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- Bergkarabach-Karte
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- Karte Mittlerer Osten Kaukasus-Karte
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- letzte Foto: 15. Juli 2013
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Bemerkungen zu Bergkarabach:
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- Bergkarabach gehört zu den
sogenannten “nicht anerkannten Staaten”, wie u.a.
Abchasien,
Kosovo, Nord-Zypern, Palästina, Somaliland, Süd-Ossetien,
Taiwan,
Transnistrien, Westsahara, Krim,
Donezk und Luhansk. Sie alle werden von irgend einem
anderen Land “beansprucht” oder “besetzt”.
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- So wird Bergkarabach von
Aserbaidschan
beansprucht, hat sich aber 1992 als unabhängig erklärt und wird von
Armenien
darin unterstützt. Für Touristen heisst das, dass sie – mit ganz
wenigen Ausnahmen – von ihrem Heimatland keine “Unterstützung”
erwarten können, sollte irgend etwas passieren. Aserbaidschan
verbietet jeglichen Besuch der aus ihrer Sicht abtrünningen
Provinz Bergkarabach. Sie kann jedoch von Armenien her problemlos
besucht werden. Die Grenze von Bergkarabach zu
Iran
ist geschlossen.
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- 001
Von Armenien kommend weist ein
- Schild auf armenisch, englisch, russisch
- und französisch darauf hin, dass wir nun
- die selbsternannte Republik Bergkarabach
- betreten, das von der internationalen
- Staatengemeinschaft nicht
- anerkannt wird .....
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- 002
..... es liegt hinter diesen Bergzügen.
- International wird es Aserbaidschan
zuge-
- ordnet, obwohl sich das Volk ethnisch-
- bedingt Armenien zugehörig fühlt. Beides
- sind Christen (Armenisch Apostolische
- Kirche), während Aserbaidschan’s
- Mehrheit dem schiitischen Islam folgt
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- 003
Bergkarabach besitzt zwar eine
- eigene Flagge und Pässe, jedoch weder
- eigene Autokennzeichen noch eigenes
- Geld. Beides haben sie von Armenien
- übernommen, das sie bei der Loslösung von
- Aserbaidschan während der verschiedenen
- Kriege von 1988 bis 1994 auch unterstützte
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„In
Bergkarabach können wir Ihnen keine konsularischen Dienste bieten, da
das Land international nicht anerkannt wird”. Dies sind die
unmissverständlichen Worte unseres Konsulats in Tiflis in
Georgien. Trotz dieser klaren Darlegung
sind wir am 9. Juli 2013 auf dem Weg zu diesem seit dem 2. September
1991 selbsternannten unabhängigen Land, das weltpolitisch immer noch
Aserbaidschan zugeordnet wird. Gottseidank brauchten wir in unseren bald
29 Reisejahren nie die Hilfe einer Schweizer-Vertretung. So hoffen wir,
dass uns auch in unserem 176. Reiseland das Glück nicht im Stich lassen
wird. |
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- 004
Das pyramiden-geformte „Eingangs-
- Monument“ von Bergkarabach zwischen
- Grenzschild und Grenzposten. Eigentlich
- steht das Monument auf Aserbaidschan-
- Boden, denn Bergkarabach fängt erst
- hinter dem Dorf Berdzor an
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- 005
Nach der Kontrollstelle beim
- Aghavno-Fluss ist das schmucke Kirchlein
- von Berdzor in hügeliger Landschaft eines
- unserer ersten Fotomotive auf der 40km
- langen Passstrasse nach der Hauptstadt
- Stepanakert
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- 006
Stepanakert, die Hauptstadt mit
- seinen 60'000 Einwohnern, liegt auf 813m
- Höhe und ist von Wald, Weideland,
- Hügeln und Bergen umgeben. Sie ist
- sauber und mutet europäisch an
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Schon
vor der Grenzstation taucht am Strassenrand ein Schild mit der
Aufschrift „Republic of Mountainous Karabakh” auf. Es ist auf Armenisch,
Englisch, Russisch und Französisch geschrieben und erinnert uns daran,
dass wir Neuland betreten. Wenig später markiert auch schon ein
unauffälliges Gebäude die Zollstation der selbsternannten Republik
Bergkarabach. Die neue Flagge flattert im Wind. Wir begeben uns mit
unseren Pässen zum einzigen Schalter. Es gibt keinen Stempel. Man
notiert lediglich unsere Personalien und schiebt uns die Adresse ihres
Auswärtigen Amtes in der 40km entfernten Hauptstadt Stepanakert zu. Dort
müssen wir unser Visum einholen. „Und das Auto” fragen wir besorgt. „Überhaupt
kein Problem”, beruhigt uns der freundliche Beamte sofort. |
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- 007
Das ist unser 10-tägiges Visum auf
- einem Blatt Papier (nicht im Pass), welches
- wir vom Auswärtigen Amt Bergkarabach's
- in der Hauptstadt erhalten (€6). Darauf wird
- auch unsere angegebene Reiseroute vemerkt
- (am Grenzposten notiert man lediglich die
- Personalien)
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- 008
Die wichtigsten Gebäude gruppieren
- sich alle um denselben Platz. (Parlament,
- Präsidentenpalast, Ministerien und
- Nationalmuseum, usw.) .....
