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Bilder unserer Reise nach Armenien – Teil 1
- Vom 2. bis 9. Juli 2013 Grenze Georgien - Akhtala - Haghpat - Dilijan - Lake Sevan - Selim - Arates - Bergkarabach
 
vorher:
Georgien Teil 2a 24. Juni bis 2. Juli 2013: Grenze Aserbaidschan - Tiflis - Grenze Armenien
Aserbaidschan – 13. bis 24. Juni 2013: Georgien Grenze - Balakən - Şəki - Lahıç - Baku - Xınalıq - Quba - Laza - Baku - Gəncə - Georgien
Georgien Teil 1 4. bis 13. Juni 2013: rkische Grenze - Adscharien - Tiflis - Kakheti - Grenze Aserbaidschan
Türkei 28. Mai bis 4. Juni 2013: Iran Grenze - Esendere - Hakkari - Van - Doğubayazıt - Kars - Ardahan - Hopa - Georgien Grenze
nachher im Kaukasus:
Bergkarabach 9. bis 17. Juli 2013: Armenien - Stepanakert - Gandzasar - Martakert - Tigranakert - Tnjri - Shoushi - Armenien
Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013: Bergkarabach - Goris - Tatev - Noravank - Khor Virap - Echmiadzin - Geghard - Gyumri - Georgien
Georgien Teil 2b 22. bis 31. Juli 2013: Armenien - Ninotsminda - Tiflis - Mtskheta - Kazbegi - Kutaisi - Zugdidi
Georgien Teil 3a 31. Juli bis 5. August 2013:  Zugdidi - Swaneti - Zugdidi - Grenze Abchasien
Abchasien 5. bis 13. August 2013: Georgien - Sukhumi - Tsebelda - Novyy Aton - Lake Ritsa - Gagra - Pitsunda - Georgien
Georgien Teil 3b 13. bis 15. August 2013: Grenze Abchasien - Poti - Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine
 
 
Armenien-Karte
 
 
   Karte Mittlerer Osten       Kaukasus-Karte
 
 
letzte Foto: 7. Juli 2013
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2. Juli 2013: „Touristen?” Fragend blickt uns der Immigrationsbeamte beim Grenzposten von Bagratashen an, als wir ihm unsere neuen, vor kurzem auf unserer Schweizer Botschaft in Tiflis/Georgien erhaltenen Pässe überreichen. Als wir bejahen, fügt er schnell hinzu: „Welcome in Armenia”. Er knallt den Eingangsstempel auf die hinterste Seite neben denjenigen von Georgien’s Ausgang. Einige Schritte weiter, erwartet uns schon ein Zollbeamter. Er stellt uns dieselbe Frage, öffnet kurz jede Autotür und schickt uns dann zum nebenan liegenden Hangar. „Aha, es scheint, dass wir jetzt ausladen müssen – seit Neuseeland vor 5½ Jahren das erste Mal”, sage ich beunruhigt zu Emil.
 
 
 
 
 
 
001  Armenien ist bekannt für seine
vielen Klöster. 25km nach dem nord-
östlichen Grenzposten von Bagratashen
wacht das Akhtale-Kloster aus dem 13. Jh.
am Rande des gleichnamigen Dorfes .....
002  ..... es ist vor allem wegen seiner
feinen Fresken geschätzt. Die fast unwirk-
liche Kraft der Farben ist charakteristisch
für typisch byzantinische Kunst; die
Themen sind mehr armenisch geprägt
003  Die Lage auf einem hohen Felsen
und der Friede, der die Wehrkirche von
Akhtale umgibt, ergeben einen idealen
Ort für ein entspanntes Picknick
Munteres Vogelgezwitscher begrüsst uns im Hangar. Schwälbchen fliegen geschäftig ein und aus. Als ich zur Decke hoch blicke, glaube ich meinen Augen nicht zu trauen. Seite an Seite kleben braune Schwalbennester aus Erde. Ich zähle 30, die noch intakt sind. Den abgebröckelten Spuren nach waren es aber bedeutend mehr. Aus schmalen Schlitzen erscheint ab und zu ein schwarzes Köpfchen. Es ist so herzerfrischend, dass ich spontan entscheide: Dies ist unser schönster Grenzübertritt überhaupt – es ist unser 490. insgesamt!
 
