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Bilder unserer Reise durch Georgien – Teil 1
- Vom 4. bis 13. Juni 2013 Grenze Türkei - Adscharien - Gori - Tiflis - Kakheti - Grenze Aserbaidschan
 
vorher:
Türkei 28. Mai bis 4. Juni 2013: Iran Grenze - Esendere - Hakkari - Van - Doğubayazıt - Kars - Ardahan - Hopa - Georgien Grenze
nachher im Kaukasus:
Aserbaidschan 13. bis 24. Juni 2013: Georgien Grenze - Balakən - Şəki - Lahıç - Baku - Xınalıq - Quba - Laza - Baku - Gəncə - Georgien
Georgien Teil 2a 24. Juni bis 2. Juli 2013: Grenze Aserbaidschan - Tiflis - Grenze Armenien
Armenien Teil 1 2. bis 9. Juli 2013: Grenze Georgien - Akhtala - Haghpat - Dilijan - Lake Sevan - Selim - Arates - Bergkarabach
Bergkarabach 9. bis 17. Juli 2013: Armenien - Stepanakert - Gandzasar - Martakert - Tigranakert - Tnjri - Shoushi - Armenien
Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013: Bergkarabach - Goris - Tatev - Noravank - Khor Virap - Echmiadzin - Geghard - Gyumri - Georgien
Georgien Teil 2b 22. bis 31. Juli 2013: Armenien - Ninotsminda - Tiflis - Mtskheta - Kazbegi - Kutaisi - Zugdidi
Georgien Teil 3a 31. Juli bis 5. August 2013:  Zugdidi - Swaneti - Zugdidi - Grenze Abchasien
Abchasien 5. bis 13. August 2013: Georgien - Sukhumi - Tsebelda - Novyy Aton - Lake Ritsa - Gagra - Pitsunda - Georgien
Georgien Teil 3b 13. bis 15. August 2013: Grenze Abchasien - Poti - Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine
 
 
Georgien-Karte
 
 
  Karte Mittlerer Osten       Kaukasus-Karte
 

 
letzte Foto: 13. Juni 2013
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001  4. Juni 2013: Vom Grenzort Sarpi
südlich von Batumi werfen wir einen Blick
zurück in die Türkei, wo am Schwarzen Meer
eine einsame Moschee 'Wache steht'. Die
Mehrheit Georgiens gehört der „Georgischen
Orthodoxen Apostelkirche“ an
002  Das ehemalige Gebäude der
Nationalbank von Georgien am
Europa-Platz im Zentrum von Batumi
hat nun im Turm eine astronomische
Uhr – wie in Prag und Venedig
003  Futuristische Gebäude säumen
den Seaside Boulevard von Batumi,
Georgiens Sommerferien Hauptort. Von
links nach rechts: Das Hotel Radisson-Blu;
das Batumi-Tower Business-Center; das
Grand-Hotel Kempinski
 
Wir sind ganz euphorisch – Neuland erwartet uns: Georgien, unser 173. Reiseland. Am Morgen des 4. Juni 2013, von der Türkei kommend, stehen wir bei strahlendem Wetter am Grenzort Sarpi bei Batumi. Die erste Überraschung: Es gibt keine Warteschlange. Die zweite: Der Zoll, die erste Instanz, winkt uns gleich weiter zur Einreisebehörde. Die dritte: Lediglich wegen unseres vollen Passes bleiben wir dort ein paar Minuten hängen, weil die zwei Damen im Häuschen noch einen freien Platz für ihren Eingangsstempel suchen. (Die neuen Pässe sind in der Hauptstadt Tiflis auf unserem Konsulat abholbereit). Die vierte: Die von einem Reisebekannten erwӓhnte Versicherung von €25 müssen wir nicht abschliessen. Die fünfte: Die ersten Reisenden, die wir treffen, sind Schweizer – drei Motorradfahrer auf einer vierwӧchigen Tour durch Georgien.
 
 
 
 
 
 
004  Der steinige Strand von Batumi
streckt sich fast 9km der Küste entlang
– vom Hafen bis zum Flughafen
005  Der Miracle Park von Batumi.
Batumi mit rund 200’000 Einwohnern
ist die Hauptstadt der autonomen
Provinz von Adscharien
006  Auf dem Weg von Batumi zum
Goderdzi-Pass ist der Zusammenfluss der
Chorokhi- und Adzhari Flüsse. Der erstere
kommt als Çoruh-Fluss aus dem riesigen Stau-
see bei Artvin in der Türkei (Bild Nr. 80),
 
Batumi mit seinen 200‘000 Einwohnern ist die Hauptstadt der autonomen Provinz von Adscharien. Sie ist uns auf Anhieb sympathisch. Es ist eine gepflegte Stadt mit futuristischen neuen Gebӓuden, einer 9km langen Meerespromenade mit Cafes, Gӓrten, Pӓrken und Monumenten. Aber auch mit einem attraktiven Zentrum wie die meisten osteuropӓischen Stӓdte, die wir kennen. Auf der westlichen Seite glitzert das Schwarze Meer, auf der ӧstlichen Seite grüssen saftig grüne Hügel. Heute verstecken sie sich allerdings hinter einer dichten Nebeldecke. Batumi ist Georgien’s Sommerferien Resort. Hotels schiessen wie Pilze aus dem Boden.
 
