenstillstandslinie mit Aserbaidschan
nicht mehr angesiedelt. Nur Büsche und
Bäume fühlen sich wieder heimisch –
hier zwischen Martakert und Aghdam
Gleich neben der Burg führt eine schmale Piste gegen die Berge. Ohne lange zu zaudern, folgen wir ihr. Weit und breit ist kein Haus in Sicht. Als wir genügend Abstand zur Festung haben, stellen wir neben der Piste auf einem ebenen Plätzchen unser Camp auf, gerade noch rechtzeitig, um den Sonnenuntergang zu erleben, der die Vankasar-Kirche erfasst, die hoch oben auf dem Hügelkamm rot angestrahlt wird. Was für ein wunderbarer Anblick!
 
 
 
 
 
 
040  Die im 2010 restaurierte Tigranakert
Festung vom 18. Jh. liegt im Nordosten,
rund 32km von der Hauptstadt entfernt.
Artsakh’s (Bergkarabach’s) Tigranakert-
Ausgrabungsstätte gilt als eine der vier
Städte, die von „Tigran dem Grossen"
oder seinem Vater „Tigran I“
ca. 123–95 B.C. gebaut wurden .....
041  ..... als wir am Abend ankommen,
machen sich im Innenhof die Akteure für
eine Opernaufführung bereit. In einer
Ecke stimmt sich eine weibliche
Musikkapelle ein .....
042  ..... drei farbenfroh kostümierte
Damen warten auf den Beginn
der Vorführung
„You are not allowed to stay here” (Ihr dürft hier nicht campen) ist die Morgenbegrüssung zweier gut gekleideter Herren, gerade als Emil im Begriff ist, unseren Campingtisch fürs Frühstück aufzustellen. Wir werden belehrt, dass wir uns in einer archäologischen Area befinden. Klar haben wir gestern Abend die Steinmauern und -fundamente gesehen, uns aber nicht näher damit befasst, weil wir dachten, es seien ebenfalls Kriegsruinen. Wir packen zusammen und verschieben uns auf die andere Seite der Brücke. Dort ist freies Land. Die ersten Sonnenstrahlen erfassen gerade die Burg, rundherum blühen Blumen, ein einsamer Reiter galoppiert grüssend vorbei und unten am Fluss flattern Libellen von Blüte zu Blüte. Diese Kleinigkeiten versüssen uns den Tag. Bevor wir dieses Gebiet verlassen, nehmen wir uns noch Zeit für die Besichtigung des interessanten Museums innerhalb der Tigranakert Festungsmauern. In gepflegten Displays erfahren wir einiges über die Ausgrabungen der alten Stätte, die schon seit ein paar Jahren im Gange sind.
 
 
 
 
 
 
043  Rund um die Tigranakert-Festung sind
die archäologischen Ausgrabungen im Gang.
Ein ausgezeichnetes Museum innerhalb der
Festungsmauern gibt Aufschluss darüber
044  Unser herrlicher Nachtplatz zwischen
Bäumen mit Blick auf die Tigranakert-
Festung und die Vankasar-Kirche
bietet uns Ruhe und Entspannung
045  Die Vankasar-Kirche auf einer
Hügelspitze oberhalb der Tigranakert-
Festung, eingehüllt in den rötlichen Himmel
der untergehenden Sonne. Der Aufstieg
dauert rund eine Stunde
Dann folgen wir weiterhin der Waffenstillstandslinie, wo das Ausmass der Zerstörung des Bergkarabach-Krieges kein Ende nimmt. Bei der Abzweigung zum Ort Aghdam zögern wir. Es ist die Stadt, die das Auswärtige Amt in unserer Besuchserlaubnis ausgeklammert hat. Es reizt uns, doch wir suchen keine Probleme und schwenken auf die Umfahrungsstrasse.
 