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- 009
..... Präsidenten-Palast
- (Präsident Bako S. Sahakyan) .....
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Bergkarabach besitzt zwar eine eigene Flagge und eigene Pässe, eigene
Briefmarken, aber weder eigene Autokennzeichen noch eigenes Geld und
keine eigene Internet Domain. Alles haben sie von
Armenien übernommen, zu dessen Land sie
sich auch zugehörig fühlen. Die Menschen stammen von derselben
ethnischen Gruppe ab; beide sind Christen. Es sind denn auch die
Armenier, welche das von Aserbaidschan
abtrünnige Gebiet nach dem Kollaps der Sowiet
Union und den darnach folgenden Kriegen unterstützen. Sogar der
Strassenbau wird von Armenien gesponsert. |
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- 010
..... Vallex-Garden Hotel
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- 011
Sogar über ein Jahr später, am
- 11.7.2013 – unserem Besuchstag in
- Stepanakert – wird immer noch der
- “Befreiung von Shushi” vor 20 Jahren
- gedacht: Am 8.5.1992 vertrieben die
- Armenier die Aserbaidschanis aus Shushi
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- 012
Parlaments-Gebäude
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Es
herrscht kaum Verkehr, als wir auf der in vielen Kurven und Kehren
verlaufenden Bergstrasse der Hauptstadt Stepanakert entgegen rollen. Auf
der Passhöhe von Lisagor (1’825m) finden wir für unsere Mittagsrast ein
ebenes Plätzchen mit schönem Ausblick. Während ich das Essen – Rösti,
gekochter Schinken und grünen Salat – zubereite, bockt Emil das hintere
linke Rad auf und dreht es. Schon seit ein paar Tagen macht ihm nämlich
ein nur allzu bekanntes Geräusch Sorgen. Jetzt will er Gewissheit haben.
Und schon höre ich ihn fluchen und weiss sofort, dass er sich nicht
getäuscht hat, dass es wieder die verflixte Achswelle ist – kein Wunder
nach all den harten Schlägen der vergangenen Wochen auf den miserablen
armenischen Strassen. |
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- Der Samstagsmarkt in Stepanakert lässt keinen Wunsch offen, sei es
an Früchten oder Gemüse.
- Zudem ist auch die Auswahl an Dörrfrüchten und Nüssen gross. Und
selbstgemachten Honig und Marmelade gehören auch zum Angebot
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- 013
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Stepanakert – auf aserbaidschanisch Xankəndi – die Hauptstadt mit rd.
60‘000 Einwohnern, macht einen sauberen Eindruck und mutet europäisch
an. Unser erster Schritt gilt dem Auswärtigen Amt, um unseren Visa-Antrag
auszufüllen. Verlangt wird auch die Angabe der Orte, die wir besuchen
wollen – genau wie es früher die ‚Marschroute’ in Russland war. Sie sind
auch im 10 Tage gültigen Visum enthalten, das auf einem separaten Blatt
ausgehändigt wird. Von unserer Wunschliste wird nichts beanstandet
ausser Agdam – eine Stadt mit 150‘000 Einwohnern, die im Krieg mit
Aserbaidschan 1994 vollständig ausradiert wurde und die auf der immer
noch als sensibel geltenden Waffenstillstandslinie liegt. Dieser Ort ist
tabu für Touristen. Das Prozedere dauert weniger als eine Viertelstunde
und nachdem wir je AMD 3’000 (€6) pro Person bezahlt haben, sind wir nun
frei, herumzureisen. |
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- 016
Auf einem Plateau, 9km südlich
- von Stepanakert, liegt Shushi, die „Stadt
- der sprechenden Steine", mit ihrer 2.5km
- langen Festungsmauer, gebaut 1750. Im
- 19. Jh. war es eine der grössten Städte
- des Süd-Kaukasus .....
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- 017
..... während des wiederholten
- Kriegs mit Aserbaidschan entstand
- grosser Schaden. Im März 1920 wurde
- ⅔ von Sushi in nur drei Tagen dem
- Erdboden gleich gemacht .....