 
 
 
 
 
007  Die Zvare Kirche nordöstlich
des Dorfes Keda auf dem Batumi-
Akhaltsikhe -„Highway“ ist seit
2003 aktiv und berühmt für
Hochzeitszeremonien
008  „Ja, wir sind schwindelfrei! (oder
doch nicht so)" Der dünne Brückenbogen
der historischen Dandalo Brücke auf dem
Batumi-Akhaltsikhe „Highway“ ist 8.5m
über dem Wasserstand. Er wurde aus
natürlichen Steinen gebaut
009  Die Kirche von Khulo (Annunciation
Church?) ist etwa 80km östlich von Batumi
an der schlechten Haupstrasse nach
Akhaltsikhe gelegen (Batumi-Khulo
asphaltiert, nachher 50km
„fast 4x4”-Zustand)
 
Beim ersten Supermarkt stöbern wir im reichhaltigen Sortiment und vergleichen die Preise. Die Überraschung ist positiv: Kӓse, dunkles Brot, ein gekochtes Schinkli und eine 3-Liter-Flasche Rotwein landen schon bald in unserem Einkaufswagen, alles für rd. €5. Mit all den Köstlichkeiten fahren wir zum nahen Kieselstrand und stossen mit dem fein schmeckenden Wein auf unser neues Land an. Das Schinkli und der Käse, ergänzt mit Rösti und Salat, wird dann unser erstes Mittagessen im neuen Land Georgien. Und der grosse Fernfahrer-Parkplatz bei der Grenze wird unser erster Übernachtungsplatz. Es gibt sogar günstige warme Duschen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
010  Immer wieder gibt es spezielle
Ausblicke auf den Adzhari Fluss. Der
Batumi-Akhaltsikhe „Highway“ folgt
oft dem Flussbett, hier auf der nördlichen
Seite zwischen Zvare und Tskhmorisi
011  Es gibt nicht nur Steinbrücken,
sondern auch Hängebrücken, die auf die
Südseite des Adzhari Flusses führen. Hier
zwischen Khichauri und Shuakhevi
012  Leicht übersieht man die Ruinen
der Kaviani-Burg bei Khichauri im dichten
Wald. Das Fort ist aus natürlichen Steinen
und Kopfsteinen gebaut. Die Mauern
sind einen Meter dick
 
Ein Rudel bellender Hunde auf dem weitläufigen Fernfahrer-Parkplatz sorgt nachts für etliche Unterbrechungen unseres Schlafs. Nach 8 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir tanken nochmals Benzin, kaufen Brot und Würstchen und schwenken nach Osten auf den Batumi-Akhaltsikhe-„Highway“ ab. Ziel ist der Goderdzi-Pass entlang der türkischen Grenze. Die Strasse folgt erst dem engen Tal des Adzhari-Flusses und führt uns dann durch eine romantische, tiefbewaldete Gegend mit alten Naturstein- und Hängebrücken. Besonders ins Auge stechen auch die hübsche Zvare-Kirche nordöstlich von Keda und die Ruinen der aus natürlichen und Kopfsteinen gebauten Kaviani-Burg bei Khichauri, die mitten aus dem tiefen Urwald emporragen.
 
 
 
 
 
 
013  Beim Aufstieg zum 2’025m
hohen Goderdzi-Pass freuen wir uns
an diesen wild wachsenden Hortensien
014  Bauern auf der Brücke ihres
Pickups haben keine andere Wahl als
Staub zu schlucken. Bei Khulo hört
die Asphaltstrasse auf; dann ist Allrad
zum Goderdzi-Pass vorteilhaft
015  Solch ein leuchtendes "Bouquet"
 der Sumpfdotterblume (Caltha palustris)
ist immer ein Fotomotiv. Hier auf dem
Weg zum Goderdzi-Pass
 
Gemäss dem Lonely Planet-Reiseführer ist die Bergstrecke asphaltiert. Ja, ist sie auch, aber nur bis Khulo, von wo dann für die nächsten 50km Allrad unerlässlich für uns ist. Eine kritische Schräglage bringt unser Adrenalin ganz schön in Wallung. Sie ist so prekär, dass unser LandCruiser umzukippen droht. Es ist nicht das erste Mal, dass wir den Lonely Planet verwünschen, auf den man sich heutzutage oft nicht mehr verlassen kann. Heute nervt er uns aber speziell, da wir nun während der 8½ Std. dauernden Fahrt gerade mal 150km schaffen.
 
 
 
 
 
 
016  Die teils abbruchreif wirkenden
Häuser aus Holz und Schindeln vom
Goderdzi-Weiler sind immer noch
bewohnt – sogar noch im Winter
017  Geschafft im doppelten Sinn: Wir
haben die Goderdzi-Passhöhe auf
2’025m geschafft und der letzte Allrad-
Drittel, wo wir bei einer Schräglage
fast umkippten, hat uns „geschafft"
018  Markiert dieses Haus ganz aus
Wellblech eventuell einen neuen
Baustil in dieser Bergregion?
 
Die Gegend des Westanstiegs bis zum 2'025m hohen Pass mutet schweizerisch an: Almen mit weidenden Kühen, Holzchalets und Wälder prägen das Landschaftsbild. Beim nӓheren Betrachten einiger der Holzhӓuser kriegen wir den Eindruck, dass sie jeden Moment wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen könnten. Aber es leben noch immer Menschen dort. Holz wird gehackt, Milchkannen werden ausgespühlt, Zaunpfosten zugespitzt und Gӓrtchen bestellt. In der Nähe hütet ein gebeugtes altes Mütterchen ein paar Kühe. Dabei ist es fleissig am Stricken. Das ländliche Leben scheint sich hier immer noch wie zu alten Zeiten abzuspielen.
 
 
 
 
 
 
019  Ein "Tante Emma"-Laden im
Dorf Goderdzi, anscheinend auch
ein Männertreffpunkt
020  Ist das nur eine „Sommerresidenz"
auf dem Goderdzi-Pass? Beim näheren
Hinschauen können wir uns nicht vor-
stellen, dass das Holzhaus auf über
2’000m Höhe wintertauglich ist
021  Milchkannen werden ausgespühlt,
Zaunpfosten zugespitzt – das Leben der
Bauern auf dem Goderdzi-Pass ist
immer noch wie in alten Tagen
 