 
 
 
 
 
046  Bei der Abzweigung nach Aghdam,
der vor dem Krieg 150'000 Einwohner
zählenden Stadt, steht ein rotes Verbots-
schild. Unsere Reise-Erlaubnis vom
Auswärtigen Amt von Bergkarabach
klammert die Geisterstadt Aghdam aus und
wir müssen die Umfahrung nehmen .....
047  ..... von fern sehen wir nur noch
zwei Minarette emporragen – ein Besuch
wäre verlockend gewesen. Die Stadt ist
komplett verwaist. Die Menschen
wurden entweder massakriert oder
sie flüchteten nach Aserbaidschan
048  Diese Tafel besagt, dass das
Gebiet von Minen geräumt wurde
und begehbar ist
Es geht gegen Mittag, als wir zurück in der Hauptstadt Stepanakert sind und auf dem gut bestückten Samstagsmarkt Gemüse und Früchte einkaufen. Dann fahren wir gleich nach Südwesten zur mehr als 2'000 Jahre alten Platane „Tnjri” bei Karmir Shuka weiter. Die 24km führen uns erst durch die eindrückliche drei Kilometer lange und 250m tiefe „Hunot Schlucht” und später durch eine spärlich bevölkerte liebliche Hügellandschaft. Entlang der Strasse dampft es ab und zu aus grossen Kesseln. Maiskolben werden auf Holzfeuer gekocht und verkauft. Man versucht, ein paar Drams hinzu zu verdienen Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir am Ziel angelangt.
 
 
 
 
 
 
049  Dieses dahin rostende Kriegsrelikt
ist eines von vielen, die wir entlang der
ehemaligen Frontlinie sehen
050  Der Bunker zwischen den Hügeln
vor Askeran wurde in eine beneidenswert
schöne Landschaft gebaut. Er ist ein
armenisches bzw. Bergkarabach-Relikt.
Zwischen Aghdam und Askeran führt die
ehemalige Sowjet-Grenze zwischen der
„Aserbaidschan SSR“ und dem „Autono-
men Gebiet Bergkarabach“ hindurch
051  Ein Erinnerungsfoto mit Emil und
unserem LandCruiser vor dem Tank-
Monument nördlich von Askeran – einem
der dreien, die wir in Bergkarabach sahen
(neben Sushi und Chldran). Es war hier,
wo am 20.2.1988 der Bergkarabach-
Konflikt entzündet wurde
Eine gewisse Ehrfurcht packt uns schon, als wir vor dem Baum stehen: 2’000+ Jahre alt – rd. 25 Menschenleben – etwas „angeknackt” zwar und stützungsbedüftig. Doch mit seinem 44m² umfassenden ausgehöhlten Stamm und seiner 54m Höhe sehr eindrucksvoll. Nachdem das Auge gesättigt ist, meldet sich der Magen. Mit Sicht auf das Tal, das sich unter uns erstreckt, bereite ich im Dampfkochtopf die Bohnen zu, die ich vor ein paar Stunden auf dem Markt in Stepanakert kaufte. Dazu gibt es heisse Knackwurst – noch aus dem ‚Carrefour’ in Tiflis in Georgien. Satt und mit einem zufriedenen Gefühl treten wir die Rückfahrt nach Shushi an, wo wir wiederum im selben Hotel übernachten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
052  14km nordöstlich von Stepanakert
liegt Askeran mit seiner Festung, umgeben
von einer mittelalterlichen Mauer, gebaut
1751, die sich einst 1.5km durch das Tal
erstreckte. Schon damals diente sie u.a. dem
Schutz von Shushi vor persischen Feldzügen
053  Nur ein kleiner Strahl, aber
trotzdem schön: Ein Wasserfall entlang
der "Hunot-Schlucht" südlich
von Stepanakert .....
054  ..... die "Hunot Schlucht" ist drei
Kilometer lang und 250m tief. Sie gilt als
eine der schönsten Naturschönheiten in
Bergkarabach
Noch haben wir unsere 10 Tage Aufenthaltsdauer nicht voll ausgekostet. Warum schalten wir hier nicht noch einen Arbeitstag ein? Die Bedingungen sind ideal. Emil ersetzt Unterbrecher und Zündkerzen und stellt die Zündung neu ein. Er misst auch die Kompression: Sie liegt zwischen 8 und 7½, ist zwar nicht optimal, geht aber. Ich schreibe am Tagebuch weiter und lese. Doch am folgenden Tag packen wir und tragen unsere Taschen zum Auto. „Ich bocke das Rad nochmals rasch auf um zu sehen, ob sich das Geräusch der Welle verstärkt hat”, ruft mir Emil so nebenbei zu. Gesagt, getan. Seine Miene verspricht nichts Gutes: „Es hört sich schlimmer an als vor ein paar Tagen.Vielleicht schaffen wir es nach Armenien zurück, vielleicht auch nicht” schätzt er die Lage ein. Nein, mit diesem ständigen Schwert im Nacken auf die Piste zu gehen mit der Aussicht, eine solch grosse Reparatur an Ort und Stelle am Strassenrand vornehmen zu müssen, scheint nicht richtig zu sein. Nur allzugut erinnern wir uns an einen Fall in Indien. Dort standen wir in einer staubigen Kurve und wurden jedesmal eingestaubt, wenn ein Auto mit unverminderter Geschwindigkeit an uns vorbei fuhr. „Warum wechseln wir die Hinterachse nicht gleich hier aus?”, schlage ich Emil vor. Der Platz ist gut und ruhig und im Zimmer erwartet uns eine warme Dusche. Obschon wir inzwischen Übung im ‚Wellenwechseln’ haben – es ist die „weiss nicht mehr wievielte“ – wird es diesmal ein Tag harter Knochenarbeit unter und neben dem Auto. Es läuft nicht alles so rund wie es sollte. Anstatt der vier Stunden, die wir dazu normalerweise brauchen, dauert es um die 6 Stunden. Emil’s Kommentar dazu: „Jetzt bin ich auch wieder fünf Jahre älter als bei der letzten Übung!“ Egal, am Abend sind wir fix und fertig. Wir entspannen uns bei wohlverdientem Bier, duschen warm und legen uns in ein Bett mit frischen Laken. Eine Gutnachtgeschichte brauchen wir heute definitiv nicht!
 