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- 018
..... die Ashaghi Govhar Agha-
- Moschee mit ihren zwei hohen Ziegelstein-
- Minaretten, gebaut 1883, wird nun
- restauriert. Sie wurde während der Kriege
- nicht demoliert. Im Gegenzug wurde auch
- die armenische Kirche in Baku toleriert,
- wenngleich auch nur als Bibliothek
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Wir
machen uns auf Hotelsuche. Die Zimmer in Stepanakert sind uns zu teuer
(rd. €48). Aber 9km südlicher, in Shushi (4’450 Einw.), das auf einem
Plateau liegt und von hohen Festungsmauern, gebaut 1750, umgeben ist,
finden wir im Hotel Shushi ein sehr komfortables und helles Zimmer. Es
kostet nur die Hälfte und bietet Wi-Fi und Frühstück. Der Ort hat unter
dem Karabach Krieg stark gelitten, doch der Wiederaufbau ist im Gange.
Der beste Beweis ist die wieder instand gesetzte Ghazanchetsots
Kathedrale gegenüber unserem Hotel. Das architektonische Meisterwerk
wurde 1888 gebaut und dominiert das Stadtbild. |
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- 019
Ein architektonisches Prachtstück,
- welches das Stadtbild dominiert, ist die
- 1888 gegründete 50m hohe renovierte
- Ghazanchetsots-Kathedrale in Sushi.
- Unser „Hotel Shushi" liegt gleich gegen-
- über, mit kleinem „Parkplatz" für
- unseren LandCruiser .....
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- 020
..... auf diesem kleinen Platz muss
- Emil einmal mehr die hintere Achswelle
- ersetzen. Obschon wir darin viel Übung
- haben, läuft es nicht rund. Anstatt
- normalerweise vier dauert es
- diesmal sechs Stunden
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- 021
Einfach genial: Wäschetrocknen
- mit einem Seilzug zwischen
- Wohnhäusern in Shushi
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Als wir
aufstehen fliegen Schwärme von Schwalben am Zimmerfenster vorbei. Um 7h
sitzen wir als einzige Gäste bereits am Frühstückstisch. Was aufgetischt
wird, ist eine wahre Cholesterin-Bombe: Je zwei Eier, Käse, Butter, der
in Russland übliche Schlagrahm, Marmelade, Brot und Tee. In Tee-Ländern
wie diesem hat es sich bei uns eingebürgert, dass wir unseren Nestcafe
mitnehmen und heisses Wasser verlangen. Ohne drei Tassen Kaffee am
Morgen geht bei Emil nämlich rein gar nichts. |
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- 022
„Papik u Tatik“ (d.h. „wir sind
- unsere Berge“) – so heisst das 1967
- errichtete Tuffstein-Monument eines
- bärtigen alten Mannes und einer Frau mit
- Gesichtsschleier. Es steht am Ausgang
- von Stepanakert Richtung Askeran
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- 023
Beim Hauptplatz in Stepanakert
- versteckt sich die kleine Schwester
- scheu hinter ihrem „grossen" Bruder
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- 024
Der futuristische und voll ausgebaute
- Flugplatz in Stepanakert ist (noch) nicht in
- Funktion, da Aserbaidschan drohte,
sie
- könnte auch zivile Flugzeuge von der nur
- 40km entfernten Waffenstillstandslinie
- aus beschiessen
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Am
folgenden Morgen besichtigen wir das durch den wiederholten Krieg mit
Aserbaidschan schwer beschädigte Shushi.