Endlich auf der Passhӧhe (2'027m) angelangt, gӧnnen wir uns zwei redlich verdiente Glӓser Wein zur Entspannung. Das Mittagessen ist einfach und schnell: Heisse Würstchen und Brot. Dann machen wir uns auf den östlichen Abstieg. Frappant ist, dass die zerstreuten Dörfer der Westseite nun auf einen Schlag aufhören. Der Fӧhrenwald wird undurchdringlich und ist oft mit riesigen Blumenfeldern aus weissen Margeriten durchbrochen. Lila Hortensien, gleichfarbige Primeln und goldgelbe Sumpfdotterblumen leuchten um die Wette.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
022  Wir beginnen den Abstieg vom
Goderdzi-Pass nach Osten, nach
Akhaltsikhe. Interessanterweise hören
die verstreuten Dörfer derWestseite abrupt
auf, Föhrenwälder werden dichter .....
023  ..... und die Blumenwelt
erfreut uns häufiger wie hier diese
leuchtenden Primeln (Primula)
am Strassenrand .....
024  ..... oder diese prächtige Wiese
mit bühenden weissen Margeriten
(Leucanthemum)
 
Es ist eine wunderschöne einsame Fahrt auf einer Strasse, die in etwas besserem Zustand als diejenige der Westseite des Goderdzi-Passes ist. Die Dunkelheit naht. Noch kӧnnen wir die Sicherheitslage für wildes Campen nicht beurteilen. Eine passende Tankstelle ist nicht in Sicht. So fahren wir weiter bis zum Ort Akhaltsikhe, wo sich die Strasse teilt: Entweder zur Türkei, nach Armenien oder in die georgische Hauptstadet Tbilisi. Wir haben das Glück, für 50 Lari (= GEL) (€24) im Hotel Mirage ein Zimmer mit Wohnecke, Wifi und Frühstück zu finden. Beide sind von der langen strapazӧsen Fahrt komplett erschöpft. Ich wasche noch ein paar Sachen aus, Emil führt den Landeswechsel auf seinen Statistiken nach und um 22.30 schlafen wir bereits tief und fest.
 
 
 
 
 
 
025  Wir rollen allein durch Wälder
und blühende Wiesen auf der sich in etwas
besserem Zustand befindenden Ostseite
des Goderdzi-Passes
026  Rund 20km nach der
Goderdzi-Passhöhe thront das
imposante Zarzma-Kloster
auf einem Hügel
027  Das Dorf Skhvilisi, etwa 5km
westlich von Akhaltsikhe an der Strasse
zur türkischen Grenze von Posof gelegen
 
Das Frühstück wird erst um 10 Uhr serviert, viel zu spät für uns Frühaufsteher. Wir bereiten unser eigenes zu und beschliessen spontan, einen reisefreien Tag einzuschalten. Der Blickfang von Akhaltsikhe ist die auf dem Hügel am Stadtrand thronende imposante Rabati-Burg. Was verbirgt sich wohl hinter den hohen Festungsmauern und runden Wachtürmen? Wӓhrend Emil sich auf die Suche nach der Telefongesellschaft Magti macht, um eine Sim-Karte zu kaufen, löse ich für den Burgbesuch für 5 Lari ein Eintritts-Billet.
 
 
 
 
 
 
028  Der Blickfang der Stadt Akhaltsikhe,
was auf georgisch „Neues Schloss" heisst,
ist die aus dem 12. Jh. stammende
grosse, auf einem Hügel liegende Burg
029  Hinter den hohen Festungsmauern
und vielen Wachtürmen versteckt sich
eine wahre Pracht an Bauwerken
030  Der Blick vom Schloss Rabati
reicht in alle Himmelsrichtungen
und bis hin zu den Bergen
 
Vom Moment an, wo ich durch das Burgtor trete, nimmt meine Begeisterung kein Ende. Diese aus dem 12. Jh. stammende Festung ist keine „normale“ Wohnburg, sondern eine Ansammlung von prächtigen Bauwerken zwischen gepflegten, blumenreichen Gärten: Es gibt eine Moschee mit goldenem Dom, einen weissen Sӓulentempel, eine Kirche, einen zierlichen Pavillon sowie einen verzierten sprudelnden Brunnen. Die Krönung des ganzen ist der herrliche Ausblick in jede Himmelsrichtung bis hin zu den Bergen.
 
 
 
 
 
 
031  Das Schlossinnere besteht aus
einem Säulentempel, einer Kirche und
einer Moschee, einem zierlichen Pavillion
mit einem sprudelnden Brunnen –
alles ist von schönen Gärten umgeben
032  Die dunklen Gewitterwolken
lassen den zierlichen Pavillion
zauberhaft erscheinen
033  Weltuntergangsstimmung
über dem Akhaltsikhe-Schloss. Der
goldene Dom gehört zur Moschee
 
Ein Gewitter kündigt sich an. Der Himmel verfinstert sich rasant. Er verbreitet eine Art Weltuntergangsstimmung und lässt die Gebäude, die noch von der Sonne erfasst werden, in einem magischen Licht erstrahlen. Und schon fallen die ersten schweren Tropfen vom Himmel. Schnell eile ich dem Ausgang zu, wo Emil mit dem LandCruiser bereits auf mich wartet. Kaum bin ich im Trockenen, giesst es auch schon wie aus Kannen. Wir schlagen uns ins Stadtzentrum zum Paemani-Restaurant durch, spezialisiert für „Khatchapuri“ (Käsekuchen) – Georgiens Spezialitӓt Nr. 1. Emil strahlt, als seine Lieblingsspeise serviert wird. Er kӧnnte durchaus von Kӓse leben. Bis wir Georgien verlassen werden, wird er bestimmt seine kürzlich verlorenen Kilos wieder zulegen, die er in Arabien und im Iran wegen des dortigen Alkohol-Verbots verlor. Aber wer will sich schon seine Freude verderben!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
034  Die Kathedrale im Stadtzentrum
von Akhaltsikhe ist ansprechend mit
Grünflächen und Sitzbänken umgeben
035 Hausgemachte Tagliatelle in Akhaltsikhe
– nicht mehr ganz von Hand, wie sie
Liliana`s Mutter noch zu machen pflegte
036  Das Fladenbrot frisch aus dem
Tonofen schmeckt herrlich und kostet
nur €0.30 das Stück
 