 
 
 
 
 
055  2000+ Jahre – rd. 25 Menschenleben
– zählt diese zwar etwas ‚angeknackte’
und stützungsbedürftige Platane (plane),
genannt Tnjri, bei Karmir Shuka (ca.
24km südwestlich von Stepanakert) auf
dem Nord-Süd-Highway nach Hadrut
im südlichen Bergkarabach .....
056  ..... mit seinem riesigen ausgehöhlten
Stamm (44m²) und dem hohen buschigen
Blätterwerk jagt uns der über 54m hohe
Baum doch gewisse Ehrfucht ein .....
057  ..... von unserem Mittagsplatz in der
Nähe des historischen Baums blicken wir
weit ins immer flacher werdende Tal
hinunter, das bereits in Iran liegt
Am 17. Juli 2013 ist es soweit: Nach acht Tagen treten wir unsere Rückreise nach Armenien an. Hupend und winkend verabschieden wir uns vom herzlichen weiblichen Hotelpersonal, das uns jeden Wunsch von den Augen ablas. Es winkt zurück, bis wir um die Ecke verschwinden. Wieder ist es ein Ort, der uns den Abschied schwer macht. Wir liebten Land und Leute. Aber Abschiednehmen ist wohl das unvermeidbare Schicksal von uns Reisenden. Die vielen Kurven der Passstrasse bringen uns zur Armenien-Grenze zurück. Beim Zollhäuschen steigen wir beide aus, um vorschriftsgemäss am Schalter das in der Hauptstadt ausgestellte Visumsblatt abzugeben. Der Beamte kommt uns aber schon auf halbem Weg entgegen und streckt die Hand nach dem Papier aus. Unkomplizierter kann ein Grenzübertritt wohl kaum mehr sein! Einmal mehr erlebten wir, dass die Warnungen der Reisehinweise ein bisschen übertrieben waren. Keinen einzigen Moment hatten wir Bedenken wegen der Sicherheit und der noch nicht vollständig beseitigten Minen. Wir hoffen, dass der gegenwärtige Waffenstillstand mit Aserbaidschan bald einem dauerhaften Frieden weichen wird. Das freundliche Volk von Bergkarabach verdient es.
Nachsatz (6.2017): Leider fanden in allen unserem Besuch folgenden Jahren weiterhin Konflikte und sporadische Kämpfe statt.
Zurück zum ersten Teil der Armenien-Reise: Armenien Teil 1 2. bis 9. Juli 2013 von Georgien Teil 2a nach Bergkarabach
Weiter zur Fortsetzung der Armenien-Reise: Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013 von Bergkarabach nach Georgien Teil 2b
 