Allein im März 1920 wurden in nur drei Tagen ⅔ des Orts dem Erdboden
gleich niedergebrannt. Erst als 1920 die Bolschewiken (später Sowiet
Union) in Aserbaidschan und Armenien
einmarschierten kehrte in der Gegend Ruhe ein. Bald haben wir genug von
den deprimierenden Eindrücken. Um uns aufzuheitern, fahren wir die 9km
hügelab zur Hauptstadt und schauen uns um. Die wichtigsten Gebäude wie
das Parlament, der Präsidentenpalast, die Ministerien und das
Nationalmuseum gruppieren sich alle um denselben Platz. Und jedes ist
architektonisch auf seine Weise eindrucksvoll. Ja, und es gibt eine
Pizzeria, wo Emil eine seiner heiss geliebten Käsespeisen bestellt und
ich Risotto mit Pilzen esse. |
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- 025
Löwenzahn (Taraxacum) oder
- doch nicht? In unserer Kindheit bliesen
- wir immer ihre Samen weg
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Das Landschaftsbild auf dem Weg
- von Stepanakert zum Gandzasar-Kloster
- bei Vank im Norden ist geprägt von
- Wald, Weideland und rollenden Hügeln
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- 027
Ein Busch von rosa Nelken
- (Dianthus orientalis) wächst
- aus einer Felsspalte
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Der
Risotto löst eine ganze Kettenreaktion aus. Er ist schuld, dass Emil mit
dem linken Bein aufsteht. Nachts kriege ich Durchfall und pendle ständig
zwischen Klo und Bett hin und her. Dadurch schlief er schlecht. Er nimmt
es gleich zum Anlass, mehr Dampf abzulassen. Er beschwert sich über das
verhasste Windows 8-Systems, mit dem unser neuer Lenovo-Laptop
ausgerüstet ist, über die Achswelle, die er beim LandCruiser demnächst
auswechseln muss, ist sauer wegen unserer Webseite, die aus Zeitgründen
brach liegt, wegen der vielen schlechten Strassen und einmal mehr wegen
meines lauten Schnarchens. Ja, der Tag hat auch schon besser begonnen. |
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- 028
Rund 55km nördlich von Stepanakert
- liegt bei Vank in schöner Hügellage das
- Gandzasar-Kloster aus dem 13. Jahrhundert
- mit wunderbarer armenischer
Architektur,
- schönen Reliefs und prächtigen Details .....
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- 029
..... gut erhaltene Inschriften
- schmücken eine Wand von Gandzasar’s
- Kathedrale „Johannes’ des Täufers“ .....
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- 030
..... der Zentraldom ist mit hervor-
- ragenden Hochreliefs (Friesen) bestückt.
- Leider erlitt das Gandzasar-Kloster im
- armenisch-aserbaidschanischen Bergkara-
- bach-Konflikt Beschädigungen, wobei
- ein Gebäude ganz zerstört wurde
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Gegen
Mittag checken wir im Hotel Shushi aus und fahren in nördlicher Richtung
zum Gandzasar-Kloster aus dem 13. Jahrhundert. Es thront in lieblicher
Hügellage in der Nähe von Vank, 55km von Stepanakert entfernt. Trotzdem
wir schon einige Klöster besuchten, können uns seine exquisiten
Schnitzereien, schönen Reliefs, fein bearbeiteten „Khachkars” (mittelalterliche
Kreuzsteine), gut erhaltenen Inschriften und wunderbaren Details immer
noch begeistern. Obschon es ein Wochentag ist, ist die Besucherzahl
gross – die Ferien-Hauptsaison hat begonnen! Wir verziehen uns und
halten an einem lauschigen Bächlein im Tal unsere Mittagsrast. |
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- 031
Chilingaryan Familien-Baum in einer
- Ecke des Gandzasar-Klosters
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- 032
Es gibt kein Kloster ohne die fein
- bearbeiteten „Khachkars", die mittel-
- alterlichen Kreuzsteine. Dieser steht
- beim Gandzasar-Kloster .....
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- 033
..... daneben steht ein weiteres
- Schmuckstück mit einem Vogel-Motiv
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In der
Nähe gibt es noch eine weitere Sehenswürdigkeit: Das Dadivank-Kloster.
Verpassen wir etwas, wenn wir auf dessen Besuch verzichten? Es ist
unglaublich, aber auch nach 29 Reisejahren stellen wir uns diese Frage
immer noch. Diesmal siegt jedoch die Vernunft. Die Strasse soll schlecht
sein. Und von schlechten Strassen haben wir die Nase mehr als voll.