 
 
 
 
 
004  Nach Akhtale fahren wir durch
hügeliges, grünes und stark bewaldetes
Land dem nächsten „Sakralbau“
entgegen .....
005  ..... dem Haghpat-Kloster, das nur
12km weiter entfernt auf einem luftigen
Plateau thront. Als Perle von einem
Kloster gerühmt, gehört es zum
UNESCO Weltkultur-Erbe .....
006  ..... in seinen hellen Steinmauern
sind Nischen mit herrlichen Reliefs von
Smbat II Bagratuni, König von Armenien
und seinem jüngerer Bruder Gurgen I,
König von Lori. Ein ähnliches Relief ist
im Sanahin Kloster (Bild Nr. 20)
Dieses nette Erlebnis wird glücklicherweise von keinerlei Schikanen getrübt. Der uns gutgesinnte Zöllner zeigt lediglich auf unseren Gepäckträger und erkundigt sich, ob unsere zehn Benzinkanister, die wir seit Beginn unserer Weltreise mitführen, voll wären. Einmal mehr sind sie ein Thema. Mit unserem überzeugenden „Nein“ gibt er sich aber schnell zufrieden. Zusammen mit seinem Kollegen studiert und kommentiert er noch unser Länderband, bevor er Emil zur nächsten Zoll-Instanz begleitet. Total bezahlen wir dort US$80 an Strassengebühren usw. und €19 für eine obligatorische, einmonatige Haftpflicht-Versicherung. Damit sind wir aus Georgien kommend offiziell in unserem 175. Land eingereist.
 
 
 
 
 
 
007  Die nordwestliche Ecke des
Haghpat-Klosters: Rechter „Turm“
St. Astvatsatsin Kirche, linker „Turm“
St. N'shan Kirche
008  Gallerie und Akademie des
Haghpat-Klosters. Auf dem Sockel
steht der Kreuzstein „Amenaprkitch
Khachkar“ aus dem Jahr 1273
009  Ein Schwälbchen lugt neugierig
von seinem erdigen Nest, das an einem
Gewölbe des Haghpat-Klosters klebt.
Ruinen sind der Himmel für Vögel
Als erstes fällt uns auf, wie hügelig, wie grün und wie tief bewaldet die Landschaft ist. Aber auch wie viele Rostruinen ehemaliger russischer Fabriken herumstehen. Schweine tummeln sich mit ihrem Nachwuchs neben der Strasse – wir sind eindeutig wieder in einem christlichen Land – undenkbar in Aserbaidschan. Wir folgen der stark zerlöcherten Strasse entlang des Debed-Flusses mit den vielen Ausstellplätzen. Leider sind sie allesamt zugemüllt. Schnell erreichen wir die Abzweigung zum Kloster von Akhtale, das auf einem Hügel gelegen ist.
 
 
 
 
 
 
Ein schlicht gehaltener Kirchenaltar und fein gearbeitete Kreuzsteine sind Bestandteile
des weitläufigen Areals des Haghpat-Klosters, das sich hinter dicken Mauern verbirgt
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Die Spuren der Zeit sind bei den Aussenmauern des im 13. Jh. gebauten Klosters überall sichtbar. Das Innere jedoch beeindruckt durch viele gut erhaltene Fresken in kräftigen Farben, charakteristisch für die byzantinische Kunst. Erst spielen wir mit dem Gedanken, an diesem abgelegenen friedlichen Ort zu übernachten, ziehen dann aber doch noch zum nur rund 12km entfernten nächsten Kloster Haghpat weiter. Es thront auf einem luftigen Plateau auf der anderen Seite des Tals und wird als "Perle der Klöster" gepriesen. Es gehört zum UNESCO Weltkultur-Erbe.
 
 
 
 
 
 
013  Die ersten Sonnenstrahlen erfassen
das Kloster Haghpat mit dem prächtigen,
freistehenden Glockenturm (rechts im Bild)
014  Der Essraum im Service-Gebäude
an der Nord-Mauer
015  Steininschriften auf armenisch
Die Sonne steht schon tief, als wir dort eintreffen. Sofort realisieren wir, dass sich dieser geschäftige und zudem unebene Parkplatz mit den vielen Souvenir-Läden nicht als Schlafplatz eignet. Während wir beim sanften Abendlicht die Anlage mal kurz zu Fuss umrunden, kommen Maya und Wilfried aus Deutschland mit ihrem Toyota Hilux angefahren. Auch sie suchen einen Übernachtungsplatz. Schnell sind unsere beiden Männer auf Erkundungstour, und nach einer kurzen Fahrt durch holprige Feldwege werden sie fündig.
 