Es ist 10 Uhr als wir am nächsten Tag zum Tor des Mirage-Hotels rausfahren. Es geht Richtung Süden zur bekannten Höhlenstadt von Vardzia. Die Strasse schlängelt sich malerisch entlang des Laufs des träge dahinziehenden Mtkvari-Flusses, durch enge Schluchten und ein grünes Tal, umrahmt von tiefbewaldeten Hügeln und hochaufragenden kahlen Felstürmen. Bei der Khertvisi-Festung, die hoch auf einem Hügel thront, liegt die Abzweigung nach Vardzia; die Hauptstrasse ginge nach Armenien. Nach 17km auf guter Teerstrasse sind wir am Ziel. Die vielen Autos und Kleinbusse, die dicht gedrängt auf dem Parkplatz stehen, und die Völkerwanderung, die sich auf dem steilen Weg zu den Felshöhlen fortbewegt, dämpfen unsere Vorfreude.
 
 
 
 
 
 
037  Die Strecke von Akhaltsikhe
zum Höhlenkloster von Vardzia folgt
dem malerischen oberen Lauf des
Mtkvari-Flusses. Die Landschaft ist
sehr grün, sehr schön und sehr vielfältig
038  40km südöstlich von Akhaltsikhe,
an der Kreuzung zum Höhlenkloster von
Vardzia, steht die Khertvisi-Festung aus
dem 2. Jahrhundert v. Chr. Die
heutigen Mauern wurden 1354 erstellt
039  Ein weiterer leuchtender Blumen-
teppich entlang des Mtkvari-Flusses
hebt unsere Stimmung
 
Die heutige archäologische Stätte von Vardzia entstand als Festung. Sie wurde durch König Giorgi III im 12 Jh. gebaut. Die in den Fels gehauenen Wohnungen waren auf 13 Stockwerke verteilt und beinhalteten letztlich 407 Räume, 12 Kirchen und 25 Weinkeller! Unter der Herrschaft seiner Tochter, Kӧnigin Tamar, entwickelte sich die Hӧhlenstadt mehr und mehr zu einem geistigen Zentrum. Zeuge der damaligen Zeit ist heute noch die Kirche „Church of the Assumption“ mit ihren feinen Fresken, die zwischen 1184 und 1186 entstanden sind. Und die Wendeltreppen und finsteren Tunnels, die wir auf dem Rückweg nehmen, geben auch einen kleinen Einblick in die Geschichte von Vardzia.
 
 
 
 
 
 
040  Die heutige archäologische Stätte
von Vardzia entstand als Festung. Sie
wurde durch König Giorgi III im 12 Jh.
gebaut. Unter seiner Tochter, Königin
Tamar, entwickelte sie sich mehr und
mehr zu einem geistigen Zentrum .....
041  ..... Höhlenwohnungen wurden für
die Bewohner aus dem Stein gehauen.
Sie dehnten sich über 13. Stöcke aus
und beinhalteten letztlich 419 Räume,
13 Kirchen und 25 Weinkeller .....
042  ..... heute steht noch eine einzige
Kirche, die „Himmelfahrtskirche“ (Church
of the Assumption) mit ihren feinen
Fresken, die zwischen 1184 und 1186
entstanden sind, wo wir uns davor
fotografisch „verewigen"
 
Wen trifft man vielfach an entlegendsten Orten: Schweizer! Beim Nonnenkloster zwei Kilometer westlich von Vardzia mit seiner Kirche aus dem 11. Jh. steht ein Motorrad mit CH-Nr.. Es gehӧrt Otto. Er war schon in Armenien und bestӓtigt uns, was wir schon wissen: Die dortigen Strassen sind miserabel. Die Bevӧlkerung betitelt er jedoch als freundlicher und herzlicher als hier in Georgien. Wӓhrend wir drei uns noch angeregt unterhalten, bringt uns die Nonne, welche uns die Kirche zeigte, ein frischgebackenes rundes Brot – eine Art Fladenbrot. Es ist noch warm und knusprig und wir essen es auf der Stelle bis auf den letzten Krumen. Nachts hier parkieren und im Auto schlafen dürfen wir allerdings nicht. Auf dem inzwischen leeren Parkplatz bei den Hӧhlen ist es jedoch erlaubt. Der Mann will dafür 5 Lari. Es wird eine unserer ganz schlimmen Nӓchte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Vardzia ist heute wieder ein funktionierendes Kloster. Einige Zellen werden wieder von Mönchen bewohnt.
Wendeltreppen und dunkle Tunnels führen durch die „Höhlenstadt"
043
044
045
 
Ein Hund bellt ununterbrochen, mal direkt vor unserem Auto, mal etwas weiter weg, dann wieder unter dem Auto. Um 01:30h in der Früh brennt Emil die Sicherung durch. Er will zusammenpacken und wegfahren. Wohin mitten in der Nacht? Nein, da bin ich nicht einverstanden! So quälen wir uns völlig entnervt Stunde um Stunde bis zum Morgengrauen durch die Nacht. Als die Putzequipe eintrifft, ein alter Mann und eine ebenso betagte Frau, sind wir schon abfahrbereit. Zum Frühstück verschieben wir uns auf den Aussichtsplatz mit Blick auf die Hӧhlenstadt. Als die Morgensonne sie wunderbar erstrahlen lässt, empfinden wir es als wohlverdienten Lohn für die vergangene schlaflose Nacht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
046  Käfer tun sich an einer
weissen Margerite gütlich
047  Ein Buntspecht (Dendrocopos
major) macht eine Pause und scant
die Umgebung ab
048  „Gibt es hier etwas zu futtern?" Eine
Möwe taucht an unserem Frühstücksplatz
gegenüber dem Vardzia-Höhlenkloster auf
 