Stattdessen nehmen wir daher die Route über Drombon nach Martakert und
gelangen sozusagen ‚vom Regen in die Traufe’. Kilometer um Kilometer
quälen wir uns auf miserabelster Löcherstrasse vorwärts. Zu allem Elend
führt sie grösstenteils durch ein dichtes Waldgebiet. Nur ein einziges
Mal ist uns ein kurzer Blick auf den Sarsang-Stausee vergönnt, mit ein
Grund weswegen wir uns eigentlich für diese Strecke entschieden haben. |
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- 034
Das hügelige bewaldete Land mutet
- ein bisschen schweizerisch an: Aussicht
- vom Gandzasar-Kloster gegen den
- Westteil des Khachen-Tals
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- 035
Eine blaue Libelle (Odonata)
- ruht auf einem Schilfgras
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- 036
Den kurzen Blick auf den Sarsang-
- Stausee, der zwischen Drmbon und
- Martakert liegt, müssen wir uns redlich
- verdienen. Die Strasse ist in einem
- miserablen Zustand
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Im Dorf
Martakert zweigen wir Richtung Süden ab und folgen der mit dem
Kriegsnachbarn Aserbaidschan vereinbarten Waffenstillstandslinie. Was
sich unseren Augen bietet, ist ein dramatisches Bild der Zerstörung. Für
viele Kilometer sehen wir nichts als bombardierte Häuser, ausgebrannte
oder verrostete Kriegsrelikte und Zweimann-Erdbunker – stumme Zeugen des
zwischen 1990 und 1994 ausgefochtenen Kriegs. Auch viele Jahre nach
Kriegsende haben sich die Menschen in dieser sensiblen Region nicht mehr
angesiedelt. Nur Büsche und Bäume fühlen sich wieder heimisch. Umsomehr
freuen wir uns, als im warmen Abendlicht die Festung Tigranakert, auch
Shahbulag genannt, vor uns auftaucht. Sie stammt aus dem 18. Jh. und
wurde im Jahre 2010 restauriert. Das Eingangstor steht noch offen. Doch
schnell sehen wir, dass der Burghof heute in festen Händen einer Gruppe
ist. Man übt für eine Opernaufführung. Eine weibliche Musikkapelle ist
am Einstimmen und Akteure mit farbigen Kostümen machen sich für den
Auftritt bereit. Wir dürfen kurz schnuppern. Dann verabschieden wir uns.
Es ist Zeit, einen Übernachtungsplatz zu finden. |
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- 037
Zwischen Martakert und Aghdam
- fahren wir der Waffenstillstandslinie entlang.
- Für viele Kilometer sehen wir nichts als
- bombardierte Dörfer
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- 038
Ein weiteres Memorial des
- dramatischen Bergkarabach-Kriegs von
- 1990 bis 1994: Das Tank-Monument in
- Chldran am Nord-Süd-Highway
- (nebst Panzern von Shushi und Askeran)
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- 039
Auch viele Jahre nach Kriegsende
- haben sich die Menschen in dieser
- sensiblen Region entlang der östlichen
- Waffenstillstandslinie mit Aserbaidschan
- nicht mehr angesiedelt. Nur Büsche und
- Bäume fühlen sich wieder heimisch –
- hier zwischen Martakert und Aghdam
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Gleich
neben der Burg führt eine schmale Piste gegen die Berge. Ohne lange zu
zaudern, folgen wir ihr. Weit und breit ist kein Haus in Sicht. Als wir
genügend Abstand zur Festung haben, stellen wir neben der Piste auf
einem ebenen Plätzchen unser Camp auf, gerade noch rechtzeitig, um den
Sonnenuntergang zu erleben, der die Vankasar-Kirche erfasst, die hoch
oben auf dem Hügelkamm rot angestrahlt wird. Was für ein wunderbarer
Anblick! |
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- 040
Die im 2010 restaurierte Tigranakert
- Festung vom 18. Jh. liegt im Nordosten,
- rund 32km von der Hauptstadt entfernt.
- Artsakh’s (Bergkarabach’s) Tigranakert-
- Ausgrabungsstätte gilt als eine der vier
- Städte, die von „Tigran dem Grossen"
- oder seinem Vater „Tigran I“
- ca. 123–95 B.C. gebaut wurden .....
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- 041
..... als wir am Abend ankommen,
- machen sich im Innenhof die Akteure für
- eine Opernaufführung bereit. In einer
- Ecke stimmt sich eine weibliche
- Musikkapelle ein .....
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- 042
..... drei farbenfroh kostümierte
- Damen warten auf den Beginn
- der Vorführung
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„You
are not allowed to stay here” (Ihr dürft hier nicht campen) ist die
Morgenbegrüssung zweier gut gekleideter Herren, gerade als Emil im
Begriff ist, unseren Campingtisch fürs Frühstück aufzustellen. Wir
werden belehrt, dass wir uns in einer archäologischen Area befinden.
Klar haben wir gestern Abend die Steinmauern und -fundamente gesehen,
uns aber nicht näher damit befasst, weil wir dachten, es seien ebenfalls
Kriegsruinen. Wir packen zusammen und verschieben uns auf die andere
Seite der Brücke. Dort ist freies Land. Die ersten Sonnenstrahlen
erfassen gerade die Burg, rundherum blühen Blumen, ein einsamer Reiter
galoppiert grüssend vorbei und unten am Fluss flattern Libellen von
Blüte zu Blüte. Diese Kleinigkeiten versüssen uns den Tag. Bevor wir
dieses Gebiet verlassen, nehmen wir uns noch Zeit für die Besichtigung
des interessanten Museums innerhalb der Tigranakert Festungsmauern. In
gepflegten Displays erfahren wir einiges über die Ausgrabungen der alten
Stätte, die schon seit ein paar Jahren im Gange sind. |
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- 043
Rund um die Tigranakert-Festung sind
- die archäologischen Ausgrabungen im Gang.