Die "Grössere" Mittlerer-Osten-Reise 2012/13:
Sharjah/Dubai/1st Traveler's Festival/Emirates National Auto Museum - V.A.E. mit Fahrzeug Nov. 2012 - Jan. 2013 - Teil 1
West-V.A.E. - Liwa - Vereinigte Arabische Emirate mit unserem Fahrzeug im Januar 2013 - Teil 2
Oman 2013 - Teil 1 - Februar 2013: Halbinsel Musandam
Oman 2013 - Teil 2 - Februar 2013: Sohar - Muskat - Rustaq - Nizwa
Oman 2013 - Teil 3 - März 2013: Sur - Ostküste - Insel Masirah - Dhofar
Oman 2013 - Teil 4 - März 2013: Salalah & Umgebung (Dhofar) - Nizwa
Oman 2013 - Teil 5 - März 2013: Westliches Hajar-Gebirge
Al Ain, Ostküste & Ras al Khaima - Vereinigte Arabische Emirate - mit unserem Fahrzeug im April 2013 - Teil 3
Iran - Teil 1: Fährhafen Bandar Abbas-Shiraz-Persepolis-Pasargad (zwischen Persepolis und Yazd) Mai 2013
Iran - Teil 2: Pasargad (exkl.)-Yazd-Esfahan Mai 2013
Iran - Teil 3: Esfahan (exkl.)-Chelgerd-Hamadan-Sanandaj-Orumiyeh Mai 2013
Türkei: Iran Grenze-Esendere-Hakkari-Van-Doğubayazıt-Kars-Ardahan-Hopa-Georgien Grenze Mai/Juni 2013
Georgien - Teil 1: Türkei Grenze-Adscharien-Gori-Tiflis-Kakheti-Aserbaidschan Grenze Juni 2013
Aserbaidschan: Georgien Grenze-Balakən-Şəki-Lahıç-Baku-Xınalıq-Quba-Laza-Baku-Gəncə-Georgien Grenze Juni 2013
Georgien - Teil 2a: Grenze Aserbaidschan-Tiflis-Grenze Armenien Juni/Juli 2013
Armenien - Teil 1: Georgien Grenze-Haghpat-Dilijan-Sevan-Tatev-Goris-Bergkarabach Juli 2013
Armenien - Teil 2: Bergkarabach-Goris-Tatev-Noravank-Khor Virap-Echmiadzin-Eriwan-Geghard-Gyumri-Georgien Grenze – Juli 2013
Georgien - Teil 2b: Grenze Armenien-Ninotsminda-Tiflis-Mtskheta-Kazbegi-Kutaisi-Zugdidi Juli 2013
Georgien - Teil 3a: Zugdidi-Swaneti-Zugdidi-Grenze Abchasien – Juli/August 2013
Abchasien: Georgien-Sukhumi-Tsebelda-Novyy Aton-Lake Ritsa-Gagra-Pitsunda-Georgien August 2013
Georgien - Teil 3b: Grenze Abchasien-Poti-Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine – August 2013