Es geht denselben Weg zurück bis Akhaltsikhe und dann in Richtung Gori und Tiflis (Tbilisi). Bis zur Kreuzung in Khashuri, wo die Hauptstrasse vom Schwarzen Meer einmündet, ist die Landschaft noch hügelig und lieblich. Von dort aus wird es jedoch eintӧnig. Nichts als Tankstellen entlang der Autobahn, nur noch ab und zu mal eine Blumenwiese. Die einzige Sehenswürdigkeit, die wir auf der Strecke nach Gori finden, ist die St. George’s Kirche in Samtsevrisi aus dem 7. Jh, deren Tor aber leider verschlossen ist. Sie thront auf einem Hügel mit herrlicher Rundsicht. Speziell ist ihr angegliederter Friedhof. Jedes einzelne Grab wird von verzierten Metallgittern umrahmt, und die Grabsteine tragen Fotos der Verstorbenen. Mitte Nachmittag erreichen wir Gori, Stalin’s Geburtsort. Wir brauchen unbedingt Schlaf und suchen ein Gästehaus. Die einzige Unterkunft, die wir finden, ist das Hotel Georgia, wo jedoch alle Zimmer gegen die belebte Strasse liegen. Entsprechend lӓrmig und wenig erholsam wird auch diese Nacht.
 
 
 
 
 
 
 
 
049  Die Kirche, die zu einem Nonnen-
kloster 2km westlich von Vardzia gehört,
hat einige schöne Schnitzereien. Zum
Kloster gehören auch Fruchtgärten
und eine Forellenfarm
050  In der Nähe des Vardzia-
Höhlenklosters schlängelt sich
der Mtkvari-Fluss durch
eine enge Schlucht .....
051  ..... die gute Strasse schlängelt
sich ebenfalls dem Tal entlang. In
Georgien sind Strassen, die zu
touristischen Ausflugszielen führen,
meistens gut ausgebaut
 
Wen sehen wir vor dem Touristenbüro vis-a-vis vom Stalin-Museum? Einen Overlander-Bus auf dem Weg nach Peking. Seine Gruppe von 18 Gӓsten besichtigt gerade das Museum und Pete, der sympathische Fahrer und sein lokaler Führer haben Zeit, sich mit uns zu unterhalten. Sie sind wahre Informationsquellen für Aserbaidschan und auch Georgien. Da wir nun schon mal vor dem Stalin-Museum stehen und es doch etwas Spezielles ist, wandern wir spӓter für 10 Lari (etwa €5) pro Person auch noch durch die verschiedenen Rӓume. Die Ausstellung besteht hauptsächlich aus Fotos, Zeitungsartikel, Dokumenten der historischen Momente. Mit ganz wenigen Ausnahmen ist alles auf Russisch beschriftet, so dass wir wenig profitieren kӧnnen. Die Aufseherin reklamiert nicht, als wir Joseph Stalin‘s erstes Büro im Kreml und eine Aufnahme fotografieren, die ihn zusammen mit Winston Churchil und Franklin D. Roosevelt anlässlich der Yalta-Konferenz auf der Krim anfangs Februar 1945 zeigt.
 
 
 
 
 
 
052  Blick über die Kloster-/Burganlage
von Samtsevrisi und hinunter ins Mtkvari-
Tal, dahinter der Ort Agara – etwa
30km westlich von Gori
053  Die St. George's Kirche in Samtsevrisi
stammt aus dem 7. Jahrhundert und thront
oben auf einem Hügel westlich von Gori/
südlich von Agara mit herrlicher Rundsicht
054   Der angeschlossene Friedhof ist
speziell. Jedes Grab ist mit dekorativen
Metallgittern umgeben und man ehrt
die Verstorbenen mit Fotos
 
Bevor wir Gori auf einer Nebenstrasse nach Mtskheta und weiter nach Tiflis, der Hauptstadt, verlassen, kaufen wir noch zwei heisse, frisch aus dem grossen Tonofen gebackene Fladenbrote. Es geht durch einfache Bauerndӧrfchen, wo Gӓnse über die Strasse watscheln, Bauern mit Schaufeln auf der Schulter von ihrer Feldarbeit zurückkehren und Mütterchen am Strassenrand Tomaten, Gurken und Kartoffeln verkaufen. Tief bewaldete Hügel und goldgelbe Forsythien-Strӓucher, die wunderbar duften, sorgen für eine abwechslungsreiche Fahrt.
 
 
 
 
 
 
055  Von Bäumen umsäumt schlängelt
sich zwischen Akhaltsikhe und Borjomi
der Mtkvari-Fluss durch das Tal
056  Eine wunderbare Farbenkombination:
Ein gelber Schmetterling hat sich auf einer
blühenden lila Distel (Onopordum
acanthium) niedergelassen. Auf der
Knospe links sitzt ein rotes Marien-
käferchen (Coccinella magnifica)
057  Die Dorfbewohner von Samtsevrisi
haben den Luxus, genügend Grün um ihre
Häuser zu haben und in der Natur zu leben
 
20km nordwestlich der Hauptstadt Tiflis erwartet uns ein ganz spezieller Anblick: Jenseits des Mtkvari-Flusses erhebt sich über den roten Dächern der Stadt majestätisch die Svetitskhoveni-Kathedrale von Mtskheta aus dem 11. Jh. Sie gehört zum UNESCO Weltkultur-Erbe. (Noch wissen wir nicht, dass wir später an diesem Ort drei Nächte unmittelbar gegenüber der Kathedrale verbringen werden). Man sagt, dass unter dem heiligen Komplex die Robe von Christus begraben liegt. Ganz in der Nӓhe hoch oben auf einem Hügel thront die Jvari-Kirche aus dem 6. Jh. An diesem Ort soll König Mirian im 4. Jh. kurz nach seiner Bekehrung ein Kreuz errichtet haben. Mit diesem speziellen Ausblick vor Augen picknicken wir auf einer grünen Fläche gleich neben der Autobahn, die uns später am Tag zur Hauptstadt Tiflis führen wird. Nicht schlecht staunen wir, als auf der verkehrsreichen Autobahn auch ein Hirte seine grosse Kuhherde vor sich hin treibt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
058  Historisches Foto im Stalin-Museum
in Gori, gebaut zur Sowjetzeit, mit Winston
Churchill (links), Franklin D. Roosevelt (mitte)
und Joseph Stalin (rechts) anlässlich der
Yalta-Konferenz im Februar 1945. Gori ist
der Geburtsort von Stalin (18.12.1878)
059  Stalin-Statue vor seinem Museum
in Gori. Die Ausstellung beinhaltet vor
allem Fotos, Zeitungsartikel, Dokumente
und historische Momente, alles auf
Russisch beschrieben
060  Eine Ausnahme zu den historischen
Dokumenten im Stalin-Museum in Gori
ist sein erstes Büro im Kreml. Vor dem
Museum steht ein Eisenbahnwagen,
mit dem Stalin immer reiste
 