- Ein ausgezeichnetes Museum innerhalb der
- Festungsmauern gibt Aufschluss darüber
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- 044
Unser herrlicher Nachtplatz zwischen
- Bäumen mit Blick auf die Tigranakert-
- Festung und die Vankasar-Kirche
- bietet uns Ruhe und Entspannung
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- 045
Die Vankasar-Kirche auf einer
- Hügelspitze oberhalb der Tigranakert-
- Festung, eingehüllt in den rötlichen Himmel
- der untergehenden Sonne. Der Aufstieg
- dauert rund eine Stunde
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Dann
folgen wir weiterhin der Waffenstillstandslinie, wo das Ausmass der
Zerstörung des Bergkarabach-Krieges kein Ende nimmt. Bei der Abzweigung
zum Ort Aghdam zögern wir. Es ist die Stadt, die das Auswärtige Amt in
unserer Besuchserlaubnis ausgeklammert hat. Es reizt uns, doch wir
suchen keine Probleme und schwenken auf die Umfahrungsstrasse. |
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- 046
Bei der Abzweigung nach Aghdam,
- der vor dem Krieg 150'000 Einwohner
- zählenden Stadt, steht ein rotes Verbots-
- schild. Unsere Reise-Erlaubnis vom
- Auswärtigen Amt von Bergkarabach
- klammert die Geisterstadt Aghdam aus und
- wir müssen die Umfahrung nehmen .....
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- 047
..... von fern sehen wir nur noch
- zwei Minarette emporragen – ein Besuch
- wäre verlockend gewesen. Die Stadt ist
- komplett verwaist. Die Menschen
- wurden entweder massakriert oder
- sie flüchteten nach Aserbaidschan
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- 048
Diese Tafel besagt, dass das
- Gebiet von Minen geräumt wurde
- und begehbar ist
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Es geht
gegen Mittag, als wir zurück in der Hauptstadt Stepanakert sind und auf
dem gut bestückten Samstagsmarkt Gemüse und Früchte einkaufen. Dann
fahren wir gleich nach Südwesten zur mehr als 2'000 Jahre alten Platane
„Tnjri” bei Karmir Shuka weiter. Die 24km führen uns erst durch die
eindrückliche drei Kilometer lange und 250m tiefe „Hunot Schlucht” und
später durch eine spärlich bevölkerte liebliche Hügellandschaft. Entlang
der Strasse dampft es ab und zu aus grossen Kesseln. Maiskolben werden
auf Holzfeuer gekocht und verkauft. Man versucht, ein paar Drams hinzu
zu verdienen Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir am Ziel angelangt. |
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- 049
Dieses dahin rostende Kriegsrelikt
- ist eines von vielen, die wir entlang der
- ehemaligen Frontlinie sehen
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- 050
Der Bunker zwischen den Hügeln
- vor Askeran wurde in eine beneidenswert
- schöne Landschaft gebaut. Er ist ein
- armenisches
bzw. Bergkarabach-Relikt.
- Zwischen Aghdam und Askeran führt die
- ehemalige Sowjet-Grenze zwischen der
- „Aserbaidschan SSR“ und dem „Autono-
- men Gebiet Bergkarabach“ hindurch
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- 051
Ein Erinnerungsfoto mit Emil und
- unserem LandCruiser vor dem Tank-
- Monument nördlich von Askeran – einem
- der dreien, die wir in Bergkarabach sahen
- (neben Sushi und Chldran). Es war hier,
- wo am 20.2.1988 der Bergkarabach-
- Konflikt entzündet wurde
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Eine
gewisse Ehrfurcht packt uns schon, als wir vor dem Baum stehen: 2’000+
Jahre alt – rd. 25 Menschenleben – etwas „angeknackt” zwar und
stützungsbedüftig. Doch mit seinem 44m² umfassenden ausgehöhlten Stamm
und seiner 54m Höhe sehr eindrucksvoll. Nachdem das Auge gesättigt ist,
meldet sich der Magen. Mit Sicht auf das Tal, das sich unter uns
erstreckt, bereite ich im Dampfkochtopf die Bohnen zu, die ich vor ein
paar Stunden auf dem Markt in Stepanakert kaufte. Dazu gibt es heisse
Knackwurst – noch aus dem ‚Carrefour’ in Tiflis in
Georgien. Satt und mit einem zufriedenen
Gefühl treten wir die Rückfahrt nach Shushi an, wo wir wiederum im
selben Hotel übernachten. |
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- 052
14km nordöstlich von Stepanakert
- liegt Askeran mit seiner Festung, umgeben
- von einer mittelalterlichen Mauer, gebaut
- 1751, die sich einst 1.5km durch das Tal
- erstreckte. Schon damals diente sie u.a. dem
- Schutz von Shushi vor persischen Feldzügen
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- 053
Nur ein kleiner Strahl, aber
- trotzdem schön: Ein Wasserfall entlang
- der "Hunot-Schlucht" südlich
- von Stepanakert .....