 
 
 
 
 
016  Emil tauscht Tips mit Maya und
Wilfried aus Deutschland aus. Wir campierten
zusammen auf einer kleinen Wiese mit
Blick auf die Haghpat-Klosteranlage
017  Eine noch arbeitende Fabrik aus der
Sowjetzeit stösst auf der gegenüberliegenden
Seite des Debed-Tales eine stinkende
Rauchfahne gegen den Himmel. Die meisten
sind heute stillgelegt und rosten vor sich hin
018  Dichte Bergwälder prägen
das Landschaftsbild der Provinz Lori,
als wir weiter der „Klosterstrasse“ folgen
Es ist eine kleine ebene Wiese mit wunderbarem Blick auf die Klosteranlage. Bald kreuzt ungewöhnlicher Besuch auf: Erst trudeln vier grunzende Schweine ein, dann zwei neugierige Pferde. Nebenan quaken die Frösche. Wir fühlen uns sehr wohl! Maya und Wilfried sind auch pensioniert und reisen oft. So gibt es viel zu erzählen und wir schlüpfen erst in unsere warmen Schlafsäcke, als wir so ziemlich durchfroren sind. Es wird kalt in der Nacht. Wir sind auf über 1’000 Metern Höhe.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
019  Hoch über dem Tal des Debed,
geflankt von riesigen uralten Bäumen, liegt
das moosbedeckte Sanahin-Kloster mit
seinen Jahrhunderte alten Grabplatten. Es
gehört ebenfalls zum UNESCO
Weltkultur-Erbe .....
020  ..... das Relief von Smbat II Bagratuni,
König von Armenien und seinem jüngerer
Bruder Gurgen I, König von Lori, das in die
dunklen Mauern geschnitten ist, vermittelt
eine gewisse Lebendigkeit. Ein ähnliches
Relief ist im Haghpat-Kloster (Bild Nr.6) .....
021  ..... im überwucherten Friedhof
sind eingezäunte Familiengräber mit
Fotos von Verstorbenen
Sonderbare Geräusche wecken uns frühmorgens: Da sind sie wieder, die zwei neugierigen Pferde von gestern Abend. Sie streifen schon um unseren LandCruiser herum. Heute haben sie ein übermütiges braunes Fohlen mitgebracht. Das Grunzen der Schweine ist auch schon zu hören. Zeit zum Aufstehen! Als wir aus unserem Auto kriechen, lässt die aufgehende Sonne gerade den Bergrücken hinter dem Kloster in hellem Grün erstrahlen. Kurz darauf erfasst sie auch die Haghpat Klosteranlage – ein wunderschöner Anblick. Mit dieser reizvollen Kulisse vor Augen frühstücken wir an der wärmenden Sonne und tauschen mit Maya und Wilfried noch letzte wertvolle Reisetipps aus. Ihre Zeit in Armenien ist abgelaufen. Heute wollen sie nach Georgien ausreisen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
022  Kerbel (Anthriscus cerefolium)
wie wir ihn von daheim in Erinnerung
haben mit der Ausnahme, dass er hier
eine enorme Grösse erreicht
023  Der Debed-Fluss schlängelt sich
malerisch durch die enge Schlucht. Die
Strasse, die dem Flussbett folgt, ist die
Hauptverkehrsader, welche die beiden
Hauptstädte Eriwan in Armenien mit
Tiflis in Georgien verbindet .....
024  ..... beim steinigen Flussbett finden wir
ein ruhiges Plätzchen für unsere Mittagsrast
Haghpat wird zurecht die „Perle der Klöster“ genannt. Alles ist auf der weitläufigen Klosteranlage hinter den dicken Mauern gut erhalten: Der freistehende Glockenturm, die Kirchen, die feinen Reliefs und die Kreuzsteine. Wenige Kilometer weiter auf der „Klosterstrasse“ steht der dritte und der zweite Sakralbau hintereinander, der zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde: Das Sanahin-Kloster. Mit uns manövrieren drei Tourbusse die schmale Strasse zum Hügel hoch: ‚Studioso-Reisende’, Koreaner und Russen. Souvenir-Läden belagern den Eingang. Eine hartnäckige Verkäuferin spricht sogar deutsch. Das moosbedeckte alte Kloster mit seinen Jahrhunderte alten Grabplatten und grossen uralten Bäumen sieht fast ein bisschen gespensterhaft aus. So auch der überwucherte Friedhof mit seinen eingezäunten Familiengräbern.
 
 
 
 
 
 
025  Zwischen Vanadzor und Dilijan
erstreckt sich bei Lemontovo ein grünes
fruchtbares Tal. Auffallend sind die tiefen
Wellblechdächer der Bauernhäuser .....
026  ..... eine Bachstelze (Motacilla
alba) beobachtet die Welt aus ihrer
Perspektive .....
027  ..... die sauber abgeteilten Gemüse-
felder und das in einer geraden Linie
ausgerichtete Bauerndorf Margahovit unter-
mauern das Friedliche der ländlichen Szene
Wir folgen dem Debed Canyon, der sich malerisch durch das enge Tal schlängelt, und picknicken beim steinigen Flussbett. Wenig später sind wir in Vanazor – einer hässlichen Stadt mit gesichtslosen russischen Wohnblöcken und arg verlöcherten Strassen. Dort zweigen wir nach Osten ab, nach Dilijan, auch „Schweiz Armeniens“ genannt. Die Fahrt geht durch eine liebliche Gegend entlang eines fruchtbaren, grünen Tals mit Gemüseanbau und blühenden Wiesen. Nicht der beliebte Ferienort ist jedoch unser Hauptziel. Es ist das Haghartsin-Kloster, das wir durch das bewaldete Dilijan Naturreservat erreichen. Es zweigt 6km östlich des Städtchens ab. Nach fünf Kilometern bergwärts auf einer neuen Asphaltstrasse taucht das „Märchenschloss“ auf. Vom ersten Moment, wo wir es erblicken, bezaubert es uns.
 