Mitte Nachmittag sind auch wir Richtung Tiflis unterwegs. Was entdecken wir vor den Toren der Stadt? Das Logo des französischen Carrefour-Supermarkts, den wir von vielen Grossstädten her kennen und schätzen. Was für eine tolle Überraschung! Er lockt uns magisch an. Nur schon beim Gedanken an Kӓse, Wurst, Salami, Wein und Bier läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Frisch eingedeckt, fahren wir eine Stunde später durch hӓssliche, heruntergekommene Wohnblӧcke aus der Sowjetzeit, wo der Putz überall abbröckelt, dem Stadtzentrum entgegen. Dieses begrüsst uns jedoch mit breiten Strassen, schönen Gebäuden und grossen Plӓtzen, wo einst Militӓrparaden stattfanden. Es gefällt uns auf Anhieb. Wir freuen uns auf unsere Besichtigungstour.
 
 
 
 
 
 
061  Auf einer Nebenstrasse von Gori nach
Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, südlich
des Mtkvari-Flussessind die goldgelben
Forsythien-Sträucher in voller Blüte. Sie
verbreiten einen wunderbaren Duft
062  Bei der Stadt Mtskheta’s steht
auf einem Hügel das Jvari Kloster aus
dem 6. Jahrhundert. Es ist der Ort, wo
König Mirian im 4. Jh. kurz nach
seiner Bekehrung ein Kreuz errichtete
063  Gegenüber dem Mtkvari Fluss grüsst
die Svetitskhoveli Kathedrale aus Mtskheta
aus dem 11. Jh. Man sagt, dass Christus’
Robe darunter begraben liegt. Sie gehört
zum UNESCO Welt-Erbe und liegt
20km nordwestlich der Hauptstadt Tiflis
 
Aber erst wollen wir im Hotel „Why Not“ einchecken, wo wir am Morgen telefonisch noch ein Zimmer für zwei Nӓchte reservierten. Es entpuppt sich als absoluter Fehlgriff. Schon die Aussen-Holztreppe, die zum 1. Stock der Unterkunft führt, lässt erahnen, was uns erwartet. Es ist in einem derart baufälligen und verschmutzten Zustand, dass ich sogleich wende. „Hier bringen mich keine zehn Pferde hinein“, sage ich zu Emil, der wie immer im Auto auf mich wartet, denn Hotels gehören zu meinem Aufgabenbereich. Glücklicherweise finden wir in derselben Region das kleine Hotel Margaliti, wo wir für 70 Lari ein sympathisches Zimmer mit Bad kriegen, Wifi inklusive. Dass das Lavabo nicht dicht ist und demzufolge der Badezimmerboden immer nass ist, sehen wir erst spӓter.
 
 
 
 
 
 
064  Etwa 50km nach Tiflis auf der M5
in Richtung Aserbaidschan ist bei Sagarejo
die Abzweigung zur historischen Klosteranlage
von „Davit Gareja". Auf weiteren 46km
rollen wir durch eine traumhafte Landschaft .....
065  ..... mit grünen gewellten Hügeln
und dem salzhaltigen Kopatidze-See
(linkes Bild Nr. 064) .....
066  ..... und nur von der einzigen
Siedlung Udabno unterbrochen
 
Am nӓchsten Morgen regnet es. Wir frühstücken im Zimmer und fahren dann zu unserer Botschaft, um unsere neuen Pӓsse abzuholen. Netterweise lӓdt uns unsere Konsulin, die schon 3½ Jahre in Tiflis stationiert ist, zu einem Kaffee ein. Was früher meistens der Fall war, ist heute eine Seltenheit geworden, umsomehr schätzen wir es. Wir erfahren von einem Touristen, der in Armenien war und dann nach Aserbaidschan reiste. Die Aseri nahmen ihm anscheinen alles, was aus Armenien kam, weg, sogar Postkarten. Ob umgekehrt die Armenier genauso reagieren, wenn man mit einem Stempel aus Aserbaidschan im Pass ankommt, weiss sie nicht. Wir haben nun zwei Mӧglichkeiten: Entweder wir wagen den Grenzübertritt nach Aserbaidschan noch mit dem alten vollen Pass oder nehmen in Kauf, dass wir mit dem Aserbaidschan Stempel im neuen Pass an der Armenien-Grenze Probleme kriegen werden. Emil tippt auf die erste Variante. So verlassen wir unsere freundliche Botschaft ohne die neuen Pӓsse.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
067  Die sonst mondartige Halbwüste,
welche zur „Davit Gareja"-Klosteranlage
führt, wechselt im Frühsommer in
leuchtendes Grün .....
068  ..... und zaubert delikate
Glockenblumen hervor .....
069  ..... und bunte wilde Blumenteppiche
in wunderbaren Farbkombinationen
 
Die nächsten zwei Tage regnet es ununterbrochen. Wir verschieben deshalb unsere Stadtbesichtigung bis nach unserer Rückkehr aus Aserbaidschan. Am dritten Tag scheint die Sonne, der Himmel ist blau – es so richtiges Reisewetter. Motiviert rollen wir auf der M5 der Aserbaidschan-Grenze entgegen. Nach 50km taucht plötzlich unerwartet ein Wegweiser „Davit Gareja“ auf. Es ist der Name eines der interessantesten historischen Orte Georgiens, mit etwa 15 verstreuten Klöstern in totaler Abgeschiedenheit. Wir halten an und rӓtseln darüber, ob wir den Abstecher – rd. 46km – heute noch anpacken sollen und ob die Strasse überhaupt passabel ist. „Grüssgott“ tönt es in dem Augenblick. Ein Mann steigt aus einem grünen Pickup. Er ist Österreicher und Winzer und lebt schon 20 Jahre in Georgien. Bei ihm erkundigen wir uns über den Strassenzustand. „Sollte kein Problem sein“, ermuntert er uns. Kaum ausgesprchen, ist unser Entschluss gefasst. Wir tanken nochmals 50lt Benzin und machen uns erwartungsvoll auf den Weg.
 