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- 054
..... die "Hunot Schlucht" ist drei
- Kilometer lang und 250m tief. Sie gilt als
- eine der schönsten Naturschönheiten in
- Bergkarabach
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Noch
haben wir unsere 10 Tage Aufenthaltsdauer nicht voll ausgekostet. Warum
schalten wir hier nicht noch einen Arbeitstag ein? Die Bedingungen sind
ideal. Emil ersetzt Unterbrecher und Zündkerzen und stellt die Zündung
neu ein. Er misst auch die Kompression: Sie liegt zwischen 8 und 7½, ist
zwar nicht optimal, geht aber. Ich schreibe am Tagebuch weiter und lese.
Doch am folgenden Tag packen wir und tragen unsere Taschen zum Auto. „Ich
bocke das Rad nochmals rasch auf um zu sehen, ob sich das Geräusch der
Welle verstärkt hat”, ruft mir Emil so nebenbei zu. Gesagt, getan. Seine
Miene verspricht nichts Gutes: „Es hört sich schlimmer an als vor ein
paar Tagen.Vielleicht schaffen wir es nach
Armenien zurück, vielleicht auch nicht” schätzt er die Lage ein.
Nein, mit diesem ständigen Schwert im Nacken auf die Piste zu gehen mit
der Aussicht, eine solch grosse Reparatur an Ort und Stelle am
Strassenrand vornehmen zu müssen, scheint nicht richtig zu sein. Nur
allzugut erinnern wir uns an einen Fall in Indien. Dort standen wir in
einer staubigen Kurve und wurden jedesmal eingestaubt, wenn ein Auto mit
unverminderter Geschwindigkeit an uns vorbei fuhr.
„Warum wechseln wir die Hinterachse nicht gleich hier aus?”,
schlage ich Emil vor. Der Platz ist gut und ruhig und im Zimmer erwartet
uns eine warme Dusche. Obschon wir inzwischen Übung im ‚Wellenwechseln’
haben – es ist die „weiss nicht mehr wievielte“ – wird es diesmal ein
Tag harter Knochenarbeit unter und neben dem Auto. Es läuft nicht alles
so rund wie es sollte. Anstatt der vier Stunden, die wir dazu
normalerweise brauchen, dauert es um die 6 Stunden. Emil’s Kommentar
dazu: „Jetzt bin ich auch wieder fünf Jahre älter als bei der letzten
Übung!“ Egal, am Abend sind wir fix und fertig. Wir entspannen uns bei
wohlverdientem Bier, duschen warm und legen uns in ein Bett mit frischen
Laken. Eine Gutnachtgeschichte brauchen wir heute definitiv nicht! |
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- 055
2000+ Jahre – rd. 25 Menschenleben
- – zählt diese zwar etwas ‚angeknackte’
- und stützungsbedürftige Platane (plane),
- genannt
„Tnjri”, bei Karmir Shuka
(ca.
- 24km südwestlich von Stepanakert) auf
- dem Nord-Süd-Highway nach Hadrut
- im südlichen Bergkarabach .....
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- 056
..... mit seinem riesigen ausgehöhlten
- Stamm (44m²) und dem hohen buschigen
- Blätterwerk jagt uns der über 54m hohe
- Baum doch gewisse Ehrfucht ein .....
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- 057
..... von unserem Mittagsplatz in der
- Nähe des historischen Baums blicken wir
- weit ins immer flacher werdende Tal
- hinunter, das bereits in Iran liegt
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- Am 17. Juli 2013 ist es soweit: Nach acht Tagen
treten wir unsere Rückreise nach
Armenien an. Hupend und winkend verabschieden wir
uns vom herzlichen weiblichen Hotelpersonal, das uns jeden Wunsch von
den Augen ablas. Es winkt zurück, bis wir um die Ecke verschwinden.