 
 
 
 
 
028  6km östlich von Dilijan zweigt eine
gute Asphaltstrasse in das bewaldete
Dilijan-Naturreserat ab. Nach weiteren 5km
Bergstrasse taucht es auf: Das Haghartsin
Kloster, was „Tanz des Adlers" heisst .....
029  ..... das Kloster hat drei
Kirchen: Für Gregory der Erleuchter,
für die Jungfrau Maria und die Kappelle
von St. Stepanos.....
030  .....es liegt versteckt in einem
reizvollen Waldtal, stammt aus dem
12. Jh. und wurde von zwei Prinzen
des Bagratuni-Königreichs gebaut
Umgeben von dichtem Wald, kontrastiert es mit seiner hellen grauweissen Fassade wunderbar gegen das Dunkel der Bäume. Die Lage ist einzigartig. Die Versuchung ist gross, auf dem kleinen ebenen Platz am Ende der Strasse zu übernachten. Als dann aber immer wieder Motorradfahrer angebraust kommen, ziehen wir es vor, auf einen der ‚versteckten’ Picknickplätze im Natur-Reservat umzuziehen. Je dunkler es jedoch wird, desto mehr beschleichen uns Zweifel der Sicherheit. Irgendwie fühlen wir uns wie in einer Mausefalle. Obschon die Nacht bereits hereinbricht, kehren wir daher wieder zur Hauptstrasse zurück. Dort folgen wir spontan dem Wegweiser zum Hotel Tavush. Der Besitzer, der gut deutsch spricht, gestattet uns freundlicherweise, auf seinem bewachten Parkplatz im Auto zu schlafen.
 
 
 
 
 
 
031  In der Nähe des Haghartsin-Klosters
stehen in einer überwachsenen Waldgegend
noch Kreuzsteine aus dem Mittelalter
032  Zarte weisse Glöckchen ist eine der
vielen Blumenarten, die in der Region um
das Haghartsin Kloster wachsen .....
033  ..... ein Klee-Blumenduo
(Trifolium) leuchtet aus
dem satten Grün
Nachts hat es stark geregnet und dichter Nebel hängt über dem Wald. Trotzdem beschliessen wir, nochmals zum Haghartsin-Kloster heraufzufahren und dort auf dem Parkplatz zu frühstücken. Während Emil seine Statistiken nachführt, wandere ich durch die Umgebung und entdecke immer wieder wunderschöne Blumen, noch vom Morgentau bedeckt. Die aufgeweckte junge ‚Kloster-Hündin’ folgt mir enthusiastisch auf Schritt und Tritt. Und dann piekt auch schon die Sonne hervor und untermauert das märchenhafte Aussehen des Klosters.
 
 
 
 
 
 
034  Ein herziges Häuschen in Dilijan im
Lebkuchenhaus-Stil. Das „alpine“ Dilijan
wird auch „Armenische Schweiz" genannt.
Hier führte vor Kriegsbeginn 1988 die
Hauptverbindung zwischen Armenien
und Aserbaidschan durch
035  Nein, Maiskolben wachsen auch
hier nicht auf Bäumen! Man steckt sie
an Äste, um auf den nächsten Strassen-
Verkäufer von heissen Maiskolben
aufmerksam zu machen
036  Roter Mohn oder Türkischer Mohn
(Papaver orientale) ist weitverbreitet und
zieht uns in seiner intensiven Leuchtkraft
immer wieder zum fotografieren an
Unsere Mägen knurren langsam, es ist Mittag geworden. In Dilijan essen wir in einem Restaurant auf dem Hauptplatz armenisches Kebab und Pommes. Dazu gibt es je ein grosses armenisches Bier, das uns jedoch nicht besonders schmeckt. Auf der Suche nach dem im Lonely Planet erwähnten historischen Stadtteil, den es gar nicht zu geben scheint, treten zwei Polizisten ans Auto. Immer wieder zeigen sie auf unsere Kanister auf dem Dach. Wir spielen ‚dumm’, denn wir wissen, dass die beiden einen Grund suchen, etwas Geld zu kassieren. Bei uns gehen sie aber leer aus.
 