 
 
 
 
 
070  Das Lavra-Kloster der „Davit Gareja"
-Anlage wurde vom syrischen Pater Davit
Gareja gegründet, der im 6. Jh zurückkehrte,
um das Christentum zu verbreiten. Einige
der Mönchszellen sind noch bewohnt .....
071  ..... einer der Mönche kommt
vom Klostergarten zurück. Die Mönche
sind autark, da sie in einer so
abgelegenen Gegend wohnen
072  Das Lavra-Kloster der „Davit
Gareja”-Anlage verschmilzt mit der
Natur und strahlt Harmonie und
Frieden aus. Einst standen in dieser
Abgeschiedenheit 15 Klöster
 
Nie hӓtten wir die Idylle erwartet, mit der uns die Natur bei jedem Kilometer verwöhnt: Soweit das Auge reicht, blicken wir auf eine hügelige satt grüne. völlig unberührte Landschaft. Wir fahren an zwei stillen Seen und an bunten Blumenwiesen vorbei, die mein Herz hӧher schlagen lassen. Keine Behausung weit und breit, nur unendliche Weite und Natur pur. Bei dieser Traumlandschaft nehmen wir sogar die immer schlechter werdende Teerstrasse in Kauf, die schlussendlich ganz aufhört und bald zu einer allrad-ähnlichen Piste ausartet. Am Ziel angelangt, sind wir allerdings nicht allein: Auf dem „Davit Gareja“-Parkplatz entsteigen gerade lӓrmende Studenten ihren Fahrzeugen.
 
 
 
 
 
 
073  Vom steinigen Pfad, der auf den
878m hohen Hügel ‚Udabno’ führt, zeigt
sich das Lavra-Kloster der „Davit
Gareja"-Anlage in einem neuen Bild .....
074  ..... Liliana ruht sich bei
Höhlenwohnungen in einer schattigen Ecke
vom anstrengenden Aufstieg aus .....
075  ..... während Emil bei
Felsformationen die Weitsicht geniesst
und für ein Foto posiert
 
Was für ein wunderbarer Ort! Der in den Fels gemeisselte georgisch-orthodoxe Kloster-Komplex mit seinen Felsen-Zellen zieht uns sofort in seinen Bann. Er wurde von Davit Gareja, einem syrischen Einsiedlermӧnch im 6. Jahrhundert gegründet, der vom Mittleren Osten zurückkehrte, um das Christentum in Georgien zu verbreiten. Umgeben von rӧtlichen Felsen und zartem Frühlingsgrün strahlt das nach der Restaurierung wieder bewohnte Lavra-Kloster eine unglaubliche Harmonie mit der Natur aus – ein Pastellfarben-Bild wie aus einem Bilderbuch!
 
 
 
 
 
 
076  Vom Hügel oberhalb der "Davit
Gareja"-Anlage blicken wir auf
aserbaidschanisches Land .....
077  ..... Die Blaumerle (Monticola
solitarius) hat sich auch den höchsten
Punkt ausgesucht .....
078  ..... die Hügelkette, die Georgien
von Aserbaidschan trennt, ist lang und
zerklüftet. Auf der Krete ist in der Ferne
der Tsitskhituri-Turm sichtbar
 
Ein steiniger, anstrengender Pfad führt auf einen Hügel – auf der andern Seite liegt Aserbaidschan. Emil geniesst von oben schon lӓngst die Aussicht, als ich endlich auf dem Gipfel ankomme. „Der 71-jӓhrige überholte sogar die Studenten“, lobe ich ihn. Ich selber muss ab und zu eine Verschnaufpause einschalten. Andererseits lasse ich mir viel Zeit, die teils für mich neuartigen Blumen und die herumflatternden Schmetterlinge in ihrer Vielfalt zu bestaunen. Die Jugendlichen beginnen langsam den Abstieg, es wird endlich ruhig. Nun wagt sich auch eine giftgrüne Echse aus ihrem Versteck und zwei Meter vor uns verschwindet eine braunrote giftige Viper zwischen zwei Steinen. Genau davor warnen die Reiseführer ausdrücklich!
 
 
 
 
 
 
079  Mittagessen in freier Natur bei der
„Davit Gareja"-Klosteranlage: Salami,
Brot, Tomaten, Gurken, Käse und
Wein aus Georgien
080  Schöner als jegliches von Hand
gemachte Blumenbouquet – vermutlich
eine Grosse Sterndolde (Astrantia major)
081  In der Abgeschiedenheit von
„Davit Gareja" entdecken wir sogar
eine Maurische Landschildkröte
(Testudo graeca)
 
Wie schon oft, kommen wir auch heute erst gegen fünf Uhr abends zu unserem kombinierten Mittag-/Nachtessen: Salami, Brot, Tomaten, Gurken, Kӓse und Wein aus Georgien. Unseren Campingtisch und die Stühle klappen wir auf einer schmalen Erdpiste am Rand eines gelben Blumenfeldes auf, wo Kühe weiden. „Ist es nicht wunderschön hier?„ schwӓrme ich begeistert, bis plötzlich ein Koloss von einem schwarzen Stier irgend etwas an uns nicht passt, immer nӓher und nӓher kommt und bedrohlich muht. Auch meine dunkelblaue Windjacke, die ich hastig über mein rotes T-Shirt ziehe, kann ihn nicht vertreiben; ebensowenig Emils grosse Steine.
 