Wieder ist es ein Ort, der uns den Abschied schwer macht. Wir liebten
Land und Leute. Aber Abschiednehmen ist wohl das unvermeidbare
Schicksal von uns Reisenden. Die vielen Kurven der Passstrasse bringen
uns zur Armenien-Grenze zurück. Beim Zollhäuschen steigen wir beide
aus, um vorschriftsgemäss am Schalter das in der Hauptstadt
ausgestellte Visumsblatt abzugeben. Der Beamte kommt uns aber schon
auf halbem Weg entgegen und streckt die Hand nach dem Papier aus.
Unkomplizierter kann ein Grenzübertritt wohl kaum mehr sein! Einmal
mehr erlebten wir, dass die Warnungen der Reisehinweise ein bisschen
übertrieben waren. Keinen einzigen Moment hatten wir Bedenken wegen
der Sicherheit und der noch nicht vollständig beseitigten Minen. Wir
hoffen, dass der gegenwärtige Waffenstillstand mit Aserbaidschan
bald einem dauerhaften Frieden weichen wird. Das freundliche Volk von
Bergkarabach verdient es.
Nachsatz (6.2017): Leider fanden in allen unserem Besuch folgenden
Jahren weiterhin Konflikte und sporadische Kämpfe statt.
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- Zurück zum
ersten Teil der Armenien-Reise:
Armenien Teil 1
2. bis 9. Juli 2013 von Georgien Teil 2a nach Bergkarabach
- Weiter zur Fortsetzung der
Armenien-Reise:
Armenien Teil 2
17. bis 22. Juli 2013
von Bergkarabach
nach Georgien
Teil 2b
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- Die "Grössere" Mittlerer-Osten-Reise 2012/13:
- Sharjah/Dubai/1st Traveler's Festival/Emirates
National Auto Museum - V.A.E. mit Fahrzeug Nov.
2012 - Jan. 2013 - Teil 1
- West-V.A.E. - Liwa - Vereinigte Arabische Emirate mit unserem Fahrzeug im Januar 2013 - Teil 2
- Oman 2013 - Teil 1 - Februar 2013: Halbinsel Musandam
- Oman 2013 - Teil 2 - Februar 2013: Sohar
- Muskat - Rustaq - Nizwa
- Oman 2013 - Teil 3 - März
2013: Sur - Ostküste - Insel Masirah - Dhofar
- Oman 2013 - Teil 4 - März
2013: Salalah & Umgebung (Dhofar) - Nizwa
- Oman 2013 - Teil 5 - März
2013: Westliches Hajar-Gebirge
- Al Ain, Ostküste & Ras al Khaima - Vereinigte
Arabische Emirate - mit unserem Fahrzeug im April 2013 - Teil 3
- Iran - Teil 1: Fährhafen Bandar Abbas-Shiraz-Persepolis-Pasargad (zwischen Persepolis und Yazd) Mai 2013
- Iran - Teil 2: Pasargad
(exkl.)-Yazd-Esfahan Mai 2013
- Iran - Teil 3: Esfahan (exkl.)-Chelgerd-Hamadan-Sanandaj-Orumiyeh Mai 2013
- Türkei:
Iran Grenze-Esendere-Hakkari-Van-Doğubayazıt-Kars-Ardahan-Hopa-Georgien Grenze Mai/Juni 2013
- Georgien - Teil 1:
Türkei Grenze-Adscharien-Gori-Tiflis-Kakheti-Aserbaidschan
Grenze – Juni 2013
- Aserbaidschan:
Georgien Grenze-Balakən-Şəki-Lahıç-Baku-Xınalıq-Quba-Laza-Baku-Gəncə-Georgien
Grenze – Juni 2013
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Georgien - Teil 2a: Grenze Aserbaidschan-Tiflis-Grenze
Armenien –
Juni/Juli 2013
- Armenien - Teil 1: Georgien Grenze-Haghpat-Dilijan-Sevan-Tatev-Goris-Bergkarabach
Juli 2013
- Armenien - Teil 2: Bergkarabach-Goris-Tatev-Noravank-Khor
Virap-Echmiadzin-Eriwan-Geghard-Gyumri-Georgien
Grenze Juli 2013
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Georgien - Teil 2b: Grenze
Armenien-Ninotsminda-Tiflis-Mtskheta-Kazbegi-Kutaisi-Zugdidi
– Juli 2013
- Georgien
- Teil 3a: Zugdidi-Swaneti-Zugdidi-Grenze Abchasien –
Juli/August 2013
- Abchasien: Georgien-Sukhumi-Tsebelda-Novyy Aton-Lake
Ritsa-Gagra-Pitsunda-Georgien August
2013
- Georgien - Teil 3b: Grenze Abchasien-Poti-Fähre nach
Ilyichevsk/Ukraine – August 2013
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