 
 
 
 
 
Auf der alten Sevan-Passstrasse (2’114m) von Dilijan zum Sevan-See trifft uns die Frühlingsexplosion in voller Wucht. Wunderschöne
Blumenteppiche in weiss, rot, lila, gelb, rosa und blau leuchten uns von allen Seiten entgegen – die Vielfältigkeit an Farben, Arten und
Kombinationen sind endlos. Denken wir, es kann nicht mehr schöner werden, gibt es eine weitere Steigerung. Es ist eine Party für unsere
Sinne. Und wir haben die ganze Pracht für uns alleine, denn der schnellere, 2’150m lange Tunnel wird bevorzugt
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Unterdessen ist es späterer Nachmittag geworden. Spontan entscheiden wir, nochmals eine Nacht im Tavush-Hotel zu verbringen, diesmal aber in einem Zimmer. Wir sind die einzigen Gäste und haben auch einen grossen Aufenthaltsraum für uns alleine. Bis spät sind wir am Laptop beschäftigt, und gerade, als wir ihn runterfahren wollen, trifft zu unserer Freude noch die Autobewilligung für Abchasien ein.
 
 
 
 
 
 
Nicht nur endlos scheinende Blumenwiesen begeistern uns, sondern auch die Einmaligkeit und Zartheit
jeder einzelnen Blüte, die wir auf der Sevan-Passhöhe auf dem Weg zum Sevan-See entdecken
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Ausgeschlafen und frisch geduscht machen wir uns auf den Weg in den Süden zum Lake Sevan, auf 1’900m Höhe gelegen. Mit einer Fläche von 1’242km² ist er der grösste See in der Kaukasus Region. Anstatt den schnellen, 2'150m langen Tunnel wählen wir die alte, längere Passstrasse über 2'114m Höhe. Sie entpuppt sich als einsam und traumhaft schön. Der Frühlingszauber ist wirklich in vollem Gang. Rechts und links der Strasse dehnen sich alpine Blumenteppiche in einer unglaublichen Artenvielfalt mit immer wieder neuen Farbenkombinationen aus.
 
 
 
 
 
 
Die Höhe des Sevan-Passes von über 2’100m auf der 35km langen Strasse von Dilijan zum Sevan-See
ist ein Paradies für das Wachstum alpiner Blumen. Wir können nicht aufhören, sie zu fotografieren!
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Ein Teppich ist bunter als der andere – in weiss, rot, lila, gelb, rosa und blau. Meine Begeisterung nimmt kein Ende und ich stecke mit meinem Fotografierrausch auch Emil an. Denken wir, schöner kann es nicht mehr werden, so überrascht uns eine weitere Steigerung. Kein Wunder, dass wir über drei Stunden inmitten dieser Blütenpracht verbringen. Auch für unser Mittagspicknick können wir uns keinen schöneren Ort vorstellen. Blumenteppiche sind etwas, das uns immer begeistern kann.
 
 
 
 
 
 
046  Hinter der bunten Blumenwiese grüsst
der Sevan-See. Er liegt auf 1’900m Höhe,
bedeckt eine Fläche von 940 km² und ist
somit der grösste See in der Kaukasus-
Region. Der Frischwassersee beherbergt eine
gesunde Fisch-Population, darunter den
„Ishkhan" (Salmo ischchan), die Prinzforelle
047  Das Sevan-Kloster „Sevanavank“
liegt 6km vor dem gleichnamigen Ort und
bietet einen wunderbaren Blick auf den
gleichnamigen See .....
048  ..... fein gemeisselte Ornamente
zieren eine der alten Steinmauern
Ein kurzer Abstieg, dann rollen wir dem Sevan-Seeufer entlang zum Kloster Sevanank. Frischer und geräucherter Fisch wird mancherorts angeboten. Auf dem Parkplatz am Fusse des Klosters haut uns der Anblick der Menschenmassen fast um. Es ist mehr Pflichtübung als Enthusiasmus, als wir die vielen Treppen zum Kloster hochsteigen, wo Souvenir-Verkäufer und ihre Bilder jede Ecke ausfüllen. Ausser dem Seeblick und einigen fein gemeisselten Ornamenten, welche die Steinmauern zieren, gibt es wenig, das uns halten kann. Am Ende müssen wir uns noch mit dem Parkplatzwächter herumstreiten. Er will AMD (Dram) 500 anstatt 200 haben. Wir seien ein Büsschen, insistiert er. Sind wir aber nicht. Er bekommt 200.
 