 
 
 
 
 
082  In den kurzen Sommermonaten
zeigt sich die Natur von ihrer schönsten
Seite - Kleines Wiesenvögelchen
(Schmetterling) (Coenonympha
pamphilus)
083  Wo gibt es einen schöneren Nacht-
platz als hier am "Ende der Welt" zwischen
all der Blumenpracht? Kein Licht weit und
breit, kein Geräusch – nur wir zwei und
die Natur (bei Davit Gareja)
084  Kleine Begebenheiten wie die
Entdeckung eines Schmetterlings erhellen
unsere Tage: Zaunlilienfalter (Limenitis
reducta)
 
Ich habe tatsӓchlich Angst, dass er jede Minute angreift. Emil lacht mich aus. Aber ein Mӧnch und zwei Viehtreiber, die in der Nähe sind, scheinen es auch ernst zu nehmen. Sie realisieren ebenfalls, dass etwas nicht stimmt. Zu dritt kommen sie angerannt und vertreiben mit einem dicken Stock die ganze Herde. Unser Friede ist wieder hergestellt. Langsam wird es dunkel. Kein einziges Gerӓusch und kein fremder Lichtstrahl weit und breit stӧrt unsere perfekte Idylle. Gibt es einen schӧneren Nachtplatz, als hier am Ende der Welt zwischen all der Blumenpracht?
 
 
 
 
 
 
085  Das ländliche Leben in Georgien
ist teilweise noch nach alter Sitte. Es
erweckt Nostalgie
086  Emil strahlt nicht umsonst. Auf
seinem Teller liegt eine seiner Leibspeisen:
Ein „Khachapuri“ – ein georgischer
Käsekuchen. Auch der Humpen Bier
hebt seine Stimmung
087  Am 13.6.2013 ist nach 917
gefahrenen Kilometern unsere erste Etappe
in Georgien vorbei. Wir fahren bei
Lagodekhi dem nördlichen der zwei
Aserbaidschan-Grenzübergänge entgegen
 
Nur schwer reissen wir uns von dieser friedlichen Ecke los. Aber heute heisst es, die Grenze nach Aserbaidschan zu überqueren. Wieder auf der Hauptstrasse zurück, quälen wir uns viele Kilometer auf einer arg verlöcherten Teerstrasse dem Grenzposten entgegen und schliessen nach 917 gefahrenen Kilometern „Georgien zum Ersten“ ab. Unsere Sorge, dass der Georgien-Ausgangszoll wegen unseres vollen Passes Probleme machen könnte, ist umsonst. Der Immigrationsbeamte drückt den Ausgangsstempel auf die kleine leere Ecke neben dem Eingangsstempel. Hoffentlich läuft es in ein paar Wochen bei unserer „Georgien zum Zweiten“-Einreise mit demselben vollen Pass wieder ebenso sanft ab!
 
 
Die "Grössere" Mittlerer-Osten-Reise 2012/13:
Sharjah/Dubai/1st Traveler's Festival/Emirates National Auto Museum - V.A.E. mit Fahrzeug Nov. 2012 - Jan. 2013 - Teil 1
West-V.A.E. - Liwa - Vereinigte Arabische Emirate mit unserem Fahrzeug im Januar 2013 - Teil 2
Oman 2013 - Teil 1 - Februar 2013: Halbinsel Musandam
Oman 2013 - Teil 2 - Februar 2013: Sohar - Muskat - Rustaq - Nizwa
Oman 2013 - Teil 3 - März 2013: Sur - Ostküste - Insel Masirah - Dhofar
Oman 2013 - Teil 4 - März 2013: Salalah & Umgebung (Dhofar) - Nizwa
Oman 2013 - Teil 5 - März 2013: Westliches Hajar-Gebirge
Al Ain, Ostküste & Ras al Khaima - Vereinigte Arabische Emirate - mit unserem Fahrzeug im April 2013 - Teil 3
Iran - Teil 1: Fährhafen Bandar Abbas-Shiraz-Persepolis-Pasargad (zwischen Persepolis und Yazd) Mai 2013
Iran - Teil 2: Pasargad (exkl.)-Yazd-Esfahan Mai 2013
Iran - Teil 3: Esfahan (exkl.)-Chelgerd-Hamadan-Sanandaj-Orumiyeh-Türkische Grenze Mai 2013
Türkei: Iran Grenze-Esendere-Hakkari-Van-Doğubayazıt-Kars-Ardahan-Hopa-Georgien Grenze Mai/Juni 2013
Aserbaidschan: Georgien Grenze-Balakən-Şəki-Lahıç-Baku-Xınalıq-Quba-Laza-Baku-Gəncə-Georgien Grenze Juni 2013
Georgien - Teil 2a: Grenze Aserbaidschan-Tiflis-Grenze Armenien Juni/Juli 2013
Armenien - Teil 1: Georgien Grenze-Haghpat-Dilijan-Sevan-Tatev-Goris-Bergkarabach Juli 2013
Bergkarabach: Armenien-Stepanakert-Gandzasar-Martakert-Tigranakert-Tnjri-Shoushi-Armenien Juli 2013
Armenien - Teil 2: Bergkarabach-Goris-Tatev-Noravank-Khor Virap-Echmiadzin-Eriwan-Geghard-Gyumri-Georgien Grenze – Juli 2013
Georgien - Teil 2b: Grenze Armenien-Ninotsminda-Tiflis-Mtskheta-Kazbegi-Kutaisi-Zugdidi Juli 2013
Georgien - Teil 3a: Zugdidi-Swaneti-Zugdidi-Grenze Abchasien – Juli/August 2013
Abchasien: Georgien-Sukhumi-Tsebelda-Novyy Aton-Lake Ritsa-Gagra-Pitsunda-Georgien August 2013
Georgien - Teil 3b: Grenze Abchasien-Poti-Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine – August 2013