 
 
 
 
 
049  Das Marschland des Sevan-
Nationalparks bleibt vom Massentourismus
verschont, der den Sevan-See während
der zehn Sommerwochen heimsucht
050  30km südlich von Sevan, direkt
am Seeufer, liegt das 1100 Jahre alte
Hayravank-Kloster, gebaut aus Tuffsteinen,
welche hier die Landschaft prägen .....
051  ..... reich verzierte "Khachkars"
– Kreuzsteine aus dem Mittelalter
– säumen den Treppenaufgang
zum Hayravank-Kloster
Schnell lassen wir das touristisierte Sevan hinter uns. Entlang des Sevan Nationalparks mit seinem friedlichen Marschland gelangen wir zum 1’100 Jahre alten Hayravank-Kloster, wunderschön am Seeufer gelegen. Es ist aus den Tuffsteinen der Region gebaut und mit rostroten Flechten bedeckt. Reich verzierte ‚Khatchkars’ – Kreuzsteine aus dem Mittelalter – ragen gegen den tiefblauen Himmel. Es ist ein wunderbarer Anblick. In unmittelbarer Nähe entdecken wir eine Graspiste durch Tuffstein-Felsen.
 
 
 
 
 
 
052  Ein prächtiger Kontrast: Die mit
rostroten Flechten bedeckten Tuffsteine
und das tiefe Blau des Sevan-Sees
beim Hayravank-Kloster
053  Unser wild romantischer Nachtplatz
mit Seeblick zwischen den Tuffsteinen beim
Hayravank-Kloster, wo uns Blitz und Donner
bis weit nach Mitternacht wach hielten
054  Glückliches Pferd, in einer solch
schönen Gegend frei grasen zu können
Da es Abend wird, liebäugeln wir damit, in dieser wildromantischen Gegend zu übernachten. Wir schalten den Allrad zu und folgen der Spur hügelwärts. Schon bald finden wir „unser“ Plätzchen. Wir sitzen gerade gemütlich draussen, als plötzlich in kurzen Intervallen Blitze zucken und Donner grollt. Eine dunkle Gewitterfront nähert sich uns rasend. In Rekordzeit räumen wir um und machen unsere Betten – gerade noch rechtzeitig, bevor der Himmel seine Schleusen öffnet. Das Gewitter grollt noch bis weit nach Mitternacht. Erst dann finden wir endlich etwas Schlaf.
 
 
 
 
 
 
055  Schneeflächen bedecken immer
noch Teile des 3’597m hohen Azhdahak-
Berges westlich des Sevan-Sees, der
selbst schon auf 1’900m Höhe liegt
056  Das ist kein Einzelfall: Eine Bauruine
samt Kran aus der Sowjetzeit am Ufer des
Sevan-Sees. Es hätte ein Hotel werden
sollen, doch das Geld ging infolge des
Krieges mit Aserbaidschan aus und sie
wird nun ihrem Schicksal überlassen
057  Kugeldisteln (Echinops
sphaerocephalus), die sich besonders
hübsch gegen eine dunkle Felsmauer
abheben
Das nächtliche Gewitter hat die Wolken weggefegt und den Blick auf den 3'597m hohen Azhdahak Schneeberg freigegeben. Ein alter bärtiger Hirte treibt seine Kuhherde an unserem Frühstückstisch vorbei, dann sind wir wieder allein. Es wird Mitte Vormittag bis wir uns von dieser Idylle losreissen und zu unserem nächsten Ziel weiterziehen: Zu der grossen Ansammlung von mittelalterlichen Steinkreuzen von Noratus, die auf einem grossen Feld verteilt sind. 800 sollen es sein, die zwischen dem 9. und 17. Jh. gemeisselt wurden. Strickerinnen, vorwiegend hohen Alters, sitzen zwischen den fein gemeisselten mittelalterlichen Werken. Sie bieten selbstgemachte Handschuhe und Mützen zum Kauf an.
 
 
 
 
 
 
058  Etwas südwestlich des Hayravank-
Tuffsteinklosters liegt das Dorf Noratus,
bekannt für seine mittelalterlichen Kreuz-
steine, genannt „Khachkars", die charak-
teristisch für die christlich-armenische
Kunst sind
059  Der Friedhof im Osten des Dorfes
ist übersät mit über 800 Kreuzsteinen und
Gräbern, die zwischen dem 9. und 17.
Jahrhundert gemeisselt wurden .....
060  ..... und alle möglichen fein
bearbeiteten Motive aufweisen
Weiterhin dem Seeufer folgend, fahren wir nach Marturi, wo wir auf die gute Asphaltstrasse zum 2’410m hohen Selim-Pass abzweigen. Eine wunderschöne Tundra-Landschaft, die uns an Inuvik in Kanada erinnert, und langstielige, goldgelbe Blumen am Wegesrand erfreuen uns beim Aufstieg. Die Passhöhe hält für uns zwei Überraschungen bereit: Ein weit reichender Rundblick und die alte Selim Karawanserei, wo sich in früheren Zeiten Mensch und Tier auf ihrer „Seidenstrassen“-Handelsroute ausruhten. Wir verweilen nicht lange und nehmen gleich die vielen Serpentinen ins Arpa-Tal in Angriff. Bei jedem Kilometer wird es heisser. Beim Mittagessen suchen wir bereits den Schatten unseres LandCruisers auf.
 
 
 
 
 
 
Ausser den Hunderten von Kreuzsteinen gibt es in Noratus auch Grabsteine aus dem 1. und 2. Jahrhundert mit feinen Details:
061  Kreuze mit verschiedenen
Gravierungen
062  Ein Hirte hoch zu Pferd und
Musizierende auf einem Wagen
063  Eine Frau vor einem Wasserkrug (?)
Bei Shatin entscheiden wir uns spontan für einen Abstecher nach Yeghegis. Er führt uns durch ein enges, imposantes Flusstal, eingerahmt von hohen Berspitzen. Aprikosen und Baumnüsse wachsen im fruchtbaren Tal. Die Aprikosen sind erntereif. Schwer hängen die grossen gesunden Früchte von den sich biegenden Ästen. Viele liegen am Boden. Dann lesen wir sie auf, sofern sie nicht schon von den Vögeln zerpflückt wurden. Auch gibt es einen 800 Jahre alten, verwilderten jüdischen Friedhof mit einigen Grabsteinen mit hebräischen Inschriften. Der älteste datiert aus dem Jahre 1266 und der neueste 1346. Bis heute weiss man nichts Näheres über das Erscheinen und Verschwinden der jüdischen Gemeinschaft.
 
 
 
 
 
 
064  Weckt Erinnerungen an die kanadische
Tundra auf dem Weg nach Inuvik in den
Nordwest-Territorien: Landschaft südlich
von Martuni auf der Nordseite des Aufstiegs
zum 2’410m hohen Selim-Pass
065  Auf dem 2’410m hohen Selim-Pass
steht die alte Selim-Karawanserei. Hier
ruhten sich damals Mensch und Tier auf
ihrer „Seidenstrassen“-Handelsroute
über die Geghama-Bergkette aus .....
066  ..... das Innere der Karawanserei
Kirchen und Klöster gibt es auch in dieser Gegend zur Genüge. Eine der Ruinen ist diejenige des Arates-Klosters, erreichbar auf einer guten Asphaltstrasse vom Dorf Hermon aus. Vorbei an einigen baufälligen Hütten steigen wir immer höher gegen die Berge. Fast zuoberst, wo die Bergspitzen gegen den blauen Himmel ragen, sind wir am Ziel. Enttäuschung macht sich breit: Ist das alles, was vom einstigen Glanz der drei Kirchen aus dem 7. und 13. Jh. übrig blieb? Es scheint so!
 
 
 
 
 
 
067  Auf vielen Serpentinen geht es auf
guter Asphaltstrasse vom Selim-Pass runter
ins Arpa-Tal. Bei jedem Kilometer wird es
wärmer
068  Auf halbem Weg zwischen Selim-
Pass und dem Arpa-Tal machen wir
einen Abstecher von Shatin ins Yeghegis-
Tal, welches für seineKonzentration an
Kirchen bekannt ist. Hier die Zorats-
Kirche aus dem Jahr 1303 bei Yeghegis
069  Das Yeghegis-Tal überrascht uns
mit einem prächtigen Bergpanorama und
Aprikosen- und Baumnussplantagen
Die Anlage ist zerfallen und überwuchert, die Kreuzsteine sind vermoost. "Pass auf, hier gibt es bestimmt Schlangen", erinnere ich Emil, als wir durch das hohe Gras in die moderigen inneren Gänge treten. Ausser einer Wand mit fremdartigen Inschriften hat nichts überlebt. Aber wir sehen eine Schlange, eine rotbraune. Sie flüchtet direkt vor Emil's Füssen und verschwindet unter einen Stein. Trotz der Enttäuschung hat sich die Fahrt hierher gelohnt: Auf einer überwucherten Piste unterhalb der Klosterruine finden wir in totaler Einsamkeit ein wunderbares Campingplätzchen mit einem weitschweifenden grünen Hügelpanorama. Wir sind auf 1’800m Höhe.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
070  Einen leuchtenden Käfer auf einer
Blume zu entdecken, ist immer ein
erfreulicher Augenblick
071  In der Nähe des Yeghegis-Dorfes
verbirgt sich hinter diesem Metalltor ein
800 Jahre alter verwildeter jüdischer
Friedhof auf der Südseite des Baches.
Woher die jüdische Gemeinschaft kam
und warum sie wieder verschwand
bleibt bis heute ein Geheimnis .....
072  ..... die Grabsteine mit hebräischen
Inschriften zeigen biblische Verse und
Namen der Verstorbenen. Der älteste
datiert aus dem Jahr 1266 und der
neueste aus dem Jahr 1346
Das Summen von Hummeln und das Gezwitscher von Vögeln umgeben uns beim Frühstück. Wir fahren zurück zur M10 und dann kontinuierlich auf der M2 nach Osten, einer miserablen Löcherstrasse, alles im 2. Gang. Dafür ist die Landschaft mit weissen, lila, rosa und gelben Blumenwiesen eine Augenweide. Der Frühlingszauber begleitet uns nun schon seit Iran, der Türkei, Georgien, Aserbaidschan und jetzt weiterhin auch in Armenien. Wer durfte schon einen so lang andauernden Frühling durch fünf Länder erleben?
 
 
 
 
 
 
073  Auf dem Berg oberhalb des Dorfes
Hermon liegt das Arates-Kloster mit drei
Kirchen aus dem 7th und 13th Jahrhundert.
Ausser der schönen Berglage bleibt nicht
mehr viel vom einstigen Glanz .....
074  ..... die Wand mit Inschriften ist
eines der einzigen Stücke das überlebte
075  Liliana bereitet das Frühstück zu.
Wir haben auf einer überwucherten Piste
unterhalb der Klosterruine von Arates
auf 1800m übernachtet
Weiter zur Fortsetzung der Armenien-Reise: Armenien Teil 2 17. bis 22. Juli 2013 von Bergkarabach nach Georgien Teil 2b
 
Die "Grössere" Mittlerer-Osten-Reise 2012/13:
Sharjah/Dubai/1st Traveler's Festival/Emirates National Auto Museum - V.A.E. mit Fahrzeug Nov. 2012 - Jan. 2013 - Teil 1
West-V.A.E. - Liwa - Vereinigte Arabische Emirate mit unserem Fahrzeug im Januar 2013 - Teil 2
Oman 2013 - Teil 1 - Februar 2013: Halbinsel Musandam
Oman 2013 - Teil 2 - Februar 2013: Sohar - Muskat - Rustaq - Nizwa
Oman 2013 - Teil 3 - März 2013: Sur - Ostküste - Insel Masirah - Dhofar
Oman 2013 - Teil 4 - März 2013: Salalah & Umgebung (Dhofar) - Nizwa
Oman 2013 - Teil 5 - März 2013: Westliches Hajar-Gebirge
Al Ain, Ostküste & Ras al Khaima - Vereinigte Arabische Emirate - mit unserem Fahrzeug im April 2013 - Teil 3
Iran - Teil 1: Fährhafen Bandar Abbas-Shiraz-Persepolis-Pasargad (zwischen Persepolis und Yazd) Mai 2013
Iran - Teil 2: Pasargad (exkl.)-Yazd-Esfahan Mai 2013
Iran - Teil 3: Esfahan (exkl.)-Chelgerd-Hamadan-Sanandaj-Orumiyeh-Türkei Grenze Mai 2013
Türkei: Iran Grenze-Esendere-Hakkari-Van-Doğubayazıt-Kars-Ardahan-Hopa-Georgien Grenze Mai/Juni 2013
Georgien - Teil 1: Türkei Grenze-Adscharien-Gori-Tiflis-Kakheti-Aserbaidschan Grenze Juni 2013
Aserbaidschan: Georgien Grenze-Balakən-Şəki-Lahıç-Baku-Xınalıq-Quba-Laza-Baku-Gəncə-Georgien Grenze Juni 2013
Georgien - Teil 2a: Grenze Aserbaidschan-Tiflis-Grenze Armenien Juni/Juli 2013
Bergkarabach: Armenien-Stepanakert-Gandzasar-Martakert-Tigranakert-Tnjri-Shoushi-Armenien Juli 2013
Armenien - Teil 2: Bergkarabach-Goris-Tatev-Noravank-Khor Virap-Echmiadzin-Eriwan-Geghard-Gyumri-Georgien Grenze – Juli 2013
Georgien - Teil 2b: Grenze Armenien-Ninotsminda-Tiflis-Mtskheta-Kazbegi-Kutaisi-Zugdidi Juli 2013
Georgien - Teil 3a: Zugdidi-Swaneti-Zugdidi-Grenze Abchasien – Juli/August 2013
Abchasien: Georgien-Sukhumi-Tsebelda-Novyy Aton-Lake Ritsa-Gagra-Pitsunda-Georgien August 2013
Georgien - Teil 3b: Grenze Abchasien-Poti-Fähre nach Ilyichevsk/Ukraine – August